Sonntag, 31. Oktober 2010

Kleine Monster und zwielichtige Untermieter

Halloween



Heute erwartet sie uns wieder:

Die Nacht voller Schrecken, in der Horden von Süßem sammelnder und Saurem verteilender Kinder und Jugendlicher die Abendruhe friedliebender Menschen stören ...



Das ursprüngliche Erntefest der Kelten entwickelt sich hierzulande von Jahr zu Jahr mehr zu einem Zusatzgeschäft, das in der flauen Zeit des Einzelhandels zwischen den beliebten Sommerschluss Revival-Verkaufsveranstaltungen und dem Weihnachtsgeschäft noch einmal kurz die Kassen klingeln lassen soll. Da werden so wichtige Ausrüstungsgegenstände wie Eichenpfähle aus Plastik oder des Teufels Dreizack aus dem gleichen Material zum Kauf angeboten. Totenkopfmasken, Mumienbandagen, Hexenbekleidung und sonstiges Gruselzeugs fehlen ebenfalls nicht im Sortiment des Schreckens. All das verwandelt unseren lieben Kleinen in der Halloween-Nacht in eine Horde kleiner Monster, die dann gruselig vermummt auf der Jagd nach Süßigkeiten die Gegend unsicher machen.


Süße Gespenster

Gespenster in Straßen und Gängen,
die friedliche Bürger bedrängen,
die muss man mit Süßem bestechen,
weil fürchterlich sie sich sonst rächen
mit schaurigen Gruselgesängen.

© Jürgen Winkler


Oh Graus: Da hilft weder das Verzehren üppig mit Knoblauch gewürzter Speisen, noch das Verschießen von Edelmetallkugeln aus feinstem Sterlingsilber. Nicht einmal von geweihten Kruzifixen lassen sich moderne Vampiere in der schaurigsten aller Nächte heutzutage noch abschrecken. Selbst so manche Gestalten aus menschlichen Alpträumen lassen nichts unversucht, um in dieser Nacht irgendwo einen halbwegs sicheren Unterschlupf zu finden.


Sarg-Sharing

Höflich fragt abends 'ne Schimäre,
ob ein Platz im Sarg wohl frei wäre,
zitternd den Vampir - weil's ihr grause.
"Ich bin heut' Nacht eh nicht zu Hause,
da komm' wir uns nicht in die Quere."

© Jürgen Winkler


Ihr habt doch wohl hoffentlich heute Nacht alle ein sicheres Dach über dem Kopf? Falls das nicht der Fall sein sollte, dann wünsche ich euch schon einmal eine angenehme Gänsehaut ...

Halloween


Samstag, 30. Oktober 2010

Das pralle Leben auf dem Bau

Nachdem er seinen alten Job hingeschmissen hatte, war der Koch kurzzeitig arbeitslos. Bei seinem alten Arbeitgeber hatte er sich nicht mehr so verwirklichen können, wie er es gerne gewollt hätte, der Koch.

Eigentlich kann man das ja heutzutage gar nicht mehr machen - seinen Job einfach so hinschmeißen meine ich - ohne etwas Festes in Petto zu haben. Na ja, da hat er wohl noch mal großes Glück gehabt, der Koch, dass er jetzt die Stelle als Cheff-Bauleiter bei der Baufirma antreten kann.

Obwohl: Böse Zungen behaupten jetzt, das könne möglicherweise auch etwas damit zu tun haben, dass der Koch bei seiner alten Anstellung mal etwas gedreht habe, das seinem neuen Arbeitgeber zu einen größeren Auftrag verholfen habe. Damit er sich in Zukunft besser selbst verwirklichen kann, als das bei seinem alten Arbeitgeber der Fall war, soll er jetzt jedenfalls wohl ein ausreichend großzügig bemessenes Jahresgehalt von ungefähr 1,5 Millionen Euro bekommen - stand gester in der TAZ ... - Nicht von schlechten Eltern, was?

Ich hab' das gerade mal kurz überschlagen: Das wären dann schlappe 4100 Euro am Tag - bei einem regulären Acht-Stunden-Tag also ein satter Stundenlohn von 514 Euro. Das ist über ein Fünftel mehr, als die geringfügig Beschäftigte Mutti, die zur Finanzierung der Babywindeln mit Putzen etwas zum Familienbudget hinzuverdienen muss, von ihrem 400-Euro-Job im ganzen Monat mit nach Hause bringt.

Ich find' das ja toll, dass der Koch uns jetzt nicht noch Jahre lang als Hartz-IV Abhängiger auf unseren Taschen herumliegt. Der Jüngste ist er ja nun einmal auch nicht mehr.

Aber mal ehrlich: 4100 Euro am Tag ...

Ist das nicht ein klein wenig ausverschämt?


(Quellen: Die Welt vom 29.10.2010, Focus vom 29.10.2010, FAZ vom 29.10.2010, TAZ vom 29.10.2010, Neue Züricher Zeitung vom 29.10.2010, Der Standard vom 29.10.2010)

Och menno!

Jetzt hab' ich doch vorhin mein ganzes Bargeld zur Sparkasse schleppen wollen, schließlich ist ja am 30. Oktober Weltspartag (das ist heute), und da steh' ich doch tatsächlich vor verschlossener Tür.

Angeblich haben die den Weltspartag einfach um einen Tag vorverlegt (das war gestern). Und das nur, weil heute zufällig Samstag ist. Nur gut dass meine Kinder aus dem Alter raus sind, in dem ich ihnen die prekäre Lage hätte erklären müssen. Man stelle sich das einmal vor: Kein Kuscheltier, nicht mal einen Kugelschreiber hätte es gegeben. Welch ein mammonströser Frevel gegen das heilige Sparschwein!

In a Millon Years


In a Millon Years, Trailer

Anfang November 2010 werden die Fotografen Daniel Rosenthal, Andreas Herzau und Christian Jungeblodt den Protest im Wendland gegen die von der Bundesregierung beschlossene Verlängerung der Betriebsdauer der deutschen Atomkraftwerke, den Atommülltourismus und die ungelöste Frage: "Wohin mit dem Atommüll?"mit ihren Fotos dokumentieren.

Unter der Regie von Lukas Thiele soll daraus eine Serie kurze Filme produziert und im Internet veröffentlicht werden. Ihre Motivation beschreiben die Fotografen und der Regisseur mit den Worten: "Die Entscheidungen für Atomenergie, die von wenigen Menschen getroffen wurden und Auswirkungen für Millionen von Jahren haben, sind unverantwortlich und anmaßend. Das ist der Grund, warum wir die Anti-Akw-Proteste nicht nur dokumentieren, sondern uns selbst und unsere Bilder als einen Teil dieses Protests verstehen."


Die Fracht der Castoren

Aus dem in Atomkraftwerken verwendeten Uran entstehen nach der Verwendung zur Energieerzeugung durch Kernspaltung und Nebenprozesse die folgenden wesentlichen Stoffgruppen:
  • Spaltprodukte, also die bei der Kernspaltung entstehenden "Bruchstücke". Diese sind zum größten Teil sehr kurzlebig (z. B. Iod-131, etc.), jedoch sind auch einige längerlebig (z. B. Cäsium-137, Strontium-90 etc.) oder langlebig (z. B. Iod-129 etc.).
  • Aktivierungsprodukte. Dies sind ursprünglich nichtradioaktive Materialien aus dem Reaktor oder dessen Umgebung, die durch Neutroneneinfang von Spalt-Neutronen in radioaktive Nuklide umgewandelt wurden (prominentestes Nuklid ist hier Cobalt-60).
  • Erbrüteter Kernbrennstoff (z. B. Plutonium-239), das durch Neutroneneinfang und zwei anschließenden Betazerfällen aus Uran-238 gebildet wird.
  • Erbrütete weitere Transurane (z. B. Americium-241, das durch mehrfachen Neutroneneinfang aus Plutonium-239 über Plutonium-240 und Plutonium-241 mit nachfolgendem Betazerfall entsteht.
  • Unverbrauchter ursprünglicher Brennstoff (Uran-235, Pu-239 und Plutonium-241)
  • nicht in Plutonium umgewandeltes Uran-238.

Die genannten Radionuklide haben folgende Halbwertszeiten
  • Americium-241:
    Halbwertszeit 432,2 Jahre (Alpha-Strahler)
  • Cäsium-137:
    Halbwertszeit 30,17 Jahre (Beta-Strahler)
  • Cobalt-60:
    Halbwertszeit 5,2714 Jahre (Beta- und Gamma-Strahler)
  • Iod-129:
    Halbwertszeit 15,7 Millionen Jahre (Beta-Strahler)
  • Iod-131:
    Halbwertszeit 8,02070 Tage (Beta-Strahler)
  • Plutonium-239:
    Halbwertszeit 24110 Jahre (Alpha-Strahler)
  • Plutonium-241:
    Halbwertszeit 14,35 Jahre (Beta-Strahler)
  • Strontium-90:
    Halbwertszeit 28,78 Jahre (Beta-Strahler)
  • Uran-235:
    Halbwertszeit 703,8 Millionen Jahre (Alpha-Strahler)
  • Uran-238:
    Halbwertszeit 4,468 Milliarden Jahre (Alpha-Strahler)

In einer Million Jahren ...

... wird bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Radioaktivität des im hochradioaktiven Atommüll enthaltenen Iod-129 gerade einmal um die Hälfte zurückgegangen sein wird, "nur" noch die relativ "kurze" Zeit von weiteren 14,7 Millionen Jahren vergehen müssen. Im Vergleich zu dem unfassbaren Zeitraum von 4,468 Milliarden Jahren, der vergehen muss, bevor die Radioaktivität des Uran-238 um die Hälfte abgenommen hat, erscheinen die 702,8 Millionen Jahre, die in einer Million Jahre noch bis zum Zeitpunkt vergehen werden, an dem die Radioaktivität des Uran-235 um die Hälfte zurückgegangen sein wird, fast schon überschaubar.

