Mittwoch, 30. November 2011

Advent über den Dächern der Stadt

Die Abendsonne leuchtet zum 1. Advent über Bremerhaven
Aufgrund des stürmischen Wetters fand der Leher Weihnachtsmarkt am Sonntag im wesentlichen in zwei Zirkuswagen vor der Pauluskirche und im Kirchenraum statt. Durch die Gespräche mit anderen Leuten über andere Themen habe ich für ein paar Stunden etwas Abstand zu den Ereignissen der letzten Tage finden können.

Trotz des starken Windes, sowie immer wieder einmal ein paar Tropfen Regen, war ich einige Male mit Gästen auf dem Turm. Insgesamt waren es 18 Personen, die Wind und Wetter trotzten und dafür mit phantastischen Eindrücken beim Ausblick von der Gallerie belohnt wurden.


Die ersten Lampen erhellen die Schatten zwischen den Häusern und in den Wohnungen
Ab 17 Uhr begann sich die eigentlich ohnehin schon recht volle Kirche zu füllen und um 18 Uhr endete der Nachmittag mit einer "Gospel-Church" und vielen gutgelaunten Menschen, die sich schnell von den Rythmen dieser "etwas anderen" Kirchenlieder anstecken ließen. Und dass ein Chor und seine Begleit-Band in einer Kirche mit viel Applaus bedacht werden, das gibt es wohl auch nur in einem Gospel-Gottesdienst.

Dienstag, 29. November 2011

Keinen Atommüll in meiner Zukunft lagern!

Impressionen aus dem Wendland und Ausschnitte aus den Kundgebungsbeiträgen

Am 26.11.2011 waren den Zählungen der Organisatoren der Kundgebung gegen den Atommülltransport von der Atommüllaufbereitungsanlage bei La Hague (Frankreich) in das Atommülllager bei Gorleben (Deutschland, Wendland) zufolge 23000 Menschen in Dannenberg versammelt, um erneut gegen den Ausbau des sogenannten "Erkundungsbergwerks" im Salzstock bei Gorleben zum Atommülllager für hochradioaktiven Atommüll zu demonstrieren.

Mehrere tausend Atomkraftgegner hielten sich zudem in den umliegenden Camps und im Gelände auf. Zusammen mit den Freunden des französischen Netzwerks "Sortie du Nucléaire" sowie vielen tausend Atomkraftgegnern entlang der Castor-Transportstrecken ist es ihnen gelungen, den Atommülltransport so sehr zu behindern, wie niemals in der Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung zuvor. Dafür trotzten sie mit vielfältigen, bunten und friedfertigen Aktionen ebenso der Kälte und dem Regen, wie auch dem massiven Aufgebot der Staatsgewalt.


Atomausstieg? Neubeginn Endlagersuche?
Eine einzige Farce!


Mit der als Atomausstieg getarnten Laufzeitverlängerung für die verbliebenen neun deutschen Atonkraftwerke um insgesamt 30 Jahre, sowie dem unter dem Deckmäntelchen "Neubeginn bei der Endlagersuche" massiv vorangetriebenen Ausbau des unterirdischen Lagers für hochradioaktiven Atommüll im Salz bei Gorleben, ist es den schwarz-gelb-gestreiften Handlangern der Atomkonzerne in Deutschland nicht gelungen, den Widerstand der Atomkraftgegner zu brechen. Herr Stay (.ausgestrahlt, Sprecher) brachte es während der Kundgebung in Dannenberg auf den Punkt: Im Haushalt 2012 des Herrn Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) seien 37 Millionen Euro für den Ausbau des Atommülllagers im Salzstock bei Gorleben vorgesehen. - Dem stünde die geradezu lächerlich geringe Summe von 3 Millionen Euro für die Suche nach alternativen Standorten zur langfristigen Lagerung des deutschen Atommülls gegenüber!


Längster Atomtransport ins Wendland

Wie der konsequente Widerstand während des gesamten Atommülltransports im November 2011 zeigt, ist der Widerstand gegen die gefährliche Allianz aus den Atomkonzernen und der wespenfarbenen Bundesregierung stärker als je zuvor.

Die 11 Castoren, deren tödliche Fracht dem 44-fachen der bis zum November 2011 infolge der Super-GAUs in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" freigesetzten Radioaktivität entspricht, waren am Mittwoch, 23.11.2011 am Verladebahnhof bei Valognes (Frankreich) um 16:00 Uhr gestartet. Schon zu Beginn des Transports war es den französischen Atomkraftgegnern gelungen, den Transport erheblich zu verzögern. Erst am Montag, 28.11.2011, erreichte der Zug mit den Castoren um 04:17 Uhr den Verladekran in Dannenberg. Nach weiteren Behinderungen durch Atomkraftgegner auf den Straßen zwischen Dannenberg und der Atommülllagerhalle bei Gorleben erreichten die Castoren am 28.11.2011 um 21:50 Uhr ihr Ziel. Mit 125 Stunden und 30 Minuten wurde der letztjährige "Rekord" von 92 Stunden um mehr als 33 Stunden übertroffen.


Gegen Atomkraft - Weltweit

Mit den Aktionen von "Sortie du Nucléaire", dem Kundgebungsbeitrag eines von den Folgen des Uranabbaus in seiner Heimat betroffenen Redners aus Tansania, sowie Redebeiträgen der Gäste aus der Region in der Umgebung der zerstörten Atomkraftanlage "Fukushima-I" in Japan, wurde deutlich, dass es bei den Demonstrationen längst nicht mehr "nur um Gorleben" geht. Nach den inzwischen bekannt gewordenen katastrophalen Zuständen in den Uranabbaugebieten, den Super-GAUs in Tschernobyl und in Fukushima, den GAUs in den USA oder in der Schweiz, sowie den katasrophalen Erfahrungen mit unterirdischen Atommülllagern in Deutschland, wird immer mehr Menschen bewusst, dass die Atom-"Brennstoff"-Kette ein weltweites, tödliches Problem darstellt, und dass die Folgen von Unfällen in Atomkraftwerken keinen Respekt vor Staatsgrenzen kennen.

Vor diesem Hintergrund ist es völlig unverständlich und absolut inakzeptabel, dass Polen gerade jetzt den Wiedereinstieg in die Nutzung der Atomenergie plant! Dem gilt es von Beginn an international entgegenzuwirken. Es muss endlich Schluss sein mit dem atomaren Irrsinn! Weltweit!!


Ich will Bauer werden ...

Unsere Generationen und die unserer Eltern haben es innerhalb von nur 60 Jahren geschafft, ein strahlendes Erbe anzuhäufen, das für die Gesundheit und das Leben - nach menschlichen Maßstäben - unzählige Generationen unserer Nachkommen eine heimtückische, tödliche Gefahr ist. Nach dem Willen der scharz-gelben Bundesregierung unter Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) sollen 9 deutsche Atomkraftwerke noch bis 2022 tonnenweise weiteren Atommüll produzieren. Und das, obwohl die Atommülllagerpläne dem aus geologischen Gründen ungeeigneten Salzstock bei Gorleben, dem vom Einsturz bedrohten Atommülllager im ehemaligen Salzbergwerk Asse-II etc. gescheitert sind und es keine Alternativen dazu gibt.

Auf einem der Trecker am Auftaktpunkt West des Demonstrationszugs zum Kundgebungsgeländes am Ortsrand von Dannenberg saß ein kleiner Junge mit einem selbstbemalten Pappschild in der Hand. Darauf war zu lesen: "Ich will Bauer werden. Kein Atommüll in meiner Zukunft lagern."
  • Ich würde ihm gerne sagen, dass er sich keine Sorgen um seine Zukunft machen muss, dass er und seine Kinder und Kindeskinder die Menschen in unserer Heimat noch viele Jahrhunderte lang mit gesunder Nahrung versorgen können ...

    Aber das kann ich nicht.

Montag, 28. November 2011

"... Es wird das Ende von Gorleben"

Soviel zum Vertrauen der Bürger zu den verantwortlichen Politiker und den Behörden!
Nachdem er mehr als 108 Stunden unterwegs war erreichte der Atommüllzug heute Morgen um 4:17 Uhr den Verladekran in Dannenberg.

Das hatte er allerdings nur dem Umstand zu verdanken, dass die Atomkraftgegner von der der "Bäuerlichen Notgemeinschaft", die sich in einer Betonpyramide auf den Gleisen angeschlossen hatten, Mitleid mit den Polizisten hatten, die mit Pyramide wohl überfordert waren. Um 06:30 Uhr wurde mit der Verladung des ersten Castors begonnen. Die "Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg" (BI) kommentierte die Ankunft des Atommülls in Dannenberg heute Morgen in einer Pressemitteilung (Zitat):
"Castor erreicht Etappenziel – BI Umweltschutz: 'Das ist nicht das Ende der Demonstrationen, es wird das Ende von Gorleben'

28.11.2011

Heute Nacht um 4.17 Uhr hat der 13. Castor-Transport nach Gorleben die Zwischenetappe Dannenberg-Ost erreicht. Dort müssen die 11 Behälter umgeladen werden. Wann der Straßentransport stattfindet, ist nicht absehbar, in Gorleben haben sich bis jetzt bereits mehr 1000 Menschen dem Aufruf von x-1000 mal quer zu einer gewaltfreien Sitzblockade angeschlossen.

Die Durchfahrt des Zuges war nur möglich, weil die drei Bauern und die Bäuerin, die sich in einer Betonpyramide auf der Schiene angeschlossen hatten, nach Beratung entschlossen hatten, sich selbst freizuschließen. Die Polizei war nämlich technisch überfordert und löste die Zusage ein, dieses auch zu erklären:

Polizeierklärung zur Pyramidenblockade der Bäuerlichen Notgemeinschaft:
  • ‘Am heutigen Sonntagmorgen ketteten sich vier Aktivisten der bäuerlichen Notgemeinschaft gegen 07.15 Uhr in einer Betonpyramide an, die zuvor auf die Gleise nahe Hitzacker verbracht wurde. Die vor Ort eingesetzten Polizeitechniker stellten nach mehrstündiger Arbeit an der Pyramide fest, dass hier augenscheinlich ein durchdachtes, ausgeklügeltes und nach Angaben der Aktivisten sicheres System vorliegt. Die Polizei befürchtete, dass die Aktivisten durch weitere Arbeiten Schäden an Leib und Leben davontragen könnten, so dass intensive Gespräche vor Ort geführt wurden. Die Polizei sieht sich nach derzeitigem Stand in zumutbarer Zeit nicht in der Lage, die Personen unverletzt zu befreien. Die Aktivisten haben nunmehr entschieden, zur Sicherung der eigenen Gesundheit die Aktion zu beenden.'

