Montag, 18. November 2013

Cornwall - Das Eden Project

Das "Eden Project" (Cornwall, Großbritanien)

Der Garten Eden - das verlorene Paradies - liegt in Cornwall, etwa 4 km nordöstlich von St. Austell, in einem ehemaligen Steinbruch. Nähert man sich dem "Eden Project" von den Parkplätzen kommend, dann fallen beim Blick von oben, eingebettet in eine große Gartenanlage, zuerst die Biome - zwei gigantische, futuristisch anmutende Wintergärten - ins Auge.

Der Begriff "Biom" umfasst eigentlich einen natürlichen Großlebensraum mit seinen spezifischen Umweltbedingungen, sowie allen darin vorkommenden Pflanzen und Tieren. In den Wintergärten des "Eden Project" wurden solche Lebensräume auf kleinstem Raum nachempfunden. Das größere der beiden Biome beherbergt einen tropischen Regenwald und im kleineren ist die Vegetation des Mittelmeerraumes, sowie diejenige einiger trockener Lebensräume unseres Planeten dargestellt.


Eden Projekt: Die Biome
In der Außenanlage findet man naturgemäß Beispiele für die Lebensräume unserer Breiten. Dargestellt sind unter anderem Moore, Wiesen, Obst- und Gemüsegärten. Mit meinem Video habe ich versucht, einige Impressionen davon zu vermitteln.


Skulpturen

Eden Project: Skulptur mit Pflanzenhaaren
Beim Gang durch die Anlagen trifft man immer wieder auch auf Skulpturen oder Installationen, anhand derer man einiges über die begrenzten Resourcen unseres Planeten oder die Gefährdung von Lebensräumen bis hin zur Bedrohung des gesamten Lebens auf der Erde infolge des Klimawandels erfahren kann.

Da gibt es dann beispielsweise die "Industrie Pflanze" (industrial plant). Die meiseten Arten der Gattung "industrialis" extrahieren die in fossilen Pflanzen urzeitlicher Wälder gespeicherte Energie. Wie es heißt, verwandeln sie Rohmaterial in eine erstaunliche Vielfalt nützlicher Produkte und schädlicher Emissionen. Infolge weltverbreiteter Überpflanzung verursachen sie Umweltschäden und tragen zur Beschleunigung des Klimawandels bei.


Eden Project: Pferd aus Totholz im Engangsbereich
Ähnlich wie der Begriff "Park" ursprünglich eine öffentliche Grünanlage meinte, heute aber als "Gewerbe-Park" auch eine Ansammlung von Kleinunternehmen bezeichnen kann, verwenden die Briten den Begriff "plant" auch für technische Anlagen, in diesem Fall also für eine "Industrie-Anlage" - eine Wortspielerei, die sich denjenigen, die kein oder nur wenig Englisch verstehen, nicht unbedingt auf den ersten Blick erschließt.


Eden Project: Das Motorrad, das aus dem Schaltschrank kam ...
Eine andere Skulptur stellt eine übergroße Biene dar, die auf die Abhängigkeit der Blütenpflanzen von der Bestäubung durch unsere Honigbiene und ihre wildlebenden Verwandten hinweist. Wer sich eine Biene oder eine Hummel einmal etwas genauer angesehen hat, der wird bemerkt haben, dass diese Tiere einen samtartigen "Pelz" aus winzigen, feinen Haaren auf dem Rücken tragen. Bei der Skulptur sind diese Haare durch Pflanzen dargestellt.

Recht anschaulich ist auch der "WEEE-Man". Die Abkürzung "WEEE" steht im englischen für unseren Begriff "Elektroschrott" (Waste of Electrical and Electronic Equipment). Der Kopf des Elektroschrott-Manns erinnert an einen Totenschädel und sein Körper an ein Skelett. Der in der Skulptur verbaute Elektroschrott entspricht der Menge, die ein durchschnittlicher Bürger Großbritaniens während der Dauer seines Lebens "entsorgt". Wenn man vorher die Installation gesehen hat, anhand der die begrenzte Verfügbarkeit der "Bodenschätze" der Erde dargestellt wird, dann ahnt man vielleicht, um welche Verschwendung wertvoller Resourcen es sich dabei handelt.

