Samstag, 31. März 2012

Wer das Klima schädigt wird gefördert

Das Bundesumweltministerium (BMU), hat "Shell" 170000 Euro zur Verfügung gestellt, damit der Mineralölkonzern an 50 seiner Tankstellen die Beleuchtung gegen energiesparende LED-Leuchten austauschen kann. Dann kann man die stetig steigenden Treibstoff Preise nachts schon auf weite Entfernung sehen. Toll!

Obwohl, andererseits hätte Shell den Betrag angesichts der Preise an den Tankstellen sicher auch - ohne gleich daran pleitezugehen - sozusagen aus der Portokasse bezahlen können. Einem Artikel des Spiegel vom 20.03.2012 zufolge sieht Herr Däke (Bund der Steuerzahler, Präsident) das ähnlich: Die meisten Konzerne seien zwar förderungswürdig, aber selten förderungsbedürftig.

Die Förderungswürdigkeit von Konzernen, deren Produkte maßgeblich für den Anstieg der mittleren globalen Temperatur verantwortlich sind, halte ich grundsätzlich für fragwürdig. In diesem Fall erscheinen mir die 177000 Euro des BMU für "Shell" geradezu absurd:
  • Wenn ich mich mit meinen Produkten maßgeblich an der gobalen Klimaänderung mitschuldig mache, dann bekomme ich zur Belohnung für die Umrüstung der Beleuchtung meiner Reklame, mit der ich für ebendiese Produkte werbe, 170000 Euro vom Staat.
  • Wenn ich aber aus dem Familienbudget auf meinem Dach eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage installiere, um etwas dazu beizutragen, dass die Stromerzeugung oder Gebäudeheizung auf der Grundlage klimaschädigender fossiler Produkte möglichst schnell überflüssig wird, dann wird mir die ohnehin vergleichsweise mikrige Förderung dafür auch noch kräftig zusammengestrichen.

Was lernen wir daraus? Richtig: Wer keine Rücksicht auf die Zukunft nachfolgender Generationen nimmt, wird gefördert. Wer sich dafür einsetzt, dem wird im günstigsten Fall die Förderung gekürzt - vorausgesetzt, er ist überhaupt in den Genuss einer Förderung gekommen.



(Quelle: Spiegel vom 20.03.2012)

Eisberg in Bremerhaven gesichtet

Eisberg vor dem Stadttheater Bremerhaven gesichtet ...
Vor dem Stadttheater Bremerhaven ist seit einigen Tagen ein Eisberg zu beobachten. Auch wenn die Vermutung nahe liegt, das Phänomen habe möglicherweise etwas mit den derzeitigen Temperaturen zu tun: Dieser Eisberg hat nicht den weiten Weg aus der Antarktis bis Bremerhaven zurückgelegt, um hier zu überwintern.

Das gute Stück stammt vielmehr aus der Produktion des Eiswerks im Fischereihafen Bremerhaven. Wer etwas Geduld und ganz viel Zeit mitbringt, dem wird vielleicht auffallen, dass der Eisberg schmilzt. Wer nicht so viel Zeit übrig hat, der wird sich mit der Schlussfolgerung zufrieden geben müssen, dass die Rinnsale, die den Fußweg entlangfließen, wohl Tauwasser aus dem weißen Berg sein könnten.

So wie unserem selbstgebastelten Eisberg ist es auch den Gletschern des Glaziologen Herrn Zeno in den Alpen ergangen. Um seinen Forschungsobjekten, den Gletschern, weiterhin nahe sein zu können, nimmt er eine Stelle als Lektor auf einem Schiff an, das zu einer Antarktiskreuzfahrt aufbricht ...


Eistau

Des Rätsels Lösung: Der Eisberg vor dem Stadttheater Bremerhaven soll auf das Stück "Eistau" aufmerksam machen, das dort zur Zeit auf dem Spielplan steht. Wer mehr über "Eistau" erfahren möchte, der kann hier und hier nachlesen, was Kritiker darüber geschrieben haben. Wer neugierig geworden sein sollte, der darf allerdings nicht mehr allzulange überlegen. Aktuell sind nämlich nur noch einige wenige Karten für die Vorstellung am 7. Mai zu haben. Alle anderen Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

Ich kenne zwar den Roman von Ilija Trojanow nicht, der dem Stück zugrundeliegt, aber in Verbindung mit dem globalen Klimawandel interessiert mich das Thema natürlich sehr. Außerdem ist die Produktion des Stadttheaters in Zusammenarbeit mit dem Bremerhavener "Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung" (AWI) entstanden. Wissenschaftler aus dem AWI sind darin auch als handelnde Personen integriert. Der Kritik von Andreas Schnell auf der Seite "Nachtkritik.de" ist zu entnehmen, dass diese sich als "echte Experten" quasi selbst spielen und während der Aufführung den Text Herrn Trojanows wissenschaftlich untermauern.

Ich werde mir "Eistau" am 11. April ansehen. Ich bin schon sehr gespannt darauf - nicht zuletzt auch aufgrund der für eine Aufführung des Stadtheaters ungewöhnlichen Umgebung im Theatermagazin. Wie Andreas Schnell in seiner Kritik schreibt, werden "die Gäste der Kreuzfahrt", zwischen Säulen, Schränken und alten Bildern empfangen ...


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 26.03.2012, Nachtkritik, Stadttheater Bremerhaven)

Freitag, 30. März 2012

"What about Lebanon?"

Die Reaktionen auf die Initiative Herrn Edrys beschränken sich längst nicht mehr nur auf die Internetseiten der Menschen aus Israel und Iran. Blogs, Foren und soziale Netzwerke sind voll davon.

Die Menschen tragen die Botschaft auf die Straße und weltweit berichten die Medien darüber. Hier ist ein Teil dessen, was ich gestern Abend "mal eben auf die Schnelle" in der deutschsprachigen Presse-, Funk- und Fernsehlandschaft über die Internet-Initiative Herrn Edrys gefunden habe:
Diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit!


Aus diversen Gründen bin ich kein Fan von Facebook (Datenkrake etc.), Twitter & Co. und setze deshalb auch keine Links auf diese Seiten. Aber angesichts der Resonanz auf die von Herrn Edry angestoßene Kampagne, möchte ich seine Facebook-Adresse und diejenige von "Iran loves Israel" hier zumindest nennen:
  • www.facebook.com/israellovesiran
  • www.facebook.com/IranlovesIsrael.OfficialPage

In Anbetracht dessen, das die Menschen im Iran möglicherweise ein hohes persönliches Risiko eingehen, indem sie sich derart öffentlich äußern, wird das, was da jetzt gerade sichtbar wird, sicher nur die Spitze des Eisbergs sein. Umso beachtenswerter finde ich das Echo aus diesen Land auf die Kampagne, die inzwischen schon längst nicht mehr nur auf den Konflikt zwischen den Regierungen Israels und Irans bezieht.

Und noch etwas wird dabei deutlich: Wenn jemand etwas gegen israelische Militäraktionen sagt, dann muss er immer damit rechnen, dass man ihm Antisemitismus vorwirft. Wenn jemand Partei für die Palestinenser ergreift, dann kann es ihm passieren, dass er verdächtigt wird, mit Terroristen zu sympathisieren. Aber weder sind alle Israelis Kriegstreiber, noch sind alle Palestinenser Terroristen. Israelische Männer, Frauen und Kinder, die durch palestinensiche Terroristen ums Leben kommen sind ebenso unschuldige Opfer wie die Männer, Frauen und Kinder, die bei israelischen Luftangriffen ihr Leben verlieren. Im Grunde genommen wollen die meisten Menschen beider Völker nur in Frieden ihr Leben leben.


Einträge auf der Seite "Israel loves Iran", wie der mit dem Titel "What about Lebanon?" überschriebene Text einer Frau aus dem Libanon, machen Hoffnung, dass es irgendwann dazu kommen wird:
"What about Lebanon?

I am a Lebanese woman born in Europe. I was raised to hate Israel. I even visited the country when I was 14, but only to be told constantly about the harm the Jews did and where doing to the Palestinians.

When I was 18 I travelled to the USA and I met an amazing Israeli girl. As soon as I found out she was Israeli, I immediately started feeling hatred for her, as I had learned. Then we talked for a long time about what it was for her to be an Israeli and about how, like most people, she didn’t care about politics etc. I then understood we were just humans and nothing else mattered. Eventually we spent several days together and it was an unforgetable time. Her name is Hariel. She changed my point of view forever.

Can Israel love Lebanon? Can Lebanon love Israel?"

Für diejenigen, denen es schwerfällt englische Texte zu lesen, habe ich den Beitrag der Libanesin einmal übersetzt:
Was ist mit dem Libanon?

Ich bin eine in Europa geborene Libanesin. Ich wurde dazu erzogen, Israel zu hassen. Als ich 14 Jahre alt war, war ich zu Besuch in diesem Land, aber nur um mir ständig anhören zu müssen, welches Unglück die Juden gebracht und was sie den Palestinensern angetan haben.

Als ich 18 Jahre alt war, reiste ich in die USA, wo ich ein erstaunliches israelisches Mädchen traf. Sobald ich herausgefunden hatte, dass sie Israelin war, begann ich augenblicklich Hass für sie zu empfinden, so wie ich es gelernt hatte. Dann sprachen wir eine lange Zeit darüber, was es für sie bedeutete, Israelin zu sein und darüber, dass sie sich, wie die meisten Leute, keine Gedanken über Politik etc. machte. Da begann ich zu begreifen, dass wir alle Menschen sind und dass nichts anderes wichtig ist. Letztendlich verbrachten wir einige Tage zusammen und es war eine unvergessliche Zeit. Ihr Name ist Hariel. Sie veränderte meine Ansichten für immer.

Kann Israel den Libanon lieben? Kann der Libanon Israel lieben?

Es ist wohl nicht wirklich zu erwarten, dass die Falken in den Regierungen der beiden Staaten in absehbarer Zeit einmal so etwas wie Liebe füreinander empfinden werden. Wenn es den Menschen beider Völker aber gelingt, die Mauern des anerzogenen Hasses zu erkennen und zu durchbrechen. Wenn sie miteinander ins Gespräch kommen, so wie es jetzt gerade geschieht, dann kann ein friedliches Nebeneinander möglich werden.