Die Halbwertszeit des Uran-238 ist mit 4,468 Milliarden Jahren nur unwesentlich kürzer, als die Zeit, die seit der Entstehung der Erde vor etwa 4,55 Milliarden Jahren vergangen ist. Die Differenz beträgt gerade einmal 82 Millionen Jahre - das ist knapp ein Zwöftel der Halbwertszeit von Uran-235.

Natürlich in Mineralen auftretendes Uran besteht zu etwa 99,3 % aus dem Isotop Uran-238 (alpha) und zu 0,7 % aus Uran-235 (alpha). Für die kernspaltung in Atomkraftwerken wird Uran-235 benötigt. Um das Uran im Atomreaktor verwenden zu können muss der Anteil an Uran-235 auf 2 bis 4 Prozent angereichert werden.
  • Wenn sich jemand für weitere Details zur Produktionskette vom Uranabau im australischen Outback bis zum fertigen Brennelement in einem deutschen Atomkraftwerk interessiert, dem empfehle ich unbedingt den Dokumentarfilm "Uranium - Is it a Country". Der Film zeigt auch die Auswirkungen durch weiträumige Strahlenbelastung in der Umgebung der Uranminen, auf die Gesundheit der Minenarbeiter, auf die indigene Urbevölkerung sowie den Raubbau an den unterirdischen Wasserresourcen im trockenen Zentrum des australischen Kontinents. Auf der Seite "Strahlendes Klima" ist jetzt auch der Dokumentar Kurzfilm "Auf Augenhöhe" zu sehen. Darin berichten indigene Uran-AktivistInnen aus dem Niger, Namibia und den USA über ihr Leben mit den tödlichen Hinterlassenschaften des Atombrennstoffs Uran. Ihre Botschaft: “Lasst das Uran in der Erde”.

Vor einer Million Jahren ...

... hätte man auf der Erde vergeblich nach dem "modernen Menschen" (lat. Homo Sapiens, einsichtsfähiger, weiser Mensch) gesucht. Der trat nämlich nach heutigen Erkenntnissen erst ungefähr 840 Tausend Jahre später in Erscheinung. Der älteste biologisch dem modernen Menschen zuzuordnende fossile Fund stammt aus dem Äthiopien (Afrika) und ist ungefähr 160 Tausend Jahre alt.

Bezüglich der Einsichtsfähigkeit und Weisheit unserer Artgenossen aus der Bundesregierung habe ich allerdings so meine Zweifel. Weiter als von "Zwölf bis Mittag" scheint von denen - abgesehen von den 24 Ausnahmen, die am Donnerstag gegen die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke gestimmt haben - nämlich niemand denken zu können. Wäre es anders, dann würden sie nämlich einsehen, dass die sichere Lagerung des Atommülls in der Erdkruste über Zeiträume hinweg, die weitaus größer bemessen sind als das Alter unseres Planeten, unmöglich ist. Selbst über einen Zeitraum von 200 Millionen Jahren, der - wie bei Wikipedia unter dem Titel "Erdzeitalter" nachzulesen ist - den typischen Zyklen des Kreislaufs der Gesteine bzw. der Plattentektonik entspricht, ist an einen sicheren unterirdischen Abschluss des hochradioaktiven Atommülls von der Biosphäre nicht im entferntesten zu denken.

Im zum "Versuchsendlager" umfunktionierten ehemaligen Salzberg "Asse-II" ist die "sichere Endlagerung schwach und mittelradioaktiver Abfälle" - nebst hochradioaktiven- sowie diversen Sondermüllbeigaben (aber das sollte ja eigentlich niemand wissen!) - bereits nach wenigen Jahrzehnten kläglich gescheitert. Aber selbst diese Erfahrung, wie auch die Erfahrung mit dem Atomkraftwerk in Tschernobyl aus dem Jahre 1986, nämlich dass es jederzeit in jedem Atomkraftwerk unvorhersehbar zu einem Super-GAU kommen kann, hält die Bundesregierung nicht davon ab die Atomkraftwerke noch viele Jahrzehnte weiter laufen zu lassen, und den dabei anfallenden Atommüll unter der Erde im Salz bei Gorleben verschwinden zu lassen, welches ebenso ungeignet für ein Atommüll-"End"-Lager ist, wie das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II".

Wenn die Politiker der Regierungskoalition sich erst dann als "einsichtsfähige, weise Menschen" erweisen, nachdem die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen im dichtbesiedelten Deutschland infolge eines Super-GAUs zusammengebrochen sind, dann wird es zu spät sein. Deshalb werden wir am Samstag, dem 6. November, in Dannenberg gegen die Atompolitik der Bundesregierung demonstrieren.

Castor Stop!
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg


(Quellen: YouTube, Wikipedia)

Freitag, 29. Oktober 2010

Herbst über den Dächern der Stadt


Bremerhaven, Lehe: Blick vom Turm der Pauluskirche Richtung Norden


Herbst

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.

Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Stadt dampft heiß in Unrast ohne Zeit.

Gerrit Engelke (1890-1918)


Aber auch an der Stadt geht der Herbst nicht spurlos vorbei. Den Menschen, die unten zwischen den Häusern eilig zwischen Arbeit, Einkauf und Haushalt hin und her hasten, ist das oft nur nicht so bewusst. Sie haben gerade noch am Rande wahrgenommen, dass die Tage langsam aber sicher kürzer werden, und plötzlich ist es schon wieder Zeit, sich in das Gedränge in den Läden auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für die Lieben zu stürzen ...

Aus der Höhe des Turms gewinnt man für einen Moment den nötigen Abstand zum Trubel in den Straßen. Von hier oben erkennt man im Sommer den grünen Charme der Stadt: Die Bäume in den Innenhöfen können oft auf ein ähnlich langes Lebensalter zurückblicken, wie die oftmals mehr als 100 Jahre alten Gründerzeithäuser. In den Innenhöfen sehen die Bewohner der umliegenden Häuser natürlich immer nur die jeweils dort wachsenden Bäume. Aber beim Blick vom Turm kann man beobachten, wie sich das Blätterdach der Baumkronen im Herbst von Woche zu Woche in ein gelb-, rot-, braunes Farbenmeer verwandelt.
  • Der Weg nach oben steht jedem offen. Im Rahmen einer Turmführung gelangt man Samstags um 10 und um 11 Uhr hinauf zur Aussichtsgallerie. Los geht es im Kirchencafé, das während der Marktzeit des benachbarten Wochenmarkts auf dem Ernst-Reuter-Platz geöffnet ist.

Kurz bemerkt:
Mehr "Schöne Momente im Herbst und im Winter" gibt es bei Katinka ...

(Quellen: Wikipedia, Paususkirche)

Donnerstag, 28. Oktober 2010

24 Atomkraftgegner


Berlin, 28.10.2010: Anti-Atomkraft-Menschenkette vor dem Bundestag

Mehr als 2000 Menschen haben heute morgen mit einer Protestkette am Bundestag noch einmal deutlich demonstriert, was sie von den Atomplänen der Bundesregierung halten:

NICHTS!


Aber es gibt immerhin auch eine positive Nachricht zu vermelden. 24 Mitglieder der Bundesregierung stimmten gegen die Verlängerung der Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke. Zwei von ihnen erklärten sogar öffentlich, warum sie ihrem Gewissen gefolgt sind. In ihrer heutigen Online Ausgabe zitiert die "Münchener Abendzeitung" Herrn Göppel (CSU) mit den Worten: "Längere Laufzeiten stützen den notwendigen Wandel nicht, sondern bremsen ihn. Außerdem wird es bis zu 6000 Tonnen mehr Atommüll geben." Und Herr Heinrich (CDU) sagte der Zeitung: "Wir sollten unser Wort halten, im Großen wie im Kleinen. Einen Ausstieg zu vereinbaren und dann zurückzunehmen, stellt die Glaubwürdigkeit politischer Aussagen insgesamt in Frage."

Das demokratische Netzwerk Campact hat auf die heutige Entscheidung der Bundesregierung mit einem Appell per E-Mail an Herrn Wulff (Bundespräsident) reagiert. Der Text der E-Mail lautet wie folgt:

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Wulff,

um längere AKW-Laufzeiten durchzusetzen, will die Bundesregierung das Atomgesetz ohne Zustimmung des Bundesrats ändern. Viele renommierte Verfassungsrechtler sehen darin einen Verstoß gegen unser Grundgesetz. Mehrere Bundesländer wollen daher vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.

Auch Sie vertraten als Ministerpräsident die Auffassung, dass die Laufzeiten nicht ohne Zustimmung des Bundesrats verlängert werden dürfen. Ich fordere Sie auf: Beteiligen Sie sich nicht an einem kalkulierten Verfassungsbruch! Unterschreiben Sie das Atomgesetz nicht, bis die Karlsruher Richter geurteilt haben.

Mit freundlichen Grüßen

  • Zum E-Mail Appell auf den Internet Seiten von Campact
    geht es hier.
  • Näheres zum Thema Gesetzgebungsverfahren mit
    bzw. ohne Zustimmungspflicht des Bundesrats und
    den rechtlichen Grundlagen dazu gibt es ebenfalls
    auf den Seiten von Campact.