Rund 1000 Menschen mussten in Hitzacker auch noch von der Schiene heruntergetragen worden. Die Polizei ging dabei ähnlich wie bei Massenblockade in Harlingen behutsam mit den Demonstranten um.

Um 5.50 Uhr fand eine kurze Kundgebung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) in Sichtweite des Verladekrans statt. Jan Becker erklärte auf der Kundgebung, Gorleben müsse politisch aufgegeben werden.
  • 'Der Castor-Transport ist jetzt schon sinnfälliges Symbol für das Scheitern der Atommüllpolitik', sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. 'Die vielen Menschen wehren sich gegen das Weiterso in Gorleben allen Ankündigungen der politischen Klasse zum Trotz. Der Zwischenstopp in Dannenberg ist nicht das Ende der Demonstrationen, es geht um das Ende von Gorleben.'"


- 108 Stunden seit Valognes -

(Quellen: CastorTicker, BI)

Sonntag, 27. November 2011

Rekord von 2010 gebrochen

Mehr als Trecker am Rande des Kundgebungsgeländes
Immer mehr Menschen begreifen, dass die Folgen von Unfällen in Atomkraftwerken keine Rücksicht auf Staatsgrenzen nehmen. Das wurde gestern während der Demonstration und der Kundgebung in Dannenberg (Wendland) wieder einmal deutlich.

Ein Herr aus Tansania (Afrika) berichtete über die die Folgen des Uranabbaus in seiner Heimat. Eine Vertreterin des französischen Anti-Atom-Netzwerks "Sotie du Nucléaire" sprach über die Ereignisse der vergangenen Tage in Valognes (Startbahnhof des Castor-Transports in Frankreich) und über den wachsenden Unmut über die Atompolitik der französischen Regierung in der Bevölkerung. Zu Gast im Wendland sind auch zwei Frauen aus Japan, die dierekt vom Super-GAU in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" betroffen sind.

Nach Polizeiangaben sollen es 5000 Menschen gewesen sein, die auf dem abgeernteten Acker am Rande Dannenbergs zusammengekommen waren. Ich tue mich immer schwer mit dem Schätzen Großer Menschenmengen. Aber ich bin mir sicher, dass deutlich mehr als doppelt so viele Atomkraftgegner auf dem Kundgebungsgelände waren. Hinzu kommen noch die rund 2000 Menschen, die sich in den umliegenden Camps einquartiert hatten und sich auch während der Kundgebung im Gelände aufhielten. Die Organisatoren gaben von der Bühne aus bekannt, dass sich rund 23000 Menschen in Dannenberg versammelt hatten, um gegen den zwar unter "politisch legitimierten", aber nach dem gesunden Menschenverstand und dem geltenden Jahregrenzwert an der "Atomscheune" bei Gorleben illegalen Atommülltransport nach Gorleben zu demonstrieren.


Der Tod ist ein Gevatter aus Deutschland

In Gesprächen mit anderen Atomkraftgegnern im Bus und am Rande der Kundgebung wurde deutlich, dass bis zur tatsächlichen Stillegung der außer Betrieb genommenen Atomkraftwerke noch viele Jahre ins Land gehen können, da die letzten Brennelemente noch so lange ständig gekühlt werden müssen, damit es zu keiner unbeabsichtigten Kernschmelze kommen kann. Bis es soweit ist, sind die neun "abgeschalteten" Atomkraftwerke quasi betriebsbereit und ließen sich jederzeit wieder reaktivieren. Das von der wespenfarbenen Bundesregierung ohnehin auf fahrlässige Weise verschleppte Ende des Atomzeitalters in Deutschland steht somit nach wie vor auf der Kippe.

Aufgegabelt: "Der Tod ist ein Gevatter aus Deutschland."

Von einem deutschen "Atomausstieg" kann auch solange nicht die Rede sein, ...
... wie die Urananreicherungsanlage in Gronau in Betrieb ist. Die Brennelemente, die dort aus importierten Uran hergestellt werden, kommen in Atomkraftwerken in der ganzen Welt zum Einsatz - wie ein Sprecher auf der Bühne am Auftaktpunkt zum Demonstrationszug berichtete, auch in Fukushima!

... wie deutsche Atomtechnologie beim Neubau von Atomkraftwerken im Ausland zum Einsatz kommt, oder wie Deutschland die Finanzierung den Neubau von Atomkraftwerken im Ausland mit unseren Steuergeldern unterstützt und absichert ... - so wie es gerade mit der Hermesbürgschaft für den Bau des dritten Atomreaktorblocks auf dem Gelände des brasilianischen Atomkraftwerks "" direkt an der Atlantikküste - in einem erdbebengefährdeten Gebiet - geschieht. Fukushima lässt grüßen!


Erbitterter Widerstand im Wendland

Als wir uns gestern Abend nach der Kundgebung in Dannenberg wieder auf den Weg nach Hause machten, meldeten die Rundfunknachrichten, der Zug mit den 11 Castoren habe Maschen (nahe Hamburg) erreicht.

Gestern in den späten Abendstunden hatten sich Greenpeace-Aktivisten bei Lüneburg am Gleis angekettet. Die Polizei musste nun selbst Schotter aus dem Gleisbett entfernen und trennte mit einer Flex Schienenstücke heraus. Die Arbeiten waren heute Morgen um 0:30 Uhr beendet.

Um 22:00 Uhr waren zahlreiche Straßen im Landkreis Lüchow-Dannenberg nicht mehr passierbar und in Harlingen wuchsen zwei Schienenblockaden aus 2500 Menschen zu einer zusammen. Heute Morgen um 01:00 Uhr saßen dort 4000 Menschen auf der Schiene. Um 03:40 meldete der CastorTicker, dass zwei Aktivisten der Umweltschutzorganisation "Robin Wood" bei der Schienenblockade in Harlingen in den Bäumen hingen. Inzwischen hatte die Polizei mit der Räumung der Blockade begonnen. Damit war sie bis heute Morgen 07:40 Uhr beschäftigt. Die Räumung war im Laufe der Zeit "ruppiger" geworden, wobei unabhängige Beobachter und Sanitäter weggedrängt wurden. Die TeilnehmerInnen waren in einer Freiluft-GESA festgehalten worden. Eigentlich hätten die Weggetragenen unverzüglich einem Richter vorgestellt werden müssen. Da dies nicht geschah, war diese polizeiliche Maßnahme illegal. Um 09:40 wurde die Presse aus dem Polizeikessel bei Harlingen "hinaus-komplimentiert" ...

Heute Morgen um 02:00 hatten sich bei Barendorf vier Menschen an die Gleise gekettet. Der Presse wurde anfangs der Zugang zu den Aktivisten, die je einen Arm in einem unter den Gleisen verankerten Betonblock haben, verwehrt. Trotz verschiedener Gerätschaften scheiterte die Räumung der Aktivisten. Da der Betonblock weiterhin widerstand, wurden mit einem Presslufthammer die Gleisschwellen aufgebrochen ...

Auch bei Vastorf hatten sich Aktivisten mit einem Betonklotz im Gleis befestigt. Heute Morgen um 10 Uhr war die Polizei ratlos, wie die Menschen in der Betonkonstruktion bei Vastorf aus dem Gleisbett entfernt werden können. Mit dem Ausräumen von Schotter aus dem Gleisbett ließ sich ihr Problem jedenfalls nicht lösen. Eine Stunde darauf hatte sich eine Sambagruppe zu den im Beton steckenden Aktivisten gesellt. Gegen 13:00 Uhr hatte die Polizei den ersten Aktivisten der Blockade in Vastorf aus dem Gleis entfernt, drei weitere Menschen sind noch immer fest verankert ...

Heute Morgen um 07:30 Uhr wurde bekannt, dass bei Hitzacker in Höhe der "Freien Schule" Eine Betonpyramide vier daran angeketteten Menschen von der Bäuerlichen Notgemeinschaft auf den Gleisen steht. Die Betonpyramide zog schnell immer mehr Menschen sowie drei Trecker an. Der Polizei war es wohl nicht möglich, die Zuwege abzuriegeln. Als Die Polizei um 09:40 Uhr eine erste Begutachtung der Betonpyramide vorgenommen hatte, sollen sich die Polizisten mit den Worten: "Das kann ja heiter werden." geäußert haben. Gegen 11:00 Uhr war aus den hinzugekommenen Menschen eine ansehnliche Sitzblockade entstanden ...

Etwa um die gleiche Zeit wurde bekannt, dass bei Eimstorf auf einer Länge von 20 Meter der Schotter aus dem Gleis entfernt worden war. Es hieß, das Gleis hänge teilweise in der Luft ...

Um kurz nach 10:00 Uhr verbreitete sich das Gerücht, durch Pisselberg gebe es kein Durchkommen mehr nach Hitzacker, weil die Polizei den Ort wegen eines Bombenalarms abgeriegelt habe.

Der Grund für die Aufregung war ein Sekt-Karton mit blinkenden Lämpchen, mit dessen "Entschärfung" sie auch um 11:00 Uhr noch beschäftigt war ...

Trotz der weiterhin bestehenden Blockaden auf der Strecke setzte der Castorzug um 13:00 Uhr seine Fahrt bis Lüneburg fort, wo er um 13:30 anhielt. Inzwischen machten sich etwa 1000 Menschen von "x-tausendmalquer" auf den Weg zur Straßentransportstrecke vor Gorleben ...



Gorleben Castor 2011
- 94 Stunden seit Valognes -

Der von 92-Stunden-Rekord von 2010 ist gebrochen !