(Quelle: Israel loves Iran)

Donnerstag, 29. März 2012

Stell dir vor, es wäre Krieg ...

... und keiner ginge hin.

Ronny Edry: "Iraner, wir lieben euch ..."

Erinnert ihr euch noch an diesen Spruch der deutschen Friedensbewegung aus der Zeit des Kalten Krieges? Im Nahen Osten passiert gerade etwas, das diese Idee noch einmal mit Leben füllen könnte.

In seinem YouTube Channel schreibt der Israeli Ronny Edry:
"Mein Name ist Ronny. Ich bin 41 Jahre alt. Ich bin ein Vater, ein Lehrer, ein Grafik Designer. Ich bin ein Bürger Israels und ich brauche eure Hilfe.

In den Spätnachrichten haben wir gehört, ein Krieg würde kommen, und wir, die gewöhnlichen Leute, sitzen hier und schauen dabei zu wie der Krieg kommt, als hätte das alles überhaupt nichts mit uns zu tun. Am 15. März veröffentlichte ich ein Poster auf Facebook. Die Botschaft war einfach:
"Iraner. Wir lieben euch. Niemals werden wir euer Land bombardieren."
Innerhalb von 24 Stunden, verbreiteten tausende Menschen das Poster auf Facebook, und ich erhielt Nachrichten aus Iran. Am nächsten Tag, wurde über uns im Fernsehen und in den Zeitungen berichtet, ein Zeichen dafür, dass die Botschaft sich schnell verbreitete. Bitte helft uns diesen Krieg zu verhindern, indem ihr die Botschaft weiter verbreitet. Entwerft eure eigenen Poster und teilt sie mit euren Freunden.

Wir sammeln Geld, um mehr Poster zu drucken und um die Bewegung weiter wachsen zu lassen. Dank an euch alle für eure Unterstützung und eure Liebe.

Möge es uns gelingen, diesen Krieg zu verhindern.

Ronny Edry"

Innerhalb kürzester Zeit antworteten Menschen aus Iran mit einer eigenen Seite:
"Nichts von dem, was mit Krieg zu tun hat, hat die Fähigkeit zu heilen. Es pflanzt keinen Samen des Wandels – nur den der Zwietracht und des Schmerzes. Die Menschen in Iran blicken ebenso dynamisch und kreativ nach vorne, wie diejenigen in Israel. Wir brauchen eine transparente Arena, in der Ideen ausgetauscht und Gedanken weiterentwickelt werden können, und wir brauchen einen von unseren nahezu gleich alten Kulturen inspirierten Diskurs. Obwohl viele Länder im mittleren Osten unter hemmenden internationalen Stereotypen leiden, können wir uns vereinigen, um das Bild in den Medien, die uns als gewalttätige und intolerante Aggressoren darstellen, in das kooperierenden Partner umkehren, die sich in Liebe begegnen. Wenn wir den Schmelztiegel unserer geerbten Feindseeligkeiten überwinden, dann können wir unsere oberflächlichen Differenzen verbrennen und gemeinsam mit einem größeren Verständnis von Menschlichkeit daraus hervorgehen.

Deshalb lieben wir Israel."


Nur ein schöner Traum?

Imagine, there would be a war, but nobody would go to participate ...

Wenn der den Menschen im Nahen- und Mittleren Osten gemeinsame Wille zu einem Leben in friedlicher Koexistenz weiter seine Kreise zieht, dann könnte die von Herrn Edry angestoßene Bewegung eines Tages unter Umständen in die Geschichtsbücher eingehen. Wenn das Volk sich weigern würde, die machtbesessenen Kriegsspiele ihrer Regierungen weiterhin mitzuspielen, dann könnten die Herren Ahmadinedschad, Netanjahu, Haniyya und wie sie auch alle heißen mögen irgendwann vor einem ernsthaften Problem stehen: Sie verlören ihre Macht über die Menschen.

Inzwischen beteiliegen sich Menschen weltweit mit Kommentaren auf der Internetseite "Israel Loves Iran", auf dem YouTube Channel und auf der Facebook Seite von Herrn Edry an der Kampagne.

"Ihr mögt sagen, ich sei ein Träumer,
aber ich bin nicht der einzige."

John Lennon


(Quelle: Israel loves Iran, Iran loves Israel, Wikipedia)

Mittwoch, 28. März 2012

Wer anderen eine Grube gräbt

Atomkraft? Nein Danke!Ende letzten Jahres hatte der Atomkonzern "Vattenfall" angekündigt, er werde die Bundesrepublik Deutschland wegen des von ihr in die Wege geleiteten "Atomausstiegs" vor einem internationalen Gericht (ICSID in Washington, USA) auf Schadenersatz verklagen.

Aufgrund der von der schwarz-gelben Bundesregierung beschlossenen "Laufzeitverlängerung" habe Vattenfall 700 Millionen Euro in seine an der Elbe gelegenen Atomkraftwerke "Brunsbüttel" und "Krümmel" investiert. Diese Investitionen müsse der Atomkonzern jetzt als Verlust verbuchen. Zudem würden ihm die Gewinne aus den im Rahmen der "Laufzeitverlängerung" in Aussicht gestellten Restlaufzeiten entgehen. Die beiden Atomkraftwerke gehören zu den acht nach der Atomkatastrophe in der japanischen Atomanlage "Fukushima-I" abgeschalteten Atomkraftwerken.

Am 21.03.2012 endete die 3-monatige Verhandlungsfrist zur gütlichen Beilegung des Streits über die Kosten des Atomausstiegs. Mit der angedrohten Klage hofft Vattenfall, eine milliardenschwere Entschädigung zu erstreiten. Sollte der Atomkonzern damit Erfolg haben, würden für seine Kosten - unter Umgehung des deutschen Rechts(!) - wieder einmal die Steuerzahler aufkommen müssen.

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) "PowerShift" schrieb dazu am 21.03.2012 in einer Pressemitteilung (Zitat): 
"Ab heute müssen wir jederzeit mit der nächsten Vattenfall-Klage gegen die Umwelt- und Energiepolitik Deutschlands rechnen. Der Konzern will seiner eh schon verantwortungslosen Geschäftspolitik nun die Krone aufsetzen: Mit Hilfe hochbezahlter Investitionsrechtsanwälte sollen Vattenfalls Kosten des Atomausstiegs über ein internationales Schiedsgericht auf die Steuerzahler abgewälzt, also sozialisiert werden. Der eigentliche Skandal liegt aber woanders: Die deutsche Bundesregierung ist es, die internationalen Konzernen durch ihre aggressiven Investitionsverträge überhaupt erst solche Extra-Klagerechte außerhalb unseres eigenen und des europäischen Rechtssystems gibt. Mit dieser Politik schießt sie sich abermals ins eigene Knie: Deutschland hat die meisten Investitionsabkommen der Welt abgeschlossen, damit deutsche Konzerne gegen die Politiken anderer Länder klagen können. Dies nutzt Vattenfall nun aus und wendet die Klagerechte gegen Deutschland selbst. Höchste Zeit also für Transparenz und eine Kehrtwende hin zu sozial-ökologischen Investitionsverträgen ohne Sonderrechte für Konzerne."

Erschwerend hinzu kommt noch, dass die wespenfarbene Bundesregierung keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass der Vertrag zur "Laufzeitverlängerung" so ausgelegt ist, dass es einer anderen Regierungskoalition nach der Bundestagswahl 2013 teuer zu stehen kömmen würde, falls diese sich zu einer Kündigung der Vereinbarungen entschließen sollte.
  • In diese Grube, die sie anderen Parteien hatten
    graben wollen, sind die CDU, die CSU und die
    FDP am Ende selbst hineingefallen.

Wenn es darum geht, die Bürger Deutschlands zur Kasse zu bitten, sind die Atomkonzerne - wie auch schon in der Vergangenheit - schnell bereit, beide Hände auf zu halten. Hätte der Vattenfall für die wahren Kosten des Betriebs seiner Atomkraftwerke in Deutschland selbst aufkommen müssen, dann hätte er diese bereits vor langer Zeit selbst stillgelegt.


Dreist und raffgierig

Wenn es allerdings um die Verantwortung für die Sicherheit in den Atomkraftwerken geht, dann nimmt man es bei den Vattenfalls "nicht ganz so genau". So wurden - sozusagen pünktlich zum Jahrestag des Super-GAUs von "Fukushima" - in einem Lager unter dem Vattenfall-Atomkraftwerk "Brunsbüttel" durchgerostete Atommüllfässer entdeckt - nicht etwa, weil Vattenfall vielleicht die Aufsichtsbehörde darüber informiert hätte, sondern weil diese aufgrund eines besonders umfangreich dokumentierten Umlagerungsprozesses selbst darauf aufmerksam geworden war.

Weitere Nachforschungen führten dann zu der Erkenntnis, dass auch unter Vattenfalls Atomkraftwerk "Krümmel" knapp 200 Fässer mit schwach- und mittelaktiven Abfällen lagern. Über den Zustand der Behälter sei wegen der hohen Strahlung in den Lagerräumen nichts bekannt. Das Lager sei ja auch nicht für den Aufenthalt von Menschen ausgelegt worden. Insgesamt belaufe sich der Bestand an Atommüllfässern auf dem Gelände auf rund 1200, von denen die ältesten aus dem Jahre 1984 stammen.

Doch das ist nur der erste, und - nach den Erfahrungen mit Vattenfall in der Vergangenheit - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht der letzte Skandal. Am 28.06.2007 waren die beiden Vattenfall-Meiler an der Elbe in die Schlagzeilen geraten, nachdem es zuerst in "Brunsbüttel" zu einem Kurzschluss gekommen war und kurz darauf zu einem Trafobrand in "Krümmel". Entgegen anfänglicher Behauptungen Vattenfalls, der Brand habe keine Auswirkungen auf den Reaktor gehabt, stellte sich später heraus, dass dieses sehr wohl der Fall gewesen war. Nachdem "Krümmel" daraufhin fast zwei Jahre lang vom Netz gewesen war, wurde der Atomreaktor am 04.07.2009 wieder hochgefahren. Bereits am Mittag des gleichen Tages, erfolgte die nächste Reaktor-Schnellabschaltung: Aufgrund eines weiteren Trafobrands! Danach blieb der Meiler erneut für längere Zeit vom Netz. Für Anfang 2011 hatte Vattenfall die Wiederinbetriebnahme des Atomreaktors beantragt - aber dann bebte in Japan die Erde und löste in "Fukushima" den Super-GAU aus ...

