Freitag, 30. Mai 2008

Eine kleine Geschichte der Ignoranz und Arroganz

27.06.2007, Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und SPD, Kapitel "Wirtschaft", Punkt 10 (Seiten 4, 5):

"Das Philips-Field wird entsprechend der von der BIS erteilten Zusage zur Errichtung eines integrierten Nahversorgers veräußert. Erwartet werden 70 bis 80 neue Arbeitsplätze sowie 300 Parkplätze als Ersatz für weggefallene Einkaufsmöglichkeiten und Arbeitsplätze. Der Verkaufserlös wird zur Hälfte für die Investition am Sportgarten zur Verfügung gestellt, die andere Hälfte wird dem Haushalt zugeführt."


In der Koalitionsvereinbarung ist an keiner Stelle festgelegt worden, dass "Kaufland"auf dem Phillips Field angesiedelt werden soll. Jedoch wird hier hier erstmals die Absicht erwähnt, einen Supermarkt auf das Phillips Field zu bauen.

Nebenbei bemerkt ist es mir bis heute allerdings ein Rätsel geblieben, wie "300 Parkplätze" über den Verlust von "Einkaufsmöglichkeiten und Arbeitsplätzen" hinwegtrösten sollen.

Link: Die Koalitionsvereinbarung als PDF auf der Homepage der SPD Bremerhaven.


Herr Teiser in der Nordsee-Zeitung vom 24.11.2007:


"Der Supermarkt wird zum Anlass genommen, um einer allgemeinen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Der normale Leher Durchschnittsbürger, der statt zu Stadtteilkonferenzen zu gehen zu Hause vor dem Fernseher sitzt, der hat gar keinen Grund gegen Kaufland zu sein."


12.12.2007, Veranstaltung "Forum Nordsee Zeitung" mit Podiumsdiskussion in der "Theo" zum Thema Kaufland:

Der Herr Teiser (CDU, Bürgermeister) tut sich als größter Kaufland- Fürsprecher in der Großen Koalition hervor. Er mag jedoch darüber nicht mit "normalen Leher Durchschnittsbürgern" diskutieren, und schickt statt dessen Herrn Bödeker vor. Dieser rezitiert zum Thema immer wieder gebetsmühlenartig die gleichen Satzhülsen. Schlüssige Argumente für Kaufland kann oder will er, auch auf Nachfrage der anderen Podiumsteil- nehmer, nicht vorweisen. Das mehrfache Angebot des Vertreters der IHK, gemeinsam mit der Politik ein Einzelhandelsgutachten für Lehe in Auftrag zu geben, weist er ohne sachliche Begründung als "überflüssig" zurück. Argumente gegen die Meinung der CDU aus dem Publikum werden ignoriert und nicht zur Kenntnis genommen. Eine Diskussion zwischen einigen Arbeitnehmerinnen im Einzelhandel aus dem Publikum, die um ihre Arbeitsplätze besorgt sind, und Herrn Bödeker kommt nicht wirklich zustande.


16.03.2008, Ganzzseitige Anzeige der CDU im Sonntagsjournal (Auszug):
Achtung! Falschaussage:

"... Es trifft im Übrigen nicht zu,
dass das Phillips Field ein Sportplatz war ..."

Und was ist das hier ?

Richtig: Das Phillips Field! Und was noch?
Antwort: Mit der Maus auf das rechte Foto klicken


Richtigstellung:

Der Platz ist in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zum Abzug der amerikanischen Streitkräfte nach dem Ende des kalten Krieges nie anders genutzt worden, wie als Sportplatz ... -ach ja - natürlich bis auf einmal jährlich während des deutsch-amerikanischen Volksfestes, das immer zusammen mit dem Bremerhavener Freimarkt stattfand. Abgesehen von den Bremerhavenern, die nach dem Abzug der Amerikaner aus Bremerhaven geboren sind, können sich sicher alle Bremerhavener noch gut an das deutsch-amerikanische Volksfest auf dem Phillips Field erinnern. Seitdem ist der Platz bis heute immer ein Sportplatz gewesen (siehe Foto; demnach sogar ein Städtischer).

Ich will der CDU aber mal zu Gute halten, dass ihr langsam die Argumente für Kaufland auf dem Phillips Field ausgehen. Da greift man schon mal zu solchen Schutzbehauptungen.


Nordsee-Zeitung am 24.05.2008:
Während die SPD beschlossen habe, vor des Bebauung des Phillips Fields mit einem Kaufland Markt ein Einzelhandelsgutachten einzuholen, so wie es auch die IHK und der Unternehmensverband Nordwest aus Sorge um die Existenz des etablierten Einzelhandels fordern, stehe die CDU ohne Wenn und Aber zum Bau.


Weil Herr Teiser "am Ende nicht mit leeren Händen dastehen" will ist es ihm offensichtlich völlig egal, ob die in Lehe ansässigen Einzelhändler (zum Teil Familienbetriebe seit mehreren Generationen) am Ende mit leeren Taschen vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.


Die Nordsee-Zeitung zitiert Herrn Teiser mit den Worten:


"Es gibt nichts ohne Restrisiko"


"... für den etablierten Leher Einzelhandel und den Rest von Lehe"
vergaß er wohl ergänzend zu erwähnen.

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