Mittwoch, 31. Juli 2013

Die Erinnerung an das Land der Freien verblasst ...

Foto: © Bradley Manning Support Network
Wer seinem Gewissen folgt, indem er schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen öffentlich macht, die im Namen der Regierung seines Landes begangen und vertuscht werden, der riskiert sein Leben ... - zumindest muss er aber damit rechnen, bis an sein Lebensende weggesperrt zu werden.
Die Kriegsverbrecher und diejenigen Politiker, die sich zumnindest zu Mittätern von Foltererknechten und Mördern machen, bleiben unbehelligt und können weiter heimlich foltern und morden beziehungsweise foltern und morden lassen. An denjenigen aber, die sich mit friedlichen Mitteln gegen das skrupellose und feige Morden auflehnen, statuiert das System ein Exempel.
  • Nichts anderes drückt der gestern verkündete Schuldspruch der US-Militärjustitz gegen Herrn Bradley Mannings aus.

Wer sich nicht mehr genau erinnern kann, welche menschenverachtende Mordserie in Bagdad Herr Mannings aufgedeckt hat: In meinem Artikel "Kriegsverbrechen: Aufklärer in Haft, Täter frei" habe ich darüber berichtet. Außerdem ist dort ein Filmbeitrag des ARD-Politmagazins "Panorama" zu sehen, das den hinterhältigen Angriff einer Hubschrauberbesatzung am 12.07.2007 mit ihren automatischen Bordfeuerwaffen auf einen Familienvater, dessen Kinder, zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters sowie etliche andere Zivilisten belegt.

Unbestreitbar hat Herr Mannings sich nach den Gesetzen der USA eines Geheimnisverrats schuldig gemacht. Das Urteil kann deshalb kaum jemanden wirklich überrascht haben. Trotzdem ist es in meinen Augen in haarsträubender Weise ungerecht. Wie denn sonst hätte Herr Mannings seine Anschuldigungen gegen die Verantwortlichen in der Regierung und der Armee der USA wohl glaubhaft belegen können? Ohne diese Beweise hätte man ihn für verrückt erklärt und möglicherweise wäre er in der Psychatrie verschwunden, ohne dass er etwas bewirkt hätte. Abwegig sind solche Überlegungen nicht. So etwas passiert selbst hierzulande, mitten in Deutschland!


... und die Tapferen fliehen aus ihrer Heimat

Nicht Whistleblower wie Herr Mannings oder Herr Snowden gehören auf die Anklagebank, sondern die Mörder und ihre Hintermänner in der US-Regierung. Gäbe es die Whistleblower nicht, dann könnten die Herren in den ehemals weißen Westen auch weiterhin unbehelligt mit ihren Fingern auf die Menschenrechtsverletzungen der Machhaber in China, Russland, Nordkorea und anderen repressiven Regimen zeigen. Jetzt aber kann jeder sehen, dass sie sich ihre Finger schmutzig gemacht haben und ihre Empörung wirkt unglaubwürdig.
"'Tis the star-spangled banner, O! long may it wave o’er the land of the free and the home of the brave." (Es ist das Sternenbanner! O möge es lange wehen über dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen!), heißt es in der zweiten Strophe des US-Nationalhymne.
  • Spätestens aber seit den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York verblasst die Erinnerung an das Land der Freien mehr und mehr von Jahr zu Jahr und die Tapferen fliehen aus ihrer Heimat, um nicht in den Gefängnissen der Systems zu verkommen oder als Opfer der Henker zu enden.

Free Bradley Manning



(Quellen: Neue Züricher Zeitung vom 30.07.2013, Spiegel vom 24.07.2013, Free Bradley Manning, Wikipedia)

Ein Stück aus dem Tollhaus

Da Herrn Holm (CDU, ehemaliger Baustadtrat) Mitte Mai 2013 in den Ruhestand verabschiedet worden war, hatte die Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung die freigewordene Stelle bundesweit zur Neubesetzung ausgeschrieben.

Die SPD und die Grünen hatten sich in der Koalitionsvereinbarung auf das Vorschlagsrecht für die Grünen geeinigt. Deren Auswahl aus der Liste der Bewerberinnen und Bewerber fiel auf Frau Dr. Ehbauer, die dann während der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 13.06.2013 mit der Mehrheit der Regierungskoalition zur neuen Baustadträtin gewählt wurde.

Zwei ihrer Mitbewerber hatten daraufhin vor dem Verwaltungsgericht geklagt, weil sie die Rechtmäßigkeit der Wahl anzweifeln. Aufgrund dessen kann Frau Ehbauer ihr Amt nicht wie geplant zum 01.08.2013 antreten.

Wie einer Pressemitteilung der Bremerhavener Grünen zu entnehmen ist, liegt deren Stadtverordnetenfraktion jetzt ein anonymer Brief vor, der offensichtlich an die ungefähr dreißig unterlegenen Bewerberinnen und Bewerber übersandt worden ist. Verbunden mit der Aufforderung, rechtliche Schritte einzuleiten, werde darin behauptet, die Auswahlkriterien seien nachträglich geändert worden. Herrn Kaminiarz (Bündnis '90 /Die Grünen, Bremerhaven, Stadtverordnetenfraktion, Vorsitzender) zufolge entspricht diese Behauptung nicht der Wahrheit. In der Pressemitteilung sagt er weiter (Zitat):
"Offensichtlich haben gewisse Kreise in dieser Stadt ein großes Interesse daran, das Verfahren weiter aufzuhalten, ich habe bisher eine ähnliche Vorgehensweise in keinem anderen Bewerbungsverfahren so erlebt! Wir stellen uns aber vor allem die Frage, woher kennt der Schreiber die Namen und Adressen aller Bewerberinnen und Bewerber? Dieser Kreis, der Kenntnis von den Bewerbungsunterlagen hat, kann eindeutig benannt werden. Es sind die Mitglieder im Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung, die alle  zur Verschwiegenheit der vertraulichen, persönlichen Daten verpflichtet wurden. Wir haben aber schon nach der ersten Bewerbungsrunde  in der nachfolgenden Stadtverordnetenversammlung erleben müssen, dass diese Verschwiegenheit durch die Namensnennung einer Kandidatin gebrochen wurde".

Mit einer Konkurrentenklage müsse jederzeit gerechnet werden. In Anbetracht dieser schmutzigen Kampagne sei es allerdings verwunderlich, dass lediglich zwei  Bewerber ein gerichtliches Eilverfahren eingeleitet haben.

Aus meiner Sicht ist das wieder einmal ein Stück aus dem Tollhaus. Da der von Herrn Karminiarz angesprochene erstmalige Verstoß gegen die Verpflichtung zur Verschwiegenheit einem Bericht der Nordsee-Zeitung vom 22.03.2013 zufolge aus den Reihen der CDU kam, liegt es wohl auf der Hand, wer im "Ausschuss für Verfassung und Geschäftsordnung" von den Grünen als Plaudertasche und Intrigant verdächtigt wird. Aber wer auch immer für diese verfahrene Situation verantwortlich zeichnet: In den Augen der Bremerhavener Bürger dürfte er dem Ansehen der Bremerhavener Politik damit erneut Schaden zugefügt haben.