Castor Stop!
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg


(Quelle: Campact)Münchener Abendzeitung vom 28.10.2010)

Wespen beschließen längere AKW-Laufzeiten

Atomkraft? Nein Danke!Trotz heftiger Kritik aus der Opposition haben CDU, CSU und FDP im Bundestag für längere Laufzeiten der 17 deutschen Atomkraftwerke gestimmt. Mit ihrer Mehrheit im Bundestag setzten sich am Donnerstag mit 308 zu 289 Stimmen bei zwei Enthaltungen gegen SPD, Die Linken und Bündnis 90 /Die Grünen durch.

Das berichtet heute die FAZ auf ihrer Internetseite. An den vorhergehenden Tagen war es zuvor zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Die Opposition sieht sich in der Wahrnehmung ihrer parlamentarischen Rechte beschnitten. Nach dem vorzeitigen Ende der Sitzung am Montag, war es am Dienstagabend erneut zu einem Eklat im Umweltausschuss des Bundestags gekommen.

Die wespenfarbene Mehrheit stimmte heute dafür, dass die Atomkraftwerke im Schnitt zwölf Jahre länger betrieben werden sollen, als es vor 10 Jahren im Atomkonsens verabredet worden war. Dagegen, das die schwarz-gelbe Bundesregierung das neue Atomgesetz unter Umgehung des Bundesrats durchsetzen will, werden die Oppositionparteien wie im Voraus angekündigt vor dem Bundesverfassungsgericht klagen. Es ist noch nicht zu Ende!

Das wird sich schon am übernächsten Wochenende und möglicherweise auch noch an den darauf folgenden Tagen im Wendland zeigen. Am Samstag, dem 6. November 2010, findet in Dannenberg eine große Demonstration in Sichtweite der Castor-Verladeanlage gegen den erwarteten Castor Transport statt. Die Bundesregierung hat mit ihrem atompolitischen Blindflug, nicht nur gegen die Mehrheit von zwei Dritteln der Bundesbürger, sondern auch gegen die ihrers eigenen Wählerclientels (56 Prozent) einen nie dagewesenen Widerstand in der Bevölkerung mobilisiert. Die Veranstalter rechnen für den 6. November mit mindestens 30000 Demonstranten. Aktuell sind bereits 182 Busse aus der gesamten Republik gemeldet.

Währenddessen wurde bekannt, dass auch die Castoren aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague mit einem besorgniserregenden Rekord aufwarten. Herr Rousselet (Greenpeace Frankreich) hatte gegenüber der Presseagentur DPA mitgeteilt, die radioaktive Konzentration des Konvois mit insgesamt elf Castor-Behältern sei deutlich höher als üblich. Das sei darin begründet, dass die Brennstäbe besonders lange im Einsatz gewesen seien. Alle an den Transporten Beteiligten, inklusive der Sicherheitskräfte, seien dadurch gefährdet.

Dem schließt sich auch Herr Ehmke (Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg, Sprecher) an: Das Greenpeace Magazin zitiert ihn mit den Worten: "Von einem normalen Transportvorgang ist der zwölfte Castor-Transport nach Gorleben in jeder Hinsicht weit entfernt". In einem Castor-Behälter befinde sich bereits die gleiche Menge radioaktiven Cäsiums, wie sie 1986 bei der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl freigesetzt wurde, und 100- bis 200 mal mehr Radioaktivität als im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II", das als "Versuchsendlager" herhalten musste, durch Laugenzuflüsse abzusaufen droht und stark einsturzgefährdet ist.


Auf die unverantwortliche Polititik der Bundesregierung, auf die Missachtung unserer existenziellen Sicherheitsinteressen, auf die Gefährdung von Leib und Leben zahlreicher nachfolgender Generationen über Zeiträume von Millionen von Jahren hinweg, auf all das kann es nur eine Antwort geben:

Wir tragen unseren Protest auf die Straße!

Castor Stop!
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg


(Quellen: FAZ vom 28.10.2010, Focus vom 28.10.2010, Heise Telepolis vom 28.10.2010, Greenpeace Magazin vom 27.10.2010 und vom 28.10.2010, Handelsblatt vom 27.10.2010, TAZ vom 27.10.2010, Contratom vom 28.10.2010)

Größtes Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier

Morgen geht in Nagoya (Japan) die Artenschutzkonferenz der UNO zu Ende. Das Ziel: Weltweit sollen bis 2020 zwanzig Prozent der Oberfläche unseres Planeten als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Außerdem sollen Maßnahmen zur Bekämpfung der Biopiraterie verabredet werden. Dabei geht es um nichts weniger, als die Eindämmung des Artensterbens, das immer besorgniserregendere Ausmaße annimmt.

Korallenriffe oder Blauwale stehen ganz oben auf der langen Liste gefährdeter Arten. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten konzentrieren sich auf einige wenige Ökosysteme, wie zum Beispiel die tropischen Regenwälder, die vielfach ihrerseits durch fortgesetzte Rodungen ungeheueren Ausmaßes akkut bedroht sind. Da wird nicht eine Art durch durch die Jagd ausgelöscht, sondern durch den Verlust ihres Lebensraums werden unzählige Arten zum Aussterben verurteilt.


Unsere Gleichgültigkeit bedroht unsere eigene Existenz

Dass dieses Jahr zum internationalen "Jahr der Artenvielfalt" erklärt wurde, erscheint mir so langsam wie ein schlechter Scherz. Angestrebt war einmal eine bemerkenswerte Verringerung des Artensterbens bis 2010. Statt dessen werden nach wie vor die Interessen der und der Profit multinationaler Konzerne vor den Schutz der Artenvielfalt gestellt. Weltweit wurde die Zerstörung von Lebensräumen hemmungslos fortgesetzt. Dabei wird unsere Welt immer ärmer: Pflanzen, Tiere, Wälder, Meere, unsere Böden, unsere Luft zum Atmen ... - alles um uns herum wird auf dem Altar der Gewinnmaximierung dem Prinzip "Wachstum" geopfert.

Es wird vermutet, dass es zwischen 10 und 100 Millionen Arten auf der Erde geben könnte. Experten, die sich mit der Matierie beschäftigen, gehen nach Angaben des BMU von ca. 15 Millionen Arten aus. Bekannt und wissenschaftlich beschrieben seien bislang etwa 1,8 Millionen Arten, von denen mehr als die Hälfte Insekten sind. Die Anzahl der bekannten Insektenarten sei wiederum fast dreimal so groß wie die der Pflanzenarten insgesamt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass vielleicht gerade einmal 12 Prozent aller Tier und Pflanzenarten bekannt sind, während 88 Prozent aller Arten möglicherweise den Menschen zum Opfer gefallen sind werden, ohne dass jemand sie je zu Gesicht bekommen hätte. Darunter könnten Pflanzen sein, mit denen sich Krankheiten besiegen ließen, oder Tiere, deren Eigenarten die Idee für völlig neue Technologien liefern könnten.

Weltweit gelten mehr als 25 Prozent der heute bekannten, noch lebenden Arten als vom Aussterben bedroht, also ungefähr 45000 Arten mit einer vielfach größeren Anzahl an Individuen. Ich kann es nicht mehr hören, wenn einige meiner Mitmenschen, die das alles nicht mehr hören wollen, achselnzuckenderweise meinen, es schere sie doch nicht, ob es eine Insektenart mehr oder weniger auf der Welt gebe oder ob eine seltene Vogelart mehr oder weniger der Ansiedlung eines Chemieunternehmens geopfert wird.

Das Pech der Käfer oder seltenen Vögel: Ihnen fehlt das nötige Kapital und sie sind unglücklicherweise nicht in der Lage, Arbeitsplätze zu schaffen. Das gibt aber keinem Lebewesen das Recht, ihnen und ihren Artgenossen das Existenzrecht abzusprechen. Viele Leute übersehen infolge ihrer Gleichgültigkeit, dass ohne konsequente Schutzmaßnahmen der Kollaps kompletter Ökosysteme droht. Und dann wird es in der Folge irgendwann auch für uns Menschen ans Eingemachte gehen.

Die drastische Reduzierung der Fischbestände, der Verlust landwirtschaftlich nutzbarer Flächen, schwindende Trinkwasser Reservoirs (z.B. Gletscher infolge der Klimakatastrophe!) oder das Aussterben unzähliger Arten von Nahrungspflanzen zugunsten einiger weniger genmanipulierter Sorten etc. sind ernst zu nehmende Bedrohungen für die gesamte Menschheit.


Es droht ein weiteres Desaster

Bisher haben die Delegationen aus 193 Staaten in wichtigen Punkten jedoch noch keine Einigung erzielen können. Die Kluft verlaufe vor allem zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern schrieb die "Neue Züricher Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe von gestern.

Ein zentrales Thema der Verhandlungen sei das ABS-Protokoll (ABS = Access and Benefit Sharing), das den Zugang zu biologischen Wirkstoffen regeln und den Gewinn daraus regeln solle.

Dabei gehe es unter anderem auch um die Eindämmung der Biopiraterie zugunsten einer fairen Aufteilung von Ergebnissen und Gewinnen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, wenn die Pflanzen, die in Entwicklungsländern wachsen, in Industrieländern für gewinnbringende Medikamente genutzt werden.

Zur Zeit hat es den Anschein, als drohe der Artenschutzkonferenz in Nagoya das gleiche Schicksal wie der Weltklimakonferenz 2009 in Kopenhagen. Und ebenso, wie bei der kontraproduktiven Einflussnahme weltweit vernetzter Lobbys und dem Versagen der Politiker bezüglich der Verhinderung der schlimmsten zu erwartenden Auswirkungen der Klimakatastrophe, geht es auch beim Artenschutz und der Erhaltung der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten ums Ganze.