In Anbetracht dessen, wie unter anderem auch Vattenfall unsere Sicherheit auf's Spiel setzt und was uns der Betrieb der Atomkraftwerke aufgrund offener und versteckter Subventionen schon gekostet hat, erscheint die Drohung des Atomkonzerns mit einer Klage auf Schadenersatz mehr als dreist. Hinzu kommt, dass wir im Falle eines Super-GAUs in einem der deutschen Atomkraftwerke nicht nur den Schaden hätten, sondern aufgrund fehlender Haftpflicht-Deckung für den Betrieb der Atomkraftwerke auch noch für die Folgeschäden einer solchen Atomkatastrophe aufkommen müssten. Im allgemeinen bezeichnet man ein solches Verhalten wohl als raffgierig.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: contrAtom vom 20.03.2012, Hamburger Abendblatt vom 09.03.2012, Spiegel vom 11.05.2011, Focus vom 02.11.2011, FAZ vom 10.09.2010, Spiegel vom 05.07.2009, vom 04.07.2007 und vom 29.06.2007, PowerShift)

Dienstag, 27. März 2012

Leuchtfeuer "Geeste Südmole"

Leuchtfeuer "Geeste Südmole"

Blick in die Geestemündung





 
An der Mündung der Geeste
in die Weser steht an ihrem
südlichen Ufer auf einer Mole
dieser grüne Gitterturm. An
seiner Spitze trägt er auf
einer Plattform eine runde
Hütte, in der sich das
Leuchtfeuer befindet, das die
Steuerbordseite der Einfahrt
in den Fluss markiert.





Die genietete Stahlgitter-
konstruktion wurde dort im
Jahre 1924 errichtet. Es ist
nicht der erste Turm an
dieser Stelle. Auch das erste
Leuchtfeuer auf der Südmole
der Geestemündung aus dem
Jahre 1869 war eine Gitter-
bake mit einem Petroleum-
feuer in 8,30 Meter Höhe.
Das heutige grüne Leucht-
feuer befindet sich in einer
Höhe von 14,30 Metern
und ist über eine Distanz von
5,1 Seemeilen zu sehen



An der Mole gibt es einen Parkplatz, der sowohl von Einheimischen, wie auch von Gästen der Stadt gerne für eine kurze Mittagspause, als Logenplatz für das abendliche Schauspiel eines Sonnenuntergangs über der Außenweser oder einfach nur zum "Schiffe gucken" genutzt wird. Im Sommer sind dort oft Wohnmobile mit Kennzeichen aus allen Bundesländern Deutschlands zu sehen, deren Besitzer manchmal den ganzen Tag benötigen, bevor sie sich am Blick über die Weser und auf die vorbeifahrenden Schiffe satt gesehen haben.


(Quellen: Bremerhaven.de, Deutsche Leuchtfeuer)

Montag, 26. März 2012

Über Tote macht man keine Scherze

Nach dem Bruch der Koalition aus CDU, FDP und Grünen ("Jamaika-Koalition") ist gestern im Saarland ein neuer Landtag gewählt worden. Da die SPD nicht mit den Linken koalieren will, bleibt eine Große Koalition aus CDU und SPD wohl die einzige Option.

Der CDU, die gegenüber der Wahl im Jahre 2009 0,7 Prozent der abgegebenen Stimmen hinzugewinnen konnte, bescheinigten die Bürger, die sich an der Wahl beteiligt haben, dass sie mit ihrer Politik im Saarland bisher zufrieden waren. Mit einem Plus von 6,1 Prozent der abgegebenen Stimmen konnte die SPD hingegen deutliche Gewinne verzeichnen, blieb aber um 4,6 Prozent hinter der CDU zurück.

Während die Piraten, denen es gelang, "aus dem Stand" von Null auf 7,4 Prozent der abgegebenen Stimmen zu kommen, die erfolgreichsten ZuGewinner sind, versinkt die FDP auch im Saarland zunehmend in der Bedeutungslosigkeit. Gegenüber der Landtagswahl von 2009 verlor sie 8 Prozent und verschwindet mit 1,2 Prozent der abgegebenen Stimmen in der Gemeinschaft der "Anderen Parteien", denen es nicht gelang, die "Fünf-Prozent-Hürde" zu überwinden. Einen solchen Verlust an Wählerstimmen kann man wohl kaum noch als "erdrutschartig" bezeichnen: Das war ein unkontrollierter Absturz.

Für die Grünen war der Wahlabend eine Zitterpartie. Sie verloren 0,9 Prozent der abgegebenen Stimmen und schafften es mit 5,0 Prozent gerade noch, wieder in den Landtag einzuziehen.

Tabelle: Vorläufiges amtliches Endergebnis:


Prozent  Gew./Verl. Sitze
CDU 35,2 +0,7 19
SPD 30,6 +6,1 17
Linke 16,1 -5,2 9
FDP 1,2 -8,0 --
Grüne 5,0 -0,9 2
Piraten 7,4 +7,4 4
Andere 4,5 +0,1 --

Wahlbeteiligung
61,6 Prozent (2009: 67,6 Prozent)


Die ZuGewinner

Einer Infratest Umfrage zur Landtagswahl im Saarland zufolge waren 62 Prozent der Befragten der Ansicht, die Piratenpartei sei eine gute Alternative für "Nichtwähler". 55 Prozent der Befragten meinten, die Piratenpartei sorge dafür, dass auch die jüngeren Wähler etwas zu sagen haben. Eine ähnliche Einschätzung ließ sich gestern Abend auch schon aus den Interviews im ZDF und in der ARD heraushören.

In den Gesprächen wurde aber auch deutlich, dass das Parteiprogramm der Piraten im Saarland wohl noch einiger Ergänzungen und Korrekturen bedarf. Folgerichtig hatten in der Infratest-Umfrage auch nur 26 Prozent der Befragten angegeben, sie wüssten wofür die Piraten politisch stehen. Bezüglich des Wahlergebnisses für die Piratenpartei deutet das aus meiner Sicht auf einen nicht gerade geringen Anteil an "Protestwählern" hin. Es bleibt also abzuwarten, ob die Piraten ihren Wählern im Saarland bis zur nächsten Wahl deutlich machen können, wofür ihre Politik steht und ob Wähler dann davon überzeugt sind, dass sie mit der Piratenpartei die richtige Wahl getroffen haben.


Die Verlierer

Anhand der Infratest-Umfrage lässt sich erkennen, dass der grund für den Absturz der FDP im Saarland von der Mehrheit der Befragten in der Bundespolitik gesehen wird. 51 Prozent von ihnen halten die FDP in der deutschen Politik inzwischen schlicht für überflüssig und 71 Prozent der Befragten waren der Ansicht, mit Herrn Rösler habe die FDP den falschen Vorsitzenden. Selbst unter den "Anderen Parteien" belegt die FDP nur den zweiten Platz hinter der Partei "Familie", die 1,7 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielt.

Dazu passt dann auch einer der Zuschauer-Kommentare zur Wahl, die gestern Abend im ZDF-Wahlstudio verlesen wurden::
  • "Ich werde wohl besser darauf verzichten, weiterhin über
    die FDP zu lästern. Über Tote macht man keine Scherze.
    "

Auch nach dem Ergebnis der aktuellen "Sonntagsfrage zur Bundestagswahl" des ARD-Deutschlandtrends käme die FDP gerade noch auf drei Prozent.Vor diesem Hintergrund müsste es der CDU-Fraktion in der Bundesregierung doch eigentlich so langsam peinlich sein, dass diese Splitterpartei, die so gut wie keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat, sie weiterhin permanent an der Nase herumführt. Im Sinne des oben genannten Zuschauer-Kommentars könnte man zu der Erkenntnis gelangen, Deutschland werde derzeit sozusagen von Toten regiert.

Deutliche Verluste musste auch die Linke im Saarland hinnehmen. Sie erhielt nur noch 16,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das entspricht einem Verlust von 5,2 Prozent gegenüber ihrem Wahlergebnis von 2009. Das Problem der Linken im Saarland lässt sich wohl auch daran ablesen, dass 83 Prozent der von Infratest Befragten den Linken zwar zugute halten, dass diese die Dinge beim Namen nennen, aber gleichzeitig der Ansicht sind, die Partei löse keine Probleme.


(Quelle: Tagesschau vom 25.03.2012, ARD Deutschlandtrend vom März 2012, ZDF-Wahlstudio vom 25.03.2012)

Samstag, 24. März 2012

Existenzbedrohende Gefährdung

Atomkraft? Nein Danke!Zwei Landwirte, deren Höfe in direkter Nachbar-
schaft zum Atomkraftwerk "Unterweser" (Esens-
hamm) liegen, haben mit ihrer Klage vor dem
Bundesverwaltungsgericht gegen das Atommüll-
"Zwischen"-Lager auf dem Gelände des Atom-
kraftwerks einen Teilerfolg verbuchen können.

Im Juni 2010 hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) ihre Klage abgewiesen. Aufgrund des sog. Funktionsvorbehalts (Art. 33 Abs. 4 GG) im Atomrecht sei allein die Exekutive für die Risikoermittlung und -bewertung verantwortlich. "Funktionsvorbehalt" bedeutet, dass bestimmte hoheitliche Bereiche nur von Beamten, die in einer besonderen Dienst- und Treuepflicht zum Staat stehen, ausgeübt werden dürfen. Der Begriff "Funktionsvorbehalt" an sich kommt im Atomgesetz übrigens nicht vor. In Urteilen im Zusammenhang mit Klagen gegen Atomkraftwerke und Atommülllager wird aber immer wieder darauf verwiesen.

Zur Begründung hatte das OVG ausgeführt, die gerichtliche Nachprüfung atomrechtlicher Genehmigungen sei darauf beschränkt, ob die behördliche Risikoermittlung und Risikobewertung auf einer ausreichenden Datenbasis und willkürfreien Annahmen beruht. Einer der Klagepunkte der beiden Landwirte war der nicht gegebene Schutz des Atommülllagers gegen den Absturz eines Passagierflugzeugs von der Größe eines "Airbus A 380".