(Quelle: CastorTicker)

Vorweihnachtliche Impressionen aus Bremerhaven



Zur Einstimmung auf die kommende Zeit habe ich in meinem Video einige meiner Fotos der vergangenen Jahre zu vorweihnachtlichen Impressionen aus Bremerhaven zusammengestellt. "Entre le boeuf et l'âne gris" ist ein traditionelles Weihnachtslied aus Frankreich. Die Instrumente und den Gesang habe ich nacheinander aufgenommen und anschließend zusammengemixt.

  • Ich wünsche Euch allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit. Ich weiß ja selbst, dass sich das in unserer hektischen Zeit leichter wünschen als umsetzen lässt, aber macht das beste daraus.

Freitag, 25. November 2011

Gorleben ist nicht sicher vor Terroranschlägen?

Graswurzel TV: Gorleben ist nicht terrorsicher.

Inzwischen gibt es auch eine offizielle Begründung dafür, warum der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" die Einsicht in die Akten bezüglich der Grenzwertüberschreitung am Atommülllager bei Gorleben verweigert wird: Die Informationen innerhalb des Reports würden einen Terroranschlag ermöglichen.

Ach: Ist Gorleben nicht sicher vor Terroranschlägen?


Nicht dass dieses Eingeständnis etwas neues wäre. Neu ist nur der Umstand, dass diese Tatsache erstmals von offizieller Seite eingeräumt wird. - Wenn auch nur aus Versehen, da das Scheinargument ungeschickterweise als vermeintlich schlagkräftiges Hindernis aus dem Hut gezogen wurde, um "Greenpeace" - und somit der Öffentlichkeit - die Akteneinischt zu verwehren. Irgendwie machen sich die Verantwortlichen für diesen Murks so langsam ernsthaft lächerlich. - Nur: Zum Lachen ist mir dabei keinesfalls zu Mute.


Kurz nach 16 Uhr hat der Atommüll-Transport Neunkirchen verlassen. Seine Weiterfahrt wurde immer wieder von Atomkraftgegnern verzögert. Um 18 Uhr hielt der Zug in Neustadt an der Weinstraße, da Blockaden in Haßloch keine ungestörte Durchfahrt zuließen ...

Überall entlang der Castorstrecken gibt es mahnwachen sowie kleinere oder größere Demonstrationen. Wenn die schwarz-gelb-gestreiften in Berlin der Meinung waren, die Menschen würden auf ihre atompolitischen Ablenkungsmanöver hereinfallen, dann werden sie in diesen Tagen wohl verärgert feststellen müssen, dass die Leute ihnen nicht auf den Leim gegangen sind.


Ich werde dann mal packen: Morgen früh um sieben geht es in Richtung Dannenberg.


Bis Übermorgen empfehle ich den
TAZ-LiveTicker

Gorleben Castor 2011
- 52 Stunden und 30 Minuten seit Valognes -


(Quellen: Greenpeace, CastorTicker, TAZ)

Castor - Besorgniserregende Strahlung

Atomkraft? Nein Danke!Gestern Morgen hatte der CastorTicker gemeldet, im im Abstand von zwei Metern vom Castor sei bei einer Hintergrundstrahlung von 0,13 µSv/h (Mikrosievert pro Stunde) eine Äquivalentdosis in Höhe von 1,65 µSv/h gemessen worden.

Etwas später hieß es, bei einer weiteren Messung seien im Abstand von 30 Metern 0,45 µSv/h festgestellt worden. Eine Angabe zur natürlichen Hintergrundstrahlung wurde hierzu leider nicht bekannt gegeben.

Gestern Abend wurden dann um 17:50 Uhr aktualisierte Messwerte veröffentlicht: In einem Abstand von 2 Metern seien 37 µSv/h gemessen worden. Bei dieser Angabe wurde außerdem nach Neutronen- (25 µSv/h) und Gammastrahlung (12 µSv/h) differenziert.

Im Vergleich zu den 1,65 µSv/h von gestern Morgen lagen die gestern Abend festgestellten 37 µSv/h um den Faktor 22,4(!) höher.

Ich habe gelernt, dass die Radioaktivität einer Strahlenquelle entsprechend der Halbwertszeit(en) ab-, nicht aber zunimmt. In Anbetracht des hochradioaktiven Inhalts der Castoren, dessen Bestandteile Halbwertzeiten von Tausenden-, vielen Millionen- bis hin zu Milliarden von Jahren aufweisen, sollten die Halbwertszeiten bezüglich unterschiedlicher Messwerte keine Rolle spielen. Daher hätte ich nahezu identische Messwerte erwartet.

Die einzig plausiblen Gründe, mit denen ich mir die unterschiedlichen Messwerte erklären könnte (sofern bei den Messungen kein Fehler passiert ist), wäre ein Leck in der Abschirmung zumindest eines der Castoren oder aber eine äußerliche Kontamination der Atommüllbehälter mit radioaktivem Material.

Ich habe beim Team des CastorTickers nachgefragt, ob dort Erkentnisse bezüglich der für mein Gefühl recht großen Unterschiede zwischen den Messdaten von gestern Morgen und gestern Abend vorliegen.

Ich erhielt die Auskunft, die gestern Abend veröffentlichten Messwerte seien das Ergebnis einer Messung, die eine "Organisation, die davon Ahnung hat" vor der Abfahrt des Zuges in Valognes erfasst hat. Die aktualisierten Messwerte seien daher jedenfalls die "richtigeren". Die gestern Morgen und tagsüber veröffentlichten Messwerte seien ohne Angabe der genauen Quelle von "Sortir du nucléaire" übermittelt worden.


Abstand halten

Für die natürliche Strahlenbelastung wird in Deutschland eine Äquivalentdosis ein mittlerer Wert von 2,4 mSv pro Jahr zugrunde gelegt. Heruntergerechnet auf eine Stunde entspricht das einem mittleren Wert von 0,27 µSv/h für die natürliche Hintergrundstrahlung in Deutschland. Da es sich um einen über das gesamte Gebiet der Bundesrepublik gemittelten Wert handelt, ist zu beachten, dass die lokale Strahlung je nach den örtlichen Umgebungsbedingungen stark variiert.

In Deutschland gelten - zusätzlich zur natürlichen Hintergrundstrahlung - folgende Grenzwerte für die Äquivalentdosis:
  • 1 mSv (1000 µSv) pro Jahr (§5, §46 Strahlenschutzverordnung)
  • 0,02 mSv (20 µSv) pro Woche
  • 0,003 mSv (3 µSv) pro Tag
  • 0,000 1 mSv (0,1 µSv) pro Stunde

    (Quelle: Wikipedia)

Die 0,1 µSv/h entsprechen der gestern von mir - ausgehend von Jahresgrenzwert für den Schutz von Einzelpersonen der Bevölkerung - berechneten Äquivalentdosis pro Stunde von 0,11 µSv/h. Der gestern Morgen gemeldete Messwert in Höhe von 1,65 µSv/h ergäbe abzüglich der dazu genannten Hintergrundstrahlung von 0,13 µSv/h eine Äquivalentdosis von 1,52 µSv/h, der Menschen im Abstand von zwei Metern von den Castoren ausgesetzt wären. Bereits dieser Wert läge um das 15-fache über dem Grenzwert für die Äquivalentdosis pro Stunde.

Wenn nach die Auskunft der Teams des CastorTickers "richtigeren" Daten, die gestern Abend als "aktualisierte Messwerte" bekanntgegeben wurden, zutreffen sollten, dann wäre der Grenzwert für die Äquivalentdosis pro Stunde (0,1µSv) in zwei Metern Abstand vom Castor-Transport mit 36,73 µSv/h (CastorTicker von gestern Abend) um das 367-fache(!) überschritten. (Da für die gestern Abend bekanntgegebenen Daten keine Hintergrundstrahlung angegeben wurde, habe ich hilfsweise den oben genannten Mittelwert pro Stunde für Deutschland abgezogen.)

Aber wie auch immer: Mit Blick auf die Sicherheit des Zug-Begleitpersonals sowie derjenigen der zur Sicherung des Transports eingesetzten Polizistinnen und Polizisten sind die bekannt gewordenen Messdaten in jedem Fall besorgniserregend. Da die Strahlung mit größeren Abständen zur Strahlenquelle abnimmt, ist es auf jeden Fall eine gute Idee, auf einen ausreichenden Abstand von den Castoren zu achten.

Wenn der Gewerkschaft der Polizei seitens der verantwortlichen Politiker zugesichert worden ist, die Sicherheitskräfte seien keiner Strahlung ausgesetzt, dann war das wohl gelogen. Schade eigentlich, dass die politischen Handlanger der Atomkonzerne die Einsatzkräfte der Polizei in Gorleben wieder einmal in eine unerträglich Zwangslage manövrieren. Wäre die Polizei nicht gezwungen, "auf der anderen Seite" zu stehen, dann wären wir ein gutes Team. Sollten die besorgniserregenden Messdaten bestätigt werden, dann hoffe ich auf ein gehöriges Nachspiel für die für die Genehmigung des Castor-Transports verantwortlichen Politiker und deren Zuarbeiter. Trotz der auch dieses Mal anlässlich der Proteste gegen den Atommüll-Transport wieder zu erwartenden Reibereien würde ich es begrüßen, wenn die Organisationen der Atomkraftgegner und die Interessenvertreter der Polizei dann an einem Strang ziehen würden.


Entgegen der Behauptungen aus dem Französischen Innenministerium von gestern Abend, der Castor-Zug würde noch in der Nacht weiterfahren, standen die 11 Castoren heute Morgen um 7 Uhr immernoch in Rémilly (Frankreich, Lothringen, ca. 20 km süd-östlich von Metz).


Inzwischen ist auch der TAZ-LiveTicker online

Gorleben Castor 2011
- 39 Stunden seit Valognes -


(Quellen: CastorTicker, Wikipedia)

Donnerstag, 24. November 2011

Protest macht keinen Sinn mehr ... - Hallo?

Atomkraft? Nein Danke!In einem Artikel in der "Zeit", in dem es um die am Sonntag in Baden-Würtemberg stattfindende Volksabstimmung über "Stuttgart 21" ging, sagte Herr Kretschmann (Grüne, Baden-Würtemberg, Ministerpräsident) bezüglich der bevorstehenden Demonstrationen gegen die Castor-Transporte nach Gorleben: "Protest macht jetzt eigentlich keinen Sinn mehr. Beschlossen ist: Deutschland steigt aus der Atomkraft aus."

