Dienstag, 1. März 2011

Die Tage sind gezählt ...


Das "alte" Eisstadion am Wilhelm-Kaisen-Platz in Bremerhaven

Nach 30 Jahren haben die "Fishtown Pinguins" ihr letztes Eishockeyspiel im alten Bremerhavener Eisstadion bestritten. Das Spiel in der 2. Eishockey-Bundesliga endete mit einem sechs zu vier Sieg gegen die Gäste aus Freiburg. Die neue Eissporthalle wird am 4. März 2011 eingeweiht.

Das alte Eisstadion wird dann mit Sicherheit irgendwann dem Abrissbagger zum Opfer fallen. Seine Tage sind gezählt. Das berichtete Herr Schomaker (FDP, Kreisvorsitzender) während der der Stadtteilkonferenz Lehe am 23.02.2011. Die Einnahmen der Stadt aus dem Verkauf des Wilhelm-Kaisen-Platzes an die holländische Ten-Brinke-Gruppe, die dort einen OBI-Baumarkt mit Gartencenter errichten will, würden locker für den Abriss des alten Eisstadions sowie für Bereitstellung und Herrichtung des Baugrundstücks ausgegeben werden. "Unterm Strich haben wir als Stadt nicht mal 'ne Einnahme."


Die Suche nach einem plausiblen Grund

Von der großen Koalition habe ich bisher keine stichhaltigen Argumente dafür gehört, warum das bisher öffentliche Bremerhavener Fest- und Veranstaltungsgelände der Bremerhavener, der Wilhelm-Kaisen-Platz, unbedingt mit einem privaten, gewinnorientierten "OBI-Baumarkt und Gartenncenter" bebaut werden muss. Wenn man keine Antworten bekommt, dann beginnt man irgendwann damit, anhand von Indizien selbst nach Erklärungen zu suchen. Aus den Ausführungen des Herrn Schomaker könnte man aber immerhin herleiten, dass die Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes der Finanzierung des Abrisses des alten Eisstadions dient.

Wie wir während der Stadtteilkonferenz von Herrn Eversberg (Grüne, Fraktionsvorsitzender) gehört haben, stellt ein im Zusammenhang mit der Planung des Projekts "Bebauung Wilhelm-Kaisen-Platz" erstelltes Verträglichkeitsgutachten für die Hafenstraße eindeutig fest, dass der geplante OBI-Baumarkt die kleinen Einzelhandelsgeschäfte dort schädigen und - zumindest einige von ihnen - zur Aufgabe zwingen wird. Von Umsatzrückgängen in der Hafenstraße in Höhe von 8 Prozent ist laut Herrn Eversberg in dem Gutachten die Rede. Außerdem teilte Herr Niedermeier (Stadtteilkonferenz Lehe, Sprecher) den Anwesenden mit, seinen Informationen zufolge würden die beiden bereits in 200 und 1000 Meter vom geplanten OBI-Baumarkt ansässigen Baumärkte "Max Bahr" und "Bauhaus" mit seinem Gartencenter dem Druck des geplanten, flächenmäßig ungleich größeren, OBI-Baumarkts mit Gartencenter auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz nicht lange standhalten.

Das alte Eisstadion wird nur deshalb abgerissen werden, weil es nach dem Neubau der neuen Eissporthalle (so die einvernehmliche Darstellung der während der Stadtteilkonferenz anwesenden Politiker) nicht mehr wirtschaftlich - also zumindest kostenneutral - weiterbetrieben werden kann. Frau Rogge-Mönchmeyer (Stadthalle Bremerhaven) hatte in einem Bericht der Nordsee-Zeitung vom 28.02.2010 bekräftigt, dass der technische Aufwand dafür zu hoch sei. So gesehen sind der zu erwartende Verlust der Arbeitsplätze in den beiden vorgenannten, bereits seit vielen Jahren existierenden Baumärkten sowie die zu erwartenden - und jetzt im Verträglichkeitsgutachten prognostizierten - wirtschaftlichen Schäden in der Hafenstraße, letztlich auf den Neubau der Eissporthalle zurückzuführen.

Es scheint, als seien aufgrund der politischen Fehlentscheidungen wohl auch die Tage der traditionellen Stadtteil-Zentren gezählt. Im Falle der Hafenstraße ließe sich diese Entwicklung wohl nur noch durch ein "Nein" der Stadtverordnetenversammlung zur Bebauung des Wilhelm-Kaisen-Platzes verhindern ...
  • Nicht vergessen werden sollte in diesem Zusammenhang auch, dass sich die Stadt Bremerhaven die 15,4 Millionen Euro teure Eissporthalle, deren Finanzierung noch am Tage des "ersten Spatenstichs" nicht endgültig geklärt war, selbst in der jetzt fertiggestellten, abgespeckten Version eigentlich überhaupt gar nicht nicht leisten konnte! Zuvor war in der Landesregierung gar laut darüber nachgedacht worden, die finanzielle Eigenständigkeit der Stadt Bremerhaven zu beschneiden. Soweit ist es dann (zumindest bisher) doch nicht gekommen, aber seit der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zum Neubau der Eissporthalle heißt es in Bremerhaven jetzt immer häufiger: "Dafür steht kein Geld zur Verfügung."



Vielleicht werden ja die Fans der "Fishtown Pinguins" ihre Stimmen bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 22. Mai 2011 noch einmal an die beiden Parteien der Großen Koalition vergeben ... - zum Dank für die schöne neue Eissporthalle sozusagen. Die in den Baumärkten "Max Bahr" und "Bauhaus" Beschäftigten, die Einzelhändler in der Hafenstraße und ihre Mitarbeiter, sowie deren Familien, Freunde und Bekannte, und alle Bremerhavener, die sich von der Politik der Großen Koalition, die all das zu verantworten hat - inklusive des ungezügelten Wildwuchses der Discounter und Supermärkte, mit allen negativen wirtschaftlichen Folgen für die Stadtteile! - schon seit Jahren nicht mehr vertreten fühlen, werden der CDU und der SPD jedoch die Quittung für den - wie es eine Teilnehmerin während der Stadtteilkonferenz Lehe so treffend formulierte - "Mist" präsentieren, den sie in den letzten Jahren produziert haben.

Ich hoffe jedenfalls, dass auch die Tage der Großen Koalition  nach dem 22. Mai 2011 gezählt sein werden.


Zum Weiterlesen


Keine weiteren Märkte in Lehe!


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 28.02.2011, Radio Bremen vom 25.02.2011)

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