Samstag, 27. April 2013

Deutschland blockiert Schutz der Bienen

Biene "bei der Arbeit" (© 4028mdk09, CC BY-SA 3.0)
Während der Bayer-Aktionärshauptversammlung  am 26.04.2013 in Köln protestierten Aktivisten der internationalen Umweltschutz-organisation "Greenpeace" mit einem 5 mal 15 Meter großen Banner, auf den "Bayer-Pestizide töten Bienen" zu lesen war, gegen die für Bienen gefährlichen, neonicotinoidhaltigen Mittel des Chemiekonzerns.

Bereits am 17.04.2013 hatten Greenpeace-Aktivisten ein 20 mal 10 Meter großes Banner mit der Aufschrift "Syngenta Pesticides Kill Bees" (Syngenta-Pestizide töten Bienen) am Gebäude des Chemiekonzerns "Syngenta" in Basel (Schweiz) angebracht. Syngenta ist der zweite große Hersteller der bienengefährdenden Neonicotinoide.

In der Studie "Bye bye Biene? Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa" legt Greenpeace dar, warum der Einsatz der neonicotinoidhaltigen Produkte Clothianidin (Bayer, Sumitomo Chemical Takeda), Imidacloprid (Bayer), Thiamethoxam (Syngenta), sowie der Pestizide Fipronil (BASF - Wirkstoff: Phenylpyrazol), Chlorpyriphos (u.a. Bayer, Dow Agroscience - Wirkstoff: Organophosphat), Deltamethrin(diverse Hersteller - Wirkstoff: Pyrethroid) und Cypermethrin (u.a. SBM Développement und CPMA - Wirkstoff: Pyrethroid) zum Schutz der Bienen und der Blütenpflanzen umgehend beendet werden muss.

Bienen sind weltweit die wichtigsten Insekten zur Bestäubung der Blütenpflanzen. Laut Greenpeace sind in den vergangenen Jahren europaweit durchschnittlich 20 Prozent der Bienenvölker gestorben. In Deutschland seien teilweise sogar 30 Prozent der Bienenvölker betroffen gewesen.


Deutsche Blockade des Neonicotinoid-Verbots

Auf EU-Ebene wird daher derzeit über ein Verbot von Neonicotinoiden diskutiert. Aktuell schlägt die EU-Kommission vor, drei für Bienen gefährliche Wirkstoffe - darunter auch die beiden Neonicotinoide von Bayer - vorübergehend zu verbieten.

Alarmierende Forschungsergebnisse sind von den Chemiekonzernen Bayer und Syngenta bisher ignoriert worden und Frau Aigner (CSU, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) blockiert bisher mit ihrer Stimmenthaltung ein sofortiges Verbot der Neonicotinoide in der EU. Die multinationalen Chemiekonzerne fürchten um ihren Profit, und versuchen, mit dem Verweis auf natürliche Ursachen für die Bedrohung der Bienen, wie beispielsweise die Varroamilbe, von ihrer Verantwortung abzulenken. Am 29.04.2013 wird eine erneute Abstimmung über das von der EU-Kommission vorgeschlagene Verbot stattfinden.

Zum Schutz der Bienen und zur langfristigen Sicherung einer unserer wichtigsten Nahrungsgrundlagen muss Frau Aigner am 29.04.2013 für das Verbot stimmen. Die Online Ausgabe des "Greenpeace Magazins" vom 26. April 2013 zitiert dazu Frau Huxdorff (Greenpeace) mit den Worten (Zitat):
".. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind eindeutig: Pestizide tragen zum Bienensterben bei Bayer muss endlich die entsprechenden Produkte vom Markt nehmen. .. Bienen sind mehr als Honigproduzenten. Birnen, Kirschen Erdbeeren, Tee oder Kaffee sind nur einige unserer Lebensmittel, die es ohne Bestäubung nicht gäbe. .. Frau Aigner muss ihren Industrie-Protektionismus beenden und am kommenden Montag für den Schutz der Bienen stimmen. Die EU muss die für Bienen gefährlichen Pestizide dringend verbieten, um so eine der Ursachen für das dramatische Bienensterben zu beenden."