Hallo? Liegt Baden-Würtemberg etwa seit neuestem auf einem anderen Planeten? Beschlossen wurde, dass die verbliebenen 9 Atommeiler in der Summe um 30 Jahre länger laufen sollen, als es im "Atomkonsens" aus dem Jahre 2000 vereinbart worden war. Punkt!

Fakt ist außerdem, dass die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" dem Umweltministerium des Landes Niedersachsen (NMU) öffentlich vorgerechnet hat, dass der Jahresgrenzwert an den Messstellen um die Atommülllagerhalle bei Gorleben bereits ohne die jetzt noch hinzukommenden Castoren überschritten werden wird. Die Einsicht in die Daten, auf deren Grundlage das NMU den Transport genehmigt hat, wird der Öffentlichkeit verweigert. Dem Vorwurf der Datenmanipulation hat das NMU bisher nichts entgegensetzen können.

Unbegründete Dementi, und die leere Behauptung, der Grenzwert werde nicht überschritten werden, sind nicht geeignet, die Öffentlichkeit zu überzeugen. Im Gegenteil: Jeder, der sich damit beschäftigt geht inzwischen davon aus, dass hier mit billigen Taschenspielertricks Fakten geschaffen werden sollen. Das alles gibt dem diesjährigen Atommüll-Transport aus der Atommüll-Aufbereitungsanlage bei La Hague (Frankreich) in das Atommülllager bei Gorleben eine besondere Brisanz.

Ich weiß von anderen "Grünen", dass ihnen diese als "Atomausstieg" getarnte Laufzeitverlängerung ebenso gegen den Strich geht wie mir. Ich weiß, dass viele von ihnen auch jetzt wieder in Gorleben gegen die Atompolitik der Bundesregierung demonstrieren werden. Deshalb werde ich bezüglich der "Grünen" jetzt nichts verallgemeinern. Aber das, was der Herr Kretschmann da gegenüber der "Zeit" von sich gegeben hat, das ist unter aller Sau!

Der Atommüllzug steht seit heute Morgen in Rémilly (Frankreich, Lothringen, etwa 20 km süd-östlich von Metz). Heute Nachmittag wurden die Strecken nach Wörth und Saarbrücken von Hubschraubern abgesucht. Während des ganzen Tages war die Rede davon, der Castor-Transport werde bis Morgen in Frankreich stehen bleiben. Derzeit gibt es keine Informationen darüber, wann er sich wieder in Bewegung setzen wird, und welche Richtung er an der etwa 1,5 km hinter Rémilly gelegenen Gabelung einschlagen wird. Möglich wären von hier aus die drei Gleisstrecken zu den Grenzübergängen in Forbach, Kehl oder Lauterburg.

Gorleben Castor 2011
- 26 Stunden seit Valognes -


(Quellen: "Die Zeit" vom 24.11.2011, NDR vom 24.11.2011Castor-Ticker )

Die strahlende Fracht ist auf dem Weg

Kundgebung gegen die Atompolitik der Bundesregierung (Dannenberg, November 2010)

Nach Informationen der Atomkraftgegner aus Frankreich wurde das Protestcamp bei Valognes gestern Abend von der Polizei durchsucht. Laut "Radio Freies Wendland" wurden in Valognes 19 Menschen festgenommen. Alle, die das Camp in Yvetot-Bocage verlassen wollten, wurden kontrolliert. ZDF-Reporter sprachen von 16 Festnahmen und drei Menschen mit leichten Verletzungen.

Nach Beobachtungen von "Sortir du nucléaire" erreichte der Atommüllzug Monterolier-Buchy eineinhalb Stunden später als erwartet. Vor Rouen wurde er dann mehrfach durch Störaktionen von Atomkraftgegnern aufgehalten.

In den frühen Morgenstunden bog der Zug an der Weggabelung bei Amiens auf die südliche Strecke ab und hielt kurz darauf kurz in Longueau. Nach Angaben von "Sortir du nucléaire" ist dort ein Fotograf an das Gleis mit den geparkten Castoren gelangt, ohne dass er von der Polizei aufgehalten wurde.

Drei Stunden später hielt der Castor-Transport für eine Stunde in Reims, von wo aus er um 05:20 Uhr seine Fahrt fortsetzte. Kurze zeit darauf meldete der Castor Ticker, im Abstand von zwei Metern Abstand würden die Castoren bei einer Hintergrundstrahlung von 0,13 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) mit 1,65 µSv/h strahlen. Auch in Lérouville sei die Strahlung gemessen worden. In einem Abstand von 30 Metern seien dort 0,45 µSv/h festgestellt worden.

  • Laut §5 der Strahlenschutzverordnung beträgt der Jahresgrenzwert der effektiven Dosis im Kalenderjahr für den Schutz von Einzelpersonen der Bevölkerung 1 Millisievert (mSv). Das entspricht 1000 µSv pro Jahr (µSv/a). Ein Jahr hat 8760 Stunden (365 Tage multipliziert mit 24 Stunden) . 1000 µSv/a dividiert durch 8760 Stunden ergäbe einen vergleichbaren Grenzwert von 0,11 µSv/h. Angesichts dessen kann ich es gut nachvollziehen, wenn sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Sorgen um die Sicherheit der Polizistinnen und Polizisten  macht, die für die Begleitung der Castoren vorgesehen sind.


Fortwährender Verstoß gegen das Grundgesetz

Mit der Laufzeitverlängerung für die verbliebenen neun Atommeiler
(in der Summe 30 Jahre gegenüber dem 2000 "Atomkonsens" von 2000!), die nach dem Willen der wespenfarbenen Bundesregierung noch bis 2022 weiteren Atommüll produzieren sollen, setzen CDU, CSU und FDP den fortwährenden Verstoß der vorhergehenden Bundesregierungen gegen das Grundgesetz ungeniert fort:
"Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung."

Bereits mit dem ohnehin schon angehäuften Atommüll hinterlassen die heute lebenden Generationen und die unserer Eltern unzähligen nachfolgenden Generationen ein heimtückisches und lebensgefährliches Erbe. Wer zudem nach allem, was inzwischen an Fakten bezüglich des Salzstocks bei Gorleben aufgedeckt wurde, immer noch an "Gorleben als Atomklo der Nation" festhält, der verstößt gegen den Artikel 20a des Grundgesetzes und handelt gemeingefährlich.

Wer keinen Müllabladeplatz für seinen strahlenden Müll hat, der muss unverzüglich damit aufhören, weiteren Atommüll zu produzieren! Atomausstieg ist etwas völlig anderes, Frau Merkel, und von einem breiten gesellschaftlichen Konsens kann diesbezüglich schon gar keine Rede sein. - Und: "Aussitzen" geht gar nicht!
  • Wenn sich hier jemand setzen darf, dann sind das bestenfalls die Atomkraftgegner - auf Plätzen, Straßen und Gleisen. Die kämpfen nämlich für eine sichere Zukunft unserer Kinder (soweit das überhaupt noch möglich ist!) gegen die Atomkonzerne und ihre dickfelligen Politmarionetten in Berlin, die nur ihre fetten Profite interessieren und denen ihre Verantwortung gegenüber den nach uns auf der Erde lebenden Generationen völlig egal ist.

Dass Immobilen- oder Banken-Blasen platzen, das bekommen die schwarz-gelb-gestreiften "da oben" ja gerade noch mit. Jedenfalls geraten sie in solchen Fällen immerhin sichtbar in Hektik. Es wird aber höchste Zeit, dass sie endlich auch zur Kenntnis nehmen, dass die "Atommüll-Endlager-Blase" schon in dem Moment geplatzt ist, als das Salz bei Gorleben zum ersten Mal angebohrt wurde.

Auf unserem Planeten ist keinem seriösen Wissenschaftler ein Ort bekannt, für den er garantieren könnte, dass dort Unmengen hochradioaktiven Atommülls über viele Millionen von Jahren sicher von der Biosphäre getrennt gelagert werden könnten. Von der "Verbuddeln-und-dann-aus-den-Augen-aus-dem-Sinn" Mentaltät werden wir uns jedenfalls verabschieden müssen. Seitdem gescheiterten "Atommüll-Versuchsendlager" Experiment im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" kann das wohl kein verantwortungsbewusst denkender Mensch mehr ignorieren.

Gorleben Castor 2011


(Quellen: Gesetze im Internet, Castor-Ticker)

Mittwoch, 23. November 2011

Ein Fest zur Eröffnung des Altstadtrundwegs

Bremerhaven-Lehe: Die neue Beleuchtung des Altstadtrundwegs in der Goethestraße
Am Freitag, dem 17. September 2010, hatte die "Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe e.V." (ESG-Lehe) die Bremerhavener Öffentlichkeit mit einem Auftaktfest über ihr Projekt "Altstadtrundweg" informiert.

An jenem Tag waren trotz des stürmischen Regenwetters so viele Menschen gleichzeitig auf den Straßen des Leher Gründerzeitviertels unterwegs gewesen, wie die Bewohner des Viertels es nie zuvor erlebt hatten. Es schien, als hätten die ungefähr 300 interessierten Bürger lange darauf gewartet, endlich einmal mehr über das Viertel zu erfahren, von dem man sonst nicht viel hört - es sei denn, es wurde gerade wieder einmal in der Regenbogenpresse verrissen.

Vorübergehende Imagekampagnen waren in der Vergangenheit nicht in der Lage, das schiefe Bild von einem "ausschließlich aus Schrottimmobilien bestehenden Quartier" zu korrigieren. Haus- und Wohnungseigentümer aus dem Viertel, die sich in der ESG-Lehe zusammengeschlossen haben, wollen daran mithilfe von langfristig angelegten Projekten, wie dem "Altstadtrundweg", etwas ändern.

Heute, ein gutes Jahr später, sind die ersten Lichtspots entlang des Altstadtrundwegs im Leher Ortsteil "Goethestraße" installiert. Bis zum 25. November sollen auch die restliche Beleuchtung und die Tafeln mit den „Leher GEHschichten“ fertiggestellt sein.

