Montag, 24. März 2014

Die Energiewende soll auf dem Kabinettstisch geschlachtet werden

"Energiewende retten" - Demonstration in Hannover (22.03.2014)

Unter dem Motto "Energiewende retten" gingen am 22.03.2014 rund 30.000 Menschen in sieben Landeshauptstädten auf die Straße, um ihren Protest gegen die verfehlte Klima- und Energiepolitik zu demonstrieren.

Die Politik zugunsten des auch multinational vernetzten Energie-Oligopols (die vier in Deutschland aktiven Atom-Konzerne RWE, Eon, EnBW und Vattenfall -Schweden- mit ihren Atommüll produzierenden Atomkraftwerken, Konzerne der fossilen Industrie -Kohle, Erdöl, Erdgas- mit ihren grundwassergefährdenden Fracking-Aktivitäten, Braunkohletagebau-Mondlandschaften und klimaschädlichen Kohlekraftwerken etc.) begann mit der vorangegangenen, wespenfarbenen Bundesregierung unter Führung von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) und droht jetzt von der schwarz-roten Großen Koalition - ebenfalls unter Führung von Frau Merkel(!) - nahtlos fortgesetzt zu werden:
Zulasten der heute lebenden Menschen - und der Lebensgrundlage aller nachfolgenden Generationen!

In meinem Video sind die Reden der Auftaktkundgebung, Impressionen aus dem Demonstrationszug durch Hannover, sowie die Reden der Abschlusskundgebung zu sehen.


Inhalt:
  • 00:00:00
    Intro und Moderation
    - Kerstin Rudek (BI Lüchow-Dannenberg)
    - Roman Denter (Attac)
  • 00:00:49
    Atomkraft, "Atomausstieg" etc.
    - Jochen Stay, .ausgestrahlt
  • 00:10:52
    Energiekriege, Energiewende ist Friedenspolitik
    - Dr. Angelika Claußen, IPPNW
  • 00:18:29
    Solidarität mit Japan (Super-GAU Fukushima)
    - Kerstin Rudek, Bürger-Iinitiative Lüchow-Dannenberg
  • 00:19:55
    Demonstrationszug durch Hannover
  • 00:23:13
    Internationale Verflechtungen der Atommafia gegen die deutsche Energiewende
    - Jan Haverkamp, Greenpeace Danzig (Gdansk, Polen)
  • 00:31:17
    Die Teile eines beunruhigenden Puzzles fügen sich zusammen
    - Roman Denter (Attac)
  • 00:32:29
    Energiewende in Bürgerhand im Elbe-Weser-Raum
    - Peter Wortmann & Co., Netzwerk der Energie-Initiativen im Elbe-Weser-Raum
  • 00:37:57
    Zahlen zu den "Energiewende retten"-Demonstrationen
    - Kerstin Rudek (BI Lüchow-Dannenberg) und Roman Denter (Attac)
  • 00:38:27
    Bedrohung der Landwirtschaft und der Nahrungsresourcen durch den Klimawandel
    - Ulf Allhoff-Cramer, Bio-Bauer
  • 00:50:04
    Fracking in Niedersachen etc.
    - Bernd Ebeling, BI Uelzen
  • 00:57:27
    Aspekte des Widerstands gegen die Energiewende-Wende
    - Roman Denter im Gespräch mit Hanna Poddig, Aktivistin
  • 01:05:08
    Abspann mit "Xamba"- Samba-Gruppe aus dem Atom-Widerstand im Wendland


"Jetzt wird langsam klar, was da wirklich passiert in Berlin, dass die Energiewende geschlachtet werden soll auf dem Kabinettstisch zugunsten der Energiekonzerne."
(Roman Denter, Attac)

".. Wir Bauern, wir brauchen ein einigermaßen intaktes Klima, um unsere Arbeit machen zu können ... - so wichtig, wie die Pflanzen das Wasser brauchen, um wachsen zu können. Und eine Gesellschaft, und eine Wirtschaftsform, und eine Politik, die das Klima ruiniert, das ist eine Katastrophe für die Bauern dieser Welt, und für die Menschen dieser Welt.

Und wir Bauern wir stehen heute hier, und wir sind mit unseren Treckern hierhergefahren, symbolisch und stellvertretend für hunderte Millionen Bauern dieser Erde, die darauf angewiesen sind, dass auch noch in zehn und zwanzig und fünfzig Jahren das Klima auf dieser Erde ein einigermaßen stabiles Klima ist, in dem die Bauern ihre Arbeit machen können - die wichtigste Arbeit, die es gibt, die Menschen machen können - nämlich Nahrungsmittel anbauen, damit wir Menschen leben können. Und für die stehen wir hier, und für die sind wir auch gekommen.

Mit welchen Recht, mit welchem recht eigentlich, nimmt unsere Generation als Kollateralschaden eines verschwenderischen Lebensstils in Kauf, dass die Menschen dieser Welt in immer chaotischeren Klimaverhältnissen leben müssen? Mit welchen Recht tun wir das? Wir, die den Klimawandel befeuern in den reichen Ländern, die in einem derartigen Überfluss leben, was sowieso eine Illusion ist, eine Blase, die bald platzen wird?

Und dieser Klimawandel - wenn wir ihn nicht verhindern - er wird imense Schäden verursachen. Und er wird Millonen Menschen die Heimat rauben - Klimaflüchtlinge, die ihre Lebensgrundlagen verlieren werden, von denen ganz viele jetzt schon an den Grenzen Europas stehen, und die mit großer Gewalt daran gehindert werden, in unser Wohlstandsparadies zu kommen.

Frau Merkel: Ihr Untätigkeit ist unerträglich! .."


(Ulf Allhoff-Cramer, Bio-Bauer)


Zum Weiterlesen


(Quellen: Energiewende-Demo de - Presseschau)

Freitag, 21. März 2014

Ein Eisbär-Mädchen namens Lale

Seit Mittwoch hat das kleine, im Dezember 2013 im Bremerhavener "Zoo am Meer" geborene Eisbär-Mädchen einen Namen. Namensvorschläge wurden von Radio Bremen und von der Nordsee-Zeitung entgegengenommen.

Nachdem die Nordsee-Zeitung bereits vorab eine Favoritenliste mit Stand vom 15.03.2014 veröffentlicht hatte, stand aus meiner Sicht eigentlich schon fest, welchen Namen die Eisbärin bekommen würde:

Nordsee-Zeitung Radio Bremen
  Lale   Alexa
  Lili (Marleen)   Alwine
  Hilde   Hilde
  Seute Deern   Lale
  Mücke   Lili
  …   …

Der Namensvorschlag sollte einen Bezug zu Bremerhaven haben. Unter diesem Gesichtspunkt ist "Lale" wohl tatsächlich die erste Wahl: Die später unter ihrem Künstlernamen Lale Andersen bekanntgewordene Sängerin wurde 23. März 1905 im heutigen Bremerhavener Stadtteil Lehe geboren. Mit ihrem Lied "Lili Marleen" traf sie die Herzen der Soldaten auf beiden Seiten aller Fronten des Zweiten Weltkriegs und wurde zu einer Legende.