(Quellen: Bündnis '90 /Die Grünen - Pressemitteilung, Bremerhaven.de vom 23.07.2013, Nordsee-Zeitung vom 14.06.2013, vom 11.06.2013, vom 01.06.2013 und vom 22.03.2013, Sonntagsjournal vom 10.11.2012 )

Dienstag, 30. Juli 2013

Seebäderkaje militärisch besetzt

Seebäderkaje Bremerhaven: Wo bitteschön soll's denn hier wohl nach Helgoland gehen?
Die Seebäderkaje war während der Bremerhavener Festwoche militärisch besetztes Gebiet. Dort, wo sonst die Schiffe nach Helgoland und weseraufwärts nach Bremen anlegen, lag eine Fregatte der Marine und an Land stand ein tarnfarbener Lkw, dessen Aufbau nach einem Raketenwerfer oder etwas ähnlichem aussah, sowie diverses anderes militärisches Gerät.

All das sind Dinge, in deren Umgebung ich mich nicht wohlfühle. Ich sehe mir gerne interessante Schiffe an. Damit meine ich nicht nur "Windjammer", sondern auch historische und moderne Arbeits- oder Spezialschiffe, wie Ölbekämpfungsschiffe, Schlepper, Eisbrecher oder Seenotrettungskreuzer.

Beim Anblick von Schiffen, deren Zweck darin besteht, andere Schiffe zu versenken und deren Besatzung dem Tod durch Ertrinken preiszugeben, will bei mir jedoch keine festliche Stimmung aufkommen. Ich weiß, dass viele andere Menschen ebenso empfinden. Derartige Schiffe haben deshalb aus meiner Sicht bei einer maritimen Festwoche nichts zu suchen!

Montag, 29. Juli 2013

Steuergelder für Europas Atomkraftwerke?

Sortir du Nuvleaire (Anti-Atom-Organisation, Frankreich):
"Die Atomkraft tötet die Zukunft." (gesehen in Dannenberg, 26.11.2011)
Die Lobby der EU-Staaten, die in Brüssel die Atomkraft als "grüne, CO2 freie Energie" anpreist, hat offenbar ganze Arbeit geleistet. Herr Almunia (EU-Kommission, Wettbewerbskommissar) hat einen Entwurf der neuen Beihilferichtlinie vorbereitet. Darin heißt es, der Ausbau der Stromerzeugung mit Atomkraftwerken "sei ein Ziel der Europäischen Union".

Die vier Länder Großbritannien, Frankreich, Polen und Tschechien hatten Anfang April 2012 dafür plädiert, dass Subventionen für Atomenergie zukünftig in der Europäischen Union zulässig sein sollen.

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten der EU sollen Atomkonzerne zukünftig leichter subventionieren können. Und das, obwohl die Atomkraft-Subventionen nach Schätzungen der EU ohnehin schon höher ausfallen, als diejenigen für regenerative Energien. Dabei geht es der Atomkraft-Lobby nicht nur um zusätzliche Subventionen für den Betrieb, sondern insbesondere auch um Fördermittel für den Neubau von Atomkraftwerken in der EU! Diese seien ebenso "kohlenstoffarm" wie Wind-, Solar- und sonstige Kraftwerke auf Basis regenerativer Energiequellen, heißt es aus Kreisen der Atomkonzerne.


Weder wirtschaftlich, ...

Dieser erneute Vorstoß, nur zwei Jahre nach dem mehrfachen Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I", macht vor allem eines deutlich: Ohne öffentliche Subventionen aus Steuermitteln ist die Atomkraft wirtschaftlich am Ende. Kämen die Atomkraft-Bittsteller mit ihrer Forderung nach weiteren Subventionen durch, dann gliche die Atomindustrie mehr denn je einem sterbenden Patienten, der künstlich für viele weitere Jahrzehnte am Leben erhalten wird.

Nach Darstellung des Umweltinstituts München liegt der Anteil der Atomkraftwerke an der Stromerzeugung weltweit bei gerade einmal bei zwei Prozent. Selbst ein unrealistisch starker Ausbau der Atomkraft könne weltweit nur zu einer minimalen CO2-Einsparung führen. Stattdessen würden finanzielle Mittel für sinnvolle, nachhaltige Maßnahmen beim Umbau der Energieversorgung vergeudet werden. Subventionen für neue Atomkraftwerke würden somit den Weg in eine nachhaltige, klimafreundliche, risikofreie und wirtschaftliche Energieversorgung verbauen.

Die Atomkonzerne profitieren seit Anfang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts von direkten staatlichen Subventionen: Zuerst für die Atomforschung und jetzt für die Atommüll-"End"-Lagersuche. Rücklagen der Atomkonzerne für die Stilllegung ihrer Atomkraftwerke und die Lagerung ihres über Millionen von Jahren strahlenden Atommülls, sowie die damit erzielten Zinsen, sind von der Steuer befreit. Die Haftpflichtversicherung für die Atomkraftwerke deckt gerade einmal einen Bruchteil der durch einen jederzeit möglichen Super-GAU verursachten Schäden ab: Keine Versicherung der Welt ist bereit, das Risiko einer derartigen atomaren Katastrophe mitzutragen.


... noch sauber, ...

Darüber, dass bei der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen - im Gegensatz zum Betrieb von Atomkraftwerken - kein Atommüll produziert wird, dessen "Entsorgung" bereits heute ein unlösbares Problem darstellt, ist im Entwurf der neuen Beihilferichtlinie Herrn Almunias merkwürdigerweise nichts zu lesen. Sollte er das - weil inzwischen allgemein bekannt - als nebensächlich abgetan haben?

Andererseits könnte er sich aber auch gedacht haben: "Es wird schon niemandem auffallen, wenn ich's nicht extra erwähne." Auch hat Herr Almunia in seinem Richtlinien-Entwurf wohl "versehentlich vergessen", die weiträumige radioaktive Kontaminierung in der Umgebung der Uranabbaugebiete zu erwähnen. Ansonsten hätte er eigentlich unmöglich auf die absurde Idee kommen können, Atomkraft sei eine besonders saubere Art der Stromerzeugung und somit den regnerativen Energiequellen gleichzustellen.


... noch klimafreundlich ...

Der Betrieb der Atomkraftwerke erfordert große Mengen an Kühlwasser. Man findet sie deshalb immer entweder an Küsten oder an Flüssen. Der Anstieg des Meeresspiegels und die zu erwartende Häufung orkanartiger Stürme infolge des Klimawandels erfordert erhebliche finazielle Investitionen in Schutzmaßnahmen für Atomkraftwerke an Küstenstandorten. In heißen Sommern sind die aufgeheizten Flüsse nicht mehr in der Lage, die notwendige Kühlung zu gewährleisten, so dass die Leistung der an Flüssen gelegenen Atomkraftwerke immer öfter heruntergfahren werden muss.

Einmal ganz davon abgesehen, dass der Bau und die Finanzierung tausender neuer Atomkraftwerke völlig unrealistisch wäre, scheitert das von der Lobby der Atomkonzerne suggerierte Allheilmittel gegen die drohende Klimakatastrophe bereits heute an der fortschreitenden Erderwärmung. Das Festhalten an der Atomkraft würde uns somit endgültig in die Klimakatastrophe führen.


... aber endlich und teuer!

