Freitag, 1. Januar 2016

2015 - Das war's ..

Mit "Prost Neujahr" stoßen die Menschen hierzulande auf das kommende Jahr an und wüschen einen "Guten Rutsch". Das Alte liegt hinter ihnen. Einige haben vielleicht Schicksalsschläge zu verkraften gehabt, andere sind besorgt wegen des Klimawandels oder wegen der zahlreichen Kriege an vielen Brennpunkten in der Welt ... - und so hoffen sie auf bessere Zeiten im neuen Jahr. So war es auch am Sylvesterabend des Jahres 2014 ...

Das Jahr 2015 war gerade einmal 7 Tage alt, als ein barbarischer Anschlag islamistischer Terroristen auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris die Hoffnungen vieler Menschen auf bessere Zeiten in Blut ertränkte. Nach dem Anschlag schrieb eine junge Französin auf dem "Place de la République" in Paris immer wieder die gleichen Worte in ein Schulheft: "Tinte muss fließen und kein Blut." Im ARD-Brennpunkt vom 08.01.2015 sagte sie: "Menschen sind gestorben, aber die Meinungsfreiheit ist nicht tot."

Zumindest was die Staaten mit freien demokratischen Gesellschaften angeht hat sie damit - bisher - Recht behalten. Allerdings nutzen auch dort die Regierungen den Terror in der Welt, indem sie mit dem allgemeinen Totschlagsargument "Terrorismusbekämpfung" versuchen, demokratische Grundrechte einzuschränken, um ihre eigene Macht zu stärken. Ein unschönes Beispiel dafür, wohin das führen kann, ist Putin's Russland, wo Demonstranten inzwischen riskieren, für mehrere Jahre im Gefängnis zu verschwinden - oder ermordet zu werden.


Der Krieg in Syrien ist bei uns angekommen

Aus dem syrischen Bürgerkrieg gegen das Assad-Regime ist längst ein Krieg der Terrormilizen des IS gegen das nach Freiheit strebende syrische Volk geworden. Es ist noch nicht allzulange her, da schien es, als seien Syrien und die Gräueltaten des IS "weit weg". Das änderte sich im Verlauf des Jahres 2015, als die Zahl der Menschen die vor dem Terror des IS in Syrien bei uns Zuflucht suchen, dramatisch zunahm.

Das wiederum machen sich die Hetzer am äußersten rechten Rand unserer Gesellschaft zunutze, um unterschwellige Ängste vor einer "Islamisierung des Abendlandes" zu schüren. Das Resultat ist eine steigende Anzahl von Anschlägen gegen Asylbewerber- und Flüchtlingsunterkünfte. Auf der anderen Seite gibt es jedoch glücklicherweise eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft, die den Menschen, die den Terroregieme des IS entkommen konnten, das Gefühl geben, in der Fremde willkommen zu sein. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer hätte die Bundesregierung der - eigentlich nicht sehr überraschenden - Flüchtlingswelle wohl ziemlich hilflos gegenübergestanden.


Für Frankreich endete das Jahr 2015, wie es begonnen hatte. Am 13. November wurden in Paris 132 Menschen ermordet und 352 weitere verletzt, als Terroristen im Namen des IS zeitgleich wahllos auf die Besucher von Cafés und eines Konzerts schießen. Zuvor gab es eine Explosion in der Nähe des Stadions "Stade de France" im Norden der Stadt, als dort gerade ein Fußballspiel mit Mannschaften aus Deutschland und Frankreich stattfand.

Nur einen Tag zuvor waren bei einem Anschlag des IS in einem überwiegend von sunnitischen Muslimen bewohnten Stadtteil der libanesischen Hauptstadt Beirut 44 Menschen getötet und 239 verletzt worden.

Am 10.10.2015 kamen bei einem Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara 102 Menschen ums Leben und mehr als 500 wurden verletzt, als sich zwei Selbstmordattentäter des IS während einer Demonstration linker und prokurdischer Gruppen in die Luft sprengten. Wie es heißt, soll einer der Attentäter kurz zuvor "Allahu akbar" (Gott ist groß) gerufen haben. Am 31.10.2015 kamen alle 224 Menschen an Bord eines russischen Airbus 321 bei einem Bombenanschlag des IS über der Sinai-Halbinsel (Ägypten) ums Leben.


Raketen gegen Selbstmordattentäter?

Das Handelsblatt berichtet am 17. November auf seiner Internetseite über die Anschlagsserie unter dem Titel "Paris, Ankara, Sinai, Libanon - IS-Terror im Wochentakt". Immer wenn das von den Extremisten ausgerufene "Kalifat" militärisch in Bedrängnis gerate, würden die Terrormilizen des IS würden ihre Macht weit über die Grenzen ihres direkten Einflussbereichs hinaus demonstrieren. Der IS brauche militärische Erfolge und spektakuläre Terrorakte, um sich die Gefolgschaft seiner Anhänger zu sichern.

Vor diesem Hintergrund macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, eine große High-Tech Militärmaschinerie in Bewegung zu setzen, um den IS in Syrien und im Irak zu besiegen. Vielleicht kann es einer internationalen Militäroffensive gelingen, die Kontrolle in den beiden Ländern zu erlangen. - Gegen unerkannt aus dem Untergrund heraus operierende Terroristen und Selbstmordattentäter nützen jedoch weder Panzer und Kanonen noch viele milliarden Dollar teure Kampfflugzeuge, Marschflugkörper und Raketen.

Diese bittere Lehre hätten diejenigen, denen jetzt wieder nichts besseres einfällt, als sich Hals über Kopf in einen neuen Krieg zu stürzen, eigentlich aus den militärischen Debakeln im Irak und in Afghanistan ziehen sollen. Es bleibt nicht aus, dass dabei auch unbeteiligte Zivilisten zu Schaden kommen, die sich dann gegen die Angreifer wenden, die ihre Häuser zerstört und ihre Familienangehörigen, Freunde oder Nachbarn getötet haben. Das angestrebte Image des "Befreiers" ändert sich dann schnell in ein Image des "Besatzers". Das wiederum treibt letztlich viele von ihnen in die Arme ihrer Unterdrücker - und produziert möglicherweise neue Terroristen.


Irrweg "grenzenloses Wachstum"

Ich habe auch kein Patentrezept mit einer schnellen Wirkung gegen internationalen Terrorismus. Ich weiß nur, dass waffenstarrende Armeen machtlos dagegen sind und niemand davor sicher ist - auch wenn der eine oder andere Anschlag infolge glücklicher Zufälle verhindert werden kann, wird es den radikalen Fanatikern immer wieder gelingen, sich irgendwo ohne Vorwarnung inmitten vieler unschuldiger Menschen in die Luft zu sprengen.

Das einzige, was auf lange Sicht wirksam ist, wären fundamentale Verbesserungen der Lebensumstände der Menschen. Wenn es den Menschen gut geht, wenn sie genug zu essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf haben und wenn sie sich das eine oder andere leisten können, dann wird dem Terrorismus der Nährboden entzogen. Um das zu erreichen müsste aber wohl das gesamte Weltwirtschaftssystem komplett reformiert werden. Mit den knapper werdenden natürlichen Resourcen unseres Planeten kann das Prinzip des ewigen Wirtschaftswachstums in den reichen Industriestaaten nicht mehr funktionieren: Wenn etwas wachsen soll, dann muss ihm etwas hinzugefügt werden.

In der heutigen globalisierten Welt geht unser Wachstum inzwischen längst zulasten der Mehrheit der ohnehin schon ärmeren und armen Länder in der Welt. Vielleicht würde es schon helfen, das Dogma "Wachsum" gegen ein Prinip des "Teilens" auszuwechseln. Wenn der Reichtum der Welt nicht einer raffgierigen Minderheit, sondern allen Menschen zur Verfügung stünde, könnten alle Menschen überall auf unserem Planeten gut leben.

Auch deshalb sind die sogenannten "Frei"-Handeslsabkommen TTIP, CETA, TISA, TPP etc. die derzeit von Regierungen zugunsten der Profite internationaler Konzerne und zulasten grundlegender demokratischer Rechte bisher noch souveräner Staaten vorangetrieben werden, ein Weg in die Sackgasse. Dass die Regierungen damit gegen den Willen der betroffenen Bürger handeln, zeigen beispielsweise die mehr als 3 Millionen Unterschriften für die selbstorganisierte Bürgerinitiative "Stop TTIP!" und hunderttausende Menschen, die in Europa gegen TTIP, CETA, TISA und Co. auf die Straße gegangen sind.


(Gem)einsam gegen den Klimawandel (?)

Angesichts der drohenden Klimakatastrophe geht es ohnehin nicht mehr darum, wer am Ende mehr hat. Es geht um nichts weniger, als um unser gemeinsames Überleben auf unserem gemeinsamen Planeten, dessen Lebensgrundlagen dem Wachstumswahn der "reichen" Industriestaaten zum Opfer zu fallen droht. Schon deshalb ist eine Reform der Weltwirtschaft dringend erforderlich. Wenn "wir" so weitermachen, wie bisher, wird es am Ende nur Verlierer geben.

Auch wenn es nicht die erhoffte radikale Kehrtwende im Kampf gegen den Klimawandel und die damit einhergehende globale Erwärmung gebracht hat, ist das Abkommen, das im Dezember im Rahmen der internationalen Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris (COP 21) zustande kam, immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Das wesentliche Hindernis war aber auch hier wieder das kleinstaatliche Denken und die Sicherung der "eignenen Resourcen" im Angesicht der uns alle betreffenden globalen Bedrohung unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen.

Damit schließe ich meinen diesjährigen Jahresrückblick. Klar: Es gibt noch sehr viel mehr, was ich hier hätte auflisten können. Aber die Gewalt im Nahen Osten und ihre Auwirkungen hierzulande, die Auseinandersetzung mit TTIP, CETA und den zu erwartenden Folgen für unser Leben, sowie der besorgniserregend voranschreitende Klimawandel sind die Themen, die mich am meisten beschäftigt haben. Daneben gab es auch für mich persönlich einige Veränderungen während des zurückliegenden Jahres - darunter zwei Umzüge (mein eigener und der meiner Mutter), die mich über einen längeren Zeitraum hinweg in Anspruch genommen haben. Auch wenn es Themen genug gab, fehlte mit oftmals schlicht die Zeit für eine umfassende Recherche und zum Schreiben. 

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