Wahrscheinlich werde ich wohl kein zweites Mal die Möglichkeit für einen Besuch im "Eden Project" haben. Deshalb habe ich versucht, so viel wie möglich von dem "mitzunehmen", was einem dort geboten wird. Daher war es kurz vor Mittag, als ich beim Regenwald Biom ankam.


Die Welt der Tropen
Willkommen im Paradies ...

Eden Project: Im Regenwald
Beim Betreten des - nach Angaben der Betreiber - größten Wintergartens der Welt mit dem weltweit größten "Indoor-Regenwald" wird man von einem feuchtwarmen Klima empfangen, das mich an die Simulation der Klimazonen im Bremerhavener "Klimahaus 8° Ost" erinnerte. Überhaupt gibt es einige Parallelen zwischen den Konzepten des Eden Projects und unserem Klimahaus.

Dabei beschränken sich die "Eden Project"-Betreiber allerdings auf die klimatische Simulation des tropischen Regenwaldes und gehen das "Thema Klimaschutz" naturgemäß von einem anderen Blickpunkt an. Dafür vermitteln sie aber auch Informationen über andere Umwelt-Themen, die unser Klimahaus aufgrund seines thematischen Konzepts nicht bieten kann.

Beim Gang durch den Regenwald bekommt man eine Fülle fremdartiger Pflanzen mit einer Vielzahl ungewöhnicher Blüten zu sehen. Wenn man dabei aber ab und zu auf "vertraute Exoten" in "heimischer" Umgebung trifft, dann wird einem bewusst, dass wir vieles von dem, was für uns heute selbstverständich ist, den tropischen Regenwäldern zu verdanken haben.

Wer denkt beim Griff ins Supermarktregal nach einer Tafel Schokolade schon daran, woher der Kakao dafür stammt? ... - oder daran, dass die Bananen, die man auf dem Wochenmarkt kauft, wohl eher nicht der Rubrik "aus regionalem Anbau" zuzuordnen sind?

Ein weiteres Produkt aus dem Regenwald ist Gummi. Vieles in unserer technisierten Zivilisation wäre ohne Gummi nicht denkbar. Ohne Gummidichtung würde der Wasserhahn ständig lecken, unsere gummibereiften Verkehrsmittel würden mit Stahlreifen über die Straßen klappern und Gummibänder gäbe es auch nicht. Bevor man es synthetisch herstellen konnte, wurde Gummi durch Anritzen der Rinde aus dem Saft des in den tropischen Regenwäldern Amazoniens beheimateten Gummibaums gewonnen.

Eden Project: Aussichtsplattform über dem Dach des Regenwaldes
Überall im Regenwald Biom ist man vom Geräusch eines Wasserfalls sowie fließender Bäche umgeben, die man auf seinem Weg immer wieder überquert. Im "Eden Project" wird der Wasserkreislauf wohl mit Pumpen aufrechterhalten. Die tropischen Regenwälder "in freier Wildbahn" sorgen selbststandig für den ständigen Kreislauf großer Wassermassen, ohne den sie nicht existieren könnten.

Die Bäume und die sonstigen Pflanzen geben das Wasser, das sie aus dem Boden aufnehmen, über die Verdunstung ihrer Blätter an die Atmosphäre ab. Im feuchtwarmen Klima entstehen daraus schnell Wolken, die zum größten Teil kurz darauf wieder über dem Regenwald abregnen. 75 Prozent des Wassers sind auf diese Weise im Kreislauf des Amazonas-Regenwaldes gebunden. Etwa ein Viertel des Wassers fließt über die Flüsse in den Atlantik ab. Dort verdunstet Wasser in großen Mengen, das mit den Passat-Winden nach Amazonien gelangt. Dort regnet es ab und ergänzt so die Verluste aus dem Abfluss über das Flusssystem.

Das wird aber nur so lange funktionieren, bis die Menschen in den Regenwald-Staaten es geschafft haben, den empfindlichen Kreislauf mit ihren Rodungen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Erfahrungen mit Brandrodungen in Brasilien zeigen, dass die für eine landwirtschaftliche Nutzung gerodeten Flächen bereits nach wenigen Jahren unfruchtbar werden. Arme Bauern geben solche Flächen auf, um weiterzuziehen und das nächste Stück Regenwald zu roden. Reiche Großgrundbesitzer helfen mit Kunstdünger nach.