Wer der Illusion verfallen sein sollte, der Atom-"Brennstoff" Uran stünde ewig zur Verfügung, sollte wissen, dass der "Peak" des Uran-Abbaumenge der Schweizer Studie "The End Of Cheap Uranium" (engl.: "Das Ende des billigen Urans") zufolge mit 58000 Tonnen bereits im nächsten Jahr erreicht sein wird und die Förderung danach abnimmt. Dem gegenüber steht der jährliche Uran-Bedarf allein der aktuell 432 betriebenen Atom-Reaktoren (Info: "Internationale Atomenergieorganisation", IAEA, Stand: 21. Januar 2013) in Höhe von etwa 60000 Tonnen.

Kämen tatsächlich auch nur 1000 neue Atomkraftwerke hinzu, dann würde sich der Uran-Verbrauch - ebenso wie das Risiko weiterer atomarer Super-GAUs - verfielfältigen. Man muss kein großer Rechenküstler sein, um zu ahnen, wohin das führen würde: Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich den Preis! Derjenige für Uran würde sehr schnell ins Unermessliche steigen!

In Anbetracht dessen, dass sich ohne die offiziellen- und versteckten Subventionen bereits heute niemand mehr den "billigen" Atomstrom leisten könnte, kann man sich dann wohl auch ausrechnen, in welchem Maße die Subventionen für den Betrieb der Atomkraftwerke steigen würden, die Herr Almunia mit den Segnungen seiner neuen Beihilferichtline bedenken will, wenn sich am Preis für den Atomstrom nichts ändern soll.

Einem Artikel des Spiegel vom 11.05.2011 zufolge kostete die Erzeugung von Atomstrom damals rund zwei Cent je Kilowattstunde. Eine Studie der Versicherungswirtschaft sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Aufschläge von knapp vier Euro pro Kilowattstunde nötig wären, wenn man die Versicherungskosten über zehn Jahre hinweg erheben würde: Soviel also zum "billigen Atomstrom"!


Keine Steuergelder für Europas Atomkraftwerke!

Dem irrsinnigen Anliegen Herrn Almunias und der von ihm vertretenen Lobby der Atomkonzerne in Brüssel muss deshalb schnellstens ein Riegel vorgeschoben werden. Das "Umweltinstitut München" hat dafür eine E-Mail Aktion an die Adresse der EU-Kommission initiiert, sich mit folgenden Forderungen an Herrn Oettinger (EU-Kommission, Energiekommissar) und alle weiteren EU-Kommissionsmitglieder wendet:
  • Keine EU-Förderung von Atomstrom, weder als Preisgarantie noch über eine Einspeisevergütung nach dem Muster der erneuerbaren Energien
  • Keine Verschwendung von Steuergeldern zum Bau von Atomkraftwerken in unseren Nachbarländern und weltweit
  • Eine Überführung der Rückstellungen in einen Fonds zur Sicherung der Gelder, die für Stilllegung und Rückbau der Meiler sowie für die Endlagerung der Jahrtausende strahlenden hochradioaktiven Abfälle benötigt werden
  • Eine EU-weite Haftpflicht-Regelung, die gewährleistet, dass Atomkraftwerke genauso wie auch Solar- oder Windkraftanlagen „vollkaskoversichert“ sein müssen. Die Kosten des Atomunfalls in Fukushima werden auf 100 Mrd. Euro geschätzt, die Katastrophe ist aber noch lange nicht zu Ende. In Europa sind die Meiler mit maximal einer Mrd. Euro versichert
  • Eine Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren, die immer preiswerter werden und langfristig die einzige Energieversorgung darstellen, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist

Die E-Mail kann jeder, der seine sauer erarbeiteten Steuern nicht in neue Atomkraftwerke investiert wissen will, auf der Internetseite des Umweltinstituts München online unterzeichnen und abschicken.

Obwohl ich denke, dass der EU-Atom-Energiekommissar Oettinger die falsche Adresse ist, wenn es darum geht, die EU-Kommission davon zu überzeuigen, dass die Subventionen für die Atomkonzerne dringend beendet werden müssen, habe ich die Petition unterzeichnet. Herr Oettinger hat die Vorwürfe wegen des atomkraftfreundlichen Kurses der EU-Kommission nämlich bereits mit dem Hinweis zurückgewiesen, die Entscheidung der für die Stromerzeugung eingesetzten Technik sei Sache der Mitgliedsstaaten.

Da mag er ja recht haben. Darum geht es allerdings auch überhaupt nicht. Die eigentliche Frage ist nämlich die, ob es den Staaten auf Grundlage des EU-Wettbewerbsrechts zukünftig erlaubt sein wird, Atomkraftwerke zu subventionieren. Sollten solche Subventionen ausgeschlossen sein, dann hätte sich die Frage neuer Atomkraftwerke in Großbritanien, Frankreich, Tschechien oder anderswo sehr schnell und endgültig erledigt.

Ich beteilige mich an der E-Mail Aktion, weil ich damit auch Herrn Oettinger sagen will, dass seine rethorischen Taschenspielertricks längst nicht mehr überall auf fruchtbaren Boden fallen und dass ich nicht damit einverstanden bin, wenn die EU-Kommission verkündet, der Ausbau der Stromerzeugung mit Atomkraftwerken sei ein Ziel der EU: Treffender konnte die Kommission ihren atomkraftfreundlichen Kurs wohl kaum ausdrücken, Herr Oettinger!


(Quellen: Deutsche Mittelstandsnachrichten vom 25.07.2013, Der Standard vom 24.07.2013, Handelsblatt vom 22.07.2013, Süddeutsche Zeitung vom 19.07. und vom  20.07.2013, Heise Telepolis vom 02.07.2013, Umweltinstitut München, Atomkraftwerke-Plag, sciencedirect com)

Sonntag, 28. Juli 2013

Die kleinen Stars der Festwoche

Dampfboote: Die kleinen Stars der Festwoche waren früher einmal das ...

Die Stars während der Bremerhavener Festwoche 2013, die heute zu Ende geht, waren sicherlich die Großsegler wie die "Dar Mlodziezy", die "Mercedes" oder die "Loth Loriën".


... was für die Wochenendskipper von heute ihre Motorboote mit Außenbordmotor sind.

Viele Besucher der Festwoche waren vielleicht begeistert von den großen Vertretern der Ära der Dampfschifffahrt wie dem Dampfeisbrecher "Wal", dem Hochseeschlepper "Holland" oder dem originalgetreu restaurierten Dampfschiff "Welle".


 Im Kessel brennt das Feuer, mit dem der Dampf für die kleine Maschine erzeugt wird

Mich faszinieren aber immer wieder diese kleinen, wenn sie nicht gerade in Fahrt, sind leicht zu übersehenden, Dampfboote, die ich vor vielen Jahren das erste Mal während eines Urlaubs in Nordengland gesehen hatte. Im Gegensatz zu den Außenbordern heutiger Sportboote, kann man bei den kleinen Dampfmaschinchen noch den gesamten Antriebsvorgang - vom Feuer unter dem Kessel, dessen Qualm gelegentlich schwarz aus den Schornstein quillt, bis hin zu den vom Dampfdruck bewegten Pleueln über den Zylindern, mit denen die Propellerwelle in Drehung versetzt wird - erkennen.