Daher war es wohl kein Wunder, dass sich die fünfköpfige Jury auf den Namen Lale einigte. Auf der Internetseite des Zoos heißt es dazu, eine Legende werde "unsere Lale" wohl nicht werden. Sie habe jedoch symbolische Kraft als Botschafterin für die Problematik des Klimawandels und für den Schutz des gefährdeten Lebensraumes "Arktis".

Genau deswegen hätte ich einen anderen Namen favorisiert, der allerdings auf den ersten Blick nichts mit Bremerhaven zu tun hat: Nanuq.

Auf den zweiten Blick wäre vielleicht das Alfred-Wegener-Institut (AWI) aufgefallen, das seit vielen Jahren in der Erforschung der Polatgebiete tätig ist. Unter anderem auch der Arbeit des AWI ist es zu verdanken, dass wir heute über den besorgniserregenden Rückgang der Eisbedeckung des Polarmeeres - dem Lebensraum der Eisbären - und über das Schmelzen des grönländischen Inlandeises informiert sind.

"Nanuq" ist in der Sprache der indigenen Völker Alaskas, Kanadas oder Grönlands das Wort für "Eisbär". Angesichts des aufgrund des Klimawandels - im wahrsten Sinne des Wortes - dahinschmelzenden natürlichen Lebensraums der Eisbären, hätte der Namen "Nanuq" eine sinnhafte Verbindung zur Bedrohung der freilebenden Eisbären hergestellt. Für Zoobesucher wäre das vielleicht ein Anstoß gewesen, sich aktiv für den Schutz der Arktis einzusetzen.


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 15.03.2014, Zoo am Meer vom 19.03.2014, Wikipedia)

Donnerstag, 20. März 2014

Energiewende: Gegen die größte Krise unserer Zeit

Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!" title="Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!

Unter dem Eindruck des mehrfachen Super-GAUs in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) und des im Zuge der "Laufzeitverlängerung" weiter wachsenden Protests der Bürger gegen die sogenannte "friedliche Nutzung" der Atomenergie, vollzog die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung unter der Führung von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) eine radikale Kehrtwende ...

... jedenfalls soweit es ihre öffentlichen Selbstdarstellung betrifft: Man wolle, wie es damals hieß, den Atomausstieg in die Wege leiten und eine grüne Energiewende - weg von Atom- und klimaschädigenden Kohlekraftwerken und hin zur Vollversorgung auf Grundlage regenerativer Energien - vorantreiben.

Bereits in der vorangegangenen, schwarz-gelb gefärbten Legislaturperiode, begann jedoch die Demontage der versprochenen Kehrtwende in der Energie- und Klimapolitik. Die Profiteure in den Chefetagen der Oligopole der Atomkonzerne und der fossilen Industrie befürchteten eine nachhaltige Schädigung ihrer Bilanzen infolge des drohenden Zusammenbruchs der Subventionen, die ihre Atomkraftwerke mit ihren strahlenden Hinterlassenschaften und ihre schmutzigen, klimaschädigenden Kohlekraftwerke bislang am Laufen hielten.

Unter dem Druck der Konzerne setzt die Große Koaltion aus CDU, CSU und SPD, die Politik der vorangegangenen wespenfarbenen Bundesregierung fort. Von den seitens der SPD im Vorfeld der Bundestagswahl im Jahre 2013 verprochenen klima- und energiepolitischen Reformen ist nichts geblieben. Statt dessen erweisen sich führende Politiker der SPD - ebenso wie ihre Kollegen aus der CDU und der CSU - einmal mehr als politische Handlanger der Konzerne. In ihren öffentlichen Selbstdarstellungen betreiben sie zwar weiterhin ihr erfolgreiches virtuelles "Greenwashing", aber mit ihrer realen Politik treten sie den im Mai 2011 versprochenen schnellen Übergang, hin zu einer saubereren, nachhaltig klimaneutralen Energieversorung, Stück für Stück in die Tonne.


Klimakriege
Kriege und Bürgerkriege, wie sie in Syrien und in vielen Gebieten auf dem afrikanischen Kontinent heute bitterer Alltag sind, friedliche Demonstrationen, die auf der Krim nach und nach immer gewalttätiger wurden und jetzt mit einer kalten Annektion der Halbinsel durch Russland fortgesetzt werden, all das steht im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Die Liste gesellschaftlicher und politischer Krisen und Brandherde ließe sich problemlos weiter fortsetzen.
All das ist jedoch nahezu belanglos, angesichts des größten Feindes, mit dem die Menschheit sich heute konfrontiert sieht.

Die schlimmsten Auswirkungen des verheerendsten Krieges seit Menschengedenken, der bereits heute seine Opfer fordert, und die Zukunft aller nachfolgenden Generationen - nicht nur diejenigen der Menschheit - bedroht, stehen uns und unseren Nachkommen möglicherweise erst noch bevor. Dieser Krieg wird nicht mit militärischer Gewalt geführt. Anstelle von Generälen und Militärstrategen ziehen die Manager in den Chefetagen großer, oftmals weltweit vernetzter Konzerne - allen voran diejenigen der fossilen Industrie, der großen Energie- und Atomkonzerne, sowie der von ihnen abhängigen Industriebranchen - an den Fäden ihrer Polit-Marionetten. Ihr Antrieb ist die reine Profitgier. Ihnen geht es um nichts anderes, als um die Gewinnmaximierung zur Festigung der Machtpositionen ihrer Konzerne.

Die Auswirkungen ihres Krieges auf die Zivilgesellschaften aller Nationen, auf die letzten intakten Ökosysteme des Planeten - von den Polar-Regionen bis hin zu den Regenwäldern in den Tropen - und letztlich auch die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten sind den Managern dieser Konzerne gleichgültig. Die Folgen ihres Handelns nehmen sie - gleichsam als Kollateralschäden - billgend in Kauf. Ihr Handeln ist allein auf die Gegenwart fixiert. Die Zukunft, die sie persönlich nicht mehr erleben werden, ist ihnen völlig egal.

Aber bereits heute sind die Kriegsschäden der Klimakriege vielfach deutlich sichtbar. Militärische Verwüstungen in Kriegsgebieten zeigen sich in Form zerbombter Dörfer und Städte oder verwüsteter Landschaften. Die Klimakriege der Konzerne hinterlassen ähnliche Verwüstungen in den Braunkohle-Tagebau Gebieten. Mit ihren Uran-Minen fressen sie tiefe Krater in die Landschaften Australiens oder in Ländern auf dem afrikanischen Kontinent. Dabei hinterlassen sie radioaktiv dekontaminierte Abraumhalden und großflächige Tailing-Becken, deren strahlender Staub darüberhinaus über Jahrzehnte hinweg weite Landstriche radioaktiv kontaminiert.

