Sonntag, 26. Juli 2009

Spezialisten

Ein großer deutscher Automobil Hersteller, hat im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte viele andere Automobil Hersteller unter seinem Dach versammelt. Mit einem der Fahrzeuge eines spanischen Unternehmens der Gruppe sind unsere Freunde aus Münchberg nach Bremerhaven gekommen.

Nachdem wir festgestellt hatten, dass keines der Bremslichter mehr funktionierte, waren wir deswegen vorgestern bei einer Bremerhavener Werkstatt des deutschen Automobil Herstellers. Weil es sich um einen Garantiefall handelt, darf dieser den Bremslichtschalter jedoch nicht auswechseln, obwohl er den Austausch ohne weiteres hätte übernehmen können, da es sich wohl um den gleichen Schalter handelt, der auch in Fahrzeugen des deutschen Herstellers eingebaut ist. Man ist ja schließlich eine große Familie, nicht wahr?

Jedenfalls ist die nächste Werkstatt, die den Garantieaustausch für Fahrzeuge des spanischen Familienmitglieds vornehmen darf, in Hagen. Das ist ungefähr 25 Kilometer südlich von Bremerhaven - also glücklicherweise nicht ganz so weit südlich, wie der Stammsitz des in Spanien beheimateten Unternehmens. Die Bremslichter leuchten wieder, aber der Austausch des Bremslichtschalters hat uns alles in allem einen halben Urlaubstag und 50 bis 60 Kilometer Fahrt gekostet. Wenn man viele solcher unnützen Fahrtstrecken, die aufgrund von Garantiefällen anfallen, addieren würde, und diese der Flottenbilanz dieser großen Automobil Familie anlasten würde, denn würde die CO2-Bilanz des Gesamtkonzerns wohl ziemlich schlecht aussehen: Schlecht, wenn jedes "Familienmitglied" unbedingt weiterhin sein eigener Möchtegern-Spezialist bleiben will.



Die "Artemis" auf der Weser vor einem heranziehenden Gewitter

Auf der Rückfahrt sind wir hinter dem Deich am Regional-Flughafen vorbei nach Hause gefahren, und am ehemaligen Neuen Lunesiel und an der Geeste Südmole ausgestiegen, um "mal eben über den Deisch zu gucken". Als wir an der Südmole waren kam gerade der Rahsegler "Artemis von einem Gästetörn zurück und von Westen zog eine Gewitterfront auf Bremerhaven zu. Das von der Sonne hinter uns angestrahlte weiße Schiff mit den weißen Segeln leuchtete sozusagen vor dem dunklen Himmel auf der anderen Weserseite. Bevor das Gewitter uns erreichte, hat sich die Besatzung dann allerdings beeilen müssen, die Segel einzuholen und festzumachen. Wir sind dann auch weitergefahren, um noch rechtzeitig vor dem Regen nach Hause zu kommen - ein paar Tropfen bekamen wir dann aber doch noch ab. Die Fahrgäste und die Besatzung der "Artemis" werden wohl nicht ganz so trocken davongekommen sein.



Festwoche: Auswanderer auf Stelzen und Küstenwacht-Schiffe
(zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken)


Nachmittags sind wir, obwohl es immer noch regnete, zur Bremerhavener Festwoche am Neuen Hafen gelaufen. Im Laufe des Nachmittags klarte der Himmel dann immer mehr auf, und am Ende schien sogar noch die Sonne. Nach der Erfahrung mit den Möchtegern-Spezialisten vom Vormittag, haben wir im Hafen wirkliche Spezialisten zu sehen bekommen: Arbeitsschiffe.



Dampfmaschine eines Eisbrechers und eines kleinen Dampfbootes
Mess-Schiff "Schall" und Rettungskreuzer "Hermann Rudolf Meyer"


Neben einem Rettungskreuzer, Schiffen der Küstenwacht, Mess-Fahrzeugen und anderen Spezialfahrzeugen ist die "Bottsand", ein Ölauffangschiff, eines der interessantesten Spezialschiffe dieser Festwoche. Eigentlich sind die "Bottsand" zwei Schiffe. Das hört sich jetzt vielleicht etwas merkwürdig an, ist aber so. Die Steuerbord- und die Backbordseite sind jeweils ein kompletter Schiffsrumpf. Die beiden Schiffshälften sind am Heck mit einem Scharnier verbunden und werden am Bug von einer Verriegelung zusammengehalten.



Ölauffangschiff "Bottsand". Oben rechts: Scharnier am Heck.
Unten links: Trennlinie zwischen den Schiffshälften.

Wenn das Schiff für die Bergung eines Ölteppichs auf See eingesetzt wird, dann wird die Verriegelung am Bug gelöst und die beiden Schiffshälften klappen, mit dem Scharnier am Heck als Drehpunkt, vorn auseinander. Wie mit einem weit geöffneten Maul fährt die "Bottsand" dann langsam durch den Ölteppich auf der Wasseroberfläche, saugt das zwischen den Rumpfhälften eingefangene Öl-/Wassergemisch von der Oberfläche ab und trennt das Öl in ihren Reinigungsanlagen vom Wasser. Das gereinigte Wasser wird in das Meer zurückgepumpt und das Öl in Tanks an Bord zurückgehalten.

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