Freitag, 15. Juli 2011

Die Rose ist verblüht

Die "Al-Zahraa" an der Halle-X im Fischereihafen von Bremerhaven (Juni 2010)
Im Juli 1990 lief der irakische RoRo-Frachter "Al-Zahraa" von Dänemark kommend in den Bremerhavener Kaiserhafen ein, um bei den Motorenwerken Bremerhaven (MWB) die Maschine warten und reparieren zu lassen. Als diese gerade ausgebaut worden war, überfielen irakische Truppen das Nachbarland Kuwait: Der erste Golfkrieg hatte begonnen.

In der Folge verhängten die Vereinten Nationen ein Wirtschaftsembargo gegen Irak. Damit waren weitere Arbeiten an dem Schiff von einem Tag auf den anderen verboten. Es wurde an einen Liegeplatz im Kaiserhafen gegenüber von MWB geschleppt wo es im Laufe der Jahre unfreiwillig zu so etwas wie einem Wahrzeichen Bremerhavens und zu einem Mahnmal gegen den Krieg wurde.



"Al-Zahraa", die "Rose", verwelkt ...

Nach 15 Jahren, am 3. August 2005, verließ das Schiff seinen Liegeplatz im Kaiserhafen. Am Haken von Schleppern ging die kurze Fahrt vom Kaiserhafen über die Weser zur "Halle-X" im Fischereihafen. Dort lag die "Al-Zahraa" (zu deutsch: "Die Rose") und welkte während weiterer 6 Jahre vor sich hin vor sich hin.



... während 21 langer Jahre in Bremerhaven (Fotos: Jürgen Winkler, 2010, 2011)

Im Juli 2010 waren es 20 Jahre her, seit die "Al-Zahraa" in den Hafen von Bremerhaven eingelaufen war. Meine kleine Fotoserie ist also so etwas wie ein Dokument zum 20 Jubiläum ihres Aufenthalts in Bremerhaven. Zu dieser Zeit war es bereits klar, dass eine Lösung für die Zukunft des Schiffes gefunden werden musste ...


"Die Rose" am Beginn ihrer letzten Reise ( Fotos: Nordsee-Zeitung vom 09.07.2011)

Nach ihrem unfreiwilligen Zwangsaufenthalt von 21 Jahren verließ die "Al-Zahraa", wieder am Haken von Schleppern, ihren Liegeplatz im Bremerhavener Fischereihafen, um ihre letzte Reise anzutreten. Ziel der Schleppfahrt ist ein Abwrack-Unternehmen in Klaipeda (Litauen).

Jetzt ist "Die Rose" endgültig verblüht. Als die damals sieben Jahre alte "Al-Zahraa" im Juli 1990 in Bremerhaven ankam, hätte wohl niemand von der Besatzung damit gerechnet, dass es mehr als zwei Jahrzehnte dauern wüde, bis ihr Schiff Bremerhaven wieder verlassen, aber seinen Heimathafen Basrah am Schatt al-Arab niemals wiedersehen würde. Sehr interessant ist auch die Geschichte der irakischen Seeleute, die während der Jahre in Bremerhaven jeweils für ein halbes Jahr als Wachmannschaften in Bremerhaven an Bord der "Al-Zahraa" ausharrten (s.u., "Zum Weiterlesen").

  • Mit der "Al-Zahraa" verschwindet auch diese langjährige sichtbare Erinnerung an die Golfkriege aus dem Stadtbild Bremerhavens. Im Irak sind die Folgen der beiden Golfkriege jedoch auch weiterhin schmerzhaft zu spüren. Immer wieder kommt es infolge von Terroranschlägen zu Zerstörungen, Verletzten und Toten. Manchmal frage ich mich, ob ich es wohl noch erleben werde, dass dieses geschundene Land und seine Menschen endlich Frieden finden.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 09.07.2011, Weser-Kurier vom 09.07.2011, Spiegel vom 04.12.2003, Wikipedia)

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