Freitag, 11. Juni 2010

Mr. Smith ist Mr. Miller

... und eine Trompete ist keine Trompete

FriedenstaubeEs ist nicht immer drin, was draufsteht - nicht einmal mehr auf dem US-Soldatenfriedhof Arlington. Auf dem riesigen uniformen Gräberfeld, auf dem eine Grabstelle wie die andere aussieht, wurden Leichen übereinander beerdigt, Grabsteine vertauscht, ...

Jetzt sei das Entsetzen in den USA groß, berichtete die ARD-Tagesschau am 11.06.2010. Nicht etwa wegen der großen Zahl der in Kriegen in aller Welt umgekommenen Soldaten, sondern weil ja vielleicht noch viel mehr sterbliche Überreste vermeintlicher Helden unter falschen Steinen herumliegen könnten. An den Problemen sei ein antiquiertes Papier-Register schuld, bei dem die Verwaltung den Überblick verloren habe. Vielleicht liegt es aber ja auch gar nicht nur an dem guten alten Karteikastensystem, das sich ja wohl immerhin seit 1864 bewährt hat:
  • Bei 300000 toten Soldaten,
    kann man ja schon mal den Überblick verlieren.

Eigentlich wäre es an der Zeit, dass auch in den USA einmal darüber nachgedacht wird, ob die vielen, mitten aus dem Leben gerissenen Toten zahlreicher Kriege nicht langsam mal genug sind. Das Entsetzen könnte nämlich sonst irgendwann die menschliche Vorstellungskraft bei weitem übersteigen wenn noch weitere Tote hinzu kommen.

Für technisch immer aufwändigere Waffensysteme mit immer größerem Zerstörungspotential machen die USA immer wieder Unsummen ihrer Dollars locker. Für die Umerziehung zivilisierter Menschen zu Killern werden weder Mühen noch Kosten gescheut. Für einen einfachen Computer mit einer simplen Datenbank zur Verwaltung des Totenackers fehlt jedoch das Geld. Aber selbst der aufwändigste Computer wäre machtlos gegen schlampige Totengräber die auch schon mal Leichen in Stapel-Massengräbern beisetzen, aber - um den Schein zu wahren - nur den Namen eines Mr. Miller auf den Grabstein schreiben.

Selbst bei der Bestattungszeremonie wird gespart. So spart man zum Beispiel bei Probesalutschüssen die Patronen. Auf das Kommando: "Legt an, Feuer!" antworten die Ehrenschützen statt dessen im Chor mit: "Peng!". Im Hintergrund hört man dazu das leise Klicken der Mechanik ihrer Gewehre. Auch die Zeiten richtiger Trompeter mit richtigen Trompeten sind vorbei. Scheinbare Trompeter blasen scheinbar mit dicken Backen die Todesfanfare auf einer Trompete mit elektronischem Innenleben - Made in China. Auf Knopfdruck kommt die traurige Musik aus der Konserve einer scheinbar richtigen Trompete. Da müssten sich die Menschen in den USA eigentlich entsetzt fragen, ob das Entsetzen über die logistischen Pannen auf dem Friedhof Arlington ebenfalls nur der Wahrung des Scheins gilt.

Die Notwendigkeit von Kriegen um die Sicherung des Zugangs zu den letzten Resourcen der Erde - immer unter dem Deckmantel der Verteidigung von Freiheit und Demokratie - wurde in den USA bisher nie lange in Frage gestellt. Im Zweifel wurde notfalls auf politischer Ebene auch schon mal mit gefälschten Beweisen nachgeholfen (Golfkriege). Allerdings ist die Erkenntnis, dass die Resourcen der Welt endlich sind, in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen. Die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes um die Zukunft des Planeten Erde - im Schulterschluss mit allen Nationen der Welt - wurde bis vor einem Jahr noch nicht einmal in Erwägung gezogen. Die Erziehung der US-Gesellschaft zu hemmungslosen Konsum-Robotern und Resourcen-Verschwendern ist bis ins kleinste Detail perfektioniert worden - auf Kosten des Rests der Welt.

Die Menschen sind zu wertvoll, um sie in sinnlosen in Kriegen sinnlose Tode sterben zu lassen. Ihre Kraft, ihr Mut und ihre Kreativität werden dringend benötigt, um die wirklichen Probleme der Menschheit in den Griff zu bekommen. In Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe trifft dies insbesondere auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu, die zu einem großen Teil für die globale Klimaerwärmung verantwortlich sind.

Falls auf dem Friedhof von Arlington in absehbarer Zukunft einmal diejenigen Menschen ihre letzte Ruhestätte finden sollten, von denen ihre Nachfahren sagen werden, sie hätten sich in beispielhafter Weise um die Zukunft der Menschheit und um die Rettung der Erde vor dem Hitzekollaps verdient gemacht, dann würden dort wirkliche Helden unter hoffentlich den richtigen Grabsteinen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben - und die Grabsteine von Mr. Smith, Mr. Miller und all der anderen Opfer der Kriege wären eine ewige Mahnung an die kommenden Generationen, die Fehler ihrer Vorfahren nicht zu wiederholen.


(Quelle: ARD-Tagesschau vom 11.06.2010, Reutlinger Generalanzeiger vom 11.06.2010, Weltspiegel vom 15.11.2009)

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