Damit wird dann real, was bisher nur in der Vorstellungswelt der Gäste existierte, die seit dem Auftaktfest an diversen Führungen entlang eines bis dahin imaginären Altstadtrundwegs teilgenommen haben ...

Anlässlich der Fertigstellung des Altstadtrundwegs laden die ESG-Lehe und das Stadtplanungsamt übermorgen um 17 Uhr in einem beheizten Festzelt auf dem Ernst-Reuter-Platz zu einem Eröffnungsfest ein. Damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, wird es dort auch einen kleinen Imbiss, sowie Glühwein und alkoholfreie Getränke geben.

Eröffnungsfest Altstadtrundweg
  • Am 25.11.2011
  • Um 17:00 Uhr

    Auf dem Ernst-Reuter-Platz
    (Hafenstraße, Ecke Melchior-Schwoon-Straße)

(Quelle: ESG-Lehe)

Castor startet einen Tag früher mit Verspätung

Atomkraft? Nein Danke!Eigentlich hätte der Castortransport sich wohl - wie zuvor von "Sortir de nucléaire" bekannt gegeben - tatsächlich heute um 14:36 Uhr schon auf den Weg machen sollen.

Doch bevor er sich überhaupt in Bewegung setzen konnte, hatte der Zug bereits eineinhalb Stunden Verspätung. Trotz des massiven Einsatzes von CS-Gas und Schallgranaten gegen die Atomkraftgegener seitens der Polizei, war es gegen Mittag etwa 600 Menschen gelungen, auf die Schienen zu gelangen, wo sie Schottersteine aus dem Gleisbett entfernten. Bald darauf war zu hören, der Schienenstrang sei verbogen.

Um 13 Uhr verbreitete sich das Gerücht, die Abfahrt des Castortransportes werde sich auf Grund der Beschädigungen der Schiene und am Gleisbett bis etwa 15:30 Uhr verzögern. Das Gleisbett werde unter Polizeischutz wieder instandgesetzt. Allerdings fiel infolge einer Brandstiftung in einem Trafohäuschen bereits eine knappe Stunde später, der Strom an der Castorstrecke bei Valognes aus. Einem Telefon-Interview zufolge, das "Radio Freies Wendland" heute Nachmittag mit den Atomkraftgegnern in Frankreich führte, betrifft der Stromausfall die Signalanlagen an der Strecke. Der Schienenweg sei an zwei Stellen unterhöhlt.
  • Um 16 Uhr setzte sich der Zug mit dem Atommüll in Bewegung - nur um laut "Radio Freies Wendland" bereits nach wenigen hundert Metern auf Grund von Warnsignalen wieder anzuhalten. Erst nach einem zweiten Anlauf konnte der Zug mit den 11 Castorbehältern Valognes verlassen und hat gegen 17 Uhr Flottemanville passiert.

Atomkraftgegner, die ins Camp bei Valognes zurückkehren wollten, wurden dabei von der Polizei verfolgt. Bereits vorher war in Valognes ein Atomkraftgegner bei einem Schlagstockeinsatz verletzt worden. Mehrere Menschen leiden unter Tränengas.

Auf die überraschend hohe Beteiligung der Franzosen an den Protesten angesprochen hieß es aus Frankreich, da die Regierung auch nach dem Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" unverändert an der Atomenergie festhalte, verlören die Menschen die Geduld mit dem Atomstaat. Mit Demos und Unterschriftenlisten allein sei es in Frankreich jetzt nicht mehr getan. Deshalb würden die Atomkraftgegner auch dort zu anderen Möglichkeiten des Widerstands übergehen. Laut "Sortir de nucléaire" gab es bei den heutigen Protesten in Valognes 12 Festnahmen und 2 Verletzte.


Am anderen Ende der Transportstrecke ist seit heute um 13 Uhr "Radio Freies Wendland" auf Sendung und bei Dahlem, nahe Dahlenburg, wurde ein weiteres Protest-Camp genehmigt. Zuvor war ein Camp bei Dumstorf, gleichfalls in der Nähe von Dahlenburg, verboten worden. Derweil werden entlang der Castor-Straßentransportstrecke im Wendland die Kanaldeckel zugeschweißt.

Ein Areal in Quickborn war zeitweilig abgeriegelt worden. Es hatte geheißen ein Sprengstoffspürhund habe angeschlagen. Die Bombe entpuppte sich dann als ein Pappkarton mit der Aufschrift "Peng!". Möglicherweise war dieser Sprengstoffspürhund wohl des Lesens mächtig.

Gorleben Castor 2011


(Quellen: Tagesschau vom 23.11.2011, Der Westen vom 23.11.2011, TAZ vom 23.11.2011, Südschweiz.ch vom 23.11.2011, Greenpeace vom 23.11.2011, Castor Ticker, Radio Freies Wendland)

1000 Atomkraftgegner im Camp bei Valognes!

Atomkraft? Nein Danke!Ab dem 26. November wird - genau wie bei den vergangenen Transporten - auch beim jetzt anstehenden Castor-Transport in einem 100 Meter breiten Korridor entlang der Transportstrecke wieder ein Demonstrationsverbot verhängt. Die Atomkraftgegner und die Anti-Atomkraft-Organisationen werden dieses - wie gewohnt - auch während des aktuellen Castortransports wieder ignorieren.

In den Orten entlang der möglichen Transportstrecken trainieren die Atomkraftgegner seit vielen Wochen mögliche Situationen bei Sitzblockaden und die De-Eskalation gegenüber der Polizei.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) der Länder Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen bittet die Ministerien der beiden Länder, daraufhinzuwirken, dass der Atommülltransport abgesagt wird, weil es keine Bestätigung dafür gibt, dass die Polizisten keiner Strahlung ausgesetzt sein werden und weil das Umweltministerium des Landes Niedersachsen weiterhin alles unternimmt, die Daten bezüglich der wahren am Atommülllager bei Gorleben gemessenen Äquivalentdosis und die Auswertung der Daten bezüglich des zu erwartenden Jahresgrenzwerts zu verschleiern.

Die Ministerien versuchen die Bedenken der GdP zu zerstreuen und - wie im Vorfeld jedes Castor-Transports - die von den Atomkraftgegnern angekündigten Proteste, Demonstrationen und Aktionen zivilen Ungehorsams zu kriminalisieren. Der Tagesspiegel meldete gestern zum Beispiel, Herr Niehörster (Einsatzleiter) habe angekündigt, er wolle gegen Störer und Blockierer härter durchgreifen als im letzten Jahr. Nach De-Eskalation hört sich das nicht gerade an.


Obwohl sowohl die Atomkraftgegner wie auch die Ministerien des Landes Niedersachsen und die Polizei davon ausgehen, dass wohl aufgrund der Beruhigungspillen "Ausstieg aus der Atomkraft" und "Stilllegung von acht Atomkraftwerken" nicht mehr Menschen gegen den Atommülltransport demonstrieren werden, als im letzten Jahr, werden in diesem Jahr nach Medienberichten 19000 bis 20000 Polizisten aus der gesamten Bundesrepublik zusammengezogen, die für die reibungslose Durchführung des Transports sorgen sollen. Reibungen, die den Transport verzögern, sind - wie im Vorfeld jedes Castor-Transports - allerdings auch dieses Mal wieder zu erwarten.


Ausnahmezustand in Frankreich ...

Darüber, ob der Zug mit den atommüllbeladenen Castoren heute oder doch erst Morgen vom Startbahnhof in Valognes (Frankreich) losfahren wird gab es gestern noch keine gesicherten Angaben.

Sicher ist, dass "Sortir du nucléaire" (Organisation der französichen Atomkraftgegner) gestern Morgen meldete, der Verkehr in Valognes werde eingestellt. Zwischen Lison und Cherbourg gebe es auf einer Strecke von über 70 Kilometern keinen Bahnverkehr mehr. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF habe die Sperrung der Strecke auf ihrer Homepage angekündigt.

Außerdem wurde aus Frankreich bekannt, dass die dortige Verwaltung wohl äußerst nervös ist - wegen eines Camps in Valognes. Erwartet werden dort aber "nur" einige wenige hundert Atomkraftgegner. In Anbetracht dessen, dass Frankreich "Die Atomnation" Europas ist und dass laut "Greenpeace" beim Castor-Transport im letzten Jahr nur Aktivisten der Umweltschutzorganisation vor Ort waren, ist das allerdings schon eine beachtliche Wende in Frankreich, die Hoffnung macht. Und gerade eben meldet der Castor-Ticker, dass sich mittlerweile über 1000 Menschen im Camp bei Valognes versammelt haben. Auch Polizisten der Spezialeinheit CRS hätten dort Stellung bezogen.

Auf Anweisung der Präfektur und Anordnung der Stadt Valognes sind seit gestern sämtliche Straßen für den Verkehr gesperrt. Sogar das Parken ist verboten. Heute und Morgen seien manche Straßen sogar für Fußgänger gesperrt. Den Menschen ist damit der Weg zur Arbeit im Industriegebiet in der Umgebung des Verladebahnhofs verwehrt. Außerdem fällt in drei Gymnasien in Valognes heute der Unterricht aus - Zur Begründung heißt es, die Gymnasien lägen zu nahe am Bahnhof.

Die "Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg" (BI) schrieb gestern auf ihrer Homepage, die Verwaltung und die SNCF würden diese Maßnahmen offenbar für erforderlich halten - wegen des bereits erwähnten Camps in Valognes und weil im ganzen Land zahlreiche Gruppen für Blockaden mobilisieren. Ein derart breites Bündnis gegen einen Castortransport sei in Frankreich bislang beispiellos. Den Behörden scheine es nicht möglich zu sein, die Lage genau einzuschätzen. Daher würden sie massive Vorsorgemaßnahmen ergreifen.

Eigentlich ist das Thema "Nucléaire? Non merci!" in Frankreich tabu. Dank der massiven Reaktion von Verwaltung und SNCF ist der bevorstehende Castortransport nun aber im Bewusstsein der französischen Öffentlichkeit angekommen. Selbst große Zeitungen wie Libération würden darüber berichten.