Eine dringende Petition

Um die Delegierten, sozusagen in letzter Sekunde, doch noch zum Abschluss konkreter Maßnahmen für einem ehrgeizigen Schutzplan zu drängen, hat das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ eine Petition verfasst. Diese soll ihnen bewusst machen, daß die Augen der Welt auf sie gerichtet sind.

Eine möglichst große Anzahl Unterzeichner aus allen Teilen Welt könnte letztlich den Ausschlag für den Abschluss bindender Verträge geben. Die verbleibende Zeit bis zum morgigen Ende der UNO-Artenschutzkonferenz in Nagoya ist kurz. Der Text der Petition lautet:

An alle Teilnehmer UN-Artenschutzkonferenz:

Ein Drittel der Arten der Erde sind vom Aussterben bedroht. Wir rufen Sie eindringlich auf, 20% der Erdoberfläche - Meere wie Land - bis 2020 als Schutzgebiet auszuweisen, zu finanzieren und sicherzustellen. Nur ehrgeizige Sofortmaßnahmen können den Schutz der reichen Vielfalt des Lebens auf der Erde ermöglichen.


  • Die Petition kann jeder online
    auf der Internetseite von AVAAZ
    unterzeichnen.


(Quellen: Wendland Net vom 04.06.2008, Süddeutsche Zeitung vom 18.10.2010, Deutsche Welle vom 18.10.2010, Die Zeit vom 27.10.2010, NZZ vom 27.10.2010, BMU)

Mittwoch, 27. Oktober 2010


Skulpturenpark Kramelheide, R. Strüter: Stacheldraht in seiner schönsten Form

Beim Blättern in meiner Fotosammlung ist mir diese geniale Transportmethode für Stacheldraht wieder in die Hände gefallen.

Jeder Besitzer einer Katze kennt bestimmt die Wirkung von Wollknäueln auf diese Tiere. Schon ein zaghaftes Anstoßen mit der Vorderpfote lässt ein Wollkäuel quer durch das Wohnzimmer rollen, und - das sei in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt - die Katze aus dem Stand mit Höchstgeschwindigkeit hinter dem derart beschleunigten Wollknäuel her rennen.

Heutzutage gilt es ja als modern, für technische Lösungen nach Vorbildern in der belebten Natur zu suchen. "Bionik" heißt das dann auf neudeutsch. Jeder der damit nicht so sehr vertraut ist denkt hin und wieder bestimmt bei sich: "Toll! Welch eine geniale Erfindung deutscher Ingenieurskunst."

In Wahrheit haben die Menschen aber, auch wenn sie keine Ingenieure waren, schon immer Vorbilder aus der Natur für ihre Zwecke zu nutzen gewusst. Das war schon damals in der früheren Landwirtschaft so, als es weder Trecker mit Frontladern, noch Kräne oder motorisierte Transportmittel gab.

Da haben die Bauern, die hin und wieder vor dem Problem standen, ihren fünf Kilometer langen Stacheldraht vom Bauernhof auf die Weide transportieren zu müssen, sich ein Beispiel am Spieltrieb ihrer Katzen genommen. Womit wir wieder beim Wollknäuel wären: Die Lösung unserer Altvorderen für dieses gewichtige Transportproblem bestand darin, den Stacheldraht durch geschicktes Aufrollen zu einer Kugel zu formen. Im Skulpturenpark Kramelheide ist ein verrostetes Ausstellungsstück zu sehen, das der Künstler Rainer Strüter dort dekorativ in Szene gesetzt hat.

Wenn man den Text auf dem kleinen Schild am Fuße der Skulptur liest, dann erfährt man allerdings auch, dass diese Methode nur im Norddeutschen Flachland bekannt war.

Die Bauern in den Alpen sollen wohl eine andere Lösung für das Stacheldraht-Transportproblem gehabt haben. Auch wenn das bisher gesagte irgendwie unglaublich anmutet, muss ich doch zugeben, dass ich mir lebhaft vorstellen kann, dass die Bergbauern am Ende des Tages ziemlich genervt gewesen sein müssen. Wenn sie die stacheligen Drahtknäuel endlich mühsam bergauf zu ihrem Almwiesen gerollt hatten, und die dann jedesmal postwendend wieder bergab ins Tal zurück gekullert sind, dann erscheint es mir logisch, dass sie - nachdem sie sicher etliche Male auf die Saupreißn geschimpft und dabei wutschnaubend "Kruzidiaggn!" oder "Kraizbiàmbāmhollastaun!!" gerufen haben - nach eigenen Lösungen gesucht haben werden.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Das Suppen Quiz

Um es gleich vorwegzunehmen: Auch wenn es die Zutatenliste vermuten lassen könnte,wird hier keine Zwiebel-, Blumenkohl-
oder Spinatsuppe gekocht, und es kommt weder ein Mehlkloß,
noch eine Kartoffelsuppe auf den Tisch. Los geht's ...



Für die zu erratende Suppe nehme man:
  • 500 ml Wasser
  • pflanzliches Fett
  • Weizenmehl
  • modifizierte Stärke
  • Kartoffeln
  • jodiertes Speisesalz
  • pflanzlicher Ballaststoff Inulin
  • Broccoli
  • Hefeextrakt
  • Milchzucker
  • Mononatriumglutamat
  • Milcheiweiß
  • Zwiebeln
  • Stabilisator Kaliumphosphat
  • Blumenkohl
  • Gewürze
  • Tapiokamehl
  • Spinat
  • Vitamin C + E + B6 + B1
  • Folsäure
  • Vitamin B12

Na? Schon erraten, was das wohl für eine Suppe werden könnte?

Falls jemand nicht weiß, woher er die eine oder andere der in der Zutatenliste aufgeführten Chemikalien beziehen kann: Kein Problem! Im Zweifelsfalle schadet es wohl nichts, wenn einige davon einfach weggelassen werden. Schlechter wird die Suppe dadurch mit Sicherheit nicht.
Die Beschaffung einer ausreichend großen Menge pflanzlichen Speiseöls, des Mehls und der Kartoffeln sollte aber wohl kein allzu großes Hindernis darstellen. Auch Speisesalz sollt eigentlich in jedem Haushalt vorhanden sein. Sollte kein jodiertes verfügbar sein, kann es gerne auch irgend ein anderes Speisesalz sein.


Immer noch keine Ahnung, was es zu essen geben könnte? Egal!

Wichtig ist eigentlich nur, dass ihr im Verhältnis zum Wasser und der anderen verwendeten Zutaten ungefähr 4 bis 5 Prozent Broccoli verwendet und den Hefeextrakt nicht vergesst. Broccoli gibt es zum Beispiel auf dem Wochenmarkt oder beim Gemüsehändler um die Ecke. Für Hefeextrakt hatte ich bisher selbst noch keine Verwendung. Daher kann ich leider auch keine Tipps geben, wo man das Zeugs kaufen könnte. Ohne Hefeextrakt könnte es jedoch passieren, dass die fertige Suppe nicht so schmeckt, wie man es eigentlich von ihr erwarten würde.


So wird's gemacht

Das Wasser zum Kochen bringen.

In der Zwischenzeit - bis auf den Broccoli - alle Zutaten, die ihr auftreiben konntet, fein pyrieren und in das kochende Wasser einrühren. Die Mengen sollten so bemessen sein, dass am Ende eine leicht cremige Konsistenz zustande kommt. Abschließend noch den in kleine Stückchen zerpflückten Broccoli hinzugefügen und so lange weiterkochen, bis die Broccoli Stückchen die gewünschte Bissfestigkeit erreicht haben.

Diejenigen unter euch, denen die gerade beschriebene Prozedur zu kompliziert erscheint, können auch einfach eine Tüte im Supermarkt kaufen, in der die oben aufgeführten Zutaten schon im richtigen Verhältnis zusammengemischt wurden.
Den Tüteninhalt braucht ihr dann nur noch in das kalte Wasser geben, mit dem Schneebesen unter leichtem Rühren aufkochen lassen und ca. 5 min lang weiterköcheln lassen.


Fertig ist die Broccoli Cremesuppe.

Guten Appetit!


Der innere Schweinehund

Gestern Abend zeigte die ARD in der Sendung "Deutschland isst... Leben aus der Tüte", wie Herr Mälzer (Koch) herauszufinden versuchte, welche Zutaten in den Tütensuppen namhafter Hersteller verwendet werden, und warum. Er verriet den Fernsehzuschauern, dass er für eine Broccoli Cremesuppe nämlich weitaus weniger und ausschließlich frische Zutaten benötigt, als für Tütensuppen verwendet werden. Außerdem sei in einer von ihm zubereiteten Suppe der Anteil des verwendeten Broccolis erheblich größer als 4,5 Prozent.

Obwohl Herr Mälzer einiges auf die Beine gestellt hatte, um einen Termin bei den großen Herstellern von Fertiggerichten zu bekommen, war niemand bereit, sich mit ihm zu unterhalten. Erst als er unangemeldet bei den Herstellern auftauchte, erhielt er von einem unter ihnen die Genehmigung für eine Unterhaltung mit einem Mitarbeiter in leitender Position. Das Resultat der Unterhaltung lässt sich wohl am treffensten auf die mehrfach geäußerte Floskel, der Verbraucher wolle das so, reduzieren.

Wenn ich es mir recht überlege, dann will zumindest ich das eigentlich nicht wirklich so ... - obwohl auch ich des öfteren auf Fertiggerichte aus der Dose zurückgreife, deren Zutatenliste sich manchmal nicht wesentlich weniger abenteuerlich anhört, als diejenigen, die auf Tütensuppen aufgedruckt sind.