Ohne den Wald ist es auch mit der sprichwörtlichen Fruchtbarkeit der Regenwaldgebiete schnell vorbei. Die Geschwindigkeit, mit der diese einzigartigen und für das Klima unseres Planeten so wichtigen Wälder "verschwinden", ist äußerst besorgniserregend. Zur Veranschaulichung heißt es im "Eden Project", alle 10 Sekunden ginge eine Fläche Regenwaldes verloren, die derjenigen des Regenwald Bioms entspricht.

In Serpentinen führt ein Pfad hinauf zum Rand des ehemaligen Steinbruchs. Auf halber Höhe blickt man immer noch zu einigen Bäumen auf, während andere Baumkronen schon von oben zu sehen sind. Solche "Etagen" gibt es auch im realen Regenwald. Sie bilden dort jeweils eigene Lebensräume für verschiedenen Tierarten. Oben angekommen gelangt man über eine "freischwebende", unter der Kuppel des Regenwald Bioms aufgehängte Treppe zu einer Aussichtsplattform, von wo aus sich ein Blick auf das "Dach des Regenwaldes" eröffnet ...


Aus den Tropen in mediterrane Gefilde

Eden Project: Artischocke (Eigentlich werden die Knospen vor der Blüte geerntet)
Im zweiten Biom ist man umgeben vom Aroma unterschiedlicher Gewürzkräuter und Zitrusfrüchte. Wer schon immer mal eine Aloe Vera sehen wollte, die man hierzulande in der Regel nur dem Namen nach und in Kosmetika und Wellness-Wässerchen verarbeitet kennt, der wird hier fündig. Auch dass Korken nicht aus den Hälsen der Weinflaschen stammen, sondern aus der Rinde der Korkeiche hergestellt werden, erfährt man dort - und inmitten von Weinstöcken huldigen Tänzerinnen Dionysos, dem griechischen Gott des Weines und der Fruchtbarkeit ...


Eden Project: Aloe Vera
Leider blieb für den zweiten Biom nicht mehr viel Zeit übrig. Sollte ich noch einmal die Gelegenheit für einen Aufenthalt in Cornwall haben, werde ich meine Entdeckungstour wohl an der Stelle im "Eden Projekt" fortsetzen, an der ich im September 2012 abbrechen musste.


Eden Project: Stamm einer Korkeiche
Falls ihr einmal in Cornwall Urlaub machen wollt, dann solltet ihr das "Eden Projekt" in euer Programm aufnehmen - es sei denn, ihr habt mit Gärten und Pflanzen überhaupt nichts am Hut und die Zukunft der Regenwälder und der Rest der Welt ist euch ohnehin egal.

Der Eintrittspreis ist mit £23,50 zwar auf den ersten Blick recht hoch, aber ich bereue keinen Cent davon, den ich ich für den Tag im "Eden Projekt" ausgegeben habe. Bis zu vier Pfund kann man noch einsparen, wenn man sein Ticket frühzeitig kauft, oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist.


(Quellen: eden project, Faszination Regenwald , Wikipedia)

1 Kommentar:

Wasserfrau hat gesagt…

Lieber Juwi
Wunderschön, was die in einem ehemaligen Steinbruch geschaffen haben, ebenso dein Video, das einen guten Einblick gibt. Da wäre ich gerne live mitgegangen, ich hoffe du kannst nochmals in Cornwall Ferien machen, so weit ist es ja nicht von euch entfernt.

Gut gibt es immer wieder Lichtblicke wie die Menschen, die diese Biome geplant und gestaltet haben oder auch Filmer wie z.B. Marie-Monique Robin von der ich kürzlich die Filme „Unser täglich Gift“ und „Zukunft pflanzen“ gesehen habe. Letzterer mit Beispielen aus aller Welt, wie Landwirte erfolgreich mit der Natur arbeiten ohne Gift und chemischem Dünger.
http://youtu.be/ChEodMssFRs
Beide Filme haben mich motiviert nach Möglichkeit vielmehr Bioprodukte zu kaufen, auch wenn sie teurer sind.
Liebe Grüsse in den Norden
Elfe

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