... und Routine in Deutschland

Sicher ist auch, dass am Montag Nachmittag die Tieflader für den Straßentransport vom Verladekran in Dannenberg in das Atommülllager bei Gorleben per Bahn angeliefert worden sind.

Das Aktionsbündnis gegen den Castor berichtete gestern auf seiner Internetseite, das Verwirrspiel um die Abfahrtszeit des Zuges mit den Castoren scheine jetzt zu Spannungen zwischen Frankreich und Deutshland zu führen. Den Franzosen sei unbedingt daran gelegen, dass der Zug noch vor der Ankunft der Atomkraftgegner im Anti-Castor-Camp in Valognes abfährt. In Deutschland wolle man den Zug aber nicht früher am Hals haben als ursprünglich geplant. Falls es bereits heute losgeht, sehe der Fahrplan der Deutschen Bahn allerdings vor, dass der Zug eine Nacht lang unmittelbar vor der Grenze geparkt wird. Der genaue Ort werde allerdings geheim gehalten.

Zu der Großdemonstration am Samstag, 26.11.2011 werden in Dannenberg zehntausende Teilnehmer erwartet. Während die Organisatoren der Proteste im Wendland an diesem Termin festhalten, haben die Atomkraftgegner im Süden Deutschlands ihre Protestaktionen vorgezogen. Wie sie am Montag mitteilten, könne die "Südblockade" bereits am Donnerstag stattfinden. Die Initiativen "Widersetzen" und "X-tausendmal quer" hätten Blockaden auf Schienen und Straßen auf jeder der möglichen Strecken im gesamten Bundesgebiet geplant. Kindergärten und Sportvereine planen Laternenumzüge, und die Seniorinnen und Senioren des Widerstandes wollen sich in Sichtweite des Verladekrans auf mitgebrachten Sofas zur "Stuhlprobe" niederlassen.

  • Fahrgelegenheiten und Mitfahrgesuche werden weiterhin auf der Internetseite der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" angeboten. 



Informationen zur Großdemonstration in Dannenberg, zur Anreise sowie zum Ablauf der Kundgebung gibt es auf der Internetseite des "Aktionsbündnisses gegen den Castor":

Gorleben Castor 2011


(Quellen: Tagesspiegel vom 22.11.2011, Focus Newsticker vom 22.11.2011, Greenpeace vom 22.11.2011, BI vom 22.11.2011 ,Castor-Ticker, Anti-Atom-Oldenburg, Wikipedia - Radioaktivität und Äquivalentdosis)

Dienstag, 22. November 2011

Gewerkschaft der Polizei gegen Castor-Transport

Atomkraft? Nein Danke!Die "Gewerkschaft der Polizei" (GdP) Rheinland-Pfalz fordert die Regierung des Landes Rheinland-Pfalz auf, den Castor-Transport von Frankreich nach Gorleben zu stoppen. Darüber berichtete die BI am 21.11.2011 auf ihrer Interntseite.

Aufgrund der Ergebnisse der Radioaktivitätsmessungen während des Castor-Transports im November 2010, die von der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" vorgenommen und veröffentlicht worden waren, befürchte die GdP-Rheinland-Pfalz, die Polizeibeamten könnten einer höheren Strahlendosis ausgesetzt sein, als bisher angenommen wurde. Herr Knerr (GdP-Rheinland-Pfalz, stellvertretender Landesvorsitzender) habe auf die Fürsorgepflicht der rheinland-pfälzischen Landesregierung verwiesen und verlangt, den Castor-Transport abzusagen oder aber in das nächstgelegene Zwischenlager am Atomkraftwerk Philippsburg bei Karlsruhe umzuleiten.

Bereits seit Mitte Oktober wird die Forderung der Umweltschutzorganisation "Greenpeace", den an den nächsten Tagen bevorstehenden Castor-Transport aufgrund der Zweifel an den Strahlenmessungen abzusagen, ebenfalls von der GdP-Niedersachsen unterstütz.

Auf der Internetseite "Cop2Cop" der Polizei ist in einem Artikel vom 26.10.2011 zu lesen, Herr Schilff (GdP-Niedersachsen, Landesvorsitzender) habe in diesem Zusammenhang an die Rede Herrn Schünemanns (Niedersachsen, Innenminister) erinnert. Dieser habe am 14.09.2011 im niedersächsischen Landtag gesagt, wenn Werte nicht eingehalten werden könnten, dann würde der Transport natürlich so nicht stattfinden können. Die GdP-Niedersachsen hatte Herrn Schünemann deshalb aufgefordert, seinen Worten angesichts der neuen Entwicklungen Taten folgen zu lassen und den Castor-Transport abzusagen. Für die Kolleginnen und Kollegen dürfe es keinerlei Strahlenbelastungen geben.

Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich die Organisation, welche die Interessen der Polizisten vertritt, angesichts der von dem bevorstehenden Castor-Transport ausgehenden Gefahren für deren Sicherheit einsetzt. Leider wird sie mit ihren Bedenken bei den politisch Verantwortlichen, denen die physikalischen Fakten piep egal sind, ebenso auf taube Ohren stoßen, wie alle anderen Atomkraftgegner auch.

Als ausführendes Organ des Gewaltmonopols des Staates wird die Polizei entgegen der persönlichen Überzeugungen vieler ihrer Polizistinnen und Polizisten am Ende jedoch wieder einmal "auf der anderen Seite" stehen und gegen die auf Straßen und Schienen sitzenden Atomkraftgegner vorgehen müssen.

In diesem Jahr wird es immer deutlicher, dass die Nutzung der Atomenergie auch international immer mehr als ein globales Problem begriffen wird ...

... zum Weiterlesen:


Gorleben Castor 2011


(Quellen: BI vom 21.11.2011, GdP auf Cop2Cop vom 26.10.2011 )

Die Riester-Rente mit 109

Sollten die Versicherungen einmal in eine Krise geraten und nur die über den Garantiezins gesichterten Mindestzahlungen leisten können, dann müsste eine 35-jährige Frau mit zwei Kindern, die heute einen Riester-Vertrag abschließt mindestens 109 Jahre alt werden, bevor sie das eingesetzte Kapital für ihren Lebensunterhalt im Alter nutzen könnte.

Einem Bericht in der gestrigen Ausgabe der Nordsee-Zeitung zufolge beruht diese Aussage auf der Kalkulation des Herrn Kleinlein (Bund der Versicherten, Präsident und Versicherungsmathematiker). Aber Selbst wenn alles gut geht und alle Krisen dieser Welt spurlos an den Versicherungen vorbeigehen (und daher die Überschussbeteiligungen zum Tragen kämen), müsste die gute Frau immer noch 85 Jahre oder älter werden, bevor sie von ihrer Riester Rente "mit halbwegs vernünftigen 2,5 Prozent Zinsen" überleben könnte.

Die Bilanz der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) falle dementsprechend ernüchternd aus. Die Zeitung zitiert Frau Hagen (DIW, Wissenschaftlerin) mit den Worten: "Riester-Sparer werden in vielen Fällen nur so viel Rendite erzielen, als hätten sie ihr Kapital im Sparstrumpf gesammelt."


Auch andere Medien hatten über die Untersuchung der FES und des DIW berichtet, deren Ergebnisse morgen veröffentlicht werden sollen. Ich sag's ja nicht gerne, aber da zeichnet sich etwas ab, was ich schon befürchte, seit unter der von Herrn Schröder geführten Bundesregierung mit der "Agenda 2010" die Abkehr vom solidarischen Generationenvertrag und der Privatisierung der Altersvorsorge eingeleitet wurde. Eine kapitalgedeckte Altersversorgung kann nur solange funktionieren, wie die Menschen wirtschaftlich in der Lage sind, die dafür notwendigen finanziellen Mittel aufzubringen und solange das eingezahlte Kapital nicht einer der nächsten weltweiten Wirtschaftskrisen zum Opfer fällt.

Ein von einer Solidargesellschaft getragenes Rentensystem, in dem die jungen Menschen für den Lebensunterhalt der älteren aufkommen, belastet zwar - auch, aber nicht ausschließlich demografisch bedingt - die jüngeren Generationen. Es ist aber immerhin eine Gewähr dafür, dass niemand im Alter hungern oder bis zum Tod arbeiten muss. Mit "aber nicht ausschließlich demografisch bedingt" meine ich, dass traditionell nur die Arbeitnehmer mit sozial- und versicherungspflichtigen Arbeitsverträgen in die öffentlichen Rentenkassen einzahlen. Die wachsende Zahl der 400,- Euro Jobber sowie die arbeitslosen Hartz-IV-Abhängigen leisten dafür keine Beiträge - woher denn auch!

Schuld an der Krise des solidarischen Rentensystems ist nach meiner Überzeugung zu einem großen Teil die schleichende Veränderung unserer Wirtschaft - weg von der Sozialen Marktwirtschaft hin zu einem neokapitalistischen Ausbeutungssystem - und die dadurch bedingten Veränderungen der wirtschaftlichen Bedingungen für die arbeitende Bevölkerung in unserem Land.


Wenn einem Bericht der TAZ vom 21.11.2011 zu entnehmen ist, dass Verbraucherschützer davor warnen, bereits bestehende Riester-Verträge zu kündigen, weil für diejenigen, die Wert auf eine zusätzliche Altersvorsorge mit regelmäßigen monatlichen Zahlungen legen, die Riester-Rente immer noch das Beste sei, dann offenbart das die ganze Ausweglosigkeit der Alterversorgung für die nachfolgenden Generationen in unserem Land.


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 21.11.2011, TAZ vom 21.11.2011)

Montag, 21. November 2011

Wenig überzeugend und unwissenschaftlich

Anti-Atom-Kundgebung in Dannenberg im November 2010
Frau Kotting-Uhl (Bündnis 90 /Die Grünen, atompolitische Sprecherin) hat den "Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags" um seine Beurteilung der Aussagen des Umweltministeriums des Landes Niedersachsen und der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" gebeten.

Dieser kommt in seiner Ausarbeitung zu dem Ergebnis, dass der Castor-Transport nach Gorleben möglicherweise nicht hätte genehmigt werden dürfen. Die Autoren begründen das mit der Unsicherheit darüber, ob durch den zusätzlichen Atommüll im Zwischenlager Gorleben Strahlungsgrenzwerte überschritten werden. Das teilte die "Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg" (BI) gestern auf ihrer Internetseite mit.

