Sonntag, 1. Februar 2009

Restaurierung verwahrloster Gebäude - Priorität vor Abriss


Verwahrlostes Gebäude in der Stormstraße 49

Am 24.01.2009 berichtete die Nordsee-Zeitung in einem Artikel mit der Überschrift "Hausabriss wird diskutiert", im Bau- und Umweltausschuss stehe am 29.01.2009 eine Diskussion über den Abriss verwahrloster Immobilien im Stadtteil Lehe im Rahmen des Bundesprogramms Stadtumbau West auf der Tagesordnung. Weil in nahezu allen Stadtteilen ein Überangebot von unbewohnten Miet und Eigentumswohnungen vorhanden sei, müsse man auch hier gegensteuern. Das Stadtpanungsamt habe gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft eine Liste der Abrisskandidaten aufgestellt, welche im Bau- und Umweltausschuss vorgestellt werde.

Diesem Artikel hatte ich, ebenso wie viele andere Menschen mit denen ich darüber gesprochen habe auch, entnommen, der Erhalt des gründerzeitlichen Stadtbildes in Lehe sei Schnee von gestern. Es ginge nur noch darum, verwahrloste Gebäude abzureißen. Theoretisch hätte ein solches Vorgehen das Sterben der "Altstadt von Bremerhaven" - wie das Viertel inzwischen von vielen Lehern liebevoll genannt wird - auf Raten bedeuten können.

In einem Telefongespräch mit einem Mitarbeiter des Stadtbauamtes wurde mir jedoch versichert, die Nordsee-Zeitung habe den Sachverhalt missverständlich dargestellt. Es sei keinesfalls an den Abriss aller verwahrlosten Gebäude gedacht, da ein solches Vorgehen das gründerzeitliche Stadtbild Lehes in der Tat nachhaltig schädigen würde. Vielmehr stehe nach wie vor die Restaurierung und Sanierung verwahrloster Immobilien im Vordergrund. Der Abriss von Gebäuden sei nur die allerletzte Option unter vielen anderen möglichen Maßnahmen. Bei Neubauten solle darauf geachtet werden, dass diese sich harmonisch in das Bild des Umfelds einfügen.

Bei der von der Nordsee-Zeitung mit "Liste der Abrisskandidaten" betitelten Aufstellung handele es sich um drei Objekte, die nach übereinstimmender Ansicht von Baufachleuten nicht mehr zu erhalten seien. Eines der drei Objekte, das Haus mit der Nummer 49 in der Stormstraße, falle zudem nicht unter den Gesichtspunkt "erhaltenswerte Gründerzeitfassade". Eines der anderen beiden Häuser sei innen vollständig zerstört, da im Laufe der Zeit die Decken/Fußböden der oberen Stockwerke zusammengebrochen und innerhalb des Hauses bis nach unten gestürzt seien.

Im Sonntagsjournal ist heute zu lesen, ein Immobilienexperte habe im Auftrag der Stadt die zehn Besitzer des Hauses Stormstraße 49 ermittelt und deren Bereitschaft zum Verkauf festgestellt. Der Bauausschuss habe beschlossen, der Immobilienexperte solle die Verhandlungen über den Erwerb des Hauses fortsetzen. Der Erwerb und der Abriss des Hauses werde die Stadtkasse mit 74000 Euro belasten.

Herr Holm (CDU, Baudezernent) stellt das Problem mit den Eigentümern verwahrloster Immobilien auf drastische Weise recht bildlich dar: "Besitzer solcher Immobilien sind im Prinzip auf der Flucht vor ihrem Eigentum." Daher sei es äußerst schwierig, diese zu ermitteln und an sie heranzukommen. In Bremerhaven gäbe es rund 60 Häuser, die durch ihren Verfall das gesamte Umfeld in Mitleidenschaft zögen. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, seien die Möglchkeiten der Stadt jedoch unzureichend. Notwendig seien bundesgesetzliche Regelungen, die es der Stadt erlauben würden, sich den Zugriff auf solche Objekte zu sichern.


(Quellen: Nordsee-Zeitung, Sonntagsjournal)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen



Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.

Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.


Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.

Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!

Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.