Von unserem Urlaubsort war es nicht weit bis zum Lake District, einem Nationalpark mit vielen Seen - unter ihnen auch der größte See Englands: der Lake Windermere. Der See war früher in dieser Gegend die Hauptverkehrsader. Von der Küste an der Irischen See führte eine Eisenbahnlinie zum südlichen Ende des Sees. Güter wurden dort auf kleine Dampfboote verladen und zu den Orten transportiert, die rund um den See lagen. Für den Personenverkehr gab es diese kleinen Dampfbarkassen und -Yachten, die aussahen als hätte Jules Verne sie in einem seiner Romane beschrieben. Im Lake Windermere Steamboat Museum kann man einige der erhalten gebliebenen Dampfboote heute noch bewundern.

Samstag, 27. Juli 2013

Zwischengeparkt ...

Hier ist kein Duchkommen mehr: ...
 ... wurde dieser Schwertransport gestern an der Ecke Köperstraße /Boriesstraße. Bei den auf drei Schwerlast-Trailern verteilten Teilen handelt es sich um Einzelteile einer Offshore-Windkraftanlage, die in der Nähe der Autobahn Anschlussstelle Mitte als Testanlage aufgestellt werden soll.


... Maschinengehäuse einer Windkraftanlage in einer Wohnstraße.
Beeindruckend ist allein schon die schiere Größe dieser Anlagen. Das Maschinengehäuse, das später einmal auf der Spitze des Turms angebracht werden wird, hat nahezu die Ausmaße eines kleinen, zweistöckigen Einfamilenhauses.


Turmsegmente einer Windkraftanlage: ..
Beim Verladen eines der Turmsegmente der Offshore-Windkraftanlage war es zu Problemen gekommen: Unter der Last bog sich der Trailer, mit dem es zu seinem Standort transportiert werden sollte.


... Zwischengeparkt in der Boriesstraße.
Das Problem konnte aber gelöst werden. In der letzten Nacht wurde der Transport durch die Stadt in Richtung Wiesenstraße fortgesetzt ...


Nach dem nächtlichen Schwertransport: ...
 ... und dort erneut zwischengeparkt. Die runde Plane verdeckt die Einrichtung an der später die Rotor-Nabe montiert wird.


... Das Maschinengehäuse in der Wiesenstraße.
Auch im Vergleich mit der Villa an der Ecke Wiesenstraße /Stresemannstraße sind die Dimensionen des Maschinengehäuses noch einmal deutlich zu erkennen.


Die Rotornabe der Windkraftanlage
Die Rotornabe mit den drei Öffnungen für die Montage der Rotorblätter ist nicht wesentlich leiner als das Maschinenhaus, das hier noch einmal an anderen Ende des geparkten Transports im Hintergrund zu sehen ist. Insgesamt ist der Transort etwa 100 Meter lang.


Standort der Windkraftanlage (im Hintergrund die MBA)
Der Turm wird jedoch einmal ungefähr die dreifache Höhe von der Länge eines der beiden Turmsegmante haben. Das untere Segment ist am Standort der Anlage bereits aufgestellt worden. Die Nabenhöhe der Anlage ist mit 130 Metern angegeben. Die Rotorblätter sind 66 Meter lang. Wenn sie an der Nabe montiert sind, wird der Rotor einen Duchmesser von 135 Metern haben. Damit wird die Windkraftanlage bis zum Rand des Rotors einmal knapp 200 Meter messen.


Es ist schon erstaunlich, dass es überhaupt transportable Kräne gibt, die groß genug und in der Lage sind, die Einzelteile solcher Windkraftanlagen zu heben und in die richtige Position für die Montage zu bringen. Während in der Offshore-Windindustrie geklotzt wird, backt die schwarz-gelbe Bundesregierung in Sachen Energiewende weiterhin eher kleine Brötchen.

Der Lobby-Verband der der Offshore-Windindustrie hat deshalb gestern die Bundesregierung davor gewarnt, eine industriepolitische Großchance zu verspielen. Wie die Nordsee-Zeitung heute auf der Titelseite schreibt, fordet der Lobbyverband verlässliche Rahmenbedingungen. Es seien Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von rund einer Milliarde Euro in den deutschen Seehäfen nötig, um die Anlagen für die Offshore-Windparks von dort aus zu verschiffen. Die Küstenländer seien dazu zwar prinzipiell bereit, aber finanziell nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen zu leisten.

Ich halte es weiterhin für wichtig, dass die zukünftige Stromerzeugung dezentral aufgebaut und auf viele verschiedene Betreiber verteilt wird. Trotzdem wird die Offshore Windenergie ein wichtiger Bestandteil des zukünfigen Energiemixes sein und die Energiewende ist eine nationale Aufgabe. Es darf daher nicht sein, dass die Investitionskosten für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur ausschließlich von den Küstenländern aufgebracht werden müssen: Hier ist die Beteiligung der Bundesregierung gefragt!


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 26. und vom 27.07.2013, Baustellenschild)

Freitag, 26. Juli 2013

Es ist schon erstaunlich ...

gesehen in Bremerhaven, Stadtteil Geestemünde
... was manche Leute in ihrer Garage abstellen.

Kommt gut ins Wochenende.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Dieses Land wird immer unheimlicher

Montage: J. Winkler, Uncle Sam und NSA Logo: Public Domain
Übermorgen, am Samstag, den 27.07.2013, werden weltweit und in mehr als 30 deutschen Städten Menschen gegen die weltweite, kontinuierliche Verletzung ihrer Privatphäre durch Spionageprogramme wie PRISM, TEMPORA, etc. auf die Straße gehen. Dabei werden sie außerdem ihre Solidarität mit Edward Snowden, Bradley Manning und anderen Whistleblowern demonstrieren.

Die Städte, in denen Demonstrationen angemeldet wurden, sind auf der Internetseite von Demonstrare.de verzeichnet. In einer Presseerklärung heißt es dort (Zitat):
.. Jeder muss sich mit Edward Snowden fragen: Möchte ich in einer Gesellschaft leben, in der ein außer Kontrolle geratener Überwachungsstaat täglich meine Privatsphäre verletzt, um jeden meiner Schritte und Gedanken in der digitalen Welt aufzuzeichnen? Möchte ich Bürger oder Untertan sein?

Wir sagen: Stoppt PRISM! Stoppt TEMPORA! Stoppt INDECT! Verhindert das Utah Data Center! Wir alle haben ein Recht auf Privatsphäre und vertrauliche Kommunikation, ob beruflich oder privat! Und dieses Recht fordern wir gemeinsam am 27.07.2013 auf der Straße ein!

Weltweit finden an diesem Tag Proteste statt – und auch in zahlreichen deutschen Städten rufen wir dazu auf, zusammenzukommen und gemeinsam zu sagen: Stop Watching Us!


Hinter StopWatchingUs stehen keine Organisationen sondern einfach Menschen, die es nicht länger hinnehmen, dass ihre Grundrechte mit Füßen getreten werden! Du bist eingeladen dabeizusein!

Wir dulden keine menschenverachtenden Ideologien und keine Gewaltaufrufe. Wir sind radikal friedlich, zeigen uns jedoch wehrhaft gegen jedweden Unterwanderungs- oder Vereinnahmungsversuch.

StopWatchingUs ist in erster Linie eine Plattform, auf der wir, auf Grundlage basisdemokratischer Prinzipien, die Frage diskutieren: Wie wollen wir die Gesellschaft gestalten, in der wir leben?