Das OVG hatte die Abweisung der Klage unter anderem damit begründet, dass Sachverständigengutachten zufolge selbst unter Berücksichtigung des Absturzes einer vollgetankten "Boeing 747" (JumboJet) die für eine Evakuierung maßgeblichen Kriterien nicht erreicht werden würden. Den Flugzeugtyp "Airbus A 380" habe der Betreiber des Atommülllagers zum Zeitpunkt der Genehmigungserteilung noch nicht in die Prüfung einbeziehen müssen.


Stand der Technik: Anno Dunnemals

Im Klartext heißt das dann wohl, dass neue Erkenntnisse bezüglich der Sicherheit des Atommülllagers und der daraus folgenden erhöhten Gefährdung der Bevölkerung aufgrund veränderter Rahmenbedingungen, die erst nach der Erteilung der Betriebsgenehmigung erkannt werden, keine Rolle mehr spielen. Wenn die Atomkonzerne uns versichern, es bestünde keine Gefahr für die Menschen in der Nachbarschaft ihrer Atommülllager, dann beruhen diese Aussagen demzufolge also auf dem Stand von Wissenschaft und Technik von "Anno Dunnemals": Das ist der blanke Hohn!

Erschwerend hinzu kommt noch die mangelnde Offenheit der Betreiber der Atommülllager an den Standorten ihrer Atomkraftwerke. Aufgrund dessen, dass die für die Beurteilung der Gefahrenlage notwendigen Daten im Gerichtsverfahren "aus Gründen des Geheimnisschutzes" nur teilweise offen gelegt werden, wird es den Klägern nahezu unmöglich gemacht, die der Behauptung zugrundeliegenden Daten, denen zufolge das Atommülllager selbst dem Absturz einer vollgetankten Boeing 747 standhalten würde, zu widerlegen.


Atommülllager "Unterweser": Teilerfolg
 
Das Bundesverwaltungsgericht hat das Urteil der Vorinstanz jetzt aufgehoben und an das OVG zurückverwiesen. In einer Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts vom 22.03.2012 heißt es, das Urteil verletze revisibles Recht. Das OVG habe seiner Entscheidung, die Behörde habe den "Airbus A 380" aus der Risikobewertung ausblenden dürfen, einen fehlerhaften Willkürmaßstab zugrunde gelegt und bei der Beurteilung der Vorsorge gegen den Beschuss mit Panzerfäusten sei dem OVG ein Fehler bezüglich der Überzeugungsbildung unterlaufen.
  • Mangels ausreichender Tatsachenfeststellungen könne das Bundesverwaltungsgericht nicht selbst über die Rechtmäßigkeit der Genehmigung entscheiden.

Wenn ich das richtig interpretiere, dann sieht sich auch das Bundesverwaltungsgericht außerstande, die Gefährdung des Atommülllagers zu beurteilen, da ihm dafür aufgrund der "Gründe des Geheimnisschutzes" die notwendigen Informationen nicht zur Verfügung stehen. Deshalb muss das OVG jetzt erneut prüfen, ob das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Lagerstätte genehmigen durfte - inklusive des Absturzes eines "Airbus A380" und einem überzeugenden Beweis dafür, warum der Vorsorge gegen den Beschuss des Atommülllagers mit Panzerfäusten genüge getan wurde. Bleibt die Frage, wie sich das OVG ein umfassendes Urteil bilden soll, wenn ihm unter dem Vowand des Geheimnisschutzes die dafür notwendigen Informationen fehlen.

Im Übrigen schätzen zum Beispiel die "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) die Gefährdung der Atommülllager an den Standorten der Atomkraftwerke durch Flugzeugabstürze völlig anders ein, als das BfS und das OVG. Auf der Internetseite "Atom-Secur" der "Ulmer Ärtzteinitiative", einer Regionalgruppe der IPPNW, gibt es eine recht anschauliche Simulation, die zeigt, was eine "Boeing 747" mit einem Atommülllager anrichten kann.

Die Initiative schreibt dazu (Zitat): "Die erstellten Gutachten über die Sicherheit der standortnahen Zwischenlager für Atommüll bei einem gezielten Terroranschlag mit einem Grossflugzeug werden von den zuständigen Behörden und Ministerien immer noch unter Verschluss gehalten. Dabei ist es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass allein durch die Grösse und das Gewicht Grossflugzeuge ungebremst durch die dünnen Wande und Decken der Lagerhallen für Atommüll hindurch fliegen würden. Auch ohne eine Veröffentlichung der Gutachten ist es offensichtlich, dass in diesem Falle die aufrecht gelagerten Castoren abgeräumt werden würden, wie Kegel. Die Spannweite der Flügel könnten dabei alle eingelagerten Castoren erfassen."


Die existenzbedrohende Gefährdung

Solange Gerichte und Kläger in existentiellen Rechtsfragen an der Überprüfung von Gutachten und den zugrundeliegenden Daten mit der Begründung "Geheimnisschutz" gehindert werden, ist nach meinem Rechtsgefühl etwas faul im Staate Deutschland. Sobald es um die Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz, sowie um die Bedrohung von Leib und Leben der Menschen geht, muss Schluss sein, mit der Geheimniskrämerei. Dann gehören alle Fakten auf den Tisch.

Dass es sich bei der Beurteilung der Gefahren im Zusammenhang mit dem Betrieb von Atomkraftwerken und Atommülllagern um existentielle Fragen handelt, sollte in Anbetracht der Folgen der Atomkatastrophen von Tschernobyl (April 1986) und Fukushima (März 2011) ja wohl außer Frage stehen. Hier haben die wirtschaftlichen Interessen der Atomkonzerne gegenüber denen der um ihre Esistenz fürchtenden Menschen zurückzustehen. Darüberhinaus liegt es in der Vernantwortung der heute lebenden Generationen die Sicherheit der nachfolgenden Generationen zu gewähleisten. Im Falle der Bundesrepublik Deutschland ist dieser Grundsatz (eigentlich eine Selbstverständlichkeit) sogar im Grundgesetz verankert. Im Artikel 20a heißt es:
  • "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen ..."

Solange der Staat weiterhin den Betrieb von Atomkraftwerken und die daraus folgende Produktion weiteren Atommülls genehmigt, oder auch nur billigend in Kauf nimmt, setzt er seine Bürger jedoch der permanenten Gefährdung duch einen jederzeit möglichen Super-GAU in einem Atomkraftwerk aus. Darüberhinaus bedroht er aufgrund der möglichen Freisetzung radioaktiver Stoffe aus undichten Atommüllbehältern und -lagern die natürlichen Lebensgrundlagen künftiger Generationen. Jeder dafür verantwortliche Politiker verstößt somit fortwährend gegen das Grundgesetz.

Auch bezüglich der Beurteilung der Sicherheit von Atommülllagern handelt es sich um existentielle Fragen. Ein gutes Beispiel dafür ist das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II". Dort wurde "versuchsweise" schwach- und mittelradioaktiver Atommüll "eingelagert". Mit dem "Versuchs-End-Lager" sollten Erfahrungen bezüglich der sicheren Lagerung hochradioaktiven Atommülls in einem zukünftigen Atommülllager im Salzstock bei Gorleben gesammelt werden.

Um Atommüll sicher zu lagern, muss dieser so lange von der Biosphäre isoliert werden, bis seine Radioaktivität so weit abgenommen hat, dass sie im "Rauschen der natürlichen Hintergrundstrahlung" verschwindet. Im Falle einiger Bestandteile des hochradioaktiven Atommülls handelt es sich dabei um viele Millionen bzw. Milliarden von Jahren ... - nach menschlichen Maßstäben also für die Ewigkeit.

Die Erfahrungen bezüglich der sicheren Lagerung von Atommüll in einer Salzformation, die mit dem inzwischen havarierten und zum "Atommülllager" umdeklarierten "Versuchs-End-Lager Asse-II" gemacht werden mussten, belegen die existenzbedrohende Gefährdung durch unterirdische Atommülllager in Salzformationen. Darüber, dass der Atommüll aus "Asse-II" zurückgeholt werden muss, bevor das einsturzgefährdete Bergwerk kollabiert, besteht inzwischen wohl allgemen Konsens. - Nur traut sich leider bisher offensichtlich keiner der Verantwortlichen, endlich damit anzufangen. - Und währenddessen läuft die Zeit davon: Nicht auszudenken, was geschähe, wenn der in einem möglichen Atommülllager "Gorleben" eingelagerte hochradioaktive Atommüll in einer Notfallaktion geborgen und an die Erdoberfläche zurückgeholt werden müsste.

Es ist nicht nur so, dass - wie immer wieder gesagt wird - die Technologie der Atomkraftwerke unbeherrschbar ist. Im Grunde genommen gilt das für die gesamte Kette vom Uranbergbau, über die Uranaufbereitung, die Energieerzeugung in Atomkraftwerken bis hin zm dabei anfallenden Atommüll, für dessen "sichere" Lagerung es weltweit keine Lösung gibt. Wie die Erfahrung mit dem ehemaligen "Versuchs-End-Lager Asse-II" gezeigt hat, endet die Ewigkeit unter Umständen nämlich bereits nach Ablauf weniger Jahrzehnte. Daran ändern auch geheimgehaltene Unterlagen, Vertuschungsversuche und Lügen gegenüber den davon betröffenen Menschn nichts.


(Quellen: Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts vom 22.03.2012, Nordsee-Zeitung vom 23.03.2012, IPPNW, Wikipedia, Lexexakt)

Donnerstag, 22. März 2012

Fähre "Nordenham"

Fähre "Nordenham" in neuem Design
Anfang Februar war die Fähre "Nordenham" aufgrund umfangreicher Reparaturarbeiten für einige Tage in der Werft. Während dieser Zeit musste die "Bremerhaven" die Verbindung zwischen Bremerhaven und Nordenham allein aufrechterhalten. Seit ihrer Rückkehr sind die ehemals weißen Aufbauten der "Nordenham" blau. In Verbindung mit dem schwarzen Rumpf und den schwarzen Streifen unter- und oberhalb des Namens macht das Schiff auf mich jetzt irgendwie einen "düsteren" Eindruck. Aber vielleicht gewöhnt man sich ja irgendwann daran.