Wenn ich es mir recht überlege, dann liegt es wohl mehr an der Macht der Gewohnheit, und oft auch an unserer Bequemlichkeit, dass wir vergessen haben darauf zu achten, was wir eigentlich essen, und dass wir uns, anstatt natürliche Lebensmittel zu kaufen, mehr und mehr dieser Mixturen aus dem Chemielabor andrehen lassen.
  • Mal sehen, ob ich meinen inneren Schweinehund zukünftig
    öfter einmal dazu überreden kann, mich zum Einkauf auf
    dem Wochenmarkt zu begleiten ...

(Quellen: ARD-Sendung "Deutschland isst... mit Tim Mälzer: Leben aus der Tüte" vom 25.10.2010, NDR vom 26.10.2010, Tütensuppen-Zutaten)

Montag, 25. Oktober 2010

Sparpaket: Verschärfte Schieflage

Na, das ging ja mal schnell: Kaum war der Herr Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister) aus dem Krankenhaus zurück, traf man sich zu einem Spitzengespräch im Kanzleramt und beschloss, die energieintensive Industrie weiterhin zu subventionieren, anstatt sie wie ursprünglich angekündigt, ebenso wie alle anderen Verbraucher entsprechend ihres Anteils an den CO2-Emissionen angemessen an der Ökosteuer zu beteiligen.

Die durch dadurch entstehenden Löcher im 80-Milliarden-Euro-Sparpaket der Bundesregierung sollen jetzt die Raucher stopfen. Durch die Erhöhung der Tabaksteuer sollen m Jahre 2011 Mehreinnahmen von 200 Millionen Euro erzielt werden. Bis 2014 sollen die Mehreinnahmen aus der Tabaksteuer auf 500, 700 und 800 Millionen Euro im Jahr steigen. Also qualmt mal schön, liebe Raucherinnen und Raucher, damit es mit Deutschland wieder aufwärts geht! Nicht, dass ihr etwa, wie bei der Tabak-Steuererhöhung zur Gegenfinanzierung der Gesundheitsreform, euren Tabak-Konsum drosselt.

Doch halt: Dabei fällt mir ja gerade noch rechtzeitig ein, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, und tödlich sein kann, und eure Reaktion damals deshalb eigentlich nur konsequent und richtig war. "Qualmen für Deutschland" ginge also wieder einmal eindeutig zu Lasten des ohnehin schon arg gebeutelten Gesundheitssystems, weil die chronischen Astmatiker, die Lungenkrebse etc. letztlich die Portemonais der Allgemeinheit belasten würden. Oder der schöne Traum der Bundesregierung vom Geldregen aus der Tabaksteuer platzt, weil die Raucher aufgrund ihres lebensgefährlichen Einsatzes für ihr Heimatland plötzlich reihenweise kollabieren.

Aber Spaß beiseite. Für die Raucher werden die neuesten Streiche der wespenfarbenen Bundesregierung ohnehin eher wenig erheiternd sein.

Bedenklich ist aus meiner Sicht die zunehmend verschärfte soziale Schieflage bei der Belastung zur Finanzierung des Sparpaketes der Bundesregierung. Je mehr die Wirtschaft und diejenigen unter uns, deren Existenz durch höhere Belastungen nicht gleich gefährdet ist, entlastet werden, desto erdrückender wird der Anteil der Last, die von den Schwächeren der Gesellschaft zu tragen ist.

Als wäre es nicht schon schäbig genug, dass diejenigen, die ohnehin schon nichts mehr haben, 30 Milliarden der 80 Milliarden Euro zum Sparpaket beisteuern sollen, wird bereits seit Mitte September kräftig in die Taschen der Hartz-IV Abhängigen gegriffen. Das Gesetz dafür ist zwar noch gar nicht verabschiedet, aber laut eines Berichtes der Frankfurter Rundschau vom 08.10.2010 kürzt die Bundesagentur für Arbeit (BA) schon mal das Elterngeld. Weiter heißt es dort, Frau Pothmer (Bündnis 90 /Die Grünen) halte dieses Vorgehen für rechtswidrig. Das Arbeitsministerium habe mit seinem vorauseilenden Handeln, die gesetzgebenden Gremien übergangen.

Währenddessen klopft eine Lobby nach der anderen an die Tür der Bundesregierung und leiert ihr eine Vergünstigung nach der anderen aus der Tasche. Die von der Bundesregierung verhätschelte Atomlobby ist da um keinen Deut besser. Anstatt sich zugunsten des Sparpakets von der Bundesregierung gehörig melken zu lassen, schließt sie Geheimverträge mit der Regierung, die ihr im Gegenzug für finanzielle Belastungen durch eine zeitlich befristet Brennelementesteuer unverhältnismäßig größere Gewinne garantieren, und zwar auf Kosten unserer aller Sicherheit und derjenigen zahleicher nachfolgender Generationen - für Millionen von Jahren.

Letztlich geht das alles vor allem auch zu Lasten des Klimaschutzes. Während RWE (Betreiber der AKWs Biblis A und -B, beteiligt an den AKWs Emsland, Grundremmingen B und -C) zum Dank für die in Aussicht gestellten Laufzeitverlängerungen seine Investitionen in erneuerbare Energien vorerst einfriert, schmelzen nicht nur die Gletscher und das Eis auf dem Arktischen Ozean, sondern auch die heeren Klimaziele der ehemaligen Klimakanzlerin aus der Vor-Kopenhagen-Ära. Und so ganz nebenbei - CDU, CSU und FDP sei Dank - verkommt dabei unsere wunderschöne, vielgelobte parlamentarische Demokratie zur Diktatur der Konzerne.


(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 08.10.2010, Die Welt vom 28.09.2010, Spiegel vom 24.10.2010, Tagesschau vom 25.10.2010, Handelsblatt vom 20.10.2010, FAZ vom 28.09.2010)

Sonntag, 24. Oktober 2010

Castor-Strecken-Aktionstag


Mannheim


Hannover


Banteln


Gronau


Lüneburg


Ahaus

Anfang November wird der nächste Transport von hochradioaktiem Atommüll in sogenannten Castor-Behältern in das "Zwischen"-Lager nach Gorleben stattfinden. Um darauf aufmerksam zu machen haben gestern bundesweit rund 20000 Atomkraftgegner an ungefähr 120 verschiedenen Orten entlang der möglichen Castor-Transportstrecken zu den "Zwischen"-Lagern in Ahaus, Gorleben und Lubmin gegen diese gefährlichen Transporte, und gegen die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke in Deutschland demonstriert.

Ein unterirdisches Endlager für hochradioaktiven Atommüll, in dem dieser über Millionen von Jahren absolut sicher gelagert werden könnte, wird es niemals geben. Dass Salzformationen dafür schon gar nicht geeignet sind, haben uns die Vofälle im ehemaligen Salzbergwerk Asse-II auf drastische Weise vor Augen geführt. Auch über den Salzstock bei Gorleben gibt es inzwischen ausreichend viele Erkenntnisse, die gegen den Ausbau des "Erkundungs"-Bergwerks zum Endlager für hochradioaktiven Atommüll sprechen. Trotzdem versucht die Bundesregierung mit allen Mitteln, den Ausbau zum Endlager voranzutreiben. Alternative Standorte werden gar nicht erst untersucht.

Klagen der Umweltschutzorganisation Greenpeace, der Rechtshilfe Gorleben, von Andreas Graf von Bernstorff, des Elbfischer Christian Köthke, der Salinas GmbH und der Kirchengemeinde Gartow haben die geplanten "Erkundungs"-Arbeiten im Salz bei Gorleben jedoch erst einmal gestoppt.

Wann endlich wird diese Bundesregierung verstehen, dass sie nicht mehr wie bisher gegen den Willen der Mehrheit der Bundesbürger, und einzig und allein für die klingenden Kassen der Atomkonzerne an dieser höchst gefährlichen Technologie festhalten kann? Es ist längst überfällig, das die Politik die Weichen für das Ende des Zeitalters der fossilen und atomaren Energieerzeugung einläutet. Wir brauchen die Energiewende, hin zur Energieerzeugung auf Grundlage erneuerbarer und klimaneutraler Energien - und zwar JETZT, BEVOR ES ZU SPÄT IST!




Alle Fotos: © Castor Strecken Aktionstag (CC: BC-NC-SA)

(Quellen: Focus vom 23.10.2010, SWR vom 24.10.2010, Tagesschau vom 23.10.2010, NDR vom 23.10.2010, Hessischer Rundfunk vom 23.10.2010, WDR vom 23.10.2010, Hamburger Abendblatt vom 23.10.2010)

Samstag, 23. Oktober 2010

Spätherbst



Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, -
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh' Stille, Schnee und Winter kommt.

Theodor Fontane (1819-1898)

Freitag, 22. Oktober 2010

Klagen unterbrechen Atommüll Endlagerbau

Atomkraft? Nein Danke!Aufgrund der Klage von Gegnern des von der schwarz-gelben Bundesregierung vorangetriebenen Atommüll Endlagers bei Gorleben darf die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten am Salzstock vorerst nicht beginnen.

Schön, wenn es zwischen all den atompolitischen Horrormeldungen auch einmal etwas positives zu berichten gibt. Die "Lüneburger Landeszeitung" zitiert heute einen Sprecher des Verwaltungsgerichts Lüneburg mit den Worten: "Es dürfen keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden." Die Klage vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg hat daher eine aufschiebende Wirkung.

Geklagt hatten Greenpeace, die Rechtshilfe Gorleben, Andreas Graf von Bernstorff, der Elbfischer Christian Köthke und die Salinas GmbH. Am Donnerstag hatte sich die Kirchengemeinde Gartow angeschlossen, die ebenfalls Salzrechte besitzt. Greenpeace wertet den Stopp der Arbeiten in Gorleben als ersten Schritt zur Aufgabe des gesamten Standortes.

