Dienstag, 21. Januar 2014

Eindrucksvolle Demonstration für die Agrarwende

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18.01.2013: Wir haben die Agrarindustrie satt (Foto: © Jakob Huber, CC BY-NC)
Rund 20.000 Menschen waren am vergangenen Samstag in Berlin zu einer Großdemonstration für eine Agrarwende in Deutschland erwartet worden. Gekommen waren 30.000 Demonstranten, die ihren Protest gegen die Folgen der industriellen Landwirtschaft, gegen gentechnisch veränderte Nahrungspflanzen und deren Verarbeitung zu "Bio"-Treibstoffen, gegen die Spekulation der Banken mit Grundnahrungsmitteln, gegen chemische Bienenkiller oder gegen das national- und EU-politisch forcierte Aussterben von Haustierrassen, sowie Obst und Gemüsesorten auf die Straßen Berlins trugen.

Ebenso, wie der Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe und die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in der Verantwortung der heute lebenden Generationen gegenüber unseren Nachkommen liegt, gilt das auch auch die Bewahrung der Arten- und Sortenvielfalt der natürlichen Nahrungsmittelgrundlagen.

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Fleisch-Konsum: Enormer Resourcenverbrauch (Foto: © Jakob Huber, CC BY-NC)
Ohnehin lässt sich auch das Thema "industielle Landwirtschaft" schon längst nicht mehr isoliert betrachten. Besorgniserregende Wechselwirkungen bestehen unter anderem mit dem Klimawandel und der Trinkwasserversorgung. So hatten beispielsweise der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) und das Umweltbundesamt (UBA) kurz vor Beginn der diesjährigen, noch bis zum 26.01.2014 geöffneten "Grünen Woche" ausdrücklich darauf hingewiesen, dass 20 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland auf den Ernährungssektor zurückzuführen sind und ein Viertel der Grundwasservorkommen hierzulande mit zu hohen Nitrat-Verunreinigungen aus der industriellen Landwirtschaft belastet ist.

Diese Erkenntnisse scheinen inzwischen endlich auch in Teilen der Politik angekommen zu sein. Herr Meyer (Bündnis '90 /die Grünen, Niedersachsen, Landwirtschaftminister) sagte in einem am 15.01.2014 in der taz veröffentlichten Interview, dass von dem Geld, welches früher unter der Rubrik "Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit für die Agrarindustrie" verwendet wurde, jetzt die ökologische Agrarwende in Niedersachsen profitiert. Es sei befürchtet worden, dass die dafür zur Verfügung stehenden Mittel der EU möglicherweise um 10 Prozent gekürzt werden könnten. Stattdessen stünden in Niedersachsen mit 1,1 Milliarden Euro jetzt 15 Prozent mehr für die Förderung der Agrarwende zur Verfügung, als in der vorangegangenen Förderperiode.

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Lobbyisten und Politik gegen die Demokratie (Foto: © Jakob Huber, CC BY-NC)

Die Veranstalter der Großdemonstration hatten insbesondere auch das geplante Freihandelsabkommen TTIP kritisiert, über das derzeit hinter verschlossenen Türen zwischen der Regierung der USA und der EU-Kommission verhandelt wird. Dieses schade gleichermaßen der bäuerlichen Landwirtschaft und den Verbrauchern. Die große Mehrheit der Menschen sei gegen die demokratisch nicht legitimierte Zulassung von Hormonfleisch, Gentechnik etc. durch eine transatlantische Hintertür.

Damit es nicht soweit kommt, muss der öffentliche Druck seitens der Bürger und der bäuerlichen Landwirte auf die Politik aufrechterhalten - und gegebenenfalls auch noch erhöht werden. Einzelne Erfolge von Petitionen und Kampagnen (Bienengift Neonikotinoide, Trinkwasser-Privatisierung etc) haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Korrekturen politischer Fehlentscheidungen, auch gegen die Interressen mächtiger Wirtschaftsverbände, möglich sind.


"Sicher, einige, die seit Jahrzehnten auf Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft gesetzt haben, merken, dass sie Verlierer der Agrarreform sind."

Christian Meyer
(am 15.01.2014 in einem Interview mit der taz)

"Wer Megaställe genehmigt und subventioniert, wer auf Export und Freihandel setzt und dann auch noch darüber nachdenkt, Gentech-Pflanzen auf Europas Äckern zuzulassen, der lässt die Bäuerinnen und Bauern im Stich und handelt gegen die Interessen von Verbrauchern, Tieren und Umwelt"

Jochen Fritz (Bündnis "Wir haben es satt!")


    (Quellen: Aktionsbündnis "Wir haben es Satt!" - Pressemitteilung vom 18.01.2014, Campact vom 18.01.2014, Deutsche Welle vom 18.01.2013, rbb vom 18.01.2014, NDR vom 18.01.2014, Braunschweiger Zeitung vom 18.01.2014 , taz vom 15.01.2014, Bundestagsfraktion von Bündnis 90 /Die Grünen vom 16.01.2014, Wikipedia)

    1 Kommentar:

    Anonym hat gesagt…

    Wie BLÖD sind denn eigentlich die europäischen UND deutschen Politiker? Die Wachstumsfetischisten jubeln über angebliche 0,5 Prozentpunkte Wachstum, die dieses Abkommen bringen soll. Ich möchte KEINE Chlor-Hähnchen haben geschweige denn hormonbehandeltes Fleisch.
    Aber das scheinen die Befürworter billigend in Kauf zu nehmen. Prost Mahlzeit.
    Salut
    Helmut

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