Mord im Namen Gottes?

Nichts rechtfertigt einen Mord im Namen Gottes - schon gar nicht an unschuldigen Kindern. Der Serienmörder, der anfangs Soldaten nichtfranzösischer Herkunft ermordet und zuletzt vor einer jüdischen Schule in Tolouse (Frankreich) einen Lehrer sowie Kinder im Alter zwischen drei und zehn Jahren kaltblütig erschossen hatte und dann mit einem Motorroller geflohen war, konnte gestern Morgen von der Polizei gestellt werden.

Seitdem hielt er sich in seiner Wohnung verschanzt. Medienberichten zufolge habe sich der Mann zu den Morden bekannt und weitere Mordanschläge geplant. Er bezeichne sich selbst als Angehöriger der "Mudschaheddin" und behaupte Verbindungen zum internationalen Terrornetzwerk "Al Kaida" zu haben. Als Motive für seine Taten habe er "Rache für den Tod palästinensischer Kinder" sowie "die Auslandseinsätze der französischen Armee" genannt.

Die Ermordung unschuldiger Kinder ist durch nichts zu rechtfertigen - schon gar nicht im Namen Gottes. Terrorgruppen, die sich selbst "Mudschahidin" nennen, sehen laut Wikipedia in ihrer eigenen Glaubensauffassung den einzig wahren Weg. Die Erfahrung, dass Mordanschläge auf diejenigen, die man für seine "Sache" gewinnen will, aber alles andere als zielführend sind, haben in der Vergangenheit schon andere Terroristen machen müssen. Ein gutes Beispiel dafür aus unserer eigenen Geschichte ist der Terror der linksextremen "RAF" im Westen des damals noch geteilten Deutschlands.


Die Wahrheit und "der Glaube"

Extremistische "Gläubige", die Gewalt, Terror und Mord mit ihrem Glauben rechtfertigen wollen, vergessen, dass der eine Gott, auf den sie sich dabei berufen, der gleiche Gott ist, an den sowohl die Juden, wie auch die Christen und die Muslime glauben. Wer andere Menschen mit Gewalt zwingen will, genau das zu glauben, woran er selbst glaubt, der hat nicht verstanden, was der Begriff "glauben" bedeutet. Wer etwas glaubt, der hält etwas für wahrscheinlich, für das er aber keinen Beweis vorlegen kann. Da es für etwas, das sich nicht beweisen lässt, aber immer viele Theorien gibt, von denen vielleicht eine irgendwann einmal zum Ziel führt, kann auch kein Mensch auf der Welt von sich behaupten, er sei im Besitz des "einzig wahren Glaubens". Die Wahrheit hinter den vielen Theorien bezüglich eines höheren Wesens, einer Gottheit oder wie immer man "die Dinge zwischen Himmel und Erde ..." auch benennen mag, "... für die es keine Erklärung gibt", wird erst dann zweifelsfrei feststehen, wenn es für eine der vielen Theorien einmal einen endgültigen Beweis geben sollte.

Dass jemand eine Serie von Morden begeht, und dabei auch keine Skrupel hat, aus nächster Nähe mit einer Handfeuerwaffe unschuldige Kinder zu erschießen, ist kein Beweis für auch nur eine einzige der unzähligen Theorien.
  • Der einizge Beweis, den der Mörder damit geführt hat, ist derjenige, dass er sich des schwersten Verbrechens schuldig macht, das ein Mensch aus meiner Sicht an einem seiner Mitmenschen begehen kann.


Der Mörder ist tot

In ihrer 20 Uhr Sendung berichtete die Tageschau gestern Abend, die Polizei setze alles daran, den Täter lebend festzunehmen. - Es wäre schön gewesen, wenn es so gekommen wäre: Schon viel zu viele der selbsternannten "Gotteskrieger" haben sich bei ihren Massenmorden mithilfe selbstgebastelter Bomben gleich mit aus dem Staub gemacht und sich so ihrer Verantwortung entzogen! Wie die Tagesschau auf ihrer Internetseite heute Morgen berichtet, habe der algerisch-stämmige Franzose gestern im Tagesverlauf gesagt, er habe keine Märtyrer-Seele. Dem ermittelnden Staatsanwalt zufolge ziehe der Mörder es vor zu töten und selbst am Leben zu bleiben.

Heute Vormittag sei eine Eliteeinheit durch Fenster und Türen in das Haus eingedrungen um mit Video-Robotern das Innere der Wohnung auszukundschaften. Dabei sei der Täter aus dem Badezimmer gestürmt, Nach der darauffolgende Schießerei sei er vom Balkon gesprungen und dabei von Angehörigen der Eliteeinheit erschossen worden. Der Mörder, der leben wollte, um weiter morden zu können, ist tot.

Meine Gedanken sind bei den toten Kindern, die eigentlich ihr ganzes Leben noch vor sich hatten - und bei ihren Familien.


(Quellen: Tagesschau Bericht 1 und Bericht 2 vom 22.03.2012, Der Standard vom 22.03.2012, Spiegel vom 22.03.2012, TAZ vom 22.03.2012, Tagesschau vom 21.03.2012, Süddeutsche Zeitung vom 21.03.2012, Tagesschau vom 20.03.2012, TAZ vom 19.03.2012, FAZ vom 19.03.2012, Süddeutsche Zeitung vom 19.03.2012, Spiegel vom 19.03.2012, Tagesschau vom 19.03.2012, ZDF heute vom 19.03.2012, Wikipedia)

Mittwoch, 21. März 2012

Neue Inhaltsübersicht "Atomkraft-Werke"

Atomkraft? Nein Danke!Die Übersicht über die Artikel zum Thema "Atomkraft" in "juwi's welt", die ich bisher auf einer Seite innerhalb des Blogs untergebracht hatte, ist im Laufe der Aufkündigung des "Atomkonsens", der "Laufzeitverlängerung", des Super-GAUs in Fukushima, des "Atommoratoriums" etc. immer unübersichtlicher geworden.

Ich habe das Ganze deshalb auf eine externe Internetseite ausgelagert. Dort lässt sich das Thema übersichtlicher gliedern. Auf der linken Seite von "juwi's gesammelte atomkraft-werke" gibt es ein kleines Menü mit der Rubrik "Es geht wieder los ..", in der die Atomkraft-Artikel mit einer kurzen Einführung nach Jahren unterteilt aufgeführt sind. Mit den Ankündigungen der CDU, der CSU und der FDP im Jahre 2008, sie würden die Nutzung der Atomenergie zum Thema ihres Wahlkampfs zur Bundestagswahl 2009 machen, ging es wieder los - und es ist noch nicht zu Ende!

In der Rubrik "Dokumente" gibt es eine Sammlung von Links zu Dokumenten zum Thema im Internet. Darunter finden sich unter anderem Studien von Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie auch des Umweltbundesamtes (UBA), denen zufolge ein vollständiger Verzicht auf die Nutzung der Atomenergie bis 2015 bzw. 2017 möglich wäre. Die schwarz-gelbe Bundesregierung ignoriert diese Möglichkeiten bisher und setzt die Bundesrepublik Deutschland und ihre Bürger damit auf fahrlässige Weise der permanennten Gefahr eines Super-GAUs aus. Gleichzeitig verschärft sie mit der Verschleppung des Endes der Atomkraftwerke in deutschland das ohnehin nicht lösbare Problem der sicheren Lagerung hochradioaktiven Atommülls für Zeiträume von vielen Millionen Jahren.

Unter "Medien" finden sich Links zu Film- und Tondokumenten, die mehr als genug Argumente gegen den Uranabbau und den weltweiten Betrieb von Atomkraftwerken und die daraus folgende hemmungslose Produktion von immer mehr hochradioaktivem Atommüll liefern. "Elena Filatova" zeigt auf ihrer privaten Internetseite Fotos und Videos, die sie während ihrer Fahrten mit dem Motorrad durch die seit dem Super-GAU von "Tschernobyl" im April 1986 unbewohnbaren Regionen ihrer Heimat unternommen hat. Das, was dort zu sehen ist - und möglicherweise noch schlimmeres - steht den Menschen in Japan, zumindest der Umgebung der zerstörten Atomreaktoren in der Atomkraftanlage "Fukushima-I", erst noch bevor.

Die Rubrik "Externe Seiten" enthält Links zu Regierungsstellen, Behörden etc., Organisationen und Netzwerken, Initiativen, die sich mit Atommülllagern auseinandersetzen müssen und solchen, die seit vielen Jahrzehnten gegen die Atomkraftwerke in ihrer Nachbarschaft kämpfen.

Ein Link auf der Seite "Atomkraft" (zu finden im Titelmenü von "juwi's welt") oder ein Klick auf den "Atomkraft? Nein Danke!"-Button in der Seitenleiste rechts öffnet die esterne Internetseite mit der Inhaltsübersicht. Mit einem Klick auf die Titelzeile zu dem jeweiligen Inhalt öffnet sich der dazugehörige Artikel in "juwi's welt" in einer neuen Browserseite bzw. einem neuen Tab.

Sonntag, 18. März 2012

Frühlingsboten

Die ersten Frühlingsboten: Weidenkätzchen
Es ist zwar inzwischen draußen wärmer geworden und wir haben an den beiden letzten Tagen auch schon einmal für ein paar Stunden die Sonne gesehen, aber heute Vormittag hat es schon wieder geregnet und jetzt ist wieder alles grau in grau.

Aber trotzdem ist es nicht zu übersehen, dass der Frühling nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Die Weiden an der Geeste tragen ihre weißen Kätzchen und auf den Rasenflächen der Parks blühen die Krokusse. Auch die rosa und die gelben Knospen der Zierkirsche und der Forsythie im Garten stehen in den Startlöchern. Wenn man allerdings im Fernsehen die Bilder aus dem Süden Deutschlands sieht, wo die Leuten in Straßencafés und Biergärten bei Temperaturen um die zwanzig Grad die Sonne genießen, dann kann man hier bei uns an der Nordseeküste schon etwas neidisch werden.


Frühling und Regenluft

Der Kuckuck dennoch heute ruft
Durch all die graue Regenluft,
Und ich desgleichen sage: nein!
Der Lenz liegt nicht im Sonnenschein.
Der Frühling liegt schon im Gemüth,
Wenn Alles treibt und grünt und blüht.