Die Erfolge der Energiekonzerne wären jedoch ohne die tatkräftige Unterstützung ihrer politischen Handlanger nicht möglich. Ginge es hierzulande nach dem Willen der Bürger, dann hätten die die von ihnen gewählten Politiker die Atomkraftwerke längst abgeschaltet, mit den eingesparten Subventionen für die Atomkonzerne und die fossile Industrie die Energiewende in Bürgerhand beschleunigt und damit begonnen, die klimaschädigenden Kohle-Großkraftwerke außer Betrieb zu nehmen.

Die Politiker, die von uns Bürgern eigentlich gewählt wurden, um die Interessen der Mehrheit der Bürger zu vertreten, erweisen sich jedoch immer wieder als Erfüllungsgehilfen des Energie-Oligopols. Sie vertreten stattdessen die Interessen der Konzerne die mit ihren Atom- und Kohlekraftwerken die Energiewende blockieren.

Sollten die Pläne Herrn Gabriels (SPD, Bundeswirtschaftsminister) Realität werden, dann werden sie einerseits den Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen blockieren und andererseits eine Bestandsgarantie für klimaschädigende Kohlekraftwerke festschreiben. Damit der Betrieb der Braunkohlekraftwerke noch über Jahrzehnte hinweg gewährleistet werden kann, wird die Braunkohleindustrie infolgedessen weiterhin Dörfer und Städte dem Erdboden gleichmachen, die dort lebenden Menschen aus ihrer Heimat vertreiben und ihre gefräßigen Schaufelradbagger werden weiterhin große Landstriche verwüsten. Die CO2-Emissionen der fossil befeuerten Großkraftwerke werden weiterhin Tonnenweise CO2 emittieren und damit zur zusätzlichen Beschleunigung der globalen Erwärmung beitragen.


Der "Atomausstieg" - Eine Farce

Auch der wespenfarbene "Atomausstieg" bleibt eine Farce, solange hierzulande noch Atomkraftwerke betrieben werden, die sich durch eine zügige Umsetzung der Energiewende schnell ersetzen ließen und solange deutsche Atomfabriken (Urananreicherungsanlage in Gronau, Brennelementsfabrik in Lingen) weiterhin die ganze Welt mit Uran- und Plutonium-MOX-Brennstäben beliefern.

Aber selbst die laut "Atomausstieg" geplante Abschaltung der Atommeiler ist noch längst nicht in trockenen Tüchern. Erst am vergangenen Wochenende hat ein führender Politiker der CSU den "Atomausstieg" erneut in Frage gestellt. Herr Ramsauer (CSU, Ausschuss für Wirtschaft und Energie, Vorsitzender) sagte einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge in einem Interview mit dem Spiegel (Zitat): "Wer die Preise wieder senken will, muss zurück zur Atomkraft."

Frau Peter (Bündnis '90 /Die Grünen, Parteivorsitzende) habe der CSU deswegen gezielte Sabotage vorgeworfen (Zitat): "Langsam wird klar, dass die CSU (...) bewusst auf ein Scheitern der Erneuerbaren hinarbeitet, um den Atomkonzernen zu einer Renaissance zu verhelfen." In dieses Bild füge sich auch der Widerstand Herrn Seehofers (CSU, Bayern, Ministerpräsident) gegen neue Stromtrassen nahtlos ein.

Gleichzeitig ist Bayern unter den Bundesländern das Land, das sich bisher am stärksten gegen die Suche nach einem Standort für Atommülllager im eigenen Einflussbereich zur Wehr setzt. Ich nenne ein solches Verhalten "Verantwortungslos".


Petition

Das internationale demokratische Netzwerk AVAAZ bezeichnet die drohende Klimakatastrophe in einer E-Mail an den Verteiler treffend als "Die größte Krise unserer Zeit" (Zitat):
Wenn wir nicht sofort handeln, werden Korallenriffe für immer verschwinden, Eisbären nur noch in Zoos existieren und unsere Kinder in einem überfluteten Chaos leben. Doch wir haben den Klimawandel verursacht und mit vereinten Kräften können wir dafür sorgen, dass Mensch und Natur gemeinsam gedeihen.

Europäische Politiker stünden kurz davor, wissenschaftliche Empfehlungen und alle Warnzeichen der Natur zu ignorieren und sich auf schwache Ziele bezüglich des Klimaschutzes zu einigen. "Nun liegt es an uns, den Lärm der Industrielobby zu übertönen und unseren Politikern zu zeigen, dass mutige Schritte zur Halbierung der Klimaverschmutzung nötig sind."

AVAAZ hat deshalb eine Petition initiiert, mit der die Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, sich zumindest auf die von Wissenschaftlern definierten Minimalziele für den Klimaschutz zu einigen. Das würde eine Reduzierung der europaweiten CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent bedeuten. Mit der angestrebten Reduzierung um 40 Prozent sind die bisherigen Ziele der EU jedoch viel zu niedrig angesetzt.

Und selbst das geht den Regierungen einiger EU-Länder noch zu weit!

Das in den letzten beiden Klimareports des IPCC beschriebene "maximal plus zwei Grad"-Ziel, bis zu dem die Menschheit eine Verselbstständigung der Globalen Erwärmung möglicherweise gerade noch verhindern könnte, wird sich auf diese Weise nicht erreichen lassen. Massiver öffentlicher Druck auf die politisch Verantwortlichen in der EU ist deshalb notwendig. Die Petition lautet (Zitat):

An die Regierungschefs in der EU:

Als besorgte Bürger fordern wir Sie auf, unsere Zukunft zu schützen, indem Sie eine Senkung der CO2-Belastung um mindestens 50% bis 2030 unterstützen. Wissenschaftler warnen, dass ein geringeres Ziel uns beim Klimawandel an einen Punkt bringen wird, an dem es kein Zurück mehr gibt. Eine starke europäische Führungsrolle im Klimaschutz kann die Verhandlungen bis zum entscheidenden Gipfeltreffen in Paris nächstes Jahr ankurbeln. Wir zählen auf Sie.

Die Petion kann auf der Internetseite von AVAAZ 



Bundesweite Demonstrationen

Herr Rösler (FDP, ehemaliger Bundeswirtschaftminister) hat seine Plänen, die Energiewende zugunsten der fossilen Industrie auszubremsen und damit den Atomausstieg zu gefährden, letztlich nicht mehr durchsetzen können. Jetzt ist sein Nachfolger, Herr Gabriel, gerade dabei den klimaschädlichen (Alb-)Traum Herrn Röslers im Eiltempo durchziehen.