Wir wollen nicht in einer Gesellschaft leben, in der es unmöglich ist, dass ein Arzt vertraulich mit seinen Patienten kommunizieren kann, ein Rechtsanwalt mit seinen Klienten, ein Seelsorger mit Hilfesuchenden oder ein Priester mit einem Beichtenden. Und auch unsere private Korrespondenz geht niemanden, den wir nicht selbst als Adressat auswählen, etwas an. Wir wollen auch nicht in einer Welt leben in der Wirtschaftsspionage zur Normalität erklärt wird.

Wir wollen nicht, dass unsere Kinder in einer Welt leben müssen, in der ihre jugendlichen Liebesbriefe in einem zentralen Datenspeicher gesammelt werden, wir wollen nicht in einer Welt leben, in der Politiker und andere Entscheidungsträger potentiell erpressbar sind, weil Informationsschnipsel aus deren Korrespondenz gegen sie verwendet werden kann, sobald sie das dreckige Spiel der Korruption nicht mehr bereit sind mitzuspielen.

Die Proteste werden an Zahl und Größe zunehmen bis PRISM, TEMPORA, INDECT, das Utah Data Center und ähnliche Überwachungsprogramme gestoppt wurden. Zeitgleich werden juristische Klagen gegen all jene Menschen vorbereitet, die für die Fortführung der Überwachungsprogramme verantwortlich sind.

Wir fordern ebenfalls Schutz und Freiheit für Edward Snowden, Gustl Mollath, Bradley Manning, Julian Assange, John Kiriakou, Jeremy und Jason Hammond, Barrett Brown, sowie für alle anderen Whistleblower und politischen Aktivisten. Wir fordern den Stopp jedweder Krimininalisierung, politischen Verfolgung und Diskreditierung von Informations- und Menschenrechtsaktivisten!

Wir fordern ebenfalls eine breite gesellschaftliche Debatte über das, was uns die letzten Jahre als “Krieg gegen den Terror” verkauft wurde. Ein Lügengebäude, das von Tag zu Tag mehr zusammenstürzt. Wir wollen wissen, was die wahren Hintergründe für so viel Leid und Tod weltweit sind! ..

  • US-Bürger, die von US-Behörden kriminalisiert, verfolgt und mit dem Tod bedroht werden, weil sie es nicht mehr länger mit ihrem Gewissen vereinbaren können, wenn Datenschutz- und Menschenrechtsverletzungen seitens der USA geheim gehalten und unter den Tischgekehrt werden ...
  • Ein geheimes Gericht, das in einer streng geheimen Verhandlung ein noch geheimeres Urteil fällt, welches dem Geheimdienst der USA die Genehmigung erteilt, seine weltweite Schnüffelei mithilfe seines Spionageprogramms PRISM ohne Einschränkung fortzusetzen ...
  • Politiker beider großen Parteien des US-Repräsentantenhauses, die sich verbünden, um der NSA "wenigstens im eigenen Land" einen Riegel vorzuschieben, damit die Überwachung dort auf verdächtige Personen begrenzt bleibt und die daraufhin zu einem "sehr kurzfristigen und streng geheimen Treffen" geladen werden, um vom Direktor der NSA im Sinne des US-Geheimdienstes beeinflusst zu werden ...
... - Dieses Land, das die Werte "Freiheit, Wohlstand und Demokratie" schon immer für sich gepachtet zu haben schien, wird mir langsam aber sicher immer unheimlicher!

Wenn das Büro des obersten Chefs der US-Geheimdienste mitteilt, ein streng geheimes US-Gericht habe die Genehmigung zum Sammeln von Telefonverbindungsdaten durch die US-Behörden verlängert, dann wird es sich wohl kaum nachprüfen lassen, ob der Vorzimmerherr des obersten Chefs der Schlapphüte sich das nicht nur ausgedacht hat. Wer weiß denn schon, ob das streng geheime Gericht, dessen Existenz auf Grund der Geheimhaltung ja eigentlich kaum jemandem bekannt sein dürfte, überhaupt existiert? Es könnte also gut angehen, dass der Oberschlapphut sich mit seiner Behauptung, mit den geheimen Machenschaften seines Sicherheitsapparats habe es schon seine Richtigkeit, selbst einen Blankoschein ausgestellt hat.

Wenn ein demokratischer Staat die demokratische Kontrolle über seine Geheimdienste verliert, dann entsteht ein Staat im Schatten des vordergründig weiterhin demokratischen Staates, der im Hintergrund unbehelligt seine Intrigen spinnt und die Politik und die Gesellschaft zum eigenem Vorteil manipuliert. Das geht so weit, dass - wie im Falle des Irak - Gründe konstruiert werden, mit denen sich Kriege vom Zaun brechen lassen.

Besonders gefährlich wird es, wenn der Schattenstaat - oder wie die Süddeutsche Zeitung es im einem Artikel vom 02.07.2013 ausdrückt: "die dunklen Seite der Macht" - bestrebt ist, die Aktivitäten auf die lückenlose Überwachung jedes einzelnen Menschen dieser Welt auszuweiten. Die Möglichkeiten der weltweiten Manipulation sind dann irgendwann - im wahrsten Sinne des Wortes - grenzenlos.


"Letzten Endes fürchtet sich die Obama-Regierung nicht vor Whistleblowern wie mir, Bradley Manning oder Thomas Drake. Wir sind staatenlos, eingesperrt, oder machtlos. Nein, die Obama-Regierung fürchtet sich vor euch. Sie fürchtet sich vor einer informierten, aufgebrachten Öffentlichkeit, die jene verfassungstreue Regierung einfordert, die ihr versprochen wurde – und das sollte sie sich auch."

Edward Snowden


(Quellen: Focus vom 24.07.2013, Die Zeit vom 20.07.2013, Handeslblatt vom 20.07.2013, Tagesschau vom 16.07.2013 , Heise vom  08.07.2013, Süddeutsche Zeitung vom 02.07.2013, Der Spiegel vom 21.06.2013, Demonstrare.de  )

Mittwoch, 24. Juli 2013

Bremerhavener Festwoche 2013

Dampfer im Morgenlicht: Der Eisbrecher "Wal" und das Bremer Behördenschiff "Welle"
Heute beginnt die Bremerhavener Festwoche 2013. Rund um den neuen Hafen gibt es dann wieder Musik, und dafür, dass das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, sind auch schon Vorbereitungen getroffen worden. Links im Bild ist der Dampeisbrecher "Wal" zu sehen, dessen fünfundsiebzigjähriger "Geburtstag" in diesem Jahr gefeiert wird.


Dreimastschoner "Loth Loriën"
In diesem Jahr liegt der thematische Schwerpunkt der Festwoche auf der Entwicklung der Schiffsantriebe vom Segel, über die Dampfmaschine bis hin zu den heutigen Otto- und Dieselmotoren. In Anbetracht des Klimawandels dürfte aber auch das Ende dieser mit fossilen Brennstoffen betriebenen Motoren nur noch eine Frage der Zeit sein. Vielleicht schließt sich der Kreis dann ja wieder mit der Rückkehr zu den Segelschiffen ...