Ob Greenpeace mit seiner Einschätzung recht behält, wird die Zukunft zeigen. Aber vielleicht zwingt die neue Situation die Bunderegierung ja dazu, endlich über alternative Standorte für Atommüllendlager nachzudenken ... - vielleicht sogar in Bayern? Wenn es der unheiligen Allianz zwischen der wespenfarbenen Bundesregierung und den Atomkonzernen nicht rechtzeitig gelingen sollte, ein für die Dauer von einigen Millionen Jahren sicheres Atommüllendlager vorzuweisen dann besteht vielleicht ja auch die Chance, dass sich die Sache mit den Betriebsgenehmigungen für die Atomkraftwerke über kurz oder lang von selbst erledigt.

Der NDR schreibt auf seiner Internetseite, die Landeskirche unterstütze die Klage der Kirchengemeinde Gartow gegen das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld. Bei der Erkundung des Gorlebener Salzstocks würden notwendige Bedingungen nicht eingehalten, die von der Landessynode beschlossen worden seien. So fände zum Beispiel keine gleichzeitige Erkundung mindestens eines weiteren Standortes statt. Weiterhin bemängelt die Landeskirche fehlende standortunabhängige Sicherheitskriterien nach internationalem Standard, die in einem transparenten öffentlichen Verfahren zu entwickeln seien. Hinsichtlich des außerordentlich hohen Gefährdungspotentials bei der Endlagerung hochradioaktiven Atommülls bedürfe es bei einer Entscheidung dieser Reichweite eines gesamtgesellschaftlichen Konsenses. Dieser müsse Parteien, gesellschaftliche Gruppen und Wahlperioden übergreifen.

In der "Elbe-Jeetzel-Zeitung" ist heute zu lesen, die aufschiebende Wirkung der Klagen sei darin begründet, dass das Landesamt für Bergbau vergessen hätte, seinem Antrag die notwendige Klausel zum Sofortvollzug hinzuzufügen. Auf diese Unachtsamkeit habe das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) jetzt mit einem nachträglichen Antrag auf Sofortvollzug reagiert.

Weiter berichtet die "Elbe-Jeetzel-Zeitung" das Lüneburger Verwaltungsgericht gehe davon aus, dass mehr als ein Jahr bis zu einer gerichtlichen Entscheidung vergehen könne. Aber auch dann sei noch völlig offen, ob die Erkundungsarbeiten sofort wieder aufgenommen werden könnten. Möglicherweise könne der Fall nämlich auch noch vor dem Oberverwaltungsgericht landen, da sich die Klagen von Greenpeace, der Rechtshilfe Gorleben, von Anwohnern und der Kirche gegen die Verlängerung des Betriebsplans richten. Sie begründen das damit, dass sich sämtliche Voraussetzungen, wie Art und Menge der Abfälle, Erkundungsumfang und Sicherheitsanforderungen, seit 1982 geändert hätten, und der Betriebsplan daher überholt und somit rechtswidrig sei.

Castor Stop!
Busse aus der Region und dem Rest der Republik nach Dannenberg


(Quellen: Landeszeitung Lüneburg vom 22.10.2010, NDR vom 22.10.2010, Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 22.10.2010)

Morgen: Castor-Strecken-Aktionstag

Atomkraft? Nein Danke!Morgen ist Castor-Strecken-Aktionstag.
Ich werde nicht daran teilnehmen, da Bremerhaven ja doch "etwas abseits" der Castor-Strecken liegt (grundsätzlich ist das ja auch nicht gerade ein Nachteil).


Was man aber hier in Bremerhaven gerne ausblendet, dass ist die permanente latente Bedrohung durch einen möglichen Unfall im Atomkraftwerk Unterweser, das nur etwa 16 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt auf der anderen Seite der Weser bei Esenshamm liegt. Bliebe es bei den im Atomkonsens verabredeten Restlaufzeiten, dann ginge der alte Atommeiler spätestens 2012 vom Netz. Dafür dass die Atomkraftwerke - nicht nur das Atomkraftwerk Unterweser! - so schnell wie möglich außer Betrieb genommen werden, spätestens aber zum Ende der im Atomkonsens verabredeten Fristen, habe ich schon Anfang des Jahres bei der "Ketten(re)Aktion" in Glückstadt und im September in Berlin demonstriert, und ich werde auch am 6. November in Dannenberg wieder gegen die von der schwarz-gelben Bundesregierung geplanten Laufzeitverlängerungen auf die Straße gehen.

Wer keine Möglichkeit - oder aber Bedenken - hat, seinen Protest auf die Straße zu tragen, der kann sich immerhin an Petitionen beteiligen. Für eine aktuelle Petition an den Bundestag, mit der gefordert wird, die mit den Stromversorgern abgeschlossenen Verträge zur Abschaltung der Atomkraftwerke bis zum Jahr 2023 einzuhalten, endet die Mitzeichnungsfrist heute. Bisher wird die Petition von 64656 Mitzeichnern unterstützt. Nähere Informationen dazu gibt es hier.


Busse nach Dannenberg


Die Oldenburger organisieren wieder Busse für die Demonstrationsteilnehmer aus unserer Region. Einer dieser Busse fährt dieses Mal auch ab Bremerhaven Hauptbahnhof :)
  • Online anmelden für die Busfahrt kann man sich hier.

Informationen über aktuell
weitere 134 Busse, die aus aus vielen Teilen der Bundesrepublik nach Dannenberg fahren werden, gibt es hier. Und unter dem Motto "1000 Menschen - 1000 km!" - startet der X-Train zur "längsten Anti-Atom-Demonstration aller Zeiten" in München.




Abschreckung ist keine Lösung


Alles deutet darauf hin, dass die Gewalt von den Sicherheitskräften ausging

Wer hat den Polizeieinsatz politisch zu verantworten?

Diese Frage stellte das ARD-Magazin "Monitor" in seinem Beitrag über die Eskalation beim Polizeieinsatz gegen die Demonstranten im Stuttgarter Schlossgarten am 30. September 2010. Um der Antwort ein Stück näher zu kommen bat "Monitor" den Polizeipräsidenten, den Innenminister und den Ministerpräsidenten um ein Interview. Alle diesbezüglichen Anfragen seien abgelehnt worden, heißt es im Film. Deshalb habe "Monitor" etliche Fragen schriftlich gestellt, und zwar nicht nur einmal, sondern mehrfach. Anstelle einer Antwort, sei man auf Anfragen der Opposition im Landtag Baden-Würtembergs verwiesen worden.

Der Filmbeitrag endet mit dem Schlusskommentar:
  • "Laut Gesetz sind Behörden den Medien gegenüber zur Auskunft verpflichtet. In Stuttgart fühlt man sich daran offenbar nicht gebunden."

Aber trotz der Auskunftsverweigerungen, und trotz aller Falschmeldungen, Lügen und Vertuschungsversuche hat Monitor in seinem Film genügend Indizien, Zeugenaussagen etc. zusammengetragen, dass die fortwährende Behauptung von Herrn Mappus (CDU, Baden-Würtemberg, Ministerpräsident), die Gewalt sei von den Demonstranten ausgegangen, so dass der Polizei keine andere Möglichkeit geblieben sei, als sich mit dem massiven Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken und Wasserwerfern zur Wehr zu setzen, in meinen Ohren einfach nur noch absurd klingt. Sollten die im Film geäußerten Vermutungen derjenigen zutreffen, die angesichts der öffentlichen Selbstbezichtigung von Herrn Stumpf (Polizei Stuttgart, Präsident), er allein trage die Verantwortung für den Polizeieinsatz vom 30. September 2010, der Ansicht sind, ein solches Verhalten sei absolut untypisch für Herrn Stumpf und widerspräche im Grunde seiner Natur, dann hätte das für mich den Anschein, als sei Herr Stumpf von den wahren Verantwortlichen im Hintergrund schon einmal vorsorglich als mögliches Bauernopfer ausgewählt worden.

Alles im Filmbeitrag von "Monitor" deutet darauf hin, dass die Gewaltszenen seitens der Landesregierung inszeniert und politisch gewollt waren, um eine abschreckende Wirkung auf die Demonstranten zu erzielen und diese so von weiteren Protesten abzuhalten.


Freie Meinungsäußerung? Ja, was denn sonst!


Das komplette Interview von Monitor mit Herrn Mohr

Frau Mikich (ARD-Monitor, Moderatorin) stellte im Anschluss an den Beitrag die Frage: "Freie Meinungsäußerung? Sie beantwortete ihre Frage gleich selbst mit der Feststellung: "Ja, was denn sonst!", und wies auf das ausführliche Interview mit Herrn Mohr hin, aus dem im Filmbeitrag ein Ausschnitt zu sehen ist. Gegen Herrn Mohr würden jetzt dienstliche Maßnahmen ergriffen, weil er Art und Umfang des Polizeieinsatzes in Stuttgart kritisiert habe. Monitor hatte das Interview mit Herrn Mohr in der Woche zuvor aufgenommen.

Bereits am Montag dieser Woche gingen Meldungen mit Bezug auf einen Bericht des "Hamburger Abendblatts" durch die Presse, Insider hätten Spezialeinheiten der Polizei als "scharfe Kampfhunde", bezeichnet, die, wenn man sie bei Demonstrationen von der Leine ließe, ohne Erbarmen zubeißen würden. Genau dafür seien sie gedrillt und ausgebildet worden. Ein Polizist habe berichtet, ihm sei bekannt, dass bei brisanten Großdemonstrationen verdeckt agierende Beamte unter die Demonstranten geschleust würden, um dort als "taktische Provokateure" zu agieren. Auf Befehl würden sie Steine oder Flaschen in Richtung der uniformierten Polizei werfen, um dieser so den Vorwand für den Beginn von Räumungen und Festnahmen zu liefern.