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer könnten ihn jedoch noch aufhalten. Übermorgen, am Samstag, 22.03.2014, werden deshalb in den Landeshauptstädten Potsdam, Kiel, Düsseldorf, Mainz, Wiesbaden, München und Hannover zeitgleich erneut tausende Menschen ihren Protest gegen die klima- und energiepolitischen Pläne der Bunderegierung auf die Straße tragen, um die Ministerpräsidenten aufzufordern, die Blockade der Energiewende durch die Bundesregierung zu verhindern und ihnen dafür den Rücken zu stärken.


Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!" title="Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!


(Quellen: Süddeutsche Zeitung vom 16.03.2014, Deutschlandfunk vom 14.03.2014, EurActiv vom 06.03.2014, Spiegel vom 27.02.2014, Bundestag - Ausschuss für Wirtschaft und Energie, Wikipedia )

Montag, 17. März 2014

Die Reale Müll-Verwaltung und ihre Folgen

Am 06.03.2014 bemerkte ein aufmerksamer Bürger - nennen wir ihn "Herrn Franzen" -, dass vor einem Haus in seiner Nachbarschaft sechs Plastiktüten mit Müll abgelegt worden waren.

Als der Müll dort sechs Tage später weiterhin ebenso die Aufmerksamkeit Herrn Franzens, wie auch diejenige mehrerer weiterer Nachbarn erregte, informierte er am 12.03.2014 den Bürgerservice über den Missstand. Sein Gesprächspartner am Telefon war ein Herr "Mahler-Lüdenbreit":
  • Franzen
    "Vor dem Haus Nummer sowieso in der XY-Straße stehen mehrere Müllsäcke."
  • Mahler-Lüdenbreit:
    "Das ist uns bekannt wir wurden schon mehrfach angerufen, allerdings liegen die Säcke nicht vor dem Haus sondern stehen auf der Baumscheibe."
  • Franzen:
    "Das stimmt, die sechs Säcke stehen auf der Baumscheibe, können Sie die Abholung veranlassen?"
  • Mahler-Lüdenbreit:
    "NEIN – Dafür sind wir nicht zuständig, selbiges ist Aufgabe des Gartenbauamtes."
  • Franzen:
    "Können Sie die Bürger verstehen die an diesem System der Nichtzuständigkeit verzweifeln?"
  • Mahler-Lüdenbreit:
    "Herr Franzen, Sie rufen ja öfter an, ich werde diese Angelegenheit weiterleiten."
  • Franzen:
    "Vielen Dank."

Die Namen der handelnden Personen habe ich geändert. Alles andere hat sich aber tatsächlich so zugetragen.

Aus diversen Gesprächen in der Vergangenheit ist mir bekannt, dass diese Real-Satire kein Einzelfall ist. Die Bürger rufen beim Bürgerservice bzw. bei der Leitstelle "Saubere Stadt" an und bekommen zur Antwort:
  • "WIR sind nicht zuständig!"

Für Außenstehende ist das vielleicht schwer nachvollziehbar. Es gibt "Runde Tische", eine Leitstelle "Saubere Stadt" und den "Bürger- und Ordnungsdienst". Alle "Runder Tisch"-Gespräche der Interessenvertretungen der Bürger mit den Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung - alle Bemühungen der betroffenen Anwohner - verlaufen jedoch im Sande, solange die Anliegen der Bürger von den zuständigen Stellen erfolgreich ignoriert, oder - bestenfalls, um den Schein zu wahren - verwaltet werden: Sie werden verwiesen - von Amt zu Amt - und der Dreck bleibt weiterhin liegen.

Herr Franzen stellt in diesem Zusammenhang übrigens ausdrücklich klar, dass es sich immer nur um einige wenige verdreckte Stellen im Bereich sogenannter "destabilisierter Nachbarschaften" handelt.
Um das offensichtliche Problem mit der Zuständigkeit zu beheben, gab es im aktuellen Fall schon Überlegungen, die Säcke mit dem Müll von der Baumscheibe um etwa zwei bis drei Meter auf den Gehweg neben der Haustür des betreffenden Hauses zu verlegen ...

Ach ja - mal so nebenbei bemerkt: Am Samstag, 15.03.2014 lagen die Müllsäcke immer noch an besagter Stelle auf der Straße herum.

Aber vielleicht gibt es ja doch noch einen Hoffnungsschimmer. Unter Umständen könnte sich die Zuständigkeit nämlich dann ändern, wenn sich der Müllsack - wie so oft auch unter tatkräftiger Mithilfe der Möwen - öffnet und der Wind seinen Inhalt weiträumig in den umliegenden Straßen verteilt. Dann werden möglicherweise die Mitarbeiter der nun zuständigen Stelle dem Müll in mühsamer Feinarbeit mit der Müllzange zu Leibe rücken.

Derzeit sind es leider immer wieder die Bürger, die nach der Methode "Steter Tropfen höhlt den Stein" auf Verwahrlosungen aufmerksam machen "müssen" - und Herr Franzen stellt er sich einmal mehr die weiterhin unbeantwortete Frage, warum die Mitarbeiter des Bürger- und Ordnungsamts nicht wesentlich stärker eigenverantwortlich und unmittelbar tätig werden.

Saatgut: EU entscheidet für Bürger gegen Konzerne

Der Montag in der letzten Woche war ein guter Tag für die Demokratie in Europa und für den Erhalt die Vielfalt der Nahrungspflanzen auf unseren Äckern. Das Europäische Parlament hat dem Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Saatgut-Verordnung vom 06.05.2013 mit 511 zu 130 Stimmen eine eindeutige Absage erteilt.

Die Abgeordneten des EU-Parlaments haben damit mehrheitlich die Bedenken der Bürger und der Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich für den Erhalt und die Ausweitung der Sortenvielfalt, sowie für das bäuerliche Recht auf Erzeugung und Verbreitung von Saatgut oder die Züchtung neuer Sorten für den ökologischen Anbau einsetzen, ernst genommen.

Die "Kampagne für Saatgut-Souveränität" schrieb dazu am 12.03.2014 in einer E-Mail (Zitat):
"Bis zuletzt war unklar gewesen: würde das Parlament eine derartige bindende Resolution verabschieden, oder würde es sich auf die bloße Bitte an die Kommission beschränken, den Vorschlag zurückzuziehen? Diese Bitte im sogenannten „rejection report“ hatte sogar 650 zu 15 Stimmen erhalten. Doch das Parlament bestand dann heute Mittag auch auf einer Abstimmung über die legislative Entschließung .."