Die ersten Gäste waren gestern schon angekommen. Die etwa vor 104 Jahren in Norwegen als Herings-Logger gebaute und später in einen Dreimastschoner umgebaute "Loth Loriën" hatte ich in diesem Jahr schon auf der Kieler Woche gesehen.


Hansekogge-Nachbauten "Roland von Bremen" und "Ubena von Bremen"
Dort war auch die Bremerhavener Hansekogge "Ubena von Bremen" zu Gast gewesen, die sich jetzt mit der neun Jahre jüngeren Bremer Hansekogge "Roland von Bremen" in ihrem Heimathafen getroffen hat. beide Schiffe sind Nachbauten der 1962 im Schlick der Weser bei Bremen gefundenen Hansekogge aus dem 14. Jahrhundert.


Zum Weiterlesen:

Dienstag, 23. Juli 2013

Sommer am Deich

Die einen genießen den Sommer auf dem neu gestalteten Weserdeich ...
Im südlichen Bereich ist der Deich mit Betonplatten gepflastert. Gras würde hier unter dem Flugsand aus dem benachbarten Weser-Strandbad leiden. Die "multifunktionalen Wellenbrecher" eignen sich hervorragend als Sitzgelegenheit.

Wer bereit ist, Eintritt dafür zu bezahlen, kann sich am Sandstrand den ganzen Tag lang die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Vor der Erhöhung des Deiches war der Strand in einen kostenpflichtigen und einen freien Bereich unterteilt. Jetzt ist leider der gesamte Strand eingezäunt - und nur, um mal kurz für eine Stunde am Strand zu liegen, wäre mir die Eintrittsgebühr zu hoch.


... und die anderen waten bei Ebbe durch das Weserwatt..
Bei Ebbe kann man vor dem Deich durch das Schlickwatt am Ufer der Weser waten. Wer lieber einen Sommertag auf dem Wasser verbringen möchte, der kann beispielsweise mit der "Oceana" eine Weserfahrt flussaufwärts nach Bremen unternehmen. Vom Anlegeplatz an der Schlachte ist man dort in wenigen Minuten am Bahnhof, von wo aus den ganzen Tag über Züge zurück nach Bremerhaven fahren.

Ich verbringe an Sommertagen wie diesen des öfteren meine Mittagspause am Deich. Für einen kleinen Imbiss reicht die Zeit immer und beim Blick weserabwärts über das Wasser kommt man für einige Minuten auf andere Gedanken.

Wohnen, wo andere Urlaub machen: Was will man mehr?

Montag, 22. Juli 2013

Konzerne bereichern sich an Strom-Verbrauchern

Energiekonzerne: Weiter so wie bisher ...
Foto:
Engelbert Reineke, CC-BY-SA (Bundesarchiv, B 145 Bild-F041794-0024)
Eine kürzlich vom "Öko-Institut" und von der Umweltorganisation "Greenpeace" veröffentlichte Studie über den Einfluss der Erneuerbaren-Energien-Umlage (EEG) belegt, dass nicht die erneuerbaren Energien für die Strompreiserhöhungen verantwortlich sind, sondern die Profitgier von Unternehmen und Konzernen.

Würden die Energieunternehmen die niedrigen Börsenpreise an die Verbraucher weitergeben, dann könnte der Strompreis trotz steigender EEG-Umlage im kommenden Jahr sinken. Dann bräuchte in den nächsten Jahren niemand steigende Preise zu fürchten.

Das "Greenpeace Magazin" vom 03.07.2013 weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die EEG-Umlage an den Börsenpreis gekoppelt ist. Wenn die Energiekonzerne mehr für den Strom zahlen müssen, dann sinken die Kosten für die Regenerativen Energien - und umgekehrt:
Im letzten Jahr sei der Großhandelspreis insbesondere aufgrund der billigen CO2-Emissionsrechte zurückgegangen. Für das Recht, die globale Klimaerwärmung voranzutreiben, seien derzeit pro Tonne CO2 lediglich 3,50 Euro zu zahlen. Die Kosten für die Stromerzeugung mit fossilen Energieträgern (Kohle, Erdgas, Erdöl) seien dadurch um 35 Prozent gesunken.


Emissionszertifikat vs. Energieeffizienz:
Zahlen ist effizienter


Als der europäische Emissionhandel 2005 eingeführt wurde, stieg der Preis auf 30 Euro pro Tonne CO2. Bei nur noch 3,50 Euro pro Tonne CO2 haben die Konzerne jedoch keinen Grund mehr, in energieeffizientere Techniken zu investieren bzw. die Stromerzeugung mit regenerativen Energien voranzutreiben.

Einem Artikel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 17.05.2013 zufolge bemängeln Kritiker, dass Unternehmen angesichts des derzeitigen Preisniveaus keinen Anreiz haben, in energieeffizientere Technik zu investieren. Um diesen Anreiz zu schaffen, müsse der Preis bei mindestens 15 bis 20 Euro je Zertifikat liegen. Andere sprächen von mehr als 30 Euro. Bleiben solche Investitionen heute aus, würden damit etwa im Kraftwerksbau aber schon Fakten geschaffen, die dem Klima auch über das Zieljahr 2020 hinaus schaden.

Um den Einfluss des Preisverfalls im Emissionshandel auf die EEG-Umlage aufzuzeigen, hat das "Öko-Institut" einmal mit 40 Euro pro emittierter Tonne CO2 gerechnet. Bei Betriebskosten in dieser Höhe, würde es sich für die Energiekonzerne lohnen, in CO2-neutrale, innovative Techniken zu investieren. Auf dieser Grundlage kommt das "Öko-Institut" zu dem Schluss, dass die EEG-Umlage sich um 20 Prozent verringern würde. Bei derzeit 5,277 Cent pro Kilowattstunde wären das dann nur noch 3,97 Cent pro Kilowattstunde. Satt dessen werde die Umlage in 2014 jedoch voraussichtlich auf 6,1 Cent pro Kilowattstunde steigen!


Ungerechte Lastenverteilung

Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen und Konzerne sich von der Beteiligung an der EEG-Umlage befreien lassen. In immer größerem Umfang werden die Haushalte der Bürger mit den Kosten der Energiewende belastet, während gleichzeitig immer mehr Unternehmen und Konzerne von der beteiligung an der Umlage befreit werden.

Greenpeace schreibt auf seiner Internetseite, dass die Kosten für die EEG-Umlage um bis zu 2,4 Cent pro Kilowattstunde sinken könnten, wenn die Privilegien für Industrie und Gewerbe zugunsten der Bürger reduziert werden würden. Ausgehend von derzeit 5,277 Cent pro Kilowattstunde würde sich die EEG-Umlage für Otto Normalverbraucher damit auf 2,877 Cent pro Kilowattstunde verringern.

Auf die versteckten Energiesubventionen durch die EEG-Hintertür für deutsche Unternehmen und Konzerne ist inzwischen auch die EU-Kommission aufmerksam geworden. Sie geht davon aus, dass das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG in diesem Punkt gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstößt und hat ein Verfahren gegen Deutschland eröffnet. Wie die "Frankfurter Rundschau", der "Spiegel" und andere Medien am 14.07.2013 berichteten, geht es dabei nicht nur darum, zukünftig alle Ausnahmen von der Pflicht zur Beteiligung an der EEG-Umlage zu verbieten, sondern auch um die Nachzahlung der in den Vorjahren eingesparten Abgaben durch die Unternehmen und Konzerne an den Staat.

