Montag, 1. November 2010

Ein genialer Steuertrick

Das ausfüllen der Steuererklärung ist für viele ein rotes Tuch. Aber was macht man nicht alles, um seine zuviel gezahlten Steuergelder wieder zu bekommen?

Herrn Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister) scheint wohl durchaus bewusst zu sein, dass viele Bürger mit der jährlichen Steuererklärung, der Papierflut und den Formularen des Finanzamts auf Kriegsfuß stehen. Daher konnte er seinen neuesten Coup ja auch wunderschön als großzügiges Entgegenkommen der Bundesregierung verpacken: Die Bürger "brauchen ihre Steuererklärung bald nur noch alle zwei Jahre abgeben". So hätte er es gerne, dieses Schlitzohr, und auf den Internetseiten der Tagesschau gibt es heute gleich die passende, nichtrepräsentative Online Umfrage dazu:

"Bundesfinanzminister Schäuble will das Verfahren bei der Einkommenssteuererklärung ändern. Ab 2012 sollen Bürger sie nur noch alle zwei Jahre abgeben. Wäre das eine Erleichterung für Sie persönlich?"


Unter dem Gesichtspunkt, dass ich mich alle zwei Jahre nicht damit herumschlagen müsste, wäre das auf den ersten Blick wohl so - und zwar nicht nur für mich: Auch seine Finanzbeamten könnten dann alle zwei Jahre in der Zeit, in der sie sonst die Steuererklärungen bearbeiten mussten, Däumchen drehen. Vielleicht würden bei der Gelegenheit ja sogar einige von ihnen überflüssig werden?

Den Haken an der Sache hat Herr Schäuble aber leider vergessen zu erwähnen, und auch die Fragestellung der Online Umfrage der Tagesschau geht am Kern der Sache völlig vorbei. Was nützt es mir denn, wenn ich mich nur noch alle zwei Jahre durch meine Unterlagen wühlen muss? Auf den zweiten Blick stellt man nämlich fest, dass die gesammelte Papierflut dadurch schließlich nicht weniger wird, und der Stapel dann eben doppelt so groß ist (aber das nur so am Rande). Der Kern des Coups des Herrn Schäuble liegt auf einer völlig anderen Ebene und entpuppt sich schnell als "Steuertrick". Mit den zuviel eingenommenen Steuern, und den Zinsen daraus kann der Staat dann länger arbeiten als in der Vergangenheit, und ich als Steuerzahler muss zukünftig doppelt solange auf mein Geld warten wie bisher. Da der Staat mir nur die Beträge auf Euro und Cent zurückzahlt, die er zuviel von mir kassiert hat, ohne dass er mir Zinsen darauf zahlt, hat die Inflation dann auch noch doppelt so lange Zeit, am Wert meines Geldes zu nagen.

Also: So geht es nicht, Herr Schäuble!


Und die Umfrage der Tagesschau hätte eigentlich lauten müssen:

"Bundesfinanzminister Schäuble will das Verfahren bei der Einkommenssteuererklärung ändern. Mit einem gesetzlich zugunsten des Staates legalisierten Steuertrick will er die Bürger übers Ohr hauen. Ab 2012 sollen diese ihre Steruerklärung nur noch alle zwei Jahre abgeben. Wären Sie persönlich damit einverstanden, dass Sie zukünftig doppelt so lange auf Ihr Geld warten müssen?"


Die Antwort darauf ist klar (für mich jedenfalls). Sie lautet:

"NEIN!"


(Quelle: Tagesschau vom 31.10.2010)


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