Wäre der Vorschlag der Kommission, der sich - wie das  demokratische Netzwerk "Campact" es treffend ausdrückt - 'liest, als hätten Monsanto, Syngenta etc. die Feder geführt', europäisches Gesetz geworden, dann hätte die Bevorzugung des Einheitssaatguts großer, multinationaler Konzerne zur einer weiteren Konzentration von Saatgut in den Händen weniger Agrar-Konzerne zur Folge gehabt. Bürokratische Hürden hätten das Aussterben seltener und alter Obst-, Gemüse- und Getreidesorten und auch den Öko-Sorten beschleunigt und die regionale Vielfalt wäre vernichtet worden.

Die Abstimmung des Europäischen Parlaments belegt wieder einmal eindrucksvoll, dass es sich lohnt, wenn wir Bürger öffentlich für unsere Interessen eintreten.

Mehr als 250.000 Menschen haben den gemeinsamen Online-Appell von "Campact" und der Initiative "Save Our Seeds" der "Zukunftsstiftung Landwirtschaft" unterstützt. Zusammen mit Organisationen aus Österreich forderten allein in diesen beiden Ländern mehr als eine halbe Million Menschen die "Freiheit für die Vielfalt". Campact kommentiert das am 12.03.2014 in einer E-Mail an den Verteiler (Zitat):
"Nur wenn lokale und traditionelle, aber auch neue samenfeste Sorten einfach genutzt, verbreitet und verkauft werden können, bleibt die regionale Vielfalt unserer Lebensmittel erhalten. Als die Pläne von EU-Kommissar Tonio Borg im vergangenen Sommer bekannt wurden, haben wir innerhalb von Tagen reagiert. Blitzschnell aktiv zu werden, wenn es darauf ankommt, ist eine Spezialität von Campact und seinen Unterstützer/innen. Andererseits setzen wir dem Lobby-Druck der Konzerne über Monate hinweg die Stimmen der Bürger/innen entgegen."

Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen zufolge stößt bei Gegnern der jetzt gescheiterten Saatgut-Pläne der EU-Kommission bereits das geltende Saatgutrecht auf Widerspruch. Beides sei eine Bedrohung für die Saatgut-Vielfalt und damit des gemeinsamen agri-kulturellen Erbes der Menschheit. In der E-Mail der "Kampagne für Saatgut-Souveränität" heißt es dazu beispielsweise (Zitat):
"Es wird jetzt darauf ankommen, das gegenwärtige – ja durchaus auch restriktive EU-Saatgutrecht – den Erfordernissen der Erhaltung und Ausweitung der Sortenvielfalt anzupassen. Damit sollte den engagierten Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen ein vernünftiger Rechtsrahmen gegeben werden, und diese Initiativen sollten gefördert werden anstatt sie weiter zu behindern. Ein erster Schritt könnte die ohnehin seit drei Monaten überfällige Evaluierung der sogenannten Erhaltungsrichtlinien sein .."
Andererseits müsse aber auch die staatliche Kontrolle des Saatgutes der Saatgutindustrie sichergestellt werden. Hier hätten Konzentrationsprozesse durch Übernahmen und Verflechtungen in den letzten 30 Jahren zu einer gefährlichen Marktmacht der großen Chemie- und Saatgutkonzerne geführt. Die Saatgutindustrie werde kaum locker lassen, um doch noch eine Verschärfung der Gesetzgebung in ihrem Sinne zu erreichen.

Trotz des Erfolgs hinsichtlich des zurückgewiesenen Vorschlags des EU-Kommission gilt es also weiter die Augen offen zu halten:


Stichwort TTIP

Eine große Gefahr besteht diesbezüglich aufgrund der aktuellen geheimen Verhandlungen zum sogenannten "Transatlantischen Freihandelsabkommen" zwischen den USA und der EU (TTIP).
Campact schrieb dazu in seiner E-Mail vom 12.03.2014 (Zitat):
".. mit dem geplanten TTIP-Freihandelsabkommen von EU und USA droht der nächste Angriff auf die Vielfalt auf unseren Äckern. Bislang haben die Konzerne der Kommission ihre Wünsche diktiert. Unser Widerstand kam ihnen dabei in die Quere - und hat bereits einen ersten Erfolg erzielt: Die EU-Kommission hat die Verhandlungen zu einem Teil des Abkommens zeitweilig ausgesetzt. Wenn wir uns jetzt nachhaltig engagieren, können wir TTIP gemeinsam stoppen."

Zu den geheimen Verhandlungen haben weder die davon betroffenen Bürger noch die meisten zivilgesellschaftlichen Organisationen Zugang. Nur der Arbeit von NGOs, wie beispielsweise "LobbyControl" und dem Umstand, dass manche Pläne trotz aller Geheimhaltung durchgesickert sind, ist es zu verdanken, dass inzwischen bekannt geworden ist, dass TTIP Konzerne in die Lage versetzen würde, demokratisch legitimierte Entscheidungen souveräner Staaten mithilfe von unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefällter Urteile sogenannter Schiedsgerichte zu ihren Gunsten außer Kraft zu setzen.

Wer angesichts dieses Szenarios meint, schlimmer könne es die Demokratie ja wohl kaum noch treffen, der irrt gewaltig. Im Rahmen der "Regulatorischen Kooperation" würden Konzerne und Unternehmen in der EU und in den USA in Zukunft ein Recht darauf haben, über neue Gesetzesvorhaben zu beraten, bevor sie in die jeweiligen Parlamente kommen. Das würde aus meiner Sicht de facto bedeuten, dass die Gesetzesintitative nicht mehr beim Bundestag läge, sondern in den Chefetagen der Konzerne auf beiden Seiten des Atlantiks.

Widerstand der Bürger gegen die Mauschelei zwischen den Konzernen und den politisch Verantwortlichen der USA und der EU regt sich inzwischen nicht nur in Europa, sondern auch auf der anderen Seite des Atlantiks.

So hat Ende letzter Woche beispielsweise das internationale Netzwerk "SumOfUs" (zu deutsch in etwa: "Die Summe von uns", "Wir alle zusammen") eine Online-Aktion gegen TTIP gestartet. "SumOfUs" bezeichnet sich selbst als eine "neue weltweite Bewegung für eine bessere globale Wirtschaft" (a new world-wide movement for a better global economy). In einer E-Mail vom 12.03.2014 an seinen Verteiler schreibt das Netzwerk (Zitat):
Europe and the USA are in the midst of negotiating a huge trade deal - the Transatlantic Trade and Investment Partnership or TTIP. The TTIP isn’t just a simple trade treaty, it’s actually a huge corporate power grab affecting literally millions of European and American citizens.

The EU is about to launch a big consultation across Europe asking organisations and everyday people for their views. There’s a real danger that the loudest voices could be coming from the very corporations that stand to benefit from such a system.

The consultation starts really soon, so we don’t have long to prove that it’s people power that counts, not corporate power.