Karl Mayer
(1786-1870)

Energiewende? Atommüll? Es gibt wichtigeres ...

... muss Herr Röttgen (CDU, Bundesumweltminister) wohl insgeheim bei sich gedacht haben.Atomkraft? Nein Danke! Warum sonst sollte er nach dem vorzeitigen Ende des Landtags in Düsseldorf für das Amt des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen kandidieren wollen?

Welche Priorität er zum Beispiel dem Umgang mit dem Atommüll zumisst, zeigt sich unter anderem daran, dass er zweieinhalb Jahre gebraucht hat, bis er sich zu einem Besuch des havarierten Atommülllagers "Asse-II" entscheiden konnte. Schön, dass er bei der Gelegenheit gesagt hat, der dort lagernde Atommüll müsse an die Erdoberfläche zurückgeholt werden, bevor das ehemalige Salzbergwerk vollständig abgesoffen und eingestürzt ist. Das hatte allerdings auch sein Vorgänger im Amt des Bundesumweltministers während der Monate vor der letzten Bundestagswahl schon erkannt und dem ehemaligen Betreiber die Betriebsgebehmigung für das Atommülllager entzogen.

Während der mehr als zwei Jahre, in denen Herr Röttgen dafür politisch in der Verantwortung stand, ist bezüglich der dringend gebotenen Rückholung des Atommülls nichts passiert. In gut einem Jahr wird ein neuer Bundestag gewählt und Herr Röttgen orientiert sich offenbar vorsichtshalber schon einmal in Richtung Düsseldorf. Was will er da wohl angesichts der vielen anderen offenen Großbaustellen in seinem Ressort jetzt noch im Skandal um das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II" bewirken?

Dass auch die Energiewende für die Bundesregierung nicht mehr als ein notwendiges Übel ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Atomkraftwerke nach dem Willen der wespenfarbenen Bundesregierung noch bis 2022 hochradioaktiven Atommüll produzieren sollen - eine Position, die auch Herr Röttgen vertritt. Und Herr Röttgen ist auch einer derjenigen, die sich weiterhin weigern, die geologischen und physikalischen Ergebnisse der Erkundungen des Salzstocks bei Gorleben zur Kenntnis zu nehmen, mit denen dieser auf seine Eignung als Lager für hochradioaktiven Atommüll untersucht werden sollte.

Um es einmal mit den Worten von Herrn Kruse (Gartow, Pastor) zu sagen (Zitat aus seiner Rede am 11.03.2012 vor dem AKW "Brockdorf"): ".. Man kann nicht auf dem größten Gasvorkommen Norddeutschlands ein Endlager errichten. Unten Gas, oben Wasser und dazwischen Salz mit tiefen Rissen und Spalten - da kann man keine hochaktiven, wärmeentwickelnden Abfälle lagern. .." Da die Naturgesetze aber offensichtlich einem Atommülllager "Gorleben" im Weg stehen, würden die Rahmenbedingungen für zukünftige Standorte für die Lagerung hochradioaktiven Atommülls von der Bundesregierung im angestrebten "Endlagersuchgesetz so festgelegt werden , dass "Gorleben" gar nicht aus der Liste der für die Suche in Frage kommenden Standorten herausfallen kann.

Das Problem mit den Naturgesetzen ist jedoch, dass diese auf menschngemachte Gesetze keinerlei Rücksicht nehmen. Wer meint er könne ungestraft die Gesetze der Physik ignorieren, der befindet sich auf einem gefährlichen Irrweg. Da das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II" einmal als "Versuchsendlager für Atommüll" die Argumente für die sichere Lagerung hochradioaktiven Atommülls im Salz bei Gorleben hätte liefern sollen, wäre die logische Konsequenz gewesen, die dort begangenen Fehler nicht auch noch zu wiederholen. Herr Röttgen ist jedoch gerade auf dem besten Wege, sich in die Reihe der Wiederholungstäter einzufügen.

Ein weiteres Indiz dafür, wieviel ihm daran gelegen ist, die Energiewende mit dem notwendigen Nachdruck voranzutreiben, ist sein Kahlschlag bei der Solar-Förderung, den die Oppositionsparteien schon als Angriff auf die Energiewende zugunsten der Betreiber von Atomkraftwerken und fossil befeuerter Kraftwerke und  bezeichnet haben.

Trotz seiner Absicht, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfahlen zu werden, will Herr Röttgen aber wohl auch weiterhin Bundesumweltminister bleiben. Da frage nicht nur ich mich, welches der beiden Ämter dann wohl am meisten unter seiner Doppelrolle leiden würde. Herr Seehofer (CSU, Bayern, Ministerpräsident) hat deshalb folgerichtig schon Herrn Röttgens Rücktritt als Bundesumweltminister gefordert. Das war gestern unter anderem auf Seite 2 der Samstagsausgabe der Bremerhavener Nordsee-Zeitung zu lesen. Inzwischen drängen auch andere Politiker Herrn Röttgen zu einer Entscheidung für Nordrhein-Westfahlen - aber ohne Rückfahrkarte nach Berlin.

Ob ein vollständiger Wechsel Herrn Röttgens nach Nordrhein-Westfalen allerdings automatisch auch zu den dringend notwendigen Fortschritten in der Klima- und in der Atompolitik führen würde, ist aus meiner Sicht mehr als fraglich. Es könnte auch alles noch bedeutend schlimmer werden. Und solange er erfolgreich auf seiner Doppelrolle besteht, steigen die ohnehin wohl schon nicht schlechten Chancen für die Fortsetzung der Rot-Grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfahlen mit einer dann deutlicheren Mehrheit der Sitze im zukünftigen Landtag. Den derzeitigen Prognosen der Meinungsforschungsinstitute zufolge, könnte sich das Abstimmungsverhalten der FDP und der Linken noch als politischer Selbstmord herausstellen. Da bliebe dann also die Frage, mit wem Herr Röttgen im Falle seines (aus derzeitiger Sicht eher unwahrscheinlichen) Wahlsiegs wohl eine Koalition eingehen will?


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 17.03.2012, FAZ vom 16.03.2012, TAZ vom 15.03.2012, Süddeutsche Zeitung vom 15.07.2009, Spiegel vom 12.03.2012)

Samstag, 17. März 2012

Wie BLÖD ist das denn?

Als ich vorhin - ohne an etwas schlimmes zu denken - durch das Erdgeschoss des heute wiedereröffneten Sparkassenhauses schlenderte, kam ich irgendwann auch an den Zeitungsauslagen des neuen Kiosks in dem Gebäude vorbei. Unversehens kollidierte dort mein Blick mit der Titelzeile der Bild-Zeitung: "Unsere Erde wird wieder gesund." Die Ozonschicht über Europa werde wieder dicker. - Autsch ...

Wie blöd ist das denn? Wenn sich die Ozonschicht über Europa erholt, dann ist das noch lange kein Anzeichen dafür, dass unsere Erde wieder gesund wird.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich einmal auf der Internetseite des Boulevardblatts nachgesehen. Ich wollte wissen, was dessen Schreiberlinge dazu veranlasst haben könnte, unseren Planeten derart kritiklos - und offenbar ohne die notwendige Kenntnis bezüglich der vielfältigen Diagnose diverser Krankheitssymptome der Patientin - wieder gesund zu schreiben. Dabei bin ich dann auch noch auf einen Titel der Bild von gestern gestoßen: "Erster Erfolg im Kampf gegen die Klima-Katastrophen - Das Ozonloch schließt sich endlich wieder!"

Vorsicht Falle, liebe Bild-Leser: Das Ozonloch hat mit dem Klimawandel nämlich ungefähr genausoviel gemeinsam, wie die erwähnten Schlagzeilen der Bild mit seriöser Berichterstattung. Vielleicht solltet ihr euer Geld lieber in eine richtige Zeitung investieren anstatt es mit der täglichen Entsorgung eures Revolverblatts immer wieder zum Fenster hinauszuwerfen.

Aber zurück zu dem heutigen journalistischen Machwerk. Dazu schreibt das Blatt, das Atmosphären-Forschungszentrum in Athen habe auf Grundlage der Daten aus zwölf Messstationen in Europa, Kanada und Japan eine Studie erstellt, derzufolge die Ozonschicht sich erholt.

Wer beim Lesen bis hierher mitgedacht hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass keine der genannten UVB-Messstationen in der Antarktis oder zumindest im Süden Australiens oder Argentiniens liegt. Da sich die "Ozonlöcher" über der Arktis und der Antarktis aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen über dem Kontinentaleis der Antarktis und dem Nordpolarmeer, dessen Eisbedeckung aufgrund des Klimawandels seit Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit zurückgeht, unterschiedlich entwickeln, könnte die blödsinnige Nachricht von Deutschlands leider immer noch meistkonsumiertem Klatschblatt bestenfalls auf die Nordpolargebiete unseres Planeten zutreffen.

Die maßgeblich für den Ozonabbau verantwortlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) wirken in der Höhe, in der sich die Ozonschicht befindet, nur bei niedrigen Temperaturen und über der Antarktis ist es während des Winters kälter als über der Nordpolarregion. Im Übrigen ist bezüglich der Arktis erstmals vor einem Jahr von einem wirklichen "Ozonloch" die Rede gewesen. Bis dahin war die Ozonkonzentration dort während des Winters mehr oder weniger bedenklich "ausgedünnt". Für die Ozonschicht über der Antarktis gibt es bisher jedoch keine Entwarnung - nicht einmal tendentiell.
 
  • Und: Bevor irgend jemand berechtigterweise das Gerücht in die Welt setzen dürfte, unsere Erde werde wieder gesund, müsste er erst einmal dafür Sorge tragen, dass die Waldgebiete der Erde wieder aufgeforstet und die zerstörten Lebensräume wildlebender Tiere wieder hergestellt werden, und er müsste sichergestellt haben, dass die für den Anstieg der mittleren globalen Temperatur relevanten Gase in der Athmosphäre, die strahlenden Hinterlassenschaften des Atomzeitalters auf und unter der Erde, die genveränderten Organismen und die Rückstände chemischer Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel in der Biosphäre und vieles andere mehr restlos(!) von unserem Planeten verschwunden sind.