Vielleicht wird es ja doch noch Gerechtigkeit geben. Und vielleicht wird die EEG-Umlage dann ja auch wieder den Zweck erfüllen, für den sie ursprünglich einmal gedacht war: Eines der wichtigsten Werkzeuge für den von allen Teilen der Gesellschaft getragenen zügigen Umbau der Energieversorgung in Deutschland.


Zum Weiterlesen:



(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 14.07.2013, Spiegel vom 14.07.2013, Greenpeace Magazin vom 03.07.2013, Greenpeace Nachrichten vom 01.07.2013, Öko-Institut - Pressemitteilung vom 01.07.2013, FAZ vom 17.05.2013, Agora-Energiewende )

Sonntag, 21. Juli 2013

Abgetakelt - Keine Zukunft für die "Alex" in der Karibik

Abgetakelt: Die "Alexander von Humboldt" an der Kaje der BVT-Werft
So ohne Masten und Rigg bietet die "Alexander von Humboldt" zur Zeit einen traurigen Anblick. Nachdem die "Deutsche Stiftung Sail Training" (DSST) ihre Nachfolgerin - die "Alexander von Humboldt II" - in Dienst gestellt hatte, war sie an an einen Bremerhavener Unternehmer verkauft worden. Der verlegte das Schiff mit den markanten grünen Segeln in die Karibik, um es dort von Freeport (Bahamas) aus für Tagessausflüge mit Touristen einzusetzen.

Bereits ein Jahr später war jedoch klar geworden, dass das Konzept des neuen Eigners nicht aufgehen würde. Seit Mitte Mai ist die "Alexander von Humboldt" zurück in Bremerhaven, wo sie jetzt im Fischereihafen an der Ausrüstungskaje der BVT-Werft liegt.

Dort soll eine Bestandsaufnahme zur Beurteilung des allgemeinen Zustands des 107 Jahre alten Rumpfes durchgeführt werden, auf deren Grundlage dann über die Zukunft des Schiffes entschieden werden soll. Wie die Nordsee-Zeitung am 04.05.2013 schrieb, hat die Reederei sich zum Ziel gesetzt, "auf alle Fälle" vom Germanischen Lloyd die Zulassung zum Betrieb des Schiffes für weitere drei bis fünf Jahre zu erhalten.

Für die Nutzung der Dreimast-Bark gibt es derzeit im wesentlichen wohl zwei Optionen. Ein in Spanien lebender Unternehmer hat sein Interesse bekundet, die als "Becks-Schiff" international bekannt gewordene "Alexander von Humboldt" für Halbtagstörns von Ibiza aus einzusetzen. Andere Überlegungen gehen in Richtung einer Verwendung als Hotel- und/oder Restaurantschiff im Neuen Hafen. Für Bremerhavens Tourismus Zentrum "Havenwelten" wäre das mit Sicherheit eine große Aufwertung. - Allerdings gibt es seitens der für den Tourismus in Bremerhaven Verantwortlichen wohl Bedenken wegen der Unterhaltungskosten.


Die "Alex": Zukunft ungewiss (Juli 2013, Fischereihafen Bremerhaven)
Die heutige "Alexander von Humboldt" war am 10.09.1906 als Reserve-Feuerschiff "Reserve Sonderburg"  bei der Bremer Weserwerft - der späteren AG Weser - vom Stapel gelaufen. Nach einer wechselvollen Geschichte in der Ostsee wurde die Verantwortung für das Feuerschiff am 21.09.1983 an das Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven übertragen.

Ab Oktober 1983 wurde es als Stamm-Feuerschiff auf der Position "Deutsche Bucht" eingesetzt, wo es die Nachfolge des außer Dienst gestellten Feuerschiffs "Amrumbank II" antrat. Am 17. September 1986 wurde es von dem liberianischen Motorschiff "Ocean Wind" gerammt. Nach der Reparatur in Wilhelmshaven wurde das Feuerschiff außer Dienst gestellt und am 30.09.1986 an die DSST verkauft.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der Rumpf der späteren "Alex" im Schwimmdock der "Motorenwerke Bremerhaven" (MWB) lag, wo er in Zusammenarbeit mit der Werft von ehrenamtlichen Helfern der DSST nach Plänen des bekanten Schiffsarchitekten Zygmunt Choren für 2,2 Millionen DM in 20 Monaten zu einer Dreimast-Bark umgebaut wurde. Nach der Probefahrt am 03.03.1988 war das ehemalige Feuerschiff am 20.05.1988 auf den Namen "Alexander von Humboldt" getauft und offiziell in Dienst gestellt worden ...

23 Jahre lang war die "Alex" als Botschafterin für Bremerhaven auf den Meeren dieser Welt unterwegs. Es wäre schön, wenn die Bark mit dem traditionellen "Claussen-Rumpf" irgendwann einmal ihren letzten Liegeplatz in den Havenwelten fände - vielleicht, nachdem sie noch für einige Jahre rund um die Balearen im Mittelmeer unterwegs war?


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 04.05.2013 und vom 03.07.2013, Wikipedia)

Freitag, 19. Juli 2013

Young Visions In Motion - Kunst im Goethe-Quartier

Yong Visions In Motion - eine Kunstaustellung im Leher "Goethe-Quartier"
Seid dem Ende der Apartheid in Südafrika entwickelt sich die junge Künstlerszene dort frei und ungezwungen. Zwei ihrer bekannten Vertreter im Raum Kapstadt sind Atang Tshikare und Kent Lingeveldt. In der Ausstellung "Young Visions In Motion" im Erdgeschoss eines Wohnhauses im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe sind heute und morgen noch einige ihrer Arbeiten zu sehen.

Die beiden Künstler sind sozial stark engagiert, genießen ein hohes Ansehen in der Jugendkultur und sind auch künstlerisch sehr erfolgreich. Ihr Wirken wird auch international anerkannt. Der Fotograf Kent Lingeveldt wurde beispielsweise mit dem ersten Preis im internationalen Fotowettbewerb "Social Landscape" ausgezeichnet und im Mai dieses Jahres wurden die beiden zum Design Forum nach Dubai eingeladen.



Designs von Kent Lingeveldt und Atang Tshikare (Fotos: © J. Winkler)

Die Ideen der beiden Künstler enstehen im Spannungsfeld ihres ständigen Wechsels zwischen Alltag und Kunst. So widmet Atang Tshikare sich vor allem der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen. Ein schönes Beispiel dafür ist das von ihm entworfene Design der Sportschuhe, die in der Austellung zu sehen sind.

Auch Skateboards sind bekanntlich Gebrauchsobjekte, mit denen im allgemeinen wenig pfleglich umgegangen wird. Wenn Kent Lingeveldt sich ihrer annimmt, dann entstehen aus Alpha-Longboards Kunstwerke, für die er auch schon so prominente Abnehmer wie Nelson Mandela und Desmond Tutu gefunden hat.

In dem Krokodil haben sich sich übrigens die Besucher der Ausstellung mit jeweils einem Strich "verewigen" können. Die Grundlage dafür - nach dem Prinzip "Malen nach Zahlen" - stammte von den Künstlern.