  • Meine Meinung:

    Angesichts der inzwischen bekannt gewordenen Ungeheuerlichkeiten wäre es eigentlich an der Zeit für die Verantwortlichen in Baden-Würtemberg, ihre Hüte zu nehmen, und den Weg für einen wirklichen Neubeginn frei zu machen. Abschreckende Maßnahmen von staatlicher Seite gegen friedliche Bürger, die lediglich ihr Recht, für ihre Anliegen zu demonstrieren, wahrnehmen, Polizeibeamte, die sich für den offenen Dialog mit den Bürgern und für vertrauensbildende Maßnahmen einsetzen, mit dienstlichen Maßnahmen zu schikanieren, oder höherrangige Personen als Bauernopfer zu präsentieren, sind jedenfalls keine geeigneten Mittel, um das mehr und mehr gestörte Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft zu heilen.

(Quellen: ARD-Monitor vom 21.10.2010, TAZ vom 18.10.2010, Hamburger Abendblatt vom 18.10.2010)

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Petition gegen Kündigung des Atomkonsens

Atomkraft? Nein Danke!Weil's eilt, schiebe ich noch auf die Schnelle diese Mitteilung ein. Ich habe gerade von meiner Tochter den Hinweis auf die folgende Online-Petition an den Deutschen Bundestag erhalten:


Mit der Petition wird gefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die mit den Stromversorgern abgeschlossenen Verträge zur Abschaltung der Atomkraftwerke bis zum Jahr 2023 eingehalten werden.

Begründung

Trotz der vor sieben Jahren geschlossen Verträge plant die Bundesregierung eine Verlängerung der Restlaufzeiten 13 Jahre vor in Kraft treten der beschlossenen Maßnahmen. Die Regierungskoalition will eine Verlängerung der Restlaufzeiten von 8 bis 14 Jahren erreichen.

Wir möchten die Bundesregierung auffordern, sich mit Vertretern aller Energieformen auseinander zu setzen und gemeinsam Meilensteine der Energiewende zu erarbeiten.
Ein Austritt aus den bestehenden Verträgen 13 Jahre vor Umsetzung der Maßnahmen halten wir für nicht richtig und bestehen auf der Einhaltung der Vereinbarung.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Haupt-Begründung: „Wir brauchen die Atomenergie als Brückentechnologie“ nicht belegbar. (Siehe Stromüberschüsse bereits 2010)
Immer noch ungeklärt und medienwirksam „vertuscht“ ist dagegen das Thema der Entsorgung des Atom-Mülls und die fehlende Beteiligung der Erzeuger an der Lösung dieses Problems.

Auch der Einsatz der Technik ist ein enormes Sicherheitsrisiko. Denn alle technischen Systeme versagen einmal – bei einem Atommeiler allerdings mit nicht planbaren Risiken. (Bsp.: Alle vor 1980 erbauten Atommeiler verwenden noch heute (2010) eine analoge Steuerung.)

Mit der Förderung der erneuerbaren Energieträger und ihre Verwertung sind wir in der Lage, bis zum Zeitpunkt des geplanten Laufzeitendes des letzten Atommeilers die geforderten 40% Strom aus erneuerbaren Energieträgern zu erzeugen.

Aus den oben genannten Gründen fordern wir die aktuelle Bundesregierung dazu auf, dafür Sorge zu tragen, dass die von Ihren Vorgängern abgeschlossenen Verträge zur Abschaltung der Atomkraftwerke bis 2023 eingehalten werden!


Zur Petition geht's hier. Aktuell gibt es 43115 Mitzeichner Tendenz steigend.

Wer sich noch daran beteiligen möchte, muss sich allerdings beeilen:

Die Mitzeichnungsfrist endet Morgen!




Schloss in der Pfütze


Schloss am Meer

An Tagen wie diesen
spiegeln sich die Fassaden der Häuser
zwischen Regengüssen in den Pfützen der Stadt

An Tagen wie diesen
wird selbst das Schloss am Meer
zum Schloss in der Regenpfütze


Gestern Abend schien es als wolle die Welt untergehen. Es schüttete wie aus Eimern und der Hagel prasselte heftig gegen die Fensterscheiben. Heute Morgen soll es laut Radio Bremen im Landkreis Cuxhaven Hagel- und Gewitterschauer mit eisglatten Straßen gegeben haben. Auf der Autobahn 27 sei es zwischen Cuxhaven und der Anschlussstelle Altenwalde spiegelglatt gewesen. Zum Glück sei es jedoch nicht zu Unfällen gekommen.

Das "Schloss am Meer" ist ein beeindruckendes Wohnhaus im Leher Gründerzeitviertel aus der Zeit zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Wenn man das Viertel von der Hafenstraße kommend entlang der Eupener Straße betritt, fällt die reich mit Elementen des Jugendstils verzierte Fassade sofort ins Auge. Auf dem Foto ist das Spiegelbild seiner oberen Stockwerke in einer Regenpfütze zu sehen.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Versuch einer pauschalen Kriminalisierung

Atomkraft? Nein Danke!Im Zusammenhang mit den angekündigten Demonstrationen im Wendland gegen den 12. Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll in das "Zentrale Zwischenlager" bei Gorleben machten - offenbar ausgehend vom Magazin "Focus" - am Wochenende Mitteilungen die Runde in der Presse und Medienlandschaft Deutschlands, die Polizei befürchte, es werde dabei zu heftigen Krawallen kommen. Das BKA warne vor Massenblockaden und Sabotageakten durch militante Atomkraftgegner. Im Vergleich zu den Vorjahren sei von einem "erheblich höheren Protestniveau" und zunehmender Gewaltbereitschaft auszugehen.




Dass die Bundesregierung mit ihrem atompolitischen Blindflug ein "erheblich höheres Protestniveau" ausgelöst hat, das wurde allerdings bereits am 24. April 2010 bei der "Ketten(re)Aktion", bei der Großdemonstration in Berlin am 18. September 2010 oder der zehn Kilometer langen Anti-Atomkraft-Menschenkette in München am 9. Oktober zwischen der CSU-Zentrale und dem bayerischen Umweltministerium mehr als deutlich. Die vielen kleinen Aktionen an den deutschen Atomstandorten, in den Landeshauptstädten und in Berlin einzeln zu erwähnen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Daraus lässt sich jedoch noch lange keine "Zunahme der Gewaltbereitschaft" ableiten - es sei denn man meint die brutale, hinterhältige Vorgehensweise der Bundesregierung bei der Durchsetzung ihres Plans (Geheimverhandlungen mit den Atomkonzernen, Abschluss von Verträgen unter Umgehung des Parlamentes und unter Ausschluss der Öffentlichkeit), die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern, und die gesamte Bevölkerung damit einem erheblich erhöhten Risiko bezüglich möglicher terroristischer Anschläge auf Atomkarftwerke oder eines ebenso jederzeit möglichen "ganz normalen Super-GAUs" auszusetzen.



Aber selbst für den Fall, dass wir vor einem Super-GAU in einem der deutschen Atomkraftwerke mit unzähligen toten-, dahinsiechenden- und chronisch kranken Strahlenopfern, großflächig verstrahlten Todeszonen und dem darauf folgenden Zusammenbruch der Infrastruktur sowie der gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland verschont bleiben sollten, gefährden die strahlenden Hinterlassenschaften infolge des jahrzehtelange Betriebs der Atomkraftwerke schon jetzt die Sicherheit, die Gesundheit und das Leben zahlloser nachfolgender Generationen. Ich bezeichne die Politik der schwarz-gelben Bundesreguierung, mit der die Fehler der Vergangenheit noch über viele weitere Jahre hinweg fortgesetzt werden sollen, als grob fahrlässig und verantwortungslos - andere bezeichnen diese Politik als Verbrechen. Angesichts derartiger Dimensionen sind die Sorgen der Sicherheitsbehörden, autonome Gruppen, wie der "Schwarze Block", könnten sich an Castor-Blockaden beteiligen, ungleich harmloser und in ihrer Nachhaltigkeit, verglichen mit einem Super-GAU in einem deutschen Atomkraftwerk, absolut bedeutungslos.


Atomkraftgegner demonstrieren friedlich



In meinen Augen sind die Warungen der Sicherheitsbehören vor Krawallen und Gewalt alles andere als sicherheitsfördernd. Sie stellen eine pauschale Kriminalisierung der gesamten Anti-Atomkraft-Bewegung Deutschlands im Vorfeld der angekündigten Demonstrationen und Proteste dar, und erzeugen eine Atmosphäre der Unsicherheit und Angst, die dazu führen kann, dass es in brenzligen Situationen unter Umständen panikbedingt tatsächlich zu handfesten Auseinandersetzungen kommen könnte.



In Schleswig-Holstein, in Berlin oder in München haben hunderttausende Atomkraftgegner unter Beweis gestellt, dass sie auf die unfriedliche Atompolitik der Bundesregierung grundsätzlich mit friedlichen Demonstrationen reagieren. Das wird auch am 6. November 2010 in Dannenberg so sein. Die aktuelle Anti-Atomkraft-Bewegung ist keine "geschlossene Masse", sondern setzt sich aus einer Vielzahl Bürgerinitiativen, Vereinen, Parteien, Gewerkschaften etc., sowie unzähligen einzelnen Privatleuten aus allen Altersgruppen und aus allen Schichten der Gesellschaft zusammen. Dass sich darunter auch linksextremistischer Gruppen befinden könnten, ist sicher nicht auszuschließen. aufgrund ihrer vergleichbar geringen Anzahl werden diese Leute jedoch wohl kaum in der Lage sein - wie vom BKA befürchtet - immer größeren Einfluss auf die große Vielfalt der friedlichen "Bürgerlichen Protestbewegung" nehmen zu können.