(Quellen: Bild vom 17.03.2012, AWI Pressemitteilung vom 04.10.2011 , Tagesschau vom 03.10.2011, Spiegel vom 02.10.2011, Wikipedia)

Ein altes Haus im neuen Glanz

Nach dem Auszug der Post und der WISOAK aus dem Post und Sparkassengebäude in der Bremerhavener Hafenstraße hatte die Städtische Sparkasse Bremerhaven das Gebäude von Grund auf saniert.

Heute wurde mit einem musikalischen Rahmenprogramm und Angeboten für die Kinder die Wiedereröffnung gefeiert. Im Gebäude drängelten sich die Leute, als gäbe es dort etwas umsonst - allerdings ist das wohl eher unwahrscheinlich, weil untypisch für ein Geldinstitut.

Im Erdgeschoss auf der rechten Seite des Gebäudes gibt es jetzt einen Kiosk, der neben dem üblichen Sortiment in einem kleinen Regal auch einige Lebensmittel im Angebot hat.


Wiedereröffnung: Großes Gedränge ...
... und musikalisches Rahmenprogramm


Links vom Sparkasseneingang ist die Bäckerei Tiedemann mit einer Filiale im Erdgeschoss eingezogen. Drinnen und draußen gibt es Sitzgelegenheiten, so dass man dort auch frühstücken oder seinen Nachmittagskaffee trinken und einStück Kuchen dazu essen kann.

Durch die auf der Wärmedämmung aufgebrachten Ziegelverblender und die hellen Konturen wurde der Stil des alten Gebäudes, das von der Post am 17. August 1917 gemeinsam mit der Leher Sparkasse eröffnet worden war, weitgehend erhalten.

Eine Zeit lang sah es ja nicht gerade danach aus, als würde das ehemalige "Post und Sparkassengebäude" noch einmal rosigen Zeiten entgegensehen. Aber jetzt nach der Renovierung, der energetischen Sanierung und mit dem neuen Nutzungskonzept besteht wieder Hoffnung.

Zumindest für diesen Bereich der Hafenstraße bedeutet die Wiedereröffnung des Gebäudes eine deutliche Aufwertung. Um der Hafenstraße insgesamt wieder auf die Beine zu helfen, wird jedoch dringend eine Lösung für die Erhaltung und die zukünftige Nutzung des ehemaligen Kalksandsteinwerks auf dem Kistnergelände benötigt. Nachdem Aldi angekündigt hat, seine Filiale in der Deichstraße zu schließen, wird im Süden Lehes bald ein Lebensmittel Nahversorger für den "täglichen Einkauf" fehlen.

Auch über eine Markthalle mit voneinander unabhängigen Schlachtern, Bäckern, Obst- und Gemüsehändlern, Bioläden etc. auf dem Gelände ist alternativ schon einmal nachgedacht worden. Weitere Ideen, wie etwa ein Kultur- und Veranstaltungsbereich im Kalksandsteinwerk und darum herum sowie die Fortführung des Geestewanderwegs waren in Lehe schon vor längerer Zeit im Gespräch. - Nur passiert ist bisher nichts.

Mittwoch, 14. März 2012

Ein Jahr Super-GAU Fukushima ...

- Gedenken und Protest am Atomkraftwerk "Brokdorf"

12. März 2012: Vor einem Jahr in Fukushima ...

Am 11. März 2012 jährte sich zum ersten Mal der zweite Super-GAU in einem Atomkraftwerk in der rund sechzigjährigen Geschichte der sogenannten "friedlichen" Nutzung der Atomenergie. Ein Erdbeben hatte das Kühlsystem von drei der sechs Atomreaktoren der Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Fukushima Dai-ichi) zerstört. Anschließend traf der vom Erdbeben ausgelöste Tsunami die bereits beschädigten Atommeiler.

Wie in vielen anderen Ländern der Welt, gingen an diesem Tag auch in Deutschland viele Menschen auf die Straße, um gegen die weitere Nutzung der Atomenergie zu protestieren. An sechs Orten Rund forderten 50000 Menschen eine drastische Beschleunigung des Atomausstiegs. Ungefähr 3000 Menschen "umzingelten" symbolisch das Atomkraftwerk "Brokdorf" an der Elbe und gedachten der Opfer der dreifachen Katastrophe in Japan.


Die kurze Geschichte einer Laufzeitverlängerung

Ende Oktober 2010 beschloss die wespenfarbene Bundesregierung den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie und ersetzte den rot-grünen "Atomkonsens" aus dem Jahre 2000 durch ihre "Laufzeitverlängerung".

Aufgrund vielfacher Denkanstöße hundertausender Atomkraftgegner in Deutschland, setzte sich nach der Atomkatastrophe in Japan auch in der schwarz-gelben Regierungskoalition die Erkenntnis durch, dass man auch das Unwahrscheinliche denken muss, wenn man eine Hochrisiko-Technologie zur Erzeugung von Wasserdampf einsetzen will. Das war der Anfang vom Ende der "Laufzeitverlängerung".

Fortan reklamierten die CDU, die CSU und die FDP den "Atomausstieg", den sie zuvor gegen den Willen der Mehrheit der Bundesbürger gekippt hatten, als ihre Erfindung. Während aber Studien der Umweltschutzorganisationen "Greenpeace" und "BUND" Wege aufzeigen, wie der Atomausstieg bis 2015 vollzogen werden und die Energiewende - hin zu einer dezentralen Energieversorgung auf der Grundlage regenerativer Energiequellen - gelingen kann, verschleppt die Bundesregierung den Atomausstieg in fahrlässiger Weise bis in das Jahr 2022.

Selbst einer Studie des Bundesumweltministeriums (BMU) zufolge wäre das Ende des Atomzeitalters in Deutschland bis 2017 erreichbar. Die Bundesregierung unter der Führung von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) vertritt jedoch lieber die auf Profitmaximerung ausgerichteten Interessen der vier Atomkonzerne EnBW, EON, RWE und Vattenfall, als dass sie die Interessen der 80 Millionen um ihre Sicherheit besorgten Menschen in Deutschland vertritt.


Gefahr durch Sturmfluten ...

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Tsunamis an der deutschen Nord- oder Ostseeküste eher gering ist, so sind die Küstenregionen doch nicht sicher vor Überschwemmungen. Diesbezüglich sei beispielsweise an die Sturmflutkatastrophe an der Nordseeküste im Jahre 1962 erinnert. An mehren Stellen entlang der Küste brachen die Deiche. Große Teile Hamburgs wurden überflutet und viele Menschen ertranken.

Aufgrund des Klimawandels und des dadurch ansteigenden Meeresspiegels werden die Sturmfluten künftig höher auflaufen. In Bremerhaven wird deshalb seit einiger Zeit der Weserdeich erhöht. Wie die beiden Redner der Initiative "Brockdorf-AKUT" während der Abschlusskundgebung berichteten, ist Hochwasserschutz an der Elbe im Bereich der Atomkraftwerke "Brunsbüttel" und "Brokdorf" aber kein Thema.


... und Schiffe

Einer der Redner von Brokdorf-AKUT erinnerten daran, dass - ebenfalls vor einem Jahr - ein manövrierunfähig gewordener Frachter auf das Kühlwasserentnahmebauwerk in der Elbe vor dem 12 Kilometer stromabwärts gelegenen Atomkraftwerk "Brunsbüttel" zutrieb. Erst nach eineinhalb Tagen sei es acht Schleppern gelungen, den Havaristen aus der Gefahrenzone zu bringen. Hätte der Frachter die Kühlwasserversorgung des Atomkraftwerks beschädigt, dann wären die Brennelemente im Kühlbecken des Zwischenlager auf dem Gelände des Atomkraftwerks ebenso ohne Kühlung gewesen, wie diejenigen des Blocks 4 im Atomkraftwerk "Fukushima".

Dass mehrere Ursachen für einen Super-GAU gleichzeitig eintreten können, ist seit der dreifachen Katastrophe vom 11. März 2011 in Japan kein Geheimnis mehr. Eine schwere Sturmflut mit Deichbrüchen und Überflutung der Wilster-Marsch, der dadurch verursachte Ausfall der Stromversorgung des Atomkraftwerks "Brokdorf", sowie ein Schiff, das die Kühlwasserzufuhr des Atomreaktors und des Brennelementelagers beschädigt, können auch hier einen Super-GAU auslösen.


Was wäre wenn ...

Die örtliche Initiative "Brokdorf Akut" hatte an ihrem Stand eine recht aufschlussreiche Landkarte von Norddeutschland und Dänemark ausgestellt. Um die Frage, "Was wäre, wenn sich der Super-GAU von 1986 nicht in Tschernobyl, sondern in Brokdorf ereignet hätte?", zu beantworten, hat "Brokdorf Akut" eine maßstabsgetreue Karte der "schwerst kontaminierten Gebiete Tschernobyls" mit dem Atomkraftwerk "Tschernobyl" am Standort des Atomkraftwerks "Brokdorf" auf die Landkarte projiziert.

Der gesamte Nordwesten Deutschlands wäre heute eine unbewohnbare radioaktive Wüste. Ich denke, die Frage, warum wir auch weiterhin gegen den Betrieb der nach dem "Atommoratorium" im Frühjahr 2011 noch verbliebenen neun Atomkraftwerke auf die Straße gehen, erübrigt sich angesichts eines solchen Horror Szenarios. Im Übrigen ist der Atomausstieg erst dann wirklich vollzogen, wenn irgendwann einmal mit dem Abriss des letzten Atomreaktors in Deutschland begonnen worden sein wird. Bis dahin kann jedes abgeschaltete Atomkraftwerk jederzeit mit neuen Brennelementen bestückt und wieder in Betrieb genommen werden.


Irgendwo in Australien oder in Afrika

Aber auch vor dem ersten Super-GAU in einem Atomkraftwerk sind aufgrund der "friedlichen" Nutzung der Atomenergie schon weite Landstriche in radioaktive Wüsten verwandelt worden. Allein der Uranbergbau ist quasi ein billigend in Kauf genommenes Verbrechen an den Bergleuten und den Menschen in der Umgebung der Uranbergwerke, das jahrzehntelang von den dafür Verantwortlichen verschwiegen wurde. Diesbezüglich kann ich die beiden Dokumentarfilme "Uranium - is it a Country?" und "Yellow-Cake" empfehlen.

