Sonntag, 14. April 2013

Der deutsche Atommülllager Dissens

Atomkraft? Nein Danke!Ein Endlagersuchgesetzt soll es noch vor der
Bundestagswahl im September dieses Jahres
geben, auch wenn die Enquette-Kommission,
welche die Kriterien dafür erarbeiten soll, erst
2015 die Ergebnisse ihrer Arbeit vorlegen soll.

Dafür, dass es im Schnellverfahren zustande kommen kann, brachen die frisch gewählten Koalitionäre der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen erst einmal ihr Wahlversprechen: Der aus mehreren Gründen ungeeignete Salzstock Gorleben-Rambow wird jetzt doch nicht, wie versprochen, von der Liste möglicher Standorte für ein Atommülllager gestrichen. Die Kröte haben SPD und Grüne wiederum nur unter der Bedingung geschluckt, dass die noch ausstehenden Atommüll-Transporte in anderen Atommülllagern an den Standorten von Atomkraftwerken zwischengelagert werden.

Kaum hatte Herr Altmaier (CDU, Bundesumweltminister) seinen großen Sieg verkündet, legten auch schon die ersten Politiker schwarz-gelb-regierter Bundesländer ihren Einspruch ein. Sie wollen den Atommüll nicht an den Standorten der Atomkraftwerke in ihren Bundesländern zwischenlagern. Auch ein Atommüll-"End"-Lager vor ihrer Haustür lehnen sie ab.


Schwarz-gelbe Atommülllager-Gegner

Herr Kubicki, Herr Seehofer, Herr Martus ... - was hinten raus kommt, will niemand haben
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb am Donnerstag: "Hessen will keine Castoren". Herr Martus (CDU, Philippsburg, Bürgermeister) will auch keine haben und meint, seine Stadt würde keinen fremden Atommüll im Zwischenlager des gleichnamigen Atomkraftwerks akzeptieren und kündigte schon mal zivilen Ungehorsam an. Herr Kubicki (FDP, Schleswig-Holstein) wehrt sich ebenfalls gegen die Aufnahme von Castoren im Zwischenlager des stillgelegten Atomkraftwerks "Brunsbüttel". Ebenso beharren auch die Atomkonzerne auf "Gorleben" als Zielort für die noch zu erwartenden "Castoren" und wehren sich gegen deren vorübergehende Unterbringung in den Zwischenlagern ihrer Atomkraftwerke.

Zudem können sich die Atomkonzerne nicht damit abfinden, dass sie für die Finanzierung der Suche nach einem "End"-Lager für den von ihnen produzierten, hochradioaktiven Atommüll aufkommen sollen, wo sie doch schon 1,6 Milliarden Euro im Salz bei Gorleben versenkt haben. Ich denke, wenn tatsächlich, wie jetzt zu lesen war, zwei weitere Lager-Standorte erkundet werden, dann könnten aus den 1,6 schnell insgesamt 6 Milliarden und mehr werden. In den Medien war übereinstimmend von "mehr als zwei Milliarden" die Rede - etwas knapp kalkuliert, würde ich sagen, wenn allein in Gorleben bisher schon 1,6 Milliarden nötig waren.
  • So wird das wohl nichts mit dem versprochenen großen "gesellschaftlichen Konsens".

Es würde mich nicht wundern, wenn sich die Befürchtungen der Wendländer, dass der Atommüll am Ende doch im Salz bei Gorleben verschwindet, am Ende bewahrheiten würden - trotz fehlendem, durchgehend isolierendem Deckgebirge, trotz der Laugeneinschlüsse und trotz des Gasvorkommens, das am 25. Juli 1969 bei einer Bohrung in Lenzen (damals DDR) die Explosion des Bohrturms zur Folge hatte. Die mit einer Lagerung der Castoren im Salzstock Gorleben-Rambow verbundenen Gefahren - gegen die der bisherige GAU der Atommülllagerung im ehemaligen Salzbergwerk Asse-II wohl kaum der Rede wert wäre - ließen sich nur dann vermeiden, wenn der Standort "Gorleben" endgültig aufgegeben werden würde.


Wer Müll produziert muss ihn auch entsorgen

Wer nicht für die Entsorgung zahlen will, darf auch keinen Atommüll produzieren!
Das Argument "zu teuer" darf bei der Suche nach einem zukünftiges Langzeit-Atommülllager keine Rolle spielen. Ausschließlich wissenschaftlich begründete Argumente dürfen über die Eignung eines Standorts entscheiden. Und egal wie lange es dauert, bis ein solcher Standort gefunden ist: Den Aufwand für die Suche, die Erkundung und den späteren Betrieb müssen die Verursacher, also die Atommüllkonzerne, bezahlen.

Da die Atomkonzerne weiterhin meinen, sie könnten nur kassieren, ohne für die Folgen ihres Handelns aufzukommen, müssen die Betriebsgenehmigungen für restlichen Atomkraftwerke schnellstmöglich widerrufen werden. Jeder andere Bürger dieser Republik muss schließlich auch selbst für die Entsorgung seines Mülls aufkommen.


Rekord: Strom-Export Überschuss 22,5 TWh

Zwei Atomkraftwerke können schon mal abgeschaltet werden: Jetzt!
Nach Angaben des "Informationskreises Kernenergie" waren die neun in Deutschland noch betriebenen Atomkraftwerke im Jahre 2012 mit 99,46 TWh (Terrawattstunden) an der Stromerzeugung beteiligt. Mit einem Exportüberschuss von 22,8 TWh hat Deutschland im letzten Jahr erneut einen Rekord aufgestellt - trotz acht abgeschalteter Atomkraftwerke! Der Überschuss entspricht der Jahresleistung von zwei Atomkraftwerken.

Im Jahre 2010, dem Jahr vor der Atomkatastrophe in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" lag der Überschuss - inklusive acht zusätzlicher Atomkraftwerke gegenüber 2012(!) - bei "nur" 17,6 und 2009 bei 14,4 TWh. Soviel also zum "Märchen von den ausgehenden Lichtern", das die netten Märchenerzähler von derAtom-Lobby uns immer so gerne als Gute-Nacht-Geschichte erzählt haben. Pech nur für sie, dass hierzulande kaum noch jemand daran glaubt.

Zwei weitere Atomkraftwerke ließen sich also auf der Stelle stillegen. Wie wäre es zum Beispiel mit den Atomkraftwerken  "Brokdorf " (10,8 TWh) und "Grohnde" (11,7 TWh) oder "Grundremmingen B" (10,4 TWh) und "Grundremmingen C" (10,6 TWh)? Die Angaben zur Stromproduktion (2012) stammen vom "Informationskreis Kernenergie". Bei einem zügigen Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energiequellen ließen sich auch die dann noch verbleibenden sieben Atomkraftwerke deutlich vor 2022 außer Bertieb nehmen.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Energiewende von der CDU, der CSU und der FDP nicht mehr künstlich ausgebremst, sondern bis zum Abschluss der Energiewende gefördert wird. Das wiederum wird nach Stand der Dinge nur mit einem Regierungswechsel - nach Möglichkeit ohne die CDU, die CSU und die FDP - zu erreichen sein.


Deshalb:
Im September 2013 Atomkraft und
Schwarz-Gelb abschalten!





(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 11.04.2013 - Bericht und Leitartikel, Spiegel vom 11.04.2013, Märkische Allgemeine vom 11.04.2013, 3-Sat vom 10.04.2013, Zeit vom 02.04.2013, Spiegel vom 09.11.2012, Greenpeace vom 02.07.2011, Wendland.net vom 14.09.2010, Informationskreis Kernenergie, Wikipedia)

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