Zur Erinnerung: Die an der Grundstücksgrenze des Atommülllagers ermittelten Messwerte hatten bereits im Sommer auf eine erhöhte Strahlendosis hingewiesen. Obwohl deshalb kein weiterer Atommüll hätte eingelagert werden dürfen, hatte Herr Sander (FDP, Niedersachsen, Umweltminister) den Transport zugelassen. Er hatte seine Entscheidung mit den Aussagen der Organisationen begründet, die vom niedersächsischen Umweltministerium (NMU) mit den Messungen zur Ermittlung der Strahlendosis beauftragt sind.

"Greenpeace" hatte dem die Ergebnisse eigener Messwerte und Berechnungen gegenübergestellt und Fehler in den Berechnungen des NMU aufgezeigt. Während die Umweltschutzorganisation nach wie vor öffentlich und nachvollziehbar argumentiert, verweigert das NMU ihr einem Bericht der TAZ von gestern zufolge nach wie vor die beantragte vollständige Akteneinsicht in den Schriftverkehr bezüglich der fraglichen Auswertungen der Messungen.

Auch nach Einschätzung des "Wissenschaftlichen Diensts des Bundestags" wirkt die Auswertung des Landes Niedersachsen "wenig überzeugend" und "unwissenschaftlich". So fehle etwa eine "kritische Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Fehlergrenzen". Damit stützt der Wissenschaftliche Dienst die von "Greenpeace" geäußerte Kritik am Umgang des NMU mit den Messdaten und an der Genehmigung für den Castor-Transport.

Wie die BI weiter berichtet, habe Frau Kotting-Uhl deshalb Herrn Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) aufgefordert, gegen Niedersachsen vorzugehen. Er müsse "den Murks beenden."


Die Mehrheit der Bundesbürger
hält Castor Transport für unverantwortlich


"Greenpeace" macht auf seiner Internetseite auf eine repräsentative Umfrage des "TNS Emnid" aufmerksam, derzufolge mehr als zwei Drittel der 1002 Befragten die Ansicht vertreten, der Atommülltransport von La Hague nach Gorleben sei aufgrund der Unsicherheit bezüglich der Radioaktivitätsmessungen unverantwortlich.

  • Auf die Frage: "Halten Sie die Frage der Überschreitung des Strahlen-Grenzwertes in Gorleben für hinreichend geklärt, um einen Castor-Transport verantworten zu können?" antworteten lediglich 20 Prozent der befragten Personen mit "ja", während die deutliche Mehrheit von 68 Prozent die Frage mit "nein" beantwortete. 12 Prozent der Befragten hatten dazu keine klare Meinung.


Wirkungslose Beruhigungspillen

So verwundert es auch nicht wirklich, wenn der Versuch der wespenfarbenen Bundesregierung, die Atomkraftgegner im Vorfeld des bevorstehenden Castor-Transports ruhig zu stellen, gescheitert ist.

Mit dem Abschalten der acht ältesten Reaktoren und der Rücknahme der Laufzeitverlängerung wollte sie die Anti-Atom-Proteste zum Schweigen bringen. Auch die bezüglich der ungeklärten Frage der langfristigen Atommülllagerung Bereitschaft zu einem Neubeginn Herrn Röttgens schenkt niemand mehr Glauben: Solange der Salzstock bei Gorleben trotz erwiesener geologischer Mängel und politischer Vertuschungsversuche weiterhin erkundet wird, kann von einem wirklichen Neubeginn bei der Endlagersuche keine Rede sein.

Allen durchsichtigen Manövern der atompolitischen Marionetten der Atomkonzerne zum Trotz läuft die Mobilisierung der Atomkraftgegner auf Hochtouren: Jeder zusätzlich Castor mit hochradioaktivem Atommüll, der in der Atommülllagerhalle bei Gorleben eingelagert wird, erhöht die ohnehin schon zu hohe Radioaktivität in der Umgebung des Lagers. Der Transport jedes einzelnen weiteren Castors in die Atommülllagerhalle macht nur dann Sinn, wenn er anschließend auch im Dunkel des sogenannten "Erkundungsbergwerks", das derzeit auf Hochtouren zum Lager für hochradioaktiven Atommüll ausgebaut wird, verschwinden soll.

Der nun - trotz der Überschreitung des Jahresgrenzwerts(!) - geplante Transport ist darum ein klarer Beleg dafür, dass von einem Neubeginn bei der Suche nach einem für die Dauer von vielen Millionen Jahren geeigneten Atommüllagerstandorts keine Rede sein kann.

Nach der als "Atomausstieg" getarnten Laufzeitverlängerung für die verbliebenen neun deutschen Atommeiler will die Bundesregierung uns jetzt auch noch unter dem Deckmantel "ergebnisoffene Atommülllagersuche" den - wie die BI ihn treffend bezeichnet - "Schwarzbau Gorleben" als geeignetes Lager für hochradioaktiven Atommüll unterjubeln. - Und das, obwohl allein schon die Ergebnisse der bisherigen Erkundung des Salzstocks die Behauptung, der Salzstock sei dafür geeignet, eindeutig wiederlegen und einschlägige Erfahrungen mit dem als "Versuchsendlager" getarnten Atommülllager Salzbergwerk "Asse-II" zeigen, dass sich die damals garantierte "Langzeitsicherheit" für die Lagerung von Atommüll im Salz bereits nach wenigen Jahren erledigt hat?


Vielleicht finden die Wespen ja noch jemanden, dem sie ihren Blödsinn weismachen können ... - was mich angeht sind sie diesbezüglich allerdings an der falschen Adresse:

Gorleben Castor 2011
  • Der Trägerkreis der Großdemonstration "Gorleben soll leben" gab gestern bekannt, er halte trotz des wahrscheinlich früheren Starttermins für den Castortransport an der Großdemonstration am 26.11.2011 um 12:30 Uhr in Dannenberg fest.

    Die Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt zitierte gestern Herrn Ehmke (BI) mit den Worten: "Beim jetzt wahrscheinlichen Abfahrts-Zeitpunkt am Mittwoch sind die unterschiedlichsten Szenarien denkbar. Der Transport könnte theoretisch, käme er reibungslos durch, schon vor der Demonstration ankommen. Es spricht aber auch einiges dafür, dass es unterwegs längere Pausen gibt und der Zug erst nach der Demonstration nach Dannenberg rollt. Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet."

    Herr Stay (".ausgestrahlt", Sprecher) sagte dazu, Zitat: "Wir lassen uns nicht verrückt machen. Die Demonstration am kommenden Samstag wird so oder so ein deutliches Zeichen an die Bundesregierung, dass der Weiterbau im Salzstock Gorleben auf breite gesellschaftliche Ablehnung stößt. Wir rufen alle Atomkraftgegner dazu auf, sich so früh wie möglich, aber spätestens zu einer kraftvollen Kundgebung am Samstag auf den Weg ins Wendland zu machen."


(Quellen: BI vom 20.11.2011, TAZ-Bericht 1 und Bericht 2 vom 20.11.2011, .ausgestrahlt vom 20.11.2011, NDR vom 20.11.2011, Réseau Sortir du Nucleaire vom 19.11.2011 [französisch] und [englisch], Trägerkreis „Gorleben soll leben“ vom 20.11.2011, TNS Emnid-Umfrage)

Sonntag, 20. November 2011

Protest könnte Castor Start beeinflussen

Atomkraft? Nein Danke!Angaben des französischen Netzwerks Atomausstieg ("Réseau Sortir du Nucleaire") zufolge soll der Castor-Transport nach Gorleben einen Tag früher als bisher geplant abfahren. Der neue Abfahrtszeitpunkt am Verladebahnof im französischen Valognes wäre demnach Mittwoch, 23. November, um 14.36 Uhr.

Darüber informierte die Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" gestern in einer Pressemitteilung. "Réseau Sortir du Nucleaire" ist die Dachorganisation von mehreren hundert Anti-Atom-Initiativen in Frankreich.

Zur Begründung heißt es, aus Sicht des Betreibers der Atommmüll-Aufbereitungsanlage in La Hague, Areva, und der französischen Bahngesellschaft SNCF sei die Mobilisierung, insbesondere in Frankreich, in diesem Jahr so stark, dass ein reibungsloser Transport nicht gewährleistet werden könne. Die Organisation ".ausgestrahlt" konnte die Meldung gestern zwar nicht bestätigen, aber die Informationen des "Réseau Sortir du Nucleaire" seien in der Regel sehr zuverlässig.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung von ".ausgetrahlt", Zitat:
"... Sollte es wirklich so kommen, ist noch nicht abzusehen, was dies für den Transportverlauf in Deutschland bedeutet. Theoretisch könnte der Zug mit dem Atommüll dann schon vor der für Samstag geplanten Großdemonstration in Dannenberg eintreffen.

Es gibt aber auch Informationen, nach denen die Polizei für die Strecke in Deutschland optional einige längere Zwischenstopps eingeplant hat. Gegen ein deutlich früheres Eintreffen in Dannenberg spricht auch, dass das Versammlungsverbot 50 Meter rechts und links der Castor-Transportstrecke von Lüneburg bis Golreben erst am 26. November um 0 Uhr beginnt.

Wir sind auf alle Eventualitäten eingestellt und halten an unserem Aufruf zur Großdemonstration in Dannenberg am Samstag, 26. November, um 12.30 Uhr fest.“

Gorleben Castor 2011

Vernebelte Aussichten

Lehe im Nebel: Schon nach wenigen hundert Metern verliert sich der Blick ...
Ich hatte ja eigentlich nicht wirklich damit gerechnet, dass bei dem Nebel gestern jemand die Aussicht vom Turm der Pauluskirche genießen wollte.

So saß ich denn also kekseknabbernderweise an einem Tisch im Kirchencafé vor einem Pott Kaffee und harrte der Dinge, die voraussichtlich ohnehin nicht kommen würden ... - und war überrascht, als unversehens ein Vater mit seinen beiden Kindern vor mir stand und fragte, ob ich sie auf den Turm führen würde.