Arbeiten von Sven "sifoe rock" Willms und Peter "sir monk" Domke (Fotos: © J. Winkler)

Auch die beiden Bremerhavener Künstler Sven "sifoe rock" Willms und Peter "sir monk" Domke, die eine der beiden Giebelwände an der Ecke Potsdamer-/Eupener Straße gestaltet haben, sind mit eingen Arbeiten in der Ausstellung vertreten.


Lehe aus der Perspektive von Schülern und Studenten (Foto: © J. Winkler)
Neben der Ausstellung in den Projektwohnungen wurden auch eine Reihe von Workshops an Schulen in des Stadtteils veranstaltet. Schülerinnen und Schüler hielten „ihren“ Stadtteil in Fotografien fest. Interessant ist auch die individuellen Perspektiven, aus denen Studenten aus Spanien, Polen, Estland, Österreich, der Türkei die Schönheiten des Leher Goethe-Quartiers gesehen und fotografiert haben. Mit den dabei entstandenen Fotografien, Zeichnungen etc. haben sie ihre eigenen Räume in der Austellung gestaltet.

Da ich, kurz vor Feierabend, der einzige Besucher war, hatte ich Glück, dass die Betreuerin der Ausstellung ausgiebig Zeit hatte, mir einiges zu den Hintergründen der verschiedenen Künstler zu erzählen: Danke dafür! Überrascht - und vielleicht auch etwas enttäuscht - zeigte sie sich darüber, dass so wenige Jugendliche und jüngere Leute zu den Besuchern der Ausstellung, die morgen zu Ende geht, zählten. Sie meinte: "Die schauen sich die Fotos auf Facebook an und meinen dann, sie hätten ja alles gesehen."

Ich freue mich immer, wenn ich im Internet etwas über Orte, Ereignisse oder Veranstaltungen lesen und sehen kann. Wenn ich keine Möglichkeit habe selbst dort zu sein, dann bekomme ich zumindest einen Eindruck davon. Wirklich "gesehen" habe ich das alles aber erst dann, wenn ich es "mit eigenen Augen" gesehen habe. Außerdem gehört zum "Erlebnis" eines Konzerts oder einer Kunstausstellung für mich immer auch der Gedankenaustausch mit Menschen dazu, die das gleiche gesehen und erlebt haben.


Young Visions In Motion
Kunstausstellung
  • 19. und 20.07.2013
  • Bremerhaven-Lehe, Goethestraße 45


(Quellen: Flyer zur Ausstellung, zabalazaa com, 200 Young South Africans - Kent Lingeveldt, Bremerhaven de)

Donnerstag, 18. Juli 2013

Ein Heringsschwarm in Orange

Da hatte aber jemand Mut zur Farbe: ...
Dieses Eckhaus im Leher Goethe-Quartier wird zukünftig nicht mehr zu übersehen sein. Wenn ein Bewohner des Hauses sagt: "Ich wohne in dem orangefarbenen Haus.", dann braucht niemand mehr lange nach der Hausnummer zu suchen.

Als das Gerüst am Haus aufgebaut worden war und die ersten Teile des neuen Fassadenanstrichs zu sehen waren, hatte ich unwillkürlich das Bild einer quietschbunten Kasperbude vor Augen. Jetzt, nachdem die Arbeiten an der Fassade abgeschlossen sind, nehme ich - fast - alles zurück und behaupte - in etwa - das Gegenteil: Auf den zweiten Blick fällt die sehr gut gelungene, dezente Fassadenbemalung mit den Fischen, dem Leher Wappen und dem Leher Logo auf (das orangefarbene "L" wird sonst allerdings auf schwarzem Grund dargestellt). Auf den ersten Blick finde die Grundfarbe aber immer noch etwas gewöhnungsbedürftig.


... Leher Motive mit Heringsschwarm in Orange

Nach dem Weltraum-Motiv an der Ecke Potsdamer-/Eupener Straße gibt es mit der neuen Fassadengestaltung an diesem Haus jetzt ein zweites, großflächiges Kunstwerk im Leher Gründerzeitviertel - und über Kunst kann man ja eigentlich nicht streiten. Der Heringsschwarm mit den Leher Motiven ist auf dem Foto oben links in der Collage zu sehen (zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken). Unten rechts sind einige verirrte Nachzügler zu sehen, die vom rechten Rand der Fassade in der Kistnerstraße ins Bild schwimmen. Sie scheinen wohl den Anschluss an ihren Schwarm in der Körnerstraße verloren zu haben.

Die Jugendstil Ornamente aus der Gründerzeit an der Fassade sind mit einem blasseren Orangeton ebenfalls dezent hervorgehoben worden. Mein Fazit: Insgesamt ist das Haus ein echter "Hingucker" - auf neudeutsch sagt man wohl "Eye Catcher" - geworden.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Lehe - Galaktische Dimensionen II

Universum Lehe
Surfen, durch die unendlichen Weiten der Galaxis? Im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe kann man seit neuestem erahnen, wie das - mit etwas Fantasie - gelingen könnte.

Auf dem leeren Grundstück stand einmal ein Eckhaus aus der Gründerzeit, dessen Fassade und Erker mit Jugendstil-Ornamenten geschmückt waren. Erst nachdem eine im Osten und im Süden Deutschlands ansässige Wohnungsgesellschaft sieben der acht Wohnungen in dem Haus gekauft hatte, stellten deren Verantwortliche fest, dass sie einen viel zu überteuerten Preis dafür gezahlt hatten. Bald darauf muss ihnen wohl klar geworden sein, dass es ein schlechtes Geschäftsmodell wäre, wenn sie die Wohnungen im damaligen Zustand zur ortsüblichen Miete abgegeben und dabei laufend rote Zahlen geschrieben hätten. So standen die Wohnungen bald leer und das Haus begann zu verwahrlosen ... - im Frühjahr 2012 musste es dann abgerissen werden.

Beim Abriss des Eckhauses waren an der Giebelwand des Nachbarhauses in der Eupener Straße Schäden zutage getreten, die Anfangs die Befürchtung aufkommen ließen, dass auch dieses Gründerzeithaus dem Abrissbagger zum Opfer fallen könnte. Glücklicherweise konnte es aber gerettet werden.

Nachdem die Arbeiten an der Giebelwand des Hauses in der Eupenerstraße abgeschlossen waren und das Gerüst verschwunden ist, wurde jetzt der Blick auf das "galaktische Gesamtwerk" sichtbar, dass während der letzten Wochen von den beiden Bremerhavener Künstlern Sven "sifoe rock" Willms und Peter "sir monk" Domke vervollständigt worden war. Die Giebelwand des Nachbarhauses in der Potsdamer Straße war bereits im letzten Jahr von dem in der Nachbarschaft wohnenden Künstler Christian Aretz gestaltet worden.

Major Tom würde das Graffiti-Kunstwerk vielleicht so beschreiben: "Völlig losgelöst von der Erde" eröffnet sich jetzt der Blick aus dem Universum in einen Hinterhof im Leher Goethe-Quartier :)
  • Dank an alle Beteiligten, die mit ihrer Initiative dafür gesorgt haben, dass die durch den Abriss des Eckhauses entstandene Lücke nicht auch noch einen hässlichen Anblick hinterlassen hat.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Sifoe.de, Wikipedia, Chris Hadfield 's YouTube-Channel, Nancy Thuleen )