E-Mail-Kampagne und Petition

Greenpeace wendet sich deshalb mit einer E-Mail Kampagne zum Schutz der Bienen an Frau Aigner. Die E-Mail hat folgenden Wortlaut:
Agrarministerin Aigner

Bienenkiller gehören verboten

Sehr geehrte Frau Ministerin Aigner,

der Bestand an Bienen geht weltweit zurück. In den vergangenen Jahren überlebten europaweit im Durchschnitt immerhin 20 Prozent der Bienenvölker den Winter nicht. In Deutschland waren es teilweise sogar 30 Prozent. Pestizide sind - neben anderen Faktoren wie Klimawandel und industrielle Landwirtschaft - ein wichtiger Grund für das Bienensterben.

Ihre Auswirkungen sind vielfältig: Sie töten die Bienen und andere bestäubende Insekten nicht nur, sondern schädigen auch ihre Entwicklung sowie Sammel- und Lernfähigkeit. Das hat massive Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Ich fordere Sie auf, diese bienengefährlichen Spritzmittel wie Imidacloprid, Clothianidin, Thiamethoxam, Fipronil, Chlorpyriphos, Cypermethrin und Deltamethrin zu verbieten:

1. Schritt: Stimmen Sie für den Vorschlag der Europäischen Kommission, Neonicotinoide zu verbieten!
2. Schritt: Verbieten Sie den Einsatz von gefährlichen Bienengiften auf nationaler Ebene sofort und ohne Ausnahmereglungen!
3. Schritt: Unterstützen Sie Aktionspläne, alle bienengefährlichen Pestizide europaweit aus dem Verkehr zu ziehen!
4. Schritt: Keine Subventionen mehr für eine industrialisierte Landwirtschaft, die auf Monokulturen und chemisch-synthetische Chemikalien setzt!

Mit freundlichen Grüßen,

Auch der "Deutsche Imkerbund" bezichtigt Frau Aigner eines gefährlichen Doppelspiels. Öffentlich befürwortete sie stärkere Bienenschutzmaßnahmen, doch hinter den Kulissen stelle sie sich auf die Seite der Pestizidindustrie.

Ebenso wie 90 Prozent der Bundesbürger würden auch die deutschen Imker fordern, dass die Bundesregierung das Verbot der Bienenkiller befürwortet und die Bienen und unsere Lebensmittelversorgung über die Interessen der Hersteller der gefährlichen Neonicotinoide stellt.

Mithilfe des internationalen demokratischen Netzwerks AVAAZ hat der Deutsche Imkerbund deshalb eine Petition mit folgendem Wortlaut initiiert:
"Wir fordern Sie auf, Ihre Blockadehaltung gegenüber einem europaweiten Verbot von bienengefährdenden Pestiziden aufzugeben. Sie müssen dieses Doppelspiel beenden: Öffentlich europaweite Bienenschutzmaßnahmen zu befürworten, doch hinter verschlossenen Türen der Pestizidlobby Rückendeckung zu geben, indem Sie den Vorschlag der EU-Kommission blockieren. 90% der Deutschen wollen das Verbot und wir appellieren an Sie, diesem zuzustimmen und sich gegen die Pestizidlobby durchzusetzen."


Zum Weiterlesen
  • Greenpeace-Studie:
    • Bye bye Biene? - Das Bienensterben und die Risiken für die Landwirtschaft in Europa


(Quellen: Greenpeace Deutschland und -Schweiz vom 26.04.2013, Greenpeace Magazin vom 26.04.2013, Deutscher Imkerbund - Pressemitteilung vom 22.04.2013 und Offener Brief an das BMU vom 17.04.2012, 20 Minuten Online (CH) vom 17.04.2013, Spiegel vom 09.04.2013, Greenpeace Report "Bye, bye, Biene?" vom 08.04.2013, Spiegel vom 31.01.2013 und vom 15.03.2013, AVAAZ)

1 Kommentar:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

.....aber Honig wollen sie alle essen,....oder was????
Kopfschüttel.....immer wieder!
Liebe Grüße
Rosi

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