Can you tell European leaders to reject secret courts in the TTIP?

  • Europa und die USA befinden sich mitten in den Verhandlungen über eine gewaltigen Handelsvereinbarung - die "Transatlantic Trade and Investment Partnership" oder TTIP. Die TTIP ist nicht irgendein einfaches Handeslabkommen, sie ist nach derzeitigem Kenntnisstand eine gewaltige Anhäufung der Macht in den Händen der Konzerne die im wahrsten Sinne des Wortes Auswirkungen auf Millionen europäischer und amerikanischer Bürger haben wird.

    Die EU ist dabei, europaweit mit großangelegten Konsultationen von Organisationen und Bürgern zu beginnen, um ihre Sicht der Dinge kennenzulernen. Dabei besteht die reale Gefahr, dass die lautesten Stimmen von den Organisationen kommen könnten, die für die Einführung eines solchen Systems stehen.

    Die Konsultationen werden sehr bald beginnen, so dass wir nicht viel Zeit bleibt, um zu prüfen, ob es die Macht der Bürger ist, die zählt, und nicht die Macht der Konzerne.

    Können Sie die führenden europäischen Politiker aufforden, die geheimen Schiedsgerichte im TTIP fallenzulassen?



Zum Weiterlesen:


(Quellen: Badische Zeitung vom 13.03.2014, Die Presse vom 13.03.2013, Frankfurter Rundschau vom 11.03.2014, Die Zeit vom 11.03.2014, Stern vom 11.03.2014, Der Standard vom 11.03.2014, Kurier vom 11.03.2014, Saatgutkampagne - Pressemitteilung vom 11.03.2014, Keine Gentechnik de vom 11.03.2014, Save our Seeds vom 11.03.2014, BauernZeitung vom 11.03.2014, Campact vom 10.03.2014, Deutsche Welle vom 17.02.2014 - Bericht 1, Bericht 2 und vom 13.02.2014 [engl.], CES ifo Group Munich auf deutsch und englisch, Lobby Control, SumOfUs, Umweltinstitut München)

Dienstag, 11. März 2014

Fukushima: Alles unter Kontrolle?


Die Lüge: Wie gefährlich Fukushima noch immer ist
Täuschen, tricksen, drohen (© ZDFzoom vom 26.02.2014)

Als es heute vor drei Jahren in drei Atomreaktoren der Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) zu Super-GAUs kam, begann eine Atomkatastrophe, die bis heute andauert.

Der Betreiber Tepco und die verantwortlichen Politiker spielten das Ausmaß der Katastrophe von Beginn an herunter. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auf welcher Grundlage Herr Abe (Japan, Premierminister) im September 2013 bei der Vergabezeremonie für die Olympischen Spiele 2020 vor laufenden Kameras sagte (Zitat): "Lassen sie mich Ihnen versichern, die Lage ist unter Kontrolle.", bleibt sein ganz persönliches Geheimnis.

Dass diese Behauptung mit der Realität in der zerstörten Atomkraft-Ablage absolut nichts zu tun hat, zeigen unter anderem auch die Recherchen des ZDF-Magazins "Zoom":
  • Täglich strömen mehr als 200.000 Liter radioaktiv kontaminiertes Grundwasser in den Pazifik. Um das Grundwasser aus dem Bereich der zerstörten Atomanlage fernzuhalten sollte eigentlich darum herum im Erdreich ein "Schutzwall" aus Ton gebaut werden. Den Recherchen des ZDF zufolge wurde der Plan jedoch verworfen, weil Tepco die Kosten für nicht tragbar hielt.

    Da die Kühlsysteme der Atomreaktoren 1 bis 3 zerstört wurden, werden die geschmolzenen Reaktorkerne, über deren Zustand und genaue Lage niemand Auskunft geben kann, seit drei Jahren provisorisch von außen gekühlt. Das heißt, es werden große Mengen Wasser über die zerstörten Atomreaktoren gekippt, die an anderen Stellen wieder heraus fließen. Das dann radioaktiv kontaminierte Wasser wird aufgefangen und in Tanks neben der havarierten Atomkraftanlage gelagert - angeblich, um dekontamiert und wieder für die Kühlung verwendet zu werden.

    Meine Zweifel sind unter anderem auch durch die Recherchen des ZDF bestätigt worden, denen zufolge die Versuche, das Wasser zu dekontaminieren bisher "nicht wirklich funktioniert haben". Immer wieder komme es zu Leckagen an den Tanks, bei denen dann schon mal hunderte von Tonnen radiaktiv kontaminierten Wassers in den Pazifik fließen. Inzwischen lagern in den Tanks 400 Millionen Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser.

    Eine Simulation des Kieler Meeresforschungsinstituts "Geomar" zeigt, dass allein die bisher aus "Fukushima Dai-ichi" ins Meer gelangte Radioaktivität, bis 2020 den gesammten nördlichen Pazifikraum betreffen wird - mit nicht absehbaren Folgen für das Leben im Meer und die Fischerei der Anliegerstaaten. Sollten die Tanks bei einem weiteren schweren Erdbeben zerstört werden, dann würde das weit über die bisher absehbare Kontaminierung hinausgehende Folgen haben.
  • Vor kurzem war das Kühlsystem im Reaktorblock 4 ausgefallen, so dass die im Abklingbecken lagernden Brennstäbe wieder einmal zu überhitzen drohten.

    Aufgrund der beschädigten Statik des Reaktorgebäudes 4 könnte ein Erdbeben oder eine weitere Knallgas-Explosion das oben im Reaktorgebäude untergebrachte Abklingbecken mit den darin befindlichen Brennstäben endgültig zum Einsturz bringen. Infolge der dann ungekühlten Brennstäbe käme es zu einer weiteren Kernschmelze - unter freiem Himmel!

    Ebenso wie andere Fachleute, bezweifelt auch Herr Strohm, dass die von Tepco angekündigte Bergung der Brennstäbe aus dem Abklingbecken des Reaktorgebäudes 4 gelingen kann. Infolge der beschädigten Brennstäbe und des schwer beschädigten Lagerbeckens sei die Gefahr sehr groß, dass die Brennstäbe bei Bergungsversuchen mit Robotern abbrechen, so dass es dadurch zu weiteren Explosionen kommen kann.

    Dabei würden große Mengen Plutonium freigesetzt werden, was zur Ausweitung der Katastrophe mit unabsehbaren Folgen führen würde. Herr Strohm bezeichnet deshalb Tepko's Versuch, die Brennelemente zu bergen, als eine "Verzweiflungstat mit ungewissem Ausgang".

    Aber selbst wenn die Bergung irgendwann gelingen sollte, werden sich sich die Arbeiten noch über viele Jahre hinziehen. Zusätzlich zu den durch die Schäden am Gebäude verursachten Prolemen kommt erschwerend hinzu, dass seit den Explosionen Schrott und Trümmer im Abklingbecken liegen.