Der erste Film dokumentiert die Produktionskette des "Brennstoffs" für unsere Atomkraftwerke von den Uranminen im australischen Outback bis nach Europa. Er deckt auf, dass für unseren angeblich sauberen Strom indigene Völker vertrieben werden, Menschen an Krebs erkranken und sterben und heilige Stätten der Aborigines in Australien. Auch ohne die physikalischen Ursachen zu kennen, besitzen sie ein zigtausendjahre altes Wissen, das sie die Orte, an denen sich unter der Erdoberfläche die uranhaltigen Gesteinsformationen befinden, meiden lässt.

Eine zentrale Figur in der Mythologie der Aborigines ist die Regenbogenschlange. Dieses zweigeschlechtliche Schöpfungswesen aus der Traumzeit formt auf der Erde Berge, Täler und Wasserlöcher und erschafft den Regenbogen. Eine Darstellung der Regenbogenschlange war auch in Brokdorf zu sehen. Sie trug die Aufschrift: "Die Regenbogenschlange mahnt: Das Uran muss in der Erde bleiben." Im Gegensatz zu den Aborigines sind die Menschen in den Atomnationen leider nicht in der Lage, die Worte Regenbogenschlange zu hören. Dafür haben sie immer ein offenes Ohr für den Ruf des Geldes und den der Macht über fremde Völker. - "Uranium - is it a Country?" ist auf der Internetseite der Initiative "Strahlendes Klima" zu sehen, die den Film produziert hat.

Der Film "Yellow Cake" wurde kürzlich im Fernsehen gezeigt. Er macht uns bewusst, dass wir eigentlich gar nicht so weit Ausschau halten müssen, um uns die Folgen des Uranbergbaus zu vergegenwärtigen. Das ehemalige Uranbergwerk "Wismut" und dessen strahlende Hinterlassenschaften liegen in Ostdeutschland. Nach der Wiedervereinigung wurde die "Wismut" geschlossen. Seither bemüht man sich die radioaktiven Abraumhalden und Tailings zumindest oberflächlich zu versiegeln. Eine Lösung für die Ewigkeit stellen diese provisorischen Maßnahmen jedoch keinesfalls dar und dem Weiterbetrieb der neun deutschen Atomkraftwerke und unserem Energiehunger fallen jetzt die Menschen und deren Heimat irgendwo in Australien oder in Afrika zum Opfer.

Am Ende der Produktionskette steht der hochradioaktive Atommüll. Es gibt bisher weltweit kein einziges Lager, in dem der Atommüll über viele Millionen von Jahren hinweg sicher gelagert werden könnte. Selbst für einen Zeitraum von "nur" 24110 Jahren wäre das nicht gewährleistet.

24110 Jahre ist die Zeit, nach der die Radioaktivität des Isotops Plutonium-239 (dem Stoff für die Atombombe) um die Hälfte abgenommen hat. Es braucht viele Male "24110 Jahre", bis seine Radioaktivität so weit abgenommen hat, dass sie im Rauschen der natürlichen Hintergrundstrahlung verschwindet und damit als nicht mehr unmittelbar gefährlich angesehen werden könnte. Andere Bestandtteile des hochradioaktiven Atommülls haben bedeutend längere Halbwertszeiten von beispielsweise 703,8 Millionen Jahren (Uran-235) oder 4,468 Milliarden Jahre (Uran-238).

Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch der Text eines Teils des "Riesen-Banners", das in meinem Video zu sehen ist:
  • Halbwertszeit Plutonium: 24000 Jahre
  • Haltbarkeit eines Castors: 40 Jahre


Nebenbei bemerkt:
Seit den Atombombenabwürfen der US-Luftwaffe über den japanischen Städten Hiroschima und Nagasaki, zahlreichen weiteren Atombomben-Detonationen zu Testzwecken, den beiden Super-GAUs in den Atomkraftwerken "Tschernobyl" und "Fukushima", dem Einsatz panzerbrechender Uran-Munition in heutigen Kriegsgebieten und nicht zuletzt dem "ganz normalen" weltweiten Betrieb von Atomkraftwerken ist die "natürliche Hintergrundstrahlung" in einigen Gegenden der Welt allerdings auch nicht mehr das, was sie vor dem 6. August 1945 einmal gewesen ist!

(Quellen: Wikipedia, Strahlendes Klima)

Montag, 12. März 2012

Brokdorf erfolgreich umzingelt

Atomkraft? Nein Danke!Wie contrAtom auf seiner Internetseite gestern bekannt gab, haben gestern rund 50000 Menschen an sechs Orten in Deutschland eine drastische Beschleunigung des Atomausstiegs verlangt. Am Atomkraftwerk Gundremmingen hatten sich demnach 5500 und am AKW Neckarwestheim 5000 Menschen versammelt. In Hannover seien 7000 Demonstranten gegen die Nutzung der Atomkraft auf die Straße gegangen und mehr als 4000 Atomkraftgegner hätten gegen die Urananreicherungsanlage Gronau protestiert. Etwa 24000 Menschen hatten contrAtom zufolge in der Region um die Atommülllager "Asse-II" und "Schacht Konrad" eine 75 Kilometer langen Lichterkette gebildet.

Ich habe zusammen mit etwa 3000 weiteren Menschen das Atomkraftwerk Brokdorf umzingelt. Die örtliche Initiative "Brokdorf Akut" hatte an ihrem Stand eine recht aufschlussreiche Landkarte von Norddeutschland und Dänemark ausgestellt. Um die Frage, "Was wäre, wenn sich der Super-GAU von 1986 nicht in Tschernobyl, sondern in Brokdorf ereignet hätte?", zu beantworten, hat sie eine maßstabsgetreue Karte der schwerst kontaminierten Gebiete Tschernobyls mit dem Atomkraftwerk "Tschernobyl" am Standort des Atomkraftwerks "Brokdorf" auf die Landkarte projiziert.

Vergleich: Super GAU Tschernobyl in Brokdorf
Der gesamte Nordwesten Deutschlands mit den Großstädten Hamburg und Bremen, aber auch Bremerhaven, Oldenburg, Wilhelmshaven oder Cuxhaven wäre heute eine verlassene radioaktive Wüste. Ich denke, die Frage, warum wir weiterhin gegen den Betrieb von Atomkraftwerken in unserem Land auf die Straße gehen, erübrigt sich angesichts eines solchen Horror Szenarios.

Wie es wohl immer bei derartigen Demonstrationsformen vorkommt, war die Umzingelung auch dieses Mal an einigen Stellen recht dünn, während die Leute an anderen Stellen dicht an dicht standen. Wenn man die Strecke um das Atomkraftwerk mit Google Maps ausmisst, dann kommt man auf ungefähr 4000 Meter. Das wären dann im Schnitt rund 1,30 Meter von Mensch zu Mensch. Ich denke das passt.

Ich hatte mir eine größere Lücke an der Straße ausgesucht. Nachdem ich mich dort eingerichtet hatte, kam Frau Momo auf mich zu, die ebenfalls auf der Suche nach einer passenden Lücke war. Eigentlich hatte sie am Stand von ".ausgestrahlt" aushelfen wollen und ich hatte dort zuvor auch schon Ausschau nach ihr gehalten, aber da der Stand schon ausreichend besetzt war, hatte sie die Gelegenheit für eine Fototour nutzen können. Ihre Fotos sind hier zu sehen.

Bevor die Abschlusskundgebung begonnen hatte, war ich sehr gespannt auf den Redebeitrag von Herrn Alt gewesen. Da er aber krank geworden war, musste seine Rede leider ausfallen. Unter den verbliebenen Rednern hat mich am meisten die Rede von Herrn Kruse angesprochen. Herr Kruse ist Pastor in Gartow (Lüchow Dannenberg, Wendland). Ich habe große Achtung vor den Menschen im Wendland, die zum Teil bereits in der dritten und vierten Generation gegen ein Lager für hochradioaktiven Atommüll im Salzstock bei Gorleben kämpfen. Wenn mein Video in den nächsten Tagen fertig sein wird, dann werden darin auch Ausschnitte aus dem Beitrag Herrn Kruses zur Kundgebung zu sehen sein.

Sehr erfreut war ich, als ich gestern Abend in den Nachrichten gehört habe, dass sich in Frankreich rund 60000 Atomkraftgegner zu einer Menschenkette entlang der Rhone zwischen Lyon und Avignon versammelt hatten. Vor dem Hintergrund, dass die Menschen in Frankreich der Nutzung der Atomkraft bisher eher unkritisch gegenübergestanden haben, ist das eine Sensation. Die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" spricht auf ihrer Internetseite von einer "gigantischen Menschenkette". Wohl wahr: Wenn das keine Eintagsfliege, sondern der Auftakt für eine landesweite Anti-Atom-Bewegung in Frankreich war, dann werden die Atommeiler wohl auch dort eine kürzere Lebenserwartung haben, als Herr Sarkozy und die dortige Atomlobby es gerne hätten.

Unter erschwerten Vorbedingungen hatten bereits vorgestern im polnischen Szczecin (Stettin) rund 150 Deutsche und Polen gemeinsam an die Atomkatastrophe von Fukushima erinnert und gegen die Atompläne der polnischen Regierung demonstriert. Wie die Kölner Rundschau gestern auf ihrer Internetseite berichtete, war ein Großteil der Demonstranten aus Brandenburg angereist. Die Menschen in den Grenzregionen zu Polen stünden den Plänen der polnischen Regierung besonders kritisch gegenüber. Die Stadtverwaltung und die Polizeibehörde hätten die Versammlung erst am späten Donnerstagabend nach langem Hin und Her genehmigt. Herr Schwarze (Die Linke, Tantow in der Uckermark, stellvertretender Bürgermeister) habe daher von einem Achtungserfolg gesprochen. Aufgrund der späten Genehmigung der Demonstration sei es den Organisatoren erschwert worden, rechtzeitig Aktivisten zu mobilisieren. Nach Angaben Herrn Schwarzes sei die friedlich verlaufene Demonstration von einem Großaufgebot der Polizei begleitet worden.


Anti-Atom-Demos am 11.03.2012

(Quellen: Kölner Rundschau vom 11.03.2012, contrAtom vom 11.03.2012, Greenpeace-Magazin vom 11.03.2012)