Samstag, 21. April 2012

Schildahaven

Aggressive Farbe "von keinem Amt genehmigt": Obirange
Baumarkt "Max Bahr" auf der gegenüberliegenden Straßenseite!
".. Erschrecken über die tatsächlichen Dimensionen .."
Als der gerade fertiggewordene Rathaus-Neubau eingeweiht werden sollte, stellten die Bürger fest, dass man vergessen hatte, die Fenster einzubauen. Kurzerhand füllten sie Sonnenlicht in Säcke um es im Rathaus auszuleeren ...

Diese Geschichte soll sich vor langer Zeit in Schilda ereignet haben. In Bremerhaven gibt es dazu jetzt eine mindestens ebenso absonderliche Parallele. Direkt vor der Haustür eines seit vielen Jahren ansässigen Baumarkts haben die Stadtvorderen die Ansiedlung eines neuen Baumarkts genehmigt. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf des größten Teils des Wilhelm-Kaisen-Platzes an den Investor, die holländische Ten Brinke Gruppe, sollten der Abriss des alten Eisstadions und die Sanierung des übriggebliebenen Teils des Wilhelm-Kaisen-Platzes bezahlt werden.

Heute ist in der Nordsee-Zeitung zu lesen, von den 1,1 Millionen Euro, die für den Grundstücksverkauf eingenommen wurden, seien "bereits einige Rechnungen bezahlt worden": Ganze 510000 Euro seien noch übrig. Das hätte nicht einmal gereicht, um die ursprünglich veranschlagten 650000 Euro für die Befestigung der restlichen Fläche des Platzes aufzubringen. Nur, dass jetzt von 1,46 Millionen Euro die Rede ist, die dafür benötigt werden - ups: Da hat sich wohl jemand geringfügig verschätzt? Über die Finanzierung des Abrisses des Eisstadions - in der Zeitung ist von 800000 Euro - muss man da wohl nicht mehr wirklich nachdenken ...

Doch damit nicht genug: Zu den finanziellen Problemen komme nun noch die aggressive Farbgebung sowie das Erschrecken über die tatsächlichen Dimensionen des Baumarkts hinzu ... - ach ja? Was mich betrifft, war ich über die Dimensionen des Projekts bereits erschrocken, als ich zum ersten Mal den Plan des Wilhelm-Kaisen-Platzes mit dem darin eingezeichneten Baumarkt gesehen hatte. Ich hatte diesbezüglich nie irgendwelche Illusionen. Meine Vorstellungen davon haben sich voll und ganz bewahrheitet. Und was die Farbe angeht, die "von keinem Amt genehmigt worden" ist: Nun ja, typisch "obirange" eben. Das machen die immer so. Das nennt man auf neudeutsch heutzutage wohl "Corporate Identity". So ist jeder OBI-Baumarkt schon von weiten als OBI-Baumarkt zu erkennen.

Allerdings hatte sich das offenbar bis zu den verantwortlichen Entscheidungsträgern der ehemaligen Großen Koalition aus CDU und SPD nicht herumgesprochen. Außerdem stellt sich die Frage, wie diese über die "tatsächlichen Dimensionen" erschrocken sein können, wenn sie ihre Zustimmung für den Bau des Marktes auf Grundlage der Pläne gegeben haben, aus denen ebendiese Dimensionen doch klar hervorgingen. Vielleicht sollten die Damen und Herren Politiker versuchen, die quietsch-orangefarbene Bausünde in Säcke zu schaufeln um sie zur Schadensbegrenzung an den Stadtrand zu verfrachten.

Die Bürger aus Schilda haben damals jedenfalls gute Erfahrungen mit der "Sack-Methode" gemacht. Es ist zwar dadurch im Rathaus kein bischen heller geworden, aber dafür sind die Schildbürger heute sehr berühmte Leute. Vielleicht geht's den Ratsherren von Schildahaven ja irgendwann ebenso ...

Irgendwelche Leute werden mit Sicherheit ihr Geld in de schicken obirangen Baumarkt tragen. Diesbezüglich mache ich mir gleichfalls keine Illusionen. An mir werden die jedoch keinen einzigen Cent verdienen - und aus vielen Gesprächen mit anderen Menschen aus Bremerhaven weiß ich, dass ich nicht der einzige bin, der weiterhin bei Bauhaus, Max Bahr, Praktiker oder Hornbach einkaufen wird.

Keine weiteren Märkte in Lehe!


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 21.04.2012)

3 Kommentare:

Hermann hat gesagt…

Ich kann das alles auch nicht verstehen. Mal davon abgesehen, dass Verwaltungen noch nie mit dem Geld der Bürger gut umgehen konnten und sich regelmäßig verrechnen, verstehe ich nicht:

a) wie man einem bestehenden Baumarkt einen Mitwettbewerber vor die Tür setzt und

b) wie man vor das Tor eines alten gewachsenen Stadtteiles so schreckliche Farben und Beschilderung gestattet.

Aber in Bremen/Bremerhaven war ja schon immer alles anders!

Jens L hat gesagt…

Ja, mitlerweile fällt mir dazu auch nichts mehr ein. Es ist einfach nurnoch peinlich was man sich da geleistet hat. Bremerhaven, oder eher gesagt, die verantwortlichen Parteien blamieren sich mit diesem Projekt wo es nur geht. Danke Juwi für diesen Beitrag zu Bremerhaven`s Bausünde Nr.1
Der Vergleich mit Schilda ist 1a gelungen!

Weserkrabbe hat gesagt…

An mir werden die auch keinen Cent verdienen. Ich finde es weiterhin eine Schande für die ganze Stadt, die sich die Politiker hier geleistet haben. Und ich hoffe, dass die Leher wenigstens in diesem Fall sich mal einig sind und den Laden boykottieren. Andererseits befürchte ich, dass sie auch hier nicht konsequent sind. Es wäre zu schön um wahr zu sein, wenn dieser Laden schnell wieder pleite gehen würde. So etwas habe ich noch nie jemanden gewünscht, aber in diesem Fall wäre es mir schon eine gewisse Genugtuung. Wenn da nicht auch wieder dann Leute ihren Arbeitsplatz verlieren würden, andererseits werden das eh fast alles nur Aushilfen oder sonstige billige Arbeitskräfte sein. Also schaun wir mal.

lieben Gruß
Brigitte

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