Und was haben die für die Energieversorgung verantwortlichen Polikter Europas aus dem japanischen Atom-Desaster gelernt? Abgesehen davon, wie man den Bürgern weiterhin weismachen kann, dass die Atomkraftwerke trotzdem weiter laufen müssen, und dass Neubauten unbedingt erforderlich sind, allem Anschein nach nichts. Das Umweltinstitut München schreibt dazu in einer Pressemitteilung (Zitat):
".. Die Situation in Fukushima ist drei Jahre nach der Katastrophe noch immer kritisch. Weitere Unfälle mit radioaktiver Freisetzung sind nicht ausgeschlossen. Als einzige Lehre kann daraus gezogen werden, dass der Atomausstieg schnellstens vollzogen und die Energiewende zügig vorangetrieben werden muss. Dennoch fordern einige EU-Länder wie Großbritannien, Polen oder Tschechien von der Europäischen Kommission, eine Förderung der Atomkraft zu erlauben, damit neue Atomkraftwerke gebaut werden können. Denn ohne Förderung wird kein Investor gefunden, da Neubauten nicht wirtschaftlich sind.

Subventionen für die Atomkraft darf es nicht geben! Tschechien hat ein Energiekonzept neu aufgelegt, nach dem die Atomkraft mit von der EU legitimierten Beihilfen massiv ausgebaut werden soll. Das Umweltinstitut München hat gegen das tschechische Atomprogramm eine Muster-Einwendung verfasst, die online noch bis zum 18. März an das tschechische Ministerium geschickt werden kann."

Atomkraft hat mit Fortschritt nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall: Die strahlenden Hinterlassenschaften des Atomzeitalters stellen eine unkalkulierbare Gefahrenquelle für die nachfolgenden Generationen dar, die mit dem Betrieb jedes einzelnen Atomkraftwerks von Tag zu Tag weiter zunimmt.

Fortschrittlich wäre hingegen der zügige Umbau der Energieversorgung in Europa. Deutschland hat diesbezüglich immerhin einen Anfang gemacht, dessen Umsetzung von den Atomkonzernen und ihren politischen Handlangern jedoch nach wie vor massiv behindert wird. Im Rest der europäischen Staaten, in denen Atomkraftwerke betrieben werden, gibt es statt Fortschritt bestenfalls Stillstand oder gar - wie im Falle Tschechiens, Großbritaniens oder Polens - Rückschritt.

  • Atomkraftwerke und klimaschädigende Großkraftwerke, die mit fossilen Energieträgern befeuert werden, blockieren die aus Gründen des Klimaschutzes dringend notwendige Umsetzung der Energiewende. Die für diese Kraftwerke aufgewendeten Subventionen müssen deshalb umgehend eingestellt werden und stattdessen dem Ausbau der regenerativen Energiequellen zugute kommen.

    Die Energieversorgung der Zukunft gehört in die Hände der Bürger und nicht in diejenigen des bisherigen Energie-Oligopols, das während der vergangenen Jahrzehnte seine Machtposition zum Schaden der nachfolgenden Generationen schamlos missbraucht hat.

Um diesen Forderungen erneut Nachdruck zu verleihen, werden am 22.03.2014 in sieben deutschen Landeshauptstädten wieder tausende Menschen auf die Straße gehen:




(Quellen: ZDF zoom vom 26.03.2014, Umweltinstitut München - Pressemitteilung vom 07.03.2014, Extrem News vom 23.12.2013, ZDF Heute vom 26.02.2014, Geomar, .ausgestrahlt )

Donnerstag, 6. März 2014

Eine kleine Eisbärin


Bremerhaven: Eisbär-Baby auf Entdeckungstour (© Zoo am Meer)

Während sich der kleine, im Dezember 2013 geborene Eisbär hinten in der Wurfhöhle aufhielt, hatte sich seine Mutter Valeska am Dienstag von der Wurfhöhle entfernt und war vorne bei den Pflegern. Die Tierpfleger nutzten die Gelegenheit, um nach dem Jungtier zu sehen.

Der Gang zur Wurfhöhle wurde abgesperrt, so dass das der Kleine Bär gefahrlos vom Tierarzt untersucht werden konnte. Nach dem er geimpft und gewogen worden war, steht jetzt fest, dass "er" ein inzwischen 8,5 kg schweres Eisbär-Mädchen ist.

Auf der Internetseite des Zoos heißt es, die Freude darüber, dass es sich bei dem kleinen Eisbären um ein Weibchen handelt sei "vielleicht noch ein kleines bisschen größer", als es bei einem Männchen der Fall gewesen wäre, da in den Zoos insgesamt mehr männliche als weibliche Eisbären zur Welt kommen. Eisbärinnen seien daher überall heiß begehrt.


Die Kehrseite

Allerdings gibt es auch Menschen, die keine Freude empfinden, wenn ein Eisbär in einem Zoo geboren wird. Ende Januar hatten Mitglieder der Tierschutzorganisation "PETA" vor dem Zoo am Meer gegen die Haltung und die Nachzucht von Eisbären in Zoos demonstriert. Angesichts der unermesslichen Weiten, in denen frei lebende Eisbären sich bewegen, stimme ich den Peta-Aktivisten zu, wenn sie sagen, dass kein Zoo der Welt in der Lage ist, Eisbären artgerecht zu halten.

Angesichts der Folgen des Klimawandels in der Arktis, wird allerdings vom natürlichen Lebensraum der Eisbären bald nicht mehr viel übrig sein. Aufgrund der dramatischen Eisschmelze wird den Bären, die auf dem zugefrorenen Polarmeer jagen, oft der Weg zurück zum Festland abgeschnitten. Sie müssen immer weiteren Strecken schwimmen und finde immer weniger Beute. Viele der Tiere ertrinken oder sterben an Entkräftung.

Zoos haben sich in einigen Fällen schon als rettende "Archen" erwiesen. Arten, die in ihren natürlichen Lebensräumen ausgestorben waren, konnten durch Auswilderung wieder heimisch werden. Im Falle der Eisbären, deren arktischer Lebensraum unter dem Einfluss der globalen Erwärmung im wahrsten Sinne des Wortes rapide dahinschmilzt, wird die Hoffnung auf eine mögliche spätere Auswilderung allerdings wohl kaum in Erfüllung gehen. - Wer weiß: Vielleicht werden die Eisbären in Zoos einmal die letzten Überlebenden ihrer Art sein.