Für die Kinder ist es immer wieder etwas Besonderes, die riesigen Glocken zu sehen, an denen man auf dem Weg nach oben vorbeikommt. Für die Väter wird es dann immer zwei Ebenen höher interessanter, wenn sie mit leuchtenden Augen das Uhrwerk der Turmuhr bewundern. Der Aufstieg würde also nicht völlig vergebens gewesen sein ...


... in die nicht mehr vorhandene Ferne im Nichts.
Die nebelverschleierte Aussicht vom Turm war für mich eine Premiere. Der eigentlich gewohnte Blick in die nicht mehr vorhandene Ferne verlor sich schon nach wenigen hundert Metern im Nichts. Als der Vater seine beiden Töchter fragte, was sie denn "dort" sehen würden, sahen sie ihn etwas ratlos an.

Ich habe ihrer Phantasie dann etwas auf die Sprünge geholfen: "Wenn der Nebel nicht wäre, dann könnte man dort die beiden Windkraftanlagen an der Autobahn sehen." Beide nickten verständnisvoll: Ob die beiden Windräder wohl vor ihren inneren Augen aus dem Nebel aufgetaucht sind? Ich habe meinen drei Gästen dann vorgeschlagen, bei "etwas besserer Sicht" noch einmal wiederzukommen. Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.

Falls ich dann gerade wieder "dran" sein sollte, gibt es vielleicht also ein Wiedersehen: Bei Sonnenschein.

Samstag, 19. November 2011

Verzweifelte Hilferufe aus Tibet

Seit dem März dieses Jahres haben sich elf Mönche und Nonnen aus Protest gegen Chinas Politik selbst angezündet. Die Menschenrechtsorganisationen "Amnesty International" (AI) und "Human Rights Watch" haben die chinesische Regierung in einer Erklärung aufgefordert, die Ursachen der jüngsten elf Selbstverbrennungen in Tibet zu beseitigen

Die Zeit hatte am 08.11.2011 über den elften Feuertod berichtet. Dieses Mal war es die 35-jährige tibetische Nonne Palden Choetso aus dem Kloster Geden Choeling in Dawu (Provinz Sichuan, Tibet, Präfektur Garze), die auf diese schockiernde Weise aus dem Leben schied.

Sie habe sich aus Protest gegen die chinesische Herrschaft auf einer Brücke mit Benzin übergossen und angezündet. Bevor sie starb habe sie noch "Lang lebe der Dalai Lama" und "Lasst den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren." gerufen.

Ein weiterer Feuertod konnte am Freitag in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi von der Polizei verhindert werden. Darüber berichtet die Tibetergemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein auf ihrer Internetseite. Ein Exil-Tibeter habe sich vor der chinesischen Botschaft in Brand gesetzt. Er habe jedoch noch rechtzeitig von Sicherheitskräften überwältigt werden können und sei mit leichte Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Als die Sicherheitskräfte das Feuer gelöscht hätte, habe er "Freiheit für Tibet." und "Stoppt das Töten in Tibet." gerufen.

In einem offenen Brief an Herrn Hu Jintao (China, Staats- und Parteichef ) forderten AI und "Human Rights Watch" am 03.11.2011 die Machthaber in Peking dazu auf, die "repressive Politik" gegen "ethnische Tibeter" und die "politische Indoktrination" der Klöster zu beenden.

Solange Chinas Machtapparat und dessen Behörden die religiösen Praktiken und die Kultur der Tibeter nicht akzeptieren, würden die von der Regierung gewählten Taktiken die Tibeter immer weiter von Peking entfremden.

Wie die TAZ am 08.11.2011 berichtete, kritisieren Tibetische Mönche vor allem das harte Vorgehen der chinesischen Staatsorgene gegen die Klöster. Der Dalai Lama habe dem chinesischen Regime in diesem Zusammenhang wiederholt "kulturellen Genozid" vorgeworfen.


Es ist beschämend

Aufgrund der staatlichen Zensur Chinas dringen aus Tibet nicht sehr Nachrichten bis in den Rest der Welt durch. Die Selbstverbrennungen sind der sichtbare Ausdruck der verzweifelten Lage der Tibeter angesichts anhaltender Spannungen und Unruhen in Tibet. Erst diese schrecklichen Selbstmorde rückten die unhaltbaren Zustände in Tibet wieder einmal in das Licht der Weltöffentlichkeit

Chinas Behörden fällt zur Lösungs der Probleme jedoch wieder einmal nichts anderes ein, als weitere Truppen zu stationieren, Straßensperren zu errichten, willkürlich irgendwelche Tibeter festzunehmen, deren Häuser zu durchsuchen und immer wieder das Internet und die Telefonleitungen zu unterbrechen. Das berichtete der Focus in einem Artikel vom 04.11.2011 auf seiner Internetseite. Rund 300 Mönche des Klosters Kirti seien zwischen März und April zwangsweise zur "patriotischen Umerziehung" geschickt worden.
  • Es ist beschämend zu sehen, wie Konzerne und Regierungen demokratischer Staaten, die sich das Recht und die Freiheit auf die Fahnen geschrieben und die sich zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet haben, dieses menschenverachtende Unterdrückungsregime in der Hoffnung auf fette Profite immer wieder buckelnd hofieren. Insbesondere schäme ich mich für deutsche Bundesregierungen und deutsche Firmen, die sich an diesem schmutzigen Monopoli-Spiel beteiligen.

Frau Brigden ("Free Tibet", Direktorin) sieht das ähnlich: Die Selbstverbrennungen würden eindeutig demonstrieren, dass die Tibeter weiter nach Freiheit rufen werden, egal, was es kostet. China dürfe die Hilferufe nicht länger ignorieren. Außerdem müsse die Weltgemeinschaft den Machthabern in Peking deutlich machen, dass die für die repressive Politik Chinas in Tibet verantwortlich gemacht würden.


Der Realitätsverlust des Regimes

Der Dalai Lama verurteilte die Selbstmorde und machte die „rücksichtslose“ chinesische Politik für die Verzweiflung vieler Tibeter verantwortlich. China warf seinerseits dem religiösen Oberhaupt der Tibeter vor, die Mönche und Nonnen zu den Selbstverbrennungen angestiftet zu haben.

Es ist jedoch nicht der Dalai Lama, der das Volk der Tibeter dazu auffordert, sich selbst zu verbrennen. Wäre es so, dann wäre es relativ leicht, weitere tibetische Mönche und Nonnen vor dem selbstgewählten Feuertod zu retten. Das sind ganz allein die verzeifelten Entscheidungen der Opfer der chinesischen Unterdrückungs- und Unterwanderungspolitik.

Die Diktatoren in Peking glauben immer noch, dass mehr Polizeistaat, Verhaftungen und Folter sowie immer mehr Soldaten, die Angehörigen der okkupierten Völker oder die Chinesen, die zu Opfern staatlicher Willkür wurden, davon abhalten könnten, ihrem Leben auf derart garusame Weise ein Ende zu setzen. Gegen einen solchen schockierenden Ausdruck tiefster Verzeiflung sind Chinas Machthaber jedoch völlig ohnmächtig.

Chinas Regime muss endlich begreifen, dass die immer gnadenlosere Unterdrückung der Menschen keine Lösung für die Symptome seiner hausgemachten Probleme ist. Wenn es dem ein Ende setzen will, dann wird es nicht umhinkommen, sich mit den Gründen zu befassen, die seit dem März dieses Jahres zu elf Selbstverbrennungen tibertischer Ordensleute geführt haben.

Dass sie immer noch alles, was ihre Probleme mit den Tibetern - die sich gegen den Verlust ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Identität zur Wehr setzen - allein auf den Dalai Lama fokussieren, offenbart den rapide fortschreitenden Realitätsverlust der Diktatoren in Peking. Wäre es anders, dann hätten sie längst zur Kenntnis nehmen müssen, dass die weltliche Führung der Tibeter im März dieses Jahres vom Dalai Lama auf den von im Exil lebenden Tibetern auf der ganzen Welt gewählten Herrn Lobsang Sangay (Tibet, Exilregierung, Premierminister) übergegangen ist. Damit haben die Tibeter die Trennung von Politik und Religion vollzogen und der Dalai Lama ist nur noch das geistige Oberhaupt der Tibeter.


Offener Brief und internationale Petition

Da sie ohne den Druck der Öffentlichkeit  kaum zu dieser Leistung in der Lage wären, forderten Amnesty International und Human Rights Watch Herrn Hu Jintao (China, Präsident) deshalb am 03.11.2011 in einem offenen Brief auf, China müsse der repressiven Politik, gegen die fundamentalen Rechte der Tibeter ein Ende zu setzen:

Auch das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ begegnet auf die verzweifelten Hilferufe aus Tibet und China mit einer internationalen Petition.

Da China den Zugang zu der Region drastisch begrenzt, wendet sich die Petition nicht direkt an die Machthaber in Peking, sondern setzt an einer anderen Stelle an. Wichtige Regierungen sollen davon überzeugen werden, Diplomaten in die Region zu schicken um die zunehmende Brutalität offenzulegen. Im Gegensatz zu Journalisten könne China offizielle Diplomaten nicht so einfach zurückweisen.

Die Petition lautet:
"An Präsident Barack Obama und Nicolas Sarkozy, Premierminister David Cameron, Julia Gillard und Manmohan Singh, und EU-Kommissarin Catherine Ashton:

Eine zunehmende Zahl von Tibetern nehmen sich durch Selbstverbrennung das Leben -- dies ist ein verzweifelter Hilferuf an die Welt, die eskalierende Unterdrückung durch China zu beenden. Als schockierte Bürger rufen wir Sie dazu auf, umgehend eine unabhängige Mission in die Gegend zu entsenden und sich gegen die Repression auszusprechen. Nur koordiniertes und rasches diplomatisches Handeln kann diese Krise beenden.

MfG"


(Quellen: TAZ vom 17.11.2011 und vom 08.11.2011, Zeit vom 04.11.2011, Focus vom 04.11.2011, TAZ vom 18.10.2011, Amnesty International vom 18.10.2011, TAZ vom 17.10.2011, 16.08.2011, 10.08.2011 und vom 27.04.2011, AVAAZ, Free Tibet, Tibetergemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein )