Mittwoch, 21. Mai 2014

Schluss mit Kohle-Tragödien!

Die Bilder und Berichte in den Medien von dem schwersten Grubenunglück in der Türkei, bei dem in Soma (Türkei) mehr als 300 Bergleute ums Leben kamen, dürften wohl kaum jemanden unberührt gelassen haben. Die Trauer der Betroffenen wird inzwischen mehr und mehr vom Zorn der Menschen in der Türkei überdeckt.

Die Menschen in der Türkei sind zornig auf die Regierung, weil Herr Erdogan (Türkei, Premierminister) versucht hat, das Ausmaß des verheerenden Unglücks vor laufenden Kameras herunterzuspielen. Darüber hatte am 14.05.2014 auch der "Spiegel" berichtet. Gestern war in der "Süddeutschen Zeitung" zu lesen, der Journalist, der den Artikel verfasst hatte (Herr Hasnain Kazim), werde deswegen verfolgt und mit dem Tode bedroht: Kritik an den herrschenden Verhälnissen wird in der Türkei offenbar immer gefährlicher.

In einem Artikel der Frankfurter Rundschau vom 19.05.2014 heißt es, das Demonstrationsrecht sei in Soma außer Kraft gesetzt worden. Acht Anwälte, die den Bergleuten kostenlos juristischen Beistand leisten wollten, seien nach eigenen Angaben zufolge am Sonnabend von der Polizei festgenommen, geschlagen und stundenlang eingesperrt worden.

Tätliche Angriffe Herrn Erdogans gegen einen Bergarbeiter und eines seiner Berater gegen einen von Polizisten am Boden festgehaltenen Demonstranten tragen auch nicht gerade zur Deeskalation bei ...

Die Menschen in der Türkei sind auch zornig, weil die ihrer Meinung nach auf immer höhere Fördermengen ausgerichtete Bergbauindustrie den Profiten der Bergwerksbetreiber nutzt, aber zulasten der Sicherheit geht. Jetzt hat ein türkischer Bürger mithilfe des internationalen Klimaschutz-Netzwerks "350.org" eine Petition initiiert, mit der er das Ende des Steinkohle-Bergbaus in der Türkei fordert. Er macht darauf aufmerksam, dass die Türkei reich an regenerativen Energiequellen ist, und die nicht auf die klimaschädigende Steinkohle angewiesen ist.

Hier ist eine Übersetzung seines in englischer Sprache verfassten Textes:

Schluss mit Kohle-Tragödien!

Eine Explosion und ein Feuer in einem Kohlenbergwerk, das von der "Soma Group" in Soma (Türkei) betrieben wird, tötete nahezu 300 Bergleute und Hunderte wurden in der Grube verschüttet.

Die Menschen in der Türkei sind erschüttert und traurig. In der Hoffnung, Neuigkeiten über Überlebende zu hören, verfolgen wir besorgt jede mögliche Medienquelle. Aber wir sind auch sehr zornig. Wir sind zornig, weil wir wissen, dass diese Toten vermeidbar gewesen wären.

In der Türkei arbeiten schätzungsweise 50000 Bergleute in diesen Steinkohle-Bergwerken. Jedes Jahr kommen zehn von ihnen ums Leben und Hunderte werden verletzt. Das sind die offiziellen Zahlen - die realen Zahlen, so heißt es, liegen noch viel höher. Und die Türkei plant die Kohleförderung noch weiter zu erhöhen. Die türkische Regierung erklärte das Jahr 2012 zum "Jahr der Kohle" und die offizielle Richtlinie lautet, jede Kohle-, jede Gas- und jede Öl-Reserve im Land soll bis 2023 ausgebeutet worden sein. Die Bergbauindustrie wird hoch subventioniert. Allein im April sind 51000 neue Bergbau Lizenzen gewährt worden.

All das wird weitere Tote Bergleute, noch mehr Verletzte, mehr Emissionen und den Anstieg der mittleren globalen Temperatur zur Folge haben. Vor vier Jahren bezeichnete Premierminister Erdoğan den Tod von Bergleuten, die bei einem anderen Grubenglück ums Leben gekommen waren, als Schicksal. Und dieses Mal bezeichnete der Premierminister diese Unfälle als normal.

Das ist jedoch wieder normal noch müsste es irgend jemandes Schicksal sein. Wir können das beenden. Bezüglich ihrer klimafreundlichen Energieresourcen ist die Türkei ein reiches Land, ganz zu schweigen vom Einsparpotential durch Energieeffizienz. Die Türkei braucht keine fossilen Energieträger und andere schmutzige Quellen um ihre Energieversorgung sicherzustellen. Eine Energie-Infrastruktur, die auf Effizienz, intelligente Netze, klimafreundliche und nachhaltige Energiequellen setzt, könnte den Energiebedarf sicherstellen und genügend potentielle Arbeitsstellen für alle Bergleute und viele weitere Menschen schaffen.

Kein weiteres Leben muss in diesen Steinkohle-Bergwerken geopfert werden. Lasst die Kohle in der Erde.

Beteiligt euch an unserem Aufruf an die Regierung der Türkei, die Ausbeutung und die Subventionierung fossiler Energieträger und schmutziger Energiequellen zu stoppen, die Energieeffizienz zu erhöhen und mit Investitionen in einen sauberen Übergang zu klimafreundlicher Energieversorgung zu beginnen .


Sagt der türkischen Regierung :

'Kohle ist im wahrsten Sinne des Wortes "schmutzig". Sieh zerstört Leben und sie zerstört das Klima. Leben ist keine Ware, die gegen billige Kohle eingetauscht werden kann. Niemals wieder wollen wir diese unbeschreibliche Trauer sehen oder erleben müssen.

Wir fordern Sie auf, den Kohlebergbau und die Ausbeutung schmutziger Energien zu stoppen.'

Die Petition kann auf der Internetseite von 350.org online unterzeichnet werden.


(Quellen: Süddeutsche Zeitung vom 20.05.2014, Frankfurter Rundschau vom 19.05.2014, Tagesspiegel vom 16.05.2014, Spiegel vom 14.05.2014)

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