Freitag, 23. Mai 2014

Glaube, Wissen, Wahrheit ... - Mariam Yehya Ibrahim

Wenn ein Mensch sagt, dass er dieses oder jenes glaubt, dann sagt er damit aus, dass er etwas für wahrscheinlich hält, für das er allerdings keinen sicheren Beweis vorlegen kann.

Wenn ein anderer Mensch etwas anderes glaubt, weil er die Annahme des Ersten für weniger wahrscheinlich hält, dann kann er ebensowenig beweisen, dass sein eigener Glaube die unwiderlegbare Wahrheit ist, wie er beweisen kann, dass der Andere lügt, weil er sagt, er glaube etwas anderes.


"Glauben" heißt: "Nicht Wissen"

Die drei großen monotheistischen Weltreligionen, das Judentum, das Christentum und der Islam gehen auf die gleichen Wurzeln zurück. Letztlich glauben alle Anhänger dieser drei Religionsgemeinschaften an den einen, den gleichen Gott, von dem sie annehmen, er sei der Schöpfer des Weltalls, der Erde, des Himmels und des Lebens. Niemand weiß jedoch, ob es tatsächlich so gewesen ist.

Selbst Wissenschaftler, die vieles bezüglich der Entstehung des Weltalls, unseres Sonnensytems, der Erde und des Lebens mit grundlegenden physikalischen, chemischen und biologischen Naturgesetzen berechnen, belegen und erklären können, sind auch heute noch in vielen Punkten auf Hypothesen angewiesen, die es noch zu erforschen und zu beweisen gilt.
  • Auf den Punkt gebracht:
    Sie glauben, dass es so etwas wie einen "Urknall" gegeben haben muss, aus dem letztlich alles entstanden ist ...

Das Recht auf Leben

Die Christen glauben, dass dieser eine Gott denen, die bereits lange Zeit vor der Geburt von Jesus Christus lebten - also lange bevor es Christen oder Muslime gab - zehn grundlegende Gebote auferlegt hat. Eines davon lautet:
  • "Du sollst nicht töten."

Dieses Gebot ist nicht das erste auf der Liste der "Zehn Gebote", aber sicher kann jeder nachvollziehen, wenn ich sage, das Recht auf Leben ist das grundlegendste Recht aller Menschen auf der Welt. Wenn Menschen einem anderen Menschen das Leben nehmen, dann begehen sie damit nach meinem Verständnis das schlimmste Verbrechen, dessen sie sich "im Angesicht ihres Gottes" schuldig machen können.

Wenn ein Mensch etwas anderes glaubt, als die meisten anderen Menschen in seiner Umgebung, dann gibt es absolut nichts, was ihnen das Recht gibt, ihn deswegen umzubringen. Völlig unbegreiflich ist es jedoch, wenn Menschen einen anderen Menschen ermorden wollen, der an den gleichen Gott glaubt wie sie selbst, nur weil er einige Details für wahrscheinlicher - oder auch für unwahrscheinlicher - hält, als diejenigen, die ihm deswegen nach dem Leben trachten.

Ich habe einmal gehört, wie jemand - zugegebenermaßen etwas provokant - sagte:
"Die Menschheit ist noch nicht reif für Religionen."

Manchmal, wie auch im folgenden Fall, werde ich den Eindruck nicht los, er könnte damit Recht gehabt haben:
Mariam Yehya Ibrahim - Mutter, Ärztin und Christin - wurde im Sudan zu Tode verurteilt, weil sie sich weigert, ihren christlichen Glauben zu widerrufen. Sie hat einen zweijährigen Sohn und ist im achten Monat schwanger.

Die junge Frau wurde wegen Ehebruchs zu 100 Peitschenhieben verurteilt, weil ihre Ehe mit einem Christen nach dem Gesetz der Scharia unrecht sei. Für den Vorwurf der "Abtrünnigkeit“ vom Glauben wurde sie zum Tod durch Erhängen verurteilt.

Mariam ist die Tochter einer christlichen Frau und eines muslimischen Mannes. Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hat, wurde sie christlich erzogen. Doch das sudanesische Recht besagt, dass Kinder von muslimischen Vätern automatisch als Muslime geboren werden.

Auf der internationalen Petitionsplattform "Change.org" läuft derzeit eine Petion an Herrn Umar al-Baschir (Sudan, Präsident) und an die Regierungschefs der Welt, mit der sie dazu aufgefordert werden, alles dafür zu tun, die Ermordung Mariam Yehya Ibrahims zu verhindern.


Auch die internationale Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" bittet um Unterstützung für Frau Yehya Ibrahim. Einem Bericht der "Deutschen Welle" vom 19.05.2014 zufolge besteht durchaus noch Hoffnung für sie (Zitat):
".. Unterdessen scheint die Hinrichtung der jungen Frau noch nicht besiegelt. Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN zitierte am Wochenende den sudanesischen Parlaments-Sprecher Fatih Izz Al-Deen mit den Worten, der Fall werde 'durch alle juristischen Instanzen bis hin zum Verfassungsgericht laufen.' .."

Es ist also nicht so, dass es ja sowieso zwecklos ist, "Amnesty International" und die Petition auf "Change.org" zu unterstützen: Im Gegenteil ...



(Quellen: Deutsche Welle vom 19.05.2014, Amnesty International vom 16.05.2014 , Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.05.2014, Evangelische Kirche in DeutschlandChange org)

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