Ähnlich sieht das zum Beispiel auch Herr Stay (Ausgestrahlt, Sprecher). In einer Pressemitteilung der Anti-Atomkraft-Organisation "Ausgestrahlt" vom 16.10.2010 sagt er:
  • "Das BKA hat entweder keine Ahnung von den Verhältnissen vor Ort oder schürt bewusst Ängste. Derzeit gibt es keine ernstzunehmenden Anzeichen dafür, dass es rund um den Castor-Transport zu Gewalt von Seiten der Anti-AKW-Bewegung kommt. Geplant sind Großdemonstrationen, Kulturaktionen, Mahnwachen und Aktionen Zivilen Ungehorsams wie Sitzblockaden. Selbst die angekündigte Entnahme von Schottersteinen aus einer Bahnlinie, die für den regulären Zugverkehr gesperrt ist, ist zwar nicht legal, aber hat nichts mit Krawall oder Gewalt zu tun. Wir kennen das aus der Vergangenheit: Vor jedem Castor-Transport werden solche Gewaltszenarien an die Wand gemalt. Hinterher lobt die Polizei dann die Gewaltfreiheit der Protestbewegung ..." Niemand müsse sich davor fürchten, im November ins Wendland zu kommen. Es werde ein bunter, vielfältiger und gewaltfreier Protest (die gesamte Presseerklärung lesen ...).

Umfassendes Staatliches Gewaltmonopol?

Eine ganz andere Qualität bezüglich der Ursache von Gewalttätigkeiten bei Demonstrationen zeigt ein Bericht des "Hamburger Abendblatts" vom 18.10.2010 auf. Ein Polizei-Insider habe Spezialeinheiten der Polizei als "scharfe Kampfhunde", bezeichnet, die, wenn sie bei Demonstrationen "von der Leine gelassen" werden, ohne Erbarmen zubeißen würden. Genau dafür würden sie gedrillt und ausgebildet. Ein anderer Polizist habe berichtet, ihm sei bekannt, dass die Polizei bei brisanten Großdemonstrationen verdeckt agierende Beamte unter die Demonstranten schleuse, die dann als taktische Provokateure agieren würden. Auf Befehl würden sie Steine oder Flaschen in Richtung der Polizei werfen, um dieser so den Vorwand für die Räumung zu liefern.

Wenn die Demonstranten nicht von sich aus Gewalt ausüben wollen, dann übernehmen Spezialeinheiten der Polizei das für sie, und liefern ihren Kollegen damit den ersehnten Vorwand zum losschlagen? Aus meiner Sicht offenbart sich hier ein sehr fragwürdiges und besorgniserregendes Verständnis des staatlichen Gewaltmonopols! Leider kann man den Bericht im Internet nur gegen Gebühr (Online-Leseabo) einsehen. Aber auch die TAZ berichtete darüber, und Ausschnitte aus dem Bericht des "Hamburger Abendblatts" zitiert "Ausgestrahlt" in einer Pressemitteilung vom 18.10.2010:

Er war mit seiner Hundertschaft mitten im "Kampfgetümmel", sagt Polizeikommissar Thomas Mohr, 48. Ende September und Anfang Oktober, im Stuttgarter Schlossgarten bei den Großdemonstrationen gegen das Bahnhofsprojekt, bei denen Polizeikräfte Wasserwerfer, Schlagstock und Pfefferspray gegen "friedlich demonstrierende Bürger, Kinder, Rentner und brave Schwaben" einsetzten. Ein Schock für den baden-württembergischen Ordnungshüter. Den Einsatz von Kollegen, den er aus den geschlossenen Reihen seiner Hundertschaft "wie ohnmächtig" mit angesehen hat, kann er bis heute nicht verstehen. 400 Demonstranten wurden dabei verletzt. Er macht ihn wütend, lässt ihn zweifeln. "Wir werden von der Politik immer mehr missbraucht und verheizt. Zweckentfremdet und benutzt, der Imageschaden für uns Polizisten, die per Treueschwur und Dienstbefehl für die Regierung den Kopf da draußen auf der Straße hinhalten müssen, ist durch Stuttgart enorm", schimpft der Mannheimer Beamte mit 25 Jahren Einsatzerfahrung

(…) Thomas Mohr wendet seinen Blick vom Bildschirm ab und guckt aus dem Fenster in den blauen Himmel über Mannheim. "Wenn man scharfe Kampfhunde, ich meine die Polizei-Spezialeinheiten, mit zu einer Demonstration nimmt und sie dann auch noch ohne ersichtlichen Grund von der Leine und räumen lässt, dann beißen sie ohne Erbarmen zu. Dafür wurden sie gedrillt und ausgebildet. Das wussten die, die für den Einsatz verantwortlich waren, ganz genau. Sie mussten das Okay von oben haben. Von ganz oben. Mindestens vom Innenministerium."

Mit "scharfen Kampfhunden" meint Thomas Mohr die schwarz und dunkelgrau gekleideten, meist sehr jungen Kollegen von den Beweis- und Festnahmeeinheiten (BFE), die beim Stuttgarter Einsatz größtenteils von der Bundespolizei und aus Bayern kamen.

(…) "Ich weiß, dass wir bei brisanten Großdemos verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als vermummte Steinewerfer fungieren, unter die Demonstranten schleusen. Sie werfen auf Befehl Steine oder Flaschen in Richtung der Polizei, damit die dann mit der Räumung beginnen kann.“


Herr Stay kommentiert diese Ungeheuerlichkeiten in der Pressemitteilung mit den Worten:

"Die Berichte von Polizei-Insidern sind ungeheuerlich. Es ist ein bodenloser Skandal, wenn BKA und Innenminister fast täglich vor Krawallen rund um Gorleben warnen und gleichzeitig innerhalb der Polizei genau diese Ausschreitungen vorbereitet werden.

Wir fordern angesichts des bevorstehenden Castor-Transports nach Gorleben die Innenminister von Bund und Ländern auf, definitiv sicherzustellen, dass im Wendland weder auf Kampf gedrillte Spezialeinheiten noch Provokateure eingesetzt werden. Wir wollen konkret wissen, wie die Polizei dafür sorgen wird, eine Eskalation aus ihren Reihen zu vermeiden.

In Gorleben werden tausende von Bürgerinnen und Bürgern aus Sorge um die Zukunft gewaltfreien Widerstand leisten. Sie gehen auf die Straße, weil sie es nicht hinnehmen wollen, dass die Energiepolitik in diesem Land von vier Atomkonzernen bestimmt wird. Die Regierung muss endlich begreifen, dass diese Probleme nicht mit Polizeigewalt zu lösen sind. Und sie muss aufhören, tausende Polizeibeamte für die Durchsetzung einer verfehlten Politik zu missbrauchen.

Wir fordern die Polizeigewerkschaften und auch jeden einzelnen Beamten dazu auf, sich dieser Politik deutlich zu verweigern. Der Konflikt um die Atomenergie ist mittels der Polizei nicht lösbar, sondern wird sich dadurch nur weiter verschärfen.

Für uns Atomkraftgegner bleibt klar: Wir werden uns nicht provozieren aber auch nicht abschrecken lassen, sondern gewaltfrei und entschlossen auf die Straße gehen."




Auch ich bin einer von "tausenden von Bürgerinnen und Bürgern", die am 6. November aus Sorge um ihre Zukunft und die ihrer Kinder und Kindeskinder, und stellvertretend für die deutliche Mehrheit von zwei Dritteln der Bundesbürger (ARD-Deutschlandtrend vom März 2010), gewaltfrei auf den Straßen von Dannenberg gegen den weiteren Betrieb der Atomkraftwerke und den damit zusammenhängenden Atommüll-Tourismus demonstrieren werden.

Ich will nicht verhehlen, dass ich angesichts der Geschehnisse im Stuttgarter Schlossgarten, der in diesem Zusammenhang bekannt gewordenen Enthüllungen über die Rolle verdeckt agierender Spezialeinheiten der Polizei, sowie der Hetzkampagne seitens der Sicherheitskräfte ein mulmiges Gefühl habe. Wenn wir uns davon aber jetzt abschrecken lassen, dann wird der Wahnsinn "Atomkraft" in unserem Lande unter Umständen nie ein Ende haben. Wer weiß denn heute schon, welche Absprachen vielleicht in zehn oder zwanzig Jahren zwischen einer zukünftigen Bundesregierung und den Atomkonzernen getroffen werden?


Übrigens organisieren die Oldenburger wieder Busse für die Demonstrationsteilnehmer aus unserer Region. Nach Dannenberg fährt einer der Busse am 6. November dieses Mal auch ab Bremerhaven Hauptbahnhof :)

Online anmelden für die Busfahrt kann man sich
hier. Informationen über weitere aktuell 105 Busse, die aus aus vielen Teilen der Bundesrepublik nach Dannenberg fahren werden, gibt es hier. Und unter dem Motto "1000 Menschen - 1000 km!" - startet der X-Train zur "längsten Anti-Atom-Demonstration aller Zeiten" in München.




(Quelle: Focus vom 16.10.2010, Münchener Abendzeitung vom 09.10.2010, Bündnis gegen den Castor 2010, Ausgestrahlt: Pressemitteilung vom 16.10.2010 und vom 18.10.2010, TAZ vom 18.10.2010, ARD-Deutschlandtrend vom März 2010)