Eine Vision

Angaangaq, ein Schamane aus Kallaalit Nunaq (Grönland) und geistiger Repräsentant seines Volkes, der während des "Kirchentages am Meer" im Mai 2009 zu Gast in Bremerhaven war, vertrat die Ansicht, dass die Menschen sich viel zu sehr um die Eisbären sorgen: Wenn das Meer nicht mehr zufriert, würden die Eisbären schon lernen, an Land zu jagen. Angesichts der zu erwartenden Folgen des fortschreitenden Klimawandels sollten sich die Menschen viel mehr um die Zukunft ihrer eigenen Art Gedanken machen.

Ein Argument, dass im Zusammenhang mit der Existenzberechtigung für Zoos immer wieder genannt wird, sagt, dass die Menschen nur das zu schützen bereit sind, was sie kennen. Wenn die Vision Angaangaq's bezüglich der Zukunft der Eisbären sich erfüllen soll, dann müssen die Menschen dafür sorgen, dass die Bären sich zukünftig - unbehelligt von Menschen - frei an Land bewegen können. Dafür müssten weite Teile der Arktis rund um das Polarmeer unter Schutz gestellt werden. In einem Artikel der taz vom 25.04.2012 heißt es, die durchschnittliche Reviergröße eines Eisbären betrage 149.000 km² ...

Wären die Menschen bereit, den verbleibenden Lebensraum der Eisbären, die ihnen aus Zoos bekannt sind, zu schützen, indem sie sich dafür einsetzen, dass die arktischen Gebiete unter Schutz gestellt werden und würden sie endlich weltweit nachhaltige Maßnahmen gegen die drohende Klimakatastrophe einleiten, dann käme ihnen das - nebenbei bemerkt - letztlich auch selbst zugute.


Zum Weiterlesen:
Greenpeace Petition:
  • Save the Arctic
    Informationen zur Lage in der Arktis
    und Online Unterschriften-Aktion


(Quellen: Zoo am Meer vom 05.03.2014, Berliner Zeitung vom 31.01.2014, taz vom 25.04.2012, juwi's welt vom 24.05.2009 Greenpeace "Save the Arctic")

Sonntag, 2. März 2014

Brunsbüttel: Mehr als "einige wenige" Auffälligkeiten

Atomkraft? Nein Danke!In den sechs Kavernen unter dem stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel lagern insgesamt 631 Stahlblech-Fässer mit radioaktivem Müll. Die Fässer in vier dieser Kavernen enthalten schwach- und mittelradioaktive Abfälle. In den beiden anderen Kavernen lagernden Blechfässer befindet sich einem Bericht der Nordsee-Zeitung vom 20.02.2014 zufolge teilweise auch stärker radioaktives Material.

Im Jahre 2012 war bei einer Untersuchung zum ersten Mal ein durch Korrosion beschädigtes Fass entdeckt worden. Nach Abschluss von Kamera-Inspektionen in einer der vier Kavernen steht jetzt fest, dass 18 von 70 untersuchten Fässern Korrosionsschäden aufweisen. Teilweise sind die Schäden so schwerwiegend, dass bereits radioaktives Material ausgetreten ist. Darüber berichteten die Medien im Februar 2014.

In ihrem Artikel zitiert die Nordsee-Zeitung Herrn Habeck (Grüne, Schleswig-Holstein, Umweltminister) dazu mit den Worten (Zitat): "Wir rechnen damit, dass es auch beim Öffnen der anderen Kavernen zu Problemen kommen kann." An einzelnen Fässern sei eine Strahlung von bis zu 600 Millisievert pro Stunde (mSv/h) gemessen worden. Zum Vergleich: Ein beruflich strahlenexponierter Mitarbeiter in einem Atomkraftwerk darf maximal einer Dosis von 20 mSv pro Jahr (mSv/a) ausgesetzt sein. 2012 waren in der Raumluft der Kaverne 30 bis 40 mSv/h gemessen worden.

Die Fässer sind daher ncht mehr sicher handhabbar und sollen ab 2015 mithilfe eines von Vattenfall (Betreiber) entwickelten technischen Verfahrens geborgen werden. Bis dahin sollen auch die drei weiteren Kavernen mit den schwach- und mittelradioaktiven Abfällen untersucht werden.

Wie immer bei derartigen Gelegenheiten heißt es auch dieses Mal wieder (Herr Habeck, Zitat): "Eine Gefährdung der Umgebung und Umwelt ist nicht gegeben."

Darüber, dass die verwendeten Fässer für die jahrzehntelange Lagerung des radioaktiven Mülls schlicht und einfach nicht geeignet sind, und das die Lagerung in den Kavernen eigentlich nur für zwei Jahre vorgesehen war, wird schon weniger gerne gesprochen. Aus meiner Sicht handelt es sich deshalb hier um fahrlässigen Umgang mit gefährlichen radioaktiven Abfällen.

In einem Artikel vom 11.02.2014 schildert die Zeit die Korrosionsschäden aus der Sicht Vattenfalls: Von den bereits überprüften 70 Fässern würden "einige wenige" Auffälligkeiten im Sinne von Korrosion zeigen. Ich würde sagen, ehrlicherweise müsste es heißen, dass gut ein Viertel der 70 Fässer besorgniserregende Schäden aufweist!

Was die Gefährdung der Umgebung und Umwelt mag Herr Habeck Recht haben, solange die Kavernen staub- und gasdicht sind und der darin erzeugte Unterdruck aufrecht erhalten werden kann. Da für die Erzeugung des Unterdrucks Pumpen benötigt werden, wäre ein Austritt radioaktiver Partikel aus den Kavernen in die Umgebung aber zumindest wohl nicht mehr auszuschließen.

Möglich wäre das beispielsweise dann, wenn es im Bereich des an der Elbe gelegenen Atomkraftwerks bei einer Sturmflut zu einem Deichbruch kommen würde. Wenn man den offizellen Aussagen in Japan noch vertreuen könnte, dann wäre der dreifache Super-GAU in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) ja nicht auf das Erdbeben zurückzuführen, sondern auf das Hochwasser infolge des dadurch ausgelösten Tsunamis.

Angesichts dessen können die Standard-Verlautbarungen der Verantwortlichen aus der Chefetage des Atomkonzerns und der Landeregierung in Kiel da nicht wirklich beruhigen. Aber selbst wenn es im stillgelegten Atomkraftwerk "Brunsbüttel" nicht mehr zu einem Super-GAU kommen würde, wäre die Freisetzung der Radioaktivität aus der Müllkippe im Keller des Atommeilers alles andere als ein harmloses Missgeschick, sondern eine radioaktive Kontaminierung der Umwelt, die bei sachgemäßem Umgang mit dem Atommüll hätte vermieden werden können.



(Quellen: Nordsee-Zeitung von 20.02.2014, taz vom 19.02.2014, Spiegel vom 19.02.2014, NDR vom 19.02.2014 und vom 12.03.2012, Die Zeit vom 11.